Meconomy. Markus Albers

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Meconomy - Markus Albers

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Beschäftigungsverhältnisse gemäß ihrem Anteil an den abhängig Beschäftigten. Die meisten stuften sowohl Qualifizierungs- und Entwicklungsmöglichkeiten in ihrem Job als auch das Potenzial für Kreativität sowie die Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten als nur „mittelmäßig“ ein.

      Was der Arbeitsforscher sagt

      Werner Eichhorst ist der stellvertretende Direktor Arbeitsmarktpolitik am Bonner Institut für die Zukunft der Arbeit (IZA). Er wird oft von der Bundesregierung nach Berlin eingeladen, wenn die Politiker mal wieder wissen wollen, wie es weitergeht. Auch im Fernsehen ist er oft zu sehen. Ein klassischer Politexperte also. Auch solche Menschen haben heute ein Facebook-Profil, auf dem man erfährt, dass der 40-Jährige Erik Satie, Bill Murray und Gerhard Richter mag, Montaigne liest und den Film „Amelie“ gut findet. Eichhorst ist also ein ziemlich moderner Wissenschaftler, und darum wollte ich hören, was er zum Thema Meconomy denkt:

      Herr Eichhorst, die Wirtschaftskrise flaut ab, doch der Schrecken sitzt tief, viele alte Gewissheiten und Institutionen sind erschüttert. Müssen wir uns und unsere Jobs nun neu erfinden?

      Werner Eichhorst: Zumindest Berufseinsteiger, die sich derzeit überall Einstellungsstopps und prekären Arbeitsverhältnissen gegenübersehen, müssen jetzt besonders kreativ sein. Gegenwärtig kommt eine ganze Welle von hochqualifizierten und hochmotivierten Leuten in den Arbeitsmarkt, die nicht ohne Weiteres eine Stelle finden werden, die ihren Ansprüchen genügt. Sie werden die eine oder andere Warteschleife durchlaufen müssen und in dieser Zeit sicher auf die Idee kommen, mal etwas Neues auszuprobieren. Wären feste Jobs mit guter Bezahlung bis zur Rente beliebig verfügbar, würden sie auch von den Jüngeren sicher gern angenommen. Nun ist die Situation aber aufgrund struktureller Veränderungen und der aktuellen Krise in der Wirtschaft nicht so. Jeder ist also gehalten, sich mit eigener Anstrengung und eigener Kreativität über Wasser zu halten – das ist die ganz zentrale Herausforderung für den Einzelnen.

      Wie sieht das in Zahlen aus?

      Eichhorst: Zwar zeigen unsere Studien, dass immer noch 55 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland unbefristet in Vollzeit arbeiten und dass diese Zahl auch in den letzten Jahren gar nicht stark zurückgegangen ist. Auch gibt es insgesamt mehr Arbeitsplätze als noch vor fünf oder zehn Jahren. Wir haben also einen größeren Arbeitsmarkt als früher, auch viele Frauen und frühere Arbeitslose sind neu in diesen Markt eingetreten. Wir sehen – bei einem relativ stabilen Kern – zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten im Bereich Selbstständigkeit, Zeitarbeit und Teilzeit. Zugleich sind die Übergangsphasen am Berufseinstieg eher länger geworden. Auch Höherqualifizierte machen heute mehr Volontariate, Praktika und zusätzliche Qualifikationsphasen, viele von ihnen haben zunächst eine befristete Beschäftigung. Das ist für die meisten bereits ein normales Einstiegsverhältnis, sozusagen eine verlängerte Probezeit.

      Wird bald alles wieder so werden wie vor der Krise?

      Eichhorst: Nein. Die Lasten der Anpassung werden nicht nur von den Randbelegschaften, etwa den Zeitarbeitern, und den Berufseinsteigern, sondern auch vom Kernarbeitsmarkt getragen. Der klassische Opel-Arbeiter wird über kurz oder lang mit hoher Wahrscheinlichkeit seinen Arbeitsplatz verlieren, auch die Beschäftigten bei Unternehmen wie Quelle, Schaeffler oder Märklin. Jobs, die lange Zeit für krisensicher gehalten wurden, brechen jetzt weg und werden in der Größenordnung, wie wir sie bislang gewohnt waren, nicht wieder entstehen. Der Strukturwandel wird durch die Krise also eher beschleunigt. Im Versandhandel oder im klassischen verarbeitenden Gewerbe läuft derzeit ein starker Schrumpfungsprozess ab. Die Autoindustrie war ein Sektor, der in Deutschland relativ stark ausgeprägt war und sich jetzt unter großen Schmerzen verkleinern muss. Ähnliches sehen wir im Bereich der Finanzdienstleistungen. Das bedeutet für die Arbeitnehmer eine größere Notwendigkeit, auf neue Tätigkeitsfelder auszuweichen, auch stärker in den Dienstleistungssektor zu wechseln.

