Kuerzlich in Asien. Stephan Rankl
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Wir lassen uns nicht abschrecken und sind ein weiteres Mal von der uigurischen Küche begeistert. Neueste Entdeckung „Laghman“. Lange Nudeln mit feiner Gemüse- und Fleischsoße. Kommt einem irgendwie bekannt vor? Richtig, genau das hat Marco Polo damals daheim als Spaghetti verkauft. Hier ist es das Alltagsgericht schlechthin und wird zu jeder Tageszeit serviert. Sogar zum Frühstück, höllisch scharf versteht sich. „Samsa“ sind Teigtaschen mit Hammelfleisch gefüllt und ebenfalls sehr lecker.
Wagt man sich in die alten uigurischen Viertel von Kashgar, die es noch immer gibt, fühlt man sich um einiges in der Zeit zurückversetzt, mitten hinein in ein orientalisches Abenteuer. Die Stadtteile sind quasi nach Handwerk aufgeteilt. Während hier lautes Dängeln und Scheppern von Metallbearbeitung zeugt, fallen dort Späne vom raren Gut Holz. Zwischen drin, bunte Basare mit Gewürzen und Trockenfrüchten. Generell sind die Gebäude jedoch dem Verfall preisgegeben. Einstige Herrenhäuser mit wunderschönen orientalischen Ornamenten verziert, hängen nun windschief über der Straße. Elektrische Leitungen werden da verlegt, wo sie gerade gebraucht werden. Ein heilloses Durcheinander. Wehe, wenn hier jemand einen Kabelbruch oder ähnliches suchen muss. Alte Stadtmauern zeugen von längst vergangen Zeiten, um die Stadt herum verteilte Mausoleen vom Reichtum und Macht einstiger Herrscher. Die Bauwerke gleichen Moscheen, im Innern sind die Särge aller Familienmitglieder aufgebahrt. Erstaunlich viele Miniaturausgaben für Kleinkinder sind mit dabei.
Der chinesische Teil der Stadt glänzt mit sechsspurigen Straßen. Die Grünphasen sind mit Countdown-Ampeln versehen. Am zentralen Platz, eine riesige Mao-Statue mit ausgestreckter Hand. Chinesen lassen sich vor dem Abbild ihres großen Führers ablichten. Obwohl er mit seinen politischen Experimenten der größte Massenmörder des 20. Jahrhunderts ist, hat sein Ansehen bei den Landsleuten nie gelitten. Aufklärung fand bisher nicht statt und für große Fehler fanden sich immer genügend andere Sündenböcke. Schön beschaulich der angrenzende Volkspark. Man sieht uigurische Familien beim Nachmittagspicknick.
Durch die Wüste
Das Abenteuer Westtibet steht an. Den ersten Teil entlang der Taklamakan wird die Versorgung noch gut sein, doch danach, sind die Siedlungen immer weiter auseinander, bis sie überhaupt nicht mehr vorhanden sind. Es gilt Essen fassen! Erst im 1300 Kilometer entfernten Ali können wir wieder darauf hoffen, so kleinen Luxus wie Schokoriegel zu bekommen. Grundnahrungsmittel, sprich Nudelsuppen gibt es in China überall, aber auf Dauer könnte das ein bisschen fad werden. Also plündern wir regelrecht die Supermärkte und stopfen unsere Gepäcktaschen mit Essen voll, wo es nur geht. Wir entdecken Schokoriegel der türkischen Firma „Ülker“. Die zeichnen sich durch den nicht zu unterschätzenden Vorteil aus, uns vom Kakaoanteil auf Deutsch überzeugen zu können. Ein Müsli-Energiepulver-Verschnitt stammt aus Australien. Wenn man das Zeug anrührt, sieht es aus wie Beton. So fühlt es sich auch im Magen an. Das Wichtigste ist der Nährwert! Zucker, Salz und Kekse sind auch sehr wichtig. Im Basar decken wir uns mit Trockenobst und Nüssen kiloweise ein. Wir werden dabei zwar so richtig über den Tisch gezogen, aber bei der reichlichen Auswahl können wir nicht widerstehen und verlieren den Preis aus den Augen.
Nächster Morgen, die Fahrräder haben nun ihr volles Kampfgewicht erreicht und sind einfach nur höllisch schwer. Als wir morgens aus der Lobby schieben, sind wir doch eine kleine Attraktion bei den „Jeeptouristen“, wie wir sie ab jetzt nennen würden, und müssen erst mal für Fotos posieren.
