Meconomy. Markus Albers
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• Andreas Stammnitz’ große Leidenschaft war immer schon, Menschen etwas beizubringen. Als Marketingchef eines großen deutschen Buchverlages war er zwar erfolgreich – aber in ihm brannte immer der Gedanke: Am liebsten wäre ich selbstständig und würde irgendwas mit Erwachsenenbildung machen. Jetzt hat Stammnitz seinen festen Job auf halbtags reduziert und baut nebenbei eine Onlinecommunity für Coaching und berufliche Fortbildung auf.
Nur drei Beispiele für Seth Godins Kernthese, dass die neue Wirtschaftsordnung Leidenschaft belohnt. „Bei Stämmen geht es um Glauben“, so der Amerikaner: „Glauben an eine Idee, an eine Gemeinschaft. Glauben Sie an das, was Sie tun? Jeden Tag? Es stellt sich heraus, dass glauben eine brillante Strategie ist. Immer mehr Menschen merken gerade, dass sie sehr viel arbeiten und dass es sehr viel befriedigender ist, an etwas zu arbeiten, an das sie glauben, und Dinge zu bewegen, als einfach nur jeden Monat sein Gehalt zu bekommen und darauf zu warten, gefeuert zu werden (oder zu sterben).“
Geht es nach Godin, ist das Leben zu kurz, um zu hassen, was man den Tag über tut. Zu kurz, um Mittelmäßiges zu produzieren. Und fast alles, was heutzutage Standard, gängig oder durchschnittlich sei, gelte den Menschen als mittelmäßig, also langweilig. „Das Resultat ist, dass viele sehr gute Leute den Tag damit zubringen, zu verteidigen, was sie tun“, so der Autor, „damit, das zu verkaufen, was sie immer verkauft haben, und zu verhindern versuchen, dass ihr Unternehmen von den Mächten des Neuen aufgefressen wird. Es muss sie sehr anstrengen. Mittelmäßiges zu verteidigen ist aufreibend.“ Wer bei Opel arbeitet, bei Karstadt oder bei einer Tageszeitung, weiß, was gemeint ist.
Aber was, wenn man befürchtet, dass die eigene Leidenschaft, das Hobby, das Interessengebiet zu exotisch ist? Oder zu gängig? Kurz: was, wenn man Angst hat, die Sicherheit des Mittelmäßigen einzutauschen gegen das Abenteuer des Unberechenbaren? Dann sollte man es erstens machen wie Andreas Stammnitz und die neue Geschäftsidee, die Website, den Laden, seinen Stamm ganz langsam nebenbei aufbauen. Man merkt dann schon, wann es Zeit ist, das Alte aufzugeben und sich ganz ins Neue zu stürzen. Aber man muss auch bereit sein, konstruktiv zu scheitern und daraus zu lernen: „Nutzen Sie die Kraft, die darin liegt, nicht recht haben zu müssen“, so John Naisbitt, renommierter Zukunftsforscher, Autor des Weltbestsellers „Megatrends“ und Berater mehrerer US-Präsidenten in seinem letzten Buch „Mindset“: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wenn Sie Angst davor haben, nicht recht zu behalten, werden die Gelegenheiten, die diese evolutionäre Ära zu bieten hat, an Ihnen vorbeiziehen.“
Zweitens sollte man an die „1000-Fans“-Regel von Kevin Kelly, Internet-Legende und Mitgründer des Magazins Wired, denken. Sie besagt, dass in der Regel 1000 wahre Fans reichen, um einen Künstler oder ein kleines Geschäft zu ernähren. Ein wahrer Fan laut dieser Definition bringt drei Freunde mit zum Konzert. Kauft die teure Hardcover-Ausgabe eines Buches, statt nur auf der Website des Autors herumzuklicken. Fährt quer durch die Stadt, um in genau diesem Laden jene Schokolade zu kaufen. Und vor allem verstärkt er die Wirkung des Stammes, erzählt weiter, wie großartig es ist, Fan zu sein von: genau – von Ihnen.