      Machen sich mehr Deutsche selbstständig als früher?

      Eichhorst: Diesen Trend kann man bestätigen. Deutschland liegt da aufgrund der Tradition der sozial abgesicherten und auf Dauer angelegten Beschäftigungsverhältnisse und der weitverbreiteten Sehnsucht nach einer beamtenmäßigen Anstellung zurück gegenüber andern Staaten. Es war auch bislang aufgrund der relativ guten Verfassung des Arbeitsmarktes nicht unbedingt nötig, sich darüber Gedanken zu machen. In letzter Zeit ist das Selbstständigendasein bei uns aber rehabilitiert und auch öffentlich gefördert worden – Stichwort: Ich-AG. Gerade im Bereich Kreativwirtschaft und Medien ist das eines der dominanten Modelle. Und auf jeden Fall sind Großstädte wie Berlin, Köln, Hamburg oder München eine Art Laboratorium, wo solche Trends früher, kumuliert und zugespitzt, beobachtet werden können.

      Steckt in all dem auch eine Chance? Historisch sind viele große Marken und Produkte in Krisen entstanden ...

      Eichhorst: Das sehe ich auch so. Aus der Not heraus, vielleicht auch aus der Gelegenheit, werden gerade jetzt wahrscheinlich Geschäftsideen entwickelt und Unternehmen gegründet, die wir vielleicht erst in zehn Jahren kennen werden. Ich bezweifele nur ein bisschen, ob Deutschland da immer genug Humus bietet, genügend Anknüpfungspunkte, um so etwas entstehen zu lassen.

      Was fehlt dazu?

      Eichhorst: Vor allem eine ausreichende Förderung im Bereich der Existenzgründung. Und der Bereich Ausbildung vernachlässigt beispielsweise die Entwicklung tragfähiger Ideen aus den Hochschulen heraus ...

      ... wie das in den USA üblich ist ...

      Eichhorst: ... genau. In den Konjunkturpaketen der Politik sehen wir aber eher konservativ angelegte Dinge wie Abwrackprämie, Straßenbau oder Kurzarbeit – alles Dinge, die den Strukturwandel eher verlangsamen sollen.

      Was sollte die Politik stattdessen konkret tun?

      Eichhorst: Mehr Geld ausgeben, um kleineren Unternehmen auf die Sprünge zu helfen, die jetzt entstehen. Damit sind mehr Multiplikatoreffekte positiver Art verbunden als damit, Unternehmen zu finanzieren, die über kurz oder lang schrumpfen oder untergehen werden.

      In welche Bereiche sollte Geld fließen?

      Eichhorst: Energieeffizienz, intelligente Gebäude, auch neue Formen der Energiegewinnung. Fortschrittliche Lösungskonzepte im Bereich Verkehr. Bildung, Forschung ... und dann vor allem innovative Formen im Gesundheits- und Pflegebereich – das ist ja auch so ein Feld, das in Deutschland vorsintflutlich verwaltet wird, aber riesige Innovations- und Geschäftspotenziale bietet.

      Wie Digital Natives die Arbeitswelt verändern

      Überall in Deutschland beobachten Experten den aktuellen grundlegenden Wandel der Berufswelt. Einer von ihnen ist Alexander Greisle, der früher beim Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation gearbeitet hat und heute mit seinem eigenen Unternehmen Kunden von der EU über die Bayer AG bis zur Allianz bei der Konzeption und Umsetzung von neuen Management- und Bürokonzepten berät. Greisle publiziert regelmäßig, wie er selbst sagt, „über die Trends der Arbeitswelt, gibt Tipps für den Information Worker und beschäftigt sich mit der Informationsgesellschaft”.

      Der vielleicht wichtigste Trend, den nicht nur er dabei ausgemacht hat, ist die Art und Weise, wie die sogenannten „Digital Natives“ Arbeit neu definieren. Diese mit Internet und Handy aufgewachsene Generation wird derzeit von Marktforschern, Wissenschaftlern und Personalern umworben wie keine andere. Wie sie arbeiten und kommunizieren, was sie von Chefs und Kollegen erwarten, ob sie überhaupt noch ins Büro gehen, welche Technologien sie dann dort vorfinden wollen und welche Produkte sie interessieren – all das wird derzeit in einer betäubenden Anzahl von Kongressen, Workshops und Camps diskutiert.

      Unternehmensberater

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