Alpha & Omega. R. R. Alval
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Читать онлайн книгу Alpha & Omega - R. R. Alval страница 14
Mürrisch schüttelte sie den Kopf.
Langsam stieg die Wut wieder in ihr auf. Und mit ihr der Hass auf Ryan. Der Hass auf Leroy. Und auf das, was sie waren. Wie hatte sie sich nur in so ein abscheuliches Geschöpf verlieben können? Je mehr sie darüber nachdachte, umso sicherer war sie, dass auch dies ein Tun der Vampire sein musste.
Freilich, sie waren überirdisch schön. Alle beide. Und ja, ihr Herz hatte wie wild geklopft, als sie Ryan das erste Mal begegnet war. Wie sie jetzt wusste, hatte er damals lediglich ihr Geld gewollt.
Jetzt wollte er sie, weil sie seine Seelengefährtin war. „Zum Teufel mit ihm!“, schrie sie das Fenster an und hämmerte dagegen. Es erstaunte sie nicht, dass es nicht zersprang. Er hatte wohl von Anfang an sicher gehen wollen, dass sie nicht von ihm davon laufen konnte. Dass es ihr tatsächlich gelungen war, konnte zweierlei Gründe haben. Erstens: Er wollte ihr vorführen, was mit allen passierte, die mit ihr zu tun hatten.
Zweitens: Er hatte ihre Dickköpfigkeit unterschätzt.
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Eine Woche verging, in der Regina kein einziges Wort mit Ryan wechselte. Er stellte ihr kommentarlos Essen ins Zimmer, ließ sie zweimal am Tag ins Bad und hatte aus ihrer Wohnung den Laptop geholt. Somit fiel ihr zumindest die Decke nicht komplett auf den Kopf, und sie konnte den Termin beim Verlag einhalten. Jeden Tag hatte es den Anschein, als würde Ryan länger in ihrer Nähe verweilen. Als würde er öfter rein zufällig ihren Arm oder ihre Finger berühren. Einmal hatte sie unbewusst in seine Augen geschaut, in denen ein Glühen lag – weitaus intensiver als an dem Tag, an dem er ihr gezeigt hatte, was er wirklich war. Wenn er ihr Blut trinken wollte, war er schief gewickelt. Sie würde es nicht zulassen. Sie wusste zwar nicht, wie sie ihn möglicherweise davon abhalten konnte, aber sie würde es versuchen. Bei Gott, sie würde sich wehren wie eine tollwütige Wildkatze.
Eine weitere Woche verging, in der sie ihn ignorierte. Sie tippte an ihrem Buch, aß schweigend das bereitgestellte Essen – wenn auch jeden Tag weniger – mied seine glühenden Augen und versuchte, seine immer wieder zufälligen Berührungen zu ignorieren. Ihr fehlte jemand zum Reden; ihr fehlte Erik. Tränen liefen über ihre Wangen, während sie weiter mit flinken Fingern über die Tastatur huschte. Erst als sie den Bildschirm nur noch verschwommen erkennen konnte, setzte sie ihre Brille ab und wischte die Tränen ab. Sie fühlte sich unendlich allein.
Sie brauchte frische Luft. Einen Ortswechsel. Irgendwas!
Gut. Sie musste sich eingestehen, dass sie auch sonst nie sonderlich oft aus dem Haus gegangen war, wenn sie schrieb. Aber es hatte zumindest die Möglichkeit bestanden, es jederzeit zu tun. Außerdem hatte sie Erik anrufen können. Erik… Was, wenn Ryan und Leroy sie angelogen hatten? Wenn Erik sie gar nicht vergessen hatte? Unsicher schwenkte ihre Hand zum Handy und verharrte. Eine Sekunde. Zwei. Drei. Dann nahm sie es in die Hand, wählte Eriks Nummer und zögerte erneut. Scheiß drauf! Sie musste es wissen. Das Freizeichen ertönte ähnlich einem Countdown, ehe Erik endlich ranging. „Busch.“ Erleichtert atmete Regina aus. „Hi, ich bin‘s. Bei dir alles gut?“ Kurz herrschte Schweigen am anderen Ende. „Bei mir ist alles in Ordnung. Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“ Regina schluckte. „Regina. Regina Lohmann. Erik?“ Vielleicht hatte sie sich ja aus Versehen verwählt. Genau… weil Eriks Nummer auch überhaupt nicht eingespeichert war!
„Tut mir leid, Sie müssen mich verwechseln. Schönen Tag noch.“ Er legte auf. Das war’s dann, dachte Regina, Erik ist wirklich weg. Aber immerhin lebt er und es geht ihm gut. Ein kleiner Trost. Jetzt konnte sie sich auf sich selbst konzentrieren. Egal, wie sehr ihr Erik auch fehlte.