Ab jetzt heißt unser Feind „PSB“. Das Kürzel steht für „Public Security Bureau“. Die polizeiartige Organisation ist zum Beispiel für so schöne Sachen wie Verfolgung und Verhör politischer Dissidenten verantwortlich, Verbrechensaufklärung und die Verhinderung von geschlechtlichen Beziehungen zwischen Chinesen und Tibetern. In abgelegenen Regionen ist dies die täglich spürbare Macht im Staate. Das PSB fungiert ebenso als Ausländerpolizei, ein kleiner Neben-erwerb sozusagen und das darf man wörtlich nehmen.
Der erste Teilabschnitt führt immer entlang der Taklamakan-Wüste, bevor wir nach Süden abzweigen. Eine erste Herausforderung stellt die Überquerung der Kunlun-Berge dar. Das tibetische Plateau ist seit jeher schwierig zu erreichen. Rundherum bilden hohe Gebirge und menschenleere Wüsten einen natürlichen Schutzwall, der die Tibeter lange Zeit vom Rest der Welt isolierte. Die Zeiten ändern sich, Lhasa verfügt über einen Flughafen und seit neuestem kann man mit der Eisenbahn auf das Dach der Welt gelangen. Wir wollen den Weg und die Strapazen der Pioniere nachempfinden und uns die Abgeschiedenheit dieses Teils der Welt regelrecht erfahren. Wenn man bedenkt, dass der Schwede Sven Hedin damals vor nicht mal hundert Jahren, noch mit einer Karawane von Hunderten Kamelen losziehen musste, von denen die wenigsten überlebten, nur um dann trotzdem nicht in Lhasa reingelassen zu werden, da mutet es irgendwie schon seltsam an, jetzt so einfach mit dem Fahrrad diese Strecke in Angriff zu nehmen.
Die ersten Meter sind flach und geteert. Eine gute Rennstrecke und so kommen wir trotz schwerer Räder gut voran. Anfangs gleicht dies alles keiner Wüste, wir radeln durch grüne, schattige Wälder. Flüsse aus dem Pamir und weitverzweigte Bewässerungssysteme sind hierfür verantwortlich. Es ist Herbst und somit gibt es viel Obst an den Straßenmärkten zu kaufen. Zunächst also glänzende Lage an der Verpflegungsfront! Irgendwann findet man sich aber doch in der Einöde wieder. Einzige Anhaltspunkte sind die Straße und Telefonmasten, die schnurgerade über das Land ziehen. Wir betreiben „Oasenhopping“. Immer wieder finden sich in zunehmend größeren Abständen kleine Ansiedlungen. Dort gibt es Erfrischungen zu kaufen. Unser Erscheinen sorgt jedes Mal für einigen Aufruhr. Wir dürfen uns als Attraktion fühlen. So bald wir in den Dörfern anhalten, bildet sich eine größere Menschenmenge um uns. Wir werden begutachtet und natürlich sind unsere Räder interessant. Besonders der Tacho gibt regelmäßig Rätsel auf. Wie funktioniert das Ding?
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Ich lasse die Leute immer ein wenig zappeln und deute dann auf den Magneten in den Speichen. Ein großes „Ahh!“ geht durch die Menge. So bald wir wieder losradeln, muss erst die Gangschaltung wieder in eine vernünftige Position gebracht werden. All die Schalter und Hebel, das ist einfach zu verlockend und jeder will mal drücken.
Die wichtigste Entdeckung auf diesen ersten Kilometern, „Future Cola“ von der Firma „Wahaha“! Bei dem Namen hat der Abfüller wohl keine Chance auf dem Weltmarkt. Auch weil er ganz fleißig vom Original abkupfert. Man muss schon sehr genau hingucken, um das Design nicht mit dem der „echten“ Cola zu verwechseln. Egal, das Zeug schmeckt und im Folgenden werde ich regelrecht süchtig danach und wünsche mir noch des Öfteren einen liegengebliebenen Future-Cola-Laster zum Plündern.
Yarkand ist noch mal eine große Stadt, bevor wir wieder in die Einsamkeit vorstoßen. Das Hotel wird für Wochen das letzte sein. Wir duschen also ausgiebig, wer weiß schon, wann die nächste Gelegenheit kommen würde. Hier in dieser Stadt hätte man auch noch groß einkaufen können und nicht