Heißt das nun also, dass wir alle selbstständige Kleinunternehmer werden sollen, Blogger, Künstler und Schokoladenverkäufer? Eben nicht. Organisationen sind nach wie vor wichtig. Sie produzieren Effizienzgewinne, erlauben es, Prozesse zu skalieren, und reduzieren Komplexität. Wir brauchen Organisationen. Sie „geben uns die Möglichkeit, komplexe Produkte herzustellen“, so Godin, „sie haben die Kraft und das Durchhaltevermögen, Dinge auf den Markt zu bringen. Sie können große Stämme bedienen.“ Aber sie müssen keine Fabriken, so nennt Godin Organisationen, in denen der Chef einem sagt, was man zu tun hat, mehr sein. Routineaufgaben, standardisierte Prozesse und die Herstellung von Massenprodukten halten das moderne Unternehmen nur auf und sind leicht outzusourcen. „Die Organisationen der Zukunft bestehen aus smarten, schnellen, flexiblen Menschen, die auf einer Mission sind“, so Godin.
Stämme können auch innerhalb von Organisationen entstehen. Rund um denjenigen, der die innovative Idee hatte. Um diejenige, die Kollegen mit ihrem Enthusiasmus begeistert. Um den, der nicht nur Dienst nach Vorschrift macht. Oder um die, die nicht nur überlegt, was die Chefs von ihr verlangen, sondern welche Ziele sie damit verfolgen und wie sie diese erreichen kann. Herausfinden, wofür man brennt, das dann publik machen und so Fans um sich sammeln, um gemeinsam daran zu arbeiten – all das kann man auch im Unternehmen tun, am Arbeitsplatz. Man muss es sogar tun, um nicht entweder an Langeweile einzugehen oder wegen Farblosigkeit gekündigt zu werden.
Dieses Leben können wir heute nicht nur dramatisch leichter einrichten als früher – es wird uns auch mit sehr viel höherer Wahrscheinlichkeit erfolgreich machen und zufrieden.
Oder? Um das genau zu wissen, wäre es gut, etwas mehr darüber zu erfahren, was eigentlich die Dinge sind, die uns glücklich werden lassen. Denn Experten stellen immer wieder fest, dass wir erstaunlich unklare und unrealistische Vorstellungen davon haben, was Glück eigentlich ist und wie wir es erreichen. Diese Frage unter den Voraussetzungen der Meconomy zu klären, wollen wir uns darum im nächsten Kapitel vornehmen.
Was macht mich glücklich?
„Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn’t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. Discover.“
Mark Twain
Die wichtigsten Glückstheorien im Schnelldurchlauf
Im Sommer 2009, das Buch „Glück kommt selten allein“ von Eckart von Hirschhausen ist seit drei Monaten auf Platz eins der Bestsellerlist und hat schon mehr als 500000 Exemplare verkauft, kommt endlich auch der Spiegel nicht mehr an dem Phänomen vorbei: „Der Glücksladen brummt“, raunzt das Nachrichtenmagazin eher mäßig gut gelaunt in einer großen Titelgeschichte. „Je mehr zu dem Thema publiziert wird, desto dringlicher wird der Wunsch des Publikums, einen Überblick zu gewinnen. Also wird noch mehr aufgelistet, Rat gegeben und Weg gewiesen.“
Und es stimmt ja: Auf Amazon finden sich 1500 deutschsprachige Bücher mit „Glück“ im Titel. Neben Stefan Kleins rund recherchiertem modernem Klassiker „Die Glücksformel“ von 2002 wollen uns allein an prominenten Autoren Wolf Schneider und Anselm Grün und Lothar J. Seiwert, Wilhelm Schmid und Hape Kerkeling zu einem besseren Leben verhelfen.
Die Zeitschrift Psychologie heute beklagt die aktuelle „Fülle von seriösen bis seichten Glücksratgebern“ und bringt gleichzeitig selbst das Sonderheft „Glücksmomente“ heraus. Ein Heidelberger Wirtschaftsgymnasium lehrt gar „Glück“ als Fach. 17- bis 19-jährige Schüler üben sich da in Philosophie, gemeinsamem Kochen und gegenseitigem Loben.
Woher kommt die neue Faszination für dieses doch eigentlich uralte Thema? „Die Wiederkehr der Frage nach dem Glück hängt auch mit dem Überdruss an der täglichen Steigerung von Stress, Flexibilität, Image-Arbeit, Tempo, Marktführerschaft und Effizienz unter dem Druck einer globalisierten Ökonomie zusammen“, mutmaßt der Spiegel leicht kulturkritisch, aber wohl nicht ganz zu Unrecht. Das Streben nach privatem Glück in der allgemein zunehmenden Unübersichtlichkeit sei „die typische Reaktion auf die Krise einer Werteordnung, die lange gesichert schien“.
Man kann die vom Spiegel beschriebene Entwicklung natürlich