Entschlossen stand sie auf, streckte sich und ging zur Tür. Ryans Laune war diese Woche zusehends schlimmer geworden. Man könnte meinen, er sei auf einem Tiefpunkt. Vielleicht schloss er auch deshalb die Tür nicht mehr ab. Zielstrebig ging sie nach unten und sah sich um. Schließlich blieb sie vor dem Buchregal stehen und las sich die Titel auf den Einbänden genau durch. Nichts davon weckte ihr Interesse. Ihre Augen glitten mit sehnsüchtigem Blick zum Fenster. Ihre Beine liefen von allein darauf zu, ihre Hände hoben sich zum Riegel und öffneten es. Es schwang tatsächlich auf. Mit geschlossenen Augen und tief einatmend, ein verklärtes Lächeln auf dem Gesicht, genoss Regina die letzten Strahlen der Oktobersonne. Sie wusste nicht, wie lang sie dort gestanden hatte. Sie fühlte sich vollkommen entspannt und glücklich, als sich zwei Hände auf ihre Schultern legten und sie erschrocken zusammenzuckte. „Genießt du den Ausblick oder hast du vor, zu springen?“, raunte Ryan ihr ins Ohr.
Ihr Körper versteifte sich und jeder Anflug von Glück wich aus ihrem Gesicht. Sie antwortete ihm nicht, sondern schüttelte ihn unsanft von sich ab, drehte sich kurz zu ihm um, warf ihm ihren eingeübten Ich-wünsche-dir-den-Tod-Blick zu und ging zur Treppe. „Du willst nicht mehr mit mir reden, hm?“, fragte er so dicht hinter ihr, dass sie beinahe die ersten Stufen hinauf gesprungen wäre. Gekonnt überspielte sie ihren Schreck mit einer derartigen Gleichgültigkeit, die ihn zum Kochen brachte. „Regina!“, warnte er, „Ich kann auch anders.“ Oh ja, das kannst du! Geh doch in Weihwasser schwimmen. Oder koch dir eine Knoblauchsuppe! Unbeirrt lief sie weiter die Treppe nach oben. Sie hatte keine Ahnung, was einem Vampir wirklich schaden könnte. Bis vor Kurzem hatte sie auch angenommen, diese Wesen existieren nur in irgendwelchen Fantasyromanen. Jetzt wurde sie von einem gefangen gehalten, der sie außerdem zu seiner Auserwählten erkoren hatte. Was für ein Schlamassel! „Wie du willst.“, zischte er und rief laut nach seinem Bruder. „Willst du nicht unseren neuen Buchhalter kennen lernen, Regina?“, fragte Ryan mit einer zuckersüßen Stimme, die ihre Haare auf den Armen zu Berge stehen ließ. Mit einem unguten Gefühl drehte sie sich um.
Erik.
Er stand direkt neben Leroy und lächelte sie an. Für einen Moment vergaß sie alles um sich herum und flog auf Erik zu wie ein Kind, dass seine Mutter wieder gefunden hatte. „Oh Gott!“, schluchzte sie an seine Brust gepresst. „Ähm, entschuldigen Sie bitte!“ Räuspernd schob er sie von sich. „Ich glaube, sie verwechseln mich. Mein Name ist Erik Busch und ich bin der neue Buchhalter.“ Ich weiß, ich weiß… wollte sie sagen. Sie wollte ihm entgegen schreien, dass sie sich kannten. Seit dem Kindergarten. Dass sie ihn liebte. Dass sie ihn brauchte. Und dass sie wusste, dass er ebenso auf Männer stand wie sie. Dass sie es gewesen war, die ihn vorhin angerufen hatte.
Doch sie konnte nicht.
Ihre Stimme kam nicht über ihre Lippen. Genauso wenig, wie sie sich bewegen konnte. Sie fühlte sich wie ein Betonklotz, der lediglich seine Augen aufreißen konnte. Breit grinsend trat Ryan von hinten zu Erik, legte dessen Kopf leicht schräg, knöpfte ihm den Kragen des Hemdes auf, zog es herunter und biss zu. Sie sah das schmerzverzerrte Gesicht ihres Freundes, die Qualen in seinen Augen, sie hörte seine wimmernden Schreie. Sie sah Ryan, mit glühenden Augen, die auf sie gerichtet waren. Sie sah Leroy, der einfach nur dastand und lächelte. Und sie sah, wie Erik leblos zu Boden sank.
Seine Augen und sein Mund standen offen. Sein Brustkorb zeigte keinerlei Anzeichen für eine vorhandene Atmung. War das ihre Schuld? Weil sie ihn angerufen hatte?