Meconomy. Markus Albers
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Die von ihnen täglich praktizierten vielfältigen Möglichkeiten der Kommunikation und Zusammenarbeit fügen sich auch in ihren privaten Arbeitsalltag wie selbstverständlich ein. „Das nun alleine unter Software- und Technikgesichtspunkten zu sehen, springt viel zu kurz“, so Greisle: „Es geht hier um eine Veränderung der Arbeitskultur.“ Er nennt die folgenden zentralen Punkte:
• Hochgradig vernetztes Arbeiten im Tagesgeschäft, sowohl im Haus als auch extern. Räumliche und zeitliche Grenzen verschwimmen
• Kollaborative Werkzeuge gehören zum Alltag, vom Chat bis hin zum Weboffice
• Ausgeprägte soziale Netzwerke, die – obwohl oft ausschließlich virtuell – einen höheren Vertrauensbonus haben als unbekannte Kollegen
• Suchen statt merken. Die Informationsdichte ist viel zu hoch, um sich alles zu merken. Stattdessen wird gesucht und gefunden
• Probieren statt studieren. Hemmungen gegenüber neuen Möglichkeiten sind gering, Grenzen werden infrage gestellt
• Zusammentragen von Lösungskomponenten, statt das Rad neu zu erfinden
• Hinterfragen und Nachrecherchieren von Empfehlungen
• Schnelle, spontane und persönliche Kommunikation statt lang geplanter Meetings
• Always-on kombiniert mit einer flexiblen Zeitauffassung, um das Leben in Balance zu halten
• Multitasking und Kommunikation auf mehreren Kanälen gleichzeitig
• Schnelles Handeln mit hohem Vertrauensvorschuss in das Internet und den Computer
Greisle hat beobachtet, dass sich die derart sozialisierten jungen Menschen in traditionellen Arbeitsumgebungen oft sehr schwertun: „Man kann ihn fast körperlich spüren, den Kulturschock für junge Menschen, die mit solchen Verhaltensweisen und allerlei technologischem und methodischem Know-how in unsere Unternehmen kommen“, sagt der Berater: „Sie werden durch die traditionellen Arbeits- und Führungsmethoden in vielen Unternehmen schlicht ausgebremst.“
Vor allem die gut ausgebildeten der jetzt ins Berufsleben eintretenden Arbeitnehmer nehmen sich die Freiheit, den Arbeitgeber nach seiner Kultur zu selektieren. „Bei dieser Gelegenheit werden sie ihn, ganz Internet-Generation, auch noch online bewerten.“ Die Gefahr für Arbeitgeber, die sich nicht auf die veränderten Bedürfnisse der künftigen Angestellten einlassen, sei, „dass dadurch frisches Blut abgeht, neue Impulse und Ideen erstickt werden im Gewohnten. ‚Das haben wir schon immer so gemacht’ als Energiekiller.“
Was also tun? Wie können sich Arbeitgeber auf die kommenden Anforderungen einstellen? Auch hier hat der Unternehmensberater eine kompetente Liste zusammengestellt:
• Grundvoraussetzung: Bieten Sie die Werkzeuge an. Widerstehen Sie dabei der Versuchung, mit Einschränkungen zu arbeiten
• Beschäftigen Sie sich mit den Werkzeugen des Social Web. Dann können Sie mitmachen. Die Hürden sind niedriger, als Sie denken
• Schaffen Sie eine vertrauensvolle Führungskultur. Vertrauensvoll in beide Richtungen
• Kommunizieren Sie offen und zeitnah. Die Digital Natives sind ohnehin schneller als Sie
• Legen Sie Wert auf eine gute, wertschätzende Kommunikationskultur untereinander und im Kontakt mit Partnern und Kunden
• Akzeptieren Sie die neue Offenheit und begreifen Sie sie als Chance. Bisher war das Branchentreffen jährlich, heute ist es permanent
• Nachhaltigkeit ist kein Diskussionsthema mehr, es ist Kultur. Handeln Sie so sowohl im Miteinander als auch ökonomisch und ökologisch
