DIE REICHE VON ITHOR. Martin Cordemann

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DIE REICHE VON ITHOR - Martin Cordemann

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erwachte Ron nach einer kühlen Nacht. Er gab seinem Pferd zu fressen, verschlang ein karges Frühstück und begab sich dann wieder auf die Suche. In seiner alptraumerfüllten Nacht hatten sich ihm einige Möglichkeiten offenbart. Keine davon hatte ihm gefallen. Ob Menschen oder Götter dahintersteckten, es machte kaum einen Unterschied. Wer eine solch mächtige Waffe besaß, der würde sie auch einsetzen. Das glaubte Ron, nur eine Sache glaubte er inzwischen ausschließen zu können. Dass die Zerstörung des Klosters eine natürliche Ursache hatte. Er hatte keine Anzeichen für Vulkane gefunden und auch die Möglichkeit, dass vielleicht etwas aus dem Himmel gefallen war, ein Schweifstern, von denen er gehört hatte, dass sie Schneisen in Wälder schlagen konnten, schien sehr unwahrscheinlich, da dieses Sternchen schon sehr genau das Kloster getroffen haben müsste – und es gab kein Zeichen eines Einschlags, keinen Krater, nichts.

      Und noch etwas gab es nicht, wie er in einer intensiven Suche bis zum Hereinbrechen des Abends feststellen konnte. Spuren. Hatte man das Kloster mit einer Armee heimgesucht, dann musste es eine Armee von Vögeln sein, denn es fanden sich weder Fußspuren noch die von Pferden oder Gespannen. Wer auch immer also eine Waffe besaß, mit der man Stein zerschmelzen lassen konnte, besaß scheinbar auch die Fähigkeit, den Boden nicht zu berühren. Und er hatte lange und intensiv gesucht. Unter dem Neuschnee, in den Verwehungen, unten an der Baumgrenze, nur bis zum Rande der Eisfelder hatte er es noch nicht geschafft. Denn während er noch nach größeren Spuren suchte, fand er eine kleinere. Nur eine einzige. Von einer einzelnen Person. Die offensichtlich verletzt war. Sie führte vom Kloster fort. Eine Person, ein Mönch oder eine Nonne vielleicht, hatte was auch immer hier passiert war also scheinbar überlebt. Und konnte ihm vielleicht berichten, was hier eigentlich geschehen war!

      Ron Schwert nahm sich vor, diese Person zu finden – und hoffte sehr, dass sie kein Schweigegelübde abgelegt hatte!

      Kapitel 4

      Eine mittlere Schneeschicht bedeckte die Spuren, die Ron Schwert gefunden hatte. Teils waren es Fußabdrücke, teils schien die Person ihren ganzen Körper über den Boden gezogen zu haben, so, als könne sie nicht laufen. Handspuren, eine kriechende Person, wahrscheinlich verletzt. Bevor sich Ron an die Verfolgung der Fährte machte, stellte er ein paar Berechnungen an. Sie betrafen die Dicke des Schnees, der die Spuren unter sich begraben hatte. Er wusste nicht, wie oft es in dieser Region schneite und wie intensiv der Niederschlag war, aber er hatte doch eine grobe Vorstellung, wie alt die Spuren sein mussten. Und wenn man davon ausging, dass der Flüchtende ein Überlebender dessen war, was dem Kloster widerfahren war, dann ließ sich daraus schließen, wann in etwa es passiert war.

      Das Ergebnis seiner Überlegungen machte Ron wenig Hoffnung. Wenn er richtig lag, war das Kloster nicht sehr viel später niedergebrannt, nachdem der Abt seine Nachrichtenmöwe an den König entsandt hatte. Möglicherweise zu genau dem Zeitpunkt, an dem Ron sich im fernen Kelldor auf den Weg gemacht hatte.

      Was ihn wieder zu der Theorie brachte, was das Warum für die Zerstörung sein konnte. Der Mann, der von den Göttern gesprochen und der Schutz im Kloster gesucht hatte. Man hatte ihm offenbar nicht viel Zeit gelassen, seine unglaubliche Geschichte zu erzählen.

      Das war die eine Seite. Die andere, die ihm viel weniger schmeckte, war, dass der Flüchtende wahrscheinlich verletzt war. Er konnte sich nicht schnell bewegen, das war klar, aber es war nicht die Gefahr, dass er bereits zu weit entfernt war, die Ron Sorgen bereitete, sondern die Gefahr, dass er inzwischen schon seit langem seinen Verletzungen erlegen war.

      Im Nordosten donnerte es ein wenig. Wahrscheinlich ein Gewitter, dachte Ron. Er nahm sein Pferd am Zügel und folgte der Fährte unter dem Schnee.

