Alpha & Omega. R. R. Alval

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Alpha & Omega - R. R. Alval

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auf Schmerz stehe?“ Regina holte tief Luft. „Weißt du, ich hätte wirklich tierische Lust, dir irgendwas auf den Kopf zu hauen oder dir zwischen die Beine zu treten. Aber wegen dir werde ich sicher nicht zum Killer.“ Er legte den Kopf leicht schief und betrachtete sie belustigt.

      „Gut zu wissen. Komm mit runter.“ Ohne ein weiteres Wort folgte sie ihm. Im Laufen betrachtete sie seinen Rücken. Sie konnte deutlich das Spiel seiner Muskeln unter dem knapp sitzenden Hemd erkennen. Ganz zu schweigen von seinem knackigen Po. Er ging auf eine Art und Weise, wie man es nur selten sah. Vielleicht bei Models, aber nicht bei normalen Menschen. Es gehörte verboten, so zu laufen. Es wirkte nämlich alles andere als abstoßend. Aber genau das sollte sie eigentlich empfinden. Er hatte eine unmissverständliche Anziehungskraft, der er sich nur allzu bewusst war.

      Während sie ihm die Treppe nach unten folgte, fragte sie sich zum wiederholten Mal, wozu er sie brauchte.

      War das irgendein perfider Plan, den er mit seiner Geliebten ausgeheckt hatte? Wollte er sie durch dieses Kidnapping zermürben? Hätte sie jetzt vielleicht eine Chance, von hier zu fliehen? Ihr war zwar klar, dass sie sich in seinem Haus befand – oder besser gesagt in einem seiner wer-weiß-wie-vielen Häuser – aber nicht, wo dieses stand.

      „Setz dich.“, wies er sie an und deutete auf einen geschmackvollen Sessel, der in tiefdunklem Grün direkt vor ihr stand. „Wir müssen reden.“ Regina nickte, denn eine Erklärung für sein seltsames Verhalten war längst überfällig. Er nahm auf dem Sessel ihr gegenüber Platz und schlug seine langen Beine elegant übereinander, was Regina seltsam erregend empfand. Konzentrier dich, rief sie sich ins Bewusstsein. Mürrisch verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust. „Dann fang mal an!“, forderte sie ihn auf. Sie war wirklich gespannt, was er ihr zu sagen hatte. „Gut. Kurz und knapp. Du bist meine Auserwählte.“ Regina sah ihn entgeistert an. Entschuldigung? Sie zog ihren Mund schief, runzelte die Stirn, presste die Lippen zusammen. Nur mit Mühe unterdrückte sie ein Lachen. „Was soll das sein? Für was ausgewählt?“ Ryan fuhr sich mit der Hand durchs Haar und holte tief Luft. „Du bist meine Partnerin, meine Seelengefährtin, meine bessere Hälfte. Nenn es, wie du willst, aber so ist es.“ Regina schluckte verwirrt. „Was soll das denn heißen? Bist du auf den Kopf gefallen oder so? Ich meine… wie bitte?“

      Ungläubig versuchte sie, eine rationale Erklärung für seine Worte zu finden. „Akzeptier es einfach. Du bist meine Seelengefährtin. Daran lässt sich nichts ändern.“ Er hatte seine Beine inzwischen beide auf den Boden gestellt und lehnte seinen Oberkörper nach vorn, so dass es fast den Anschein hatte, als wolle er über den gläsernen Couchtisch springen. „Und das ist ein Grund, mich zu kidnappen?“ Ryan nickte, während er sie mit seinen grünen Augen taxierte. „Eine dämlichere Entschuldigung konntest du dir wohl nicht ausdenken? Ich meine, ich habe davon schon mal gehört, klar. Aber ist es nicht so, dass es dabei so etwas wie die große Liebe gibt? Funken, die sprühen und all dieses Zeug? Bei uns ist das wohl eher das Gegenteil.“ Sie liebte ihn. Immer noch. Selbst, wenn sie das nicht wollte oder es klüger wäre, sich zu entlieben. Das hieß jedoch nicht, dass sie zweites Mal auf ihn hereinfiele. Sie leugnete ihre Gefühle für ihn. War besser. „Ja, so sollte es sein. Bei uns ist es nicht so. Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass du an meiner Seite sein musst.“, erwiderte er bar jeglicher Gefühlsregung. „Moment mal, stopp. Ich muss gar nichts. Wir empfinden nichts füreinander, also sollten wir auch nicht zusammen sein. Wo steht geschrieben, dass man mit seinem Seelenpartner zusammen leben muss? Überhaupt, was macht dich so sicher? Du kannst mich nicht ausstehen. Fühlt man sich im Normalfall nicht zu der anderen Person hingezogen? Kann mit ihr über alles reden? Hat den Anschein, als ob man sie schon ewig kennt? Ohne sie weder in der Lage ist zu funktionieren noch zu leben?“ Regina war sauer.