• Schaffen Sie ein Arbeitsplatzmenü, das für alle Anforderungen modernen Arbeitens die richtige Auswahl anbietet. Vom offenen kommunikativen Open Space bis hin zu guten Rückzugsräumen, vom Kreativambiente bis hin zur Arbeit im Home Office und im Coworking-Ort
Digital Natives seien flexibel im Denken, so der Arbeitsexperte, Angestelltenverhältnisse nur eine mögliche Option für sie: „Ob Unternehmen sie dafür gewinnen können, das liegt in der Hand der Unternehmen selbst.“
Interessanterweise scheint sich die etwas ältere Generation der zwischen 30- und 45-Jährigen diese neuen Arbeitsprinzipien allerdings schneller anzueignen, als Experten dachten. Eine aktuelle Studie von Forrester Research zeigt, dass aktuell eben nicht die sogenannte Generation Y zwischen 18 und 28, sondern vielmehr gerade die Mitglieder dieser Generation X kollaborative Technologien in Unternehmen populär machen. Der Grund liegt schlicht darin, dass die unter 29-Jährigen einfach noch nicht die entsprechende Seniorität und Durchsetzungskraft in Firmen haben. Ihre etwas älteren Kollegen hingegen wissen inzwischen sehr wohl um die Bedeutung von Social Media – immerhin stellen sie die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe auf Facebook – sowie um die Vorteile des orts- und zeitunabhängigen kollaborativen Arbeitens. Und sie können nicht nur den Chefs erklären, was so toll an solchen Techniken sein soll – nicht selten sind sie selbst Chef. Insofern gilt das oben Beschriebene wohl auch in wachsendem Maß für Menschen über 29 – eine Annahme, die ich persönlich bestätigen kann.
„Sicherheiten gibt’s eh keine mehr. Macht doch, wofür Euer Herz schlägt“
Johannes Kleske würde sich wohl nicht so bezeichnet wissen wollen, denn generalisierende Labels und Generationendebatten nerven Menschen seines Alters eher –, aber es nützt nichts: Wenn es die Digital Natives denn gibt, gehört der 31-Jährige eindeutig dazu. Er ist im Hauptberuf ein sogenannter „Social-Media-Experte“, das heißt, er berät Unternehmen darin, wie sie mit den neuen Kommunikationsplattformen wie Facebook oder Twitter umgehen können, um eine junge, kritische, extrem fragmentierte und flüchtige Zielgruppe zu erreichen, die kaum noch klassische Medien wie Zeitungen oder Fernsehen nutzt. Johannes ist außerdem – kurz gesagt – eine echte Größe im Netz, weil er klug, freundlich, integer sowie irrsinnig belesen ist. Außerdem hat er mehr als 3000 Follower auf Twitter. Zum Vergleich: Ich habe gerade mal über 500.
Ich wurde auf Johannes zum ersten Mal Mitte 2008 aufmerksam, als ich kurz vor der Veröffentlichung meines ersten Buches „Morgen komm ich später rein“ die erfolgreichsten und besten Blogs rund um Produktivität und neue Arbeitsformen recherchiert habe, weil ich diesen knapp zehn Experten das Buch vorweg zur Rezension schicken wollte. Johannes war mit seinem Blog Tautoko einer von ihnen. Als er dann auch über das Buch twitterte, gingen die Besucherzahlen auf meiner Website dramatisch nach oben. Er hat – in seiner Welt – eindeutig Medienmacht.
Und er kennt sich wie kaum jemand aus in Fragen rund um modernes Nomadentum und Selbstverwirklichung in der digitalen Ökonomie. Seine Thesen zeigen erneut, dass hier eine neue Generation mit neuen Fragen an Arbeit und Leben herangewachsen ist, auf die weder die meisten Arbeitgeber noch staatliche und institutionelle Strukturen eine Antwort haben. Unser Austausch fand über Twitter und E-Mail statt und zog sich über mehrere Wochen. Wir diskutierten unter anderem über das neue Zeitalter der fehlenden Sicherheiten und wie man sich auf die Jobs der Zukunft vorbereitet:
Johannes, was bedeutet für dich Arbeit?
Johannes