      „Ich nehm noch einen“, scholl es Anna Schwert schon an der Tür der Taverne entgegen. Doch bevor der Wirt dem Mann, der diese Worte gesprochen hatte, einen weiteren Krug Starkbier in die Hand drücken konnte, fing Anna den Krug ab, zog sich einen Stuhl heran und ließ sich neben dem Mann am Tisch nieder.

      „Hatten wir nicht schon genug?“ fragte sie und nippte an dem Getränk.

      „Wir, werte Schwert?“ meinte der Mann angetrunken. „Ihr seht so aus, als könntet ihr dringend einen vertragen.“

      „Und Ihr seht so aus, als hättet Ihr schon mehr gehabt, als Ihr vertragen könnt.“

      „Sollen wir…“ Der Mann dachte schneller als er sprach. Was nicht schwierig war, denn er sprach sehr langsam. Und mit belegter Zunge. Lallte wäre der Fachausdruck gewesen. Er hatte vorgehabt, der Dame des Schwertes ein Wetttrinken vorzuschlagen, doch noch während die Worte über seine Lippen kletterten oder vielmehr stolperten, erinnerte er sich daran, dass er das bereits einmal gemacht hatte. Er hatte drei Tage in einer schattigen Baracke verbringen müssen, während es ihr schon zur Mittagsglocke wieder so gut ging, dass sie ihn mit einem kräftigen Bärenbraten neckte, den sie verspeiste und der ihm den Magen in den Mund trieb.

      „Solltet Ihr nicht einen klaren Kopf behalten, Lord Botschafter?“ fragte sie und stellte den Krug auf den hölzernen Tisch. Sie war eine Schwert, aber geboren war sie als Anna Schmiedtotta, wurde Anna Messer, Anna Degen, Anna Säbel und zeigte allen, dass sie mehr beherrschte als eine so leichte Klinge wie den Säbel, so dass sie schon bald Anna Schwert war.

      „Für was, mein liebes Schwert?“ seufzte Hannes Gesandter, der vor Jahren vom König zum Lord Botschafter geadelt worden war, einer der wenigen Titel, die das Land zu bieten hatte. Vielleicht auch nur, um es den Vertretern anderer Länder einfacher zu machen, mit seinem Namen umzugehen, was manchmal Verwirrung auszulösen schien. Da er jedoch stets betrunken und nicht gerade diplomatisch war, ging in einigen Kreisen das Gerücht, der König habe ihn nur deswegen geadelt, um dafür zu sorgen, dass ein anderes Land wegen seines Betragens einen Krieg mit Kelldor beginnen würde, einen Krieg, der alten Ruhm und Reichtum wieder herstellen würde, denn nie war Kelldor so rühmlich und reichlich gewesen wie während der Zeiten des Krieges. Zudem stellte ein Titel nicht zwingend eine Ehrung da, denn der so genannte Lordsiegelbewahrer war ein unfähiger Mann, der in einem Verließ des Schlosses vor einer Glastruhe mit Siegeln hockte und verhindern sollte, dass die Dinger abhauten.

      Gesandter deutete in die Richtung, die er für in etwa Osten hielt und wo er Savaan vermutete. „Ich würde ja wieder nach Savaan reisen, um über Handelseinbahrungen… Handelsverwahrungen…vereinbarungen zu verhandeln, aber Ihr stundet doch aufrecht an meiner Seite, als wir dort vor gar nicht allzu langweiliger Zeit hinübergesegelt sind. Man wollte uns nichtmal an Land lassen. Was für ein gastfreundliches Volk“, zischte er ironisch.

      „Habt Ihr inzwischen erfahren, warum man uns nicht empfangen wollte?“ fragte die Dame des Schwertes, deren Aufgabe es seit längerem war, den Lord Botschafter zu begleiten und zu bewachen, manchmal, so wie heute, auch vor sich selbst.

      „Ach, irgendwas mit dem König. Krank wahrscheinlich, tot vermutlich, schlecht gelaunt mit Sicherheit.“ Hannes winkte ab. Es war doch immer dasselbe mit diesen Landesfürsten. Entweder sie lebten oder sie starben. Und wenn sie starben, kam ein neuer, der wieder lebte, und andere starben. Oft irgendwelche Untertanen.

      „Und deswegen müsst Ihr Euch betrinken?“

      „So könnt Ihr mir wenigstens nicht vorwerfen, ich würde es ohne Grund tun.“

      Sie griff sich den Krug und leerte ihn in einem Zug.

      Hannes sah ihr beeindruckt dabei zu.

      Anna knallte Krug auf den Tisch.

      „Gutes Bier“, sagte sie und wischte sich den Mund ab.

      „Freut mich, dass Ihr das auch so seht.“

      „Wir

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