      Stinksauer.

      Wie konnte er dermaßen auf ihren Gefühlen herumtrampeln? „Das mag auf Menschen zutreffen. Hör mal, ich weiß nicht, ob das Gottes Plan ist oder der des Teufels. Aber es lässt sich nicht leugnen. Wir gehören zusammen. So sehr ich es auch bedaure. Du bist nicht gerade das, was ich mir unter meiner Auserwählten vorstelle.“ Gut, jetzt kochte Regina wirklich. „Sehr schön. Dann haben wir das geklärt!“, entgegnete sie ihm dennoch in aller Ruhe. „Dann kann ich jetzt wieder nach Hause.“ Sie wollte aufstehen, doch Ryan war unheimlich schnell.

      Mit einer Geschwindigkeit, die sie überrumpelte, sprang er über den Tisch, landete vor ihren Beinen und hielt sie an den Schultern fest. „Das kannst du nicht! Das ist jetzt dein zuhause.“ Regina war sprachlos. Weil er so schnell war. Und weil sie ihn bereits das zweite Mal seit der Trennung wütend erlebte. Der sonst so gefasste, immer etwas erhabene Ryan war sauer. Innerlich frohlockte sie. „Lass mich los! Ich habe hier nichts verloren. Weder heute noch morgen noch sonst irgendwann. Such dir eine andere Frau, der du solchen Mist erzählen kannst. Ab besten eine, die deinen Idealen entspricht.“ Sie meinte, ein Knurren zu hören. Ein extrem gefährliches, was ihre Nackenhaare erstarren ließ. Fröstelnd schüttelte sie die aufkommende Gänsehaut ab. „Du begreifst es nicht, oder? Es ist zwingend notwendig, dass du in meiner Nähe bleibst.“ Er knurrte wirklich. Ängstlich schaute sie nach oben, direkt in sein Gesicht und seine smaragdgrünen Augen, die düster funkelten. „Lass mich los.“, wiederholte sie verwirrt, „Du machst mir Angst.“ Statt sie loszulassen, verstärkte er den Griff auf ihren Schultern. Zwang sie, sich zu setzen. Er lachte. Es war kein richtiges Lachen. Mehr ein Brüllen. Ein Aufschrei; eine verzerrte Illusion. „Das, meine liebe Regina, ist noch gar nichts.“, brummte er. „Für euch Menschen ist es immer zwingend notwendig, eine rationale Erklärung zu bekommen. Doch selbst wenn ihr sie habt, versucht ihr, die Wahrheit zu verbiegen und sie zu euren Gunsten schön zu reden. Ist doch so, oder?“ Regina glaubte, sich verhört zu haben. „Für uns Menschen?“ Verunsichert schaute sie ihn an und legte den Kopf schräg. „Bist du keiner?“ Er hockte jetzt direkt vor ihr. Seine Augen waren immer noch düster. Doch von innen heraus glühten sie. Wie Feuer…, dachte sie. „Du hast es erfasst. Ich zeige dir, was ich bin.“ Mit Entsetzen sah Regina, wie er seinen Mund öffnete, in dem spitze, weiße und mit Sicherheit sehr scharfe Fangzähne blitzten. Unfähig sich zu bewegen, starrte sie ihn an. Noch ehe sie einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte er sich über sie gebeugt. Sie spürte ein Ziehen an ihrem Hals. Ein jäher Schmerz. Mit der Intensität und der schaurigen Gewalt eines Orkans. Sie wusste nicht, wie lange dieses Gefühl andauerte. Aber ihr wurde bewusst, dass sie ihren Atem angehalten und ihre Augen geschlossen hatte. Oh mein Gott. Ein Vampir! Ein echter Vampir! Ich muss hier weg. Mit entschlossener Willenskraft stieß sie ihn von sich, sprang schreiend auf und rannte zur Treppe.

      Ryan war schneller.

      „Das war noch nicht genug.“, hörte sie ihn hinter sich zischen. Er griff mit einem eisernen Griff um ihre Taille und ihre Schultern, hob sie hoch und biss erneut zu. Panik erfasste Regina. Er würde sie töten. Wild strampelnd schlug sie um sich. Sie spürte, dass er den Biss löste und über die Wunde leckte. „Wenn du zappelst, könