Kuerzlich in Asien. Stephan Rankl
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Über die Strecke von Kashgar nach Lhasa findet man allerlei Informationen im Internet. Jede Menge abenteuerliche Geschichten sind darunter. Manche haben sich die Mühe gemacht und dankenswerterweise Kilometertabellen aufgezeichnet. Also haarklein aufgeschrieben, wo man abbiegen muss, wo es was zu essen gibt und da wir in der Wüste sind, spielt die Wasserversorgung natürlich auch eine große Rolle. Die Karten für die Gegend sind sehr ungenau. Diese Kilometertabellen sind damit unser wichtigster Leitfaden für die nächsten Wochen, anhand derer wir uns orientieren werden.
An der ersten entscheidenden Stelle in Karshilik, dort wo der Western-Tibet-Highway, die G219 abzweigt, genau hier sind unsere Kilometertabellen ungenau. Dieser Missstand brachte uns alles in allem einem Umweg von 20 Kilometern ein. Hört sich jetzt nach nicht soviel an, aber auf dem Fahrrad ist das schon irgendwie ärgerlich. Wir sind schon wieder aus Karshilik draußen, als der Weg immer schmaler wird. Die Dorfbewohner lächeln uns nur nichtssagend an, als wir uns nach Tibet und dem nächsten größeren Dorf an der G219 erkundigen. Hilft nichts, wieder zurück. Gut, zu Karshilik ist überall zu lesen, dass der PSB hier sein Unwesen treibt und man sollte möglichst unauffällig und schnell durch die Stadt radeln. Weswegen wir auch das auf Englisch ausgeschriebene Hotel ignorieren. Nun stehen wir an der Hauptkreuzung umgeben von einer Menschentraube und fragen, wo es bitte nach Tibet geht. Okay, damit sind wir so ziemlich stadtbekannt, auffälliger geht es nicht. Ein Passant kann schließlich sogar Englisch und erklärt uns den richtigen Weg. Der Abzweig ist auch klar mit dem ersten Kilometerstein „G219 – 0 km“ sehr deutlich gekennzeichnet! Warum schreibt das keiner in diesen Kilometertabellen? Nun ja, es ist spät geworden. Die einzige Möglichkeit eines Campingplatzes mit Wasseranschluss finden wir an der örtlichen Müllhalde. Vielleicht auch der passende Ort, um sich von der Zivilisation für einige Zeit zu verabschieden. Wäre das Wasser nicht so schlammig, könnte man der Müllhalde sogar das Prädikat „gar nicht so schlechter Campingplatz“ erteilen.
Das nahe Armeecamp wird des Nachts grellrot beleuchtet. Sieht gespenstisch aus. Nun sind wir endgültig auf dem Weg nach Tibet. Kein Zurück mehr! Die Episode in Karshilik war schon abenteuerlich, aber vielleicht ist PSB und Armee doch nicht mehr so erpicht darauf, gemeingefährliche Tibetradler aus dem Verkehr zu ziehen? Wer weiß, die Zeiten ändern sich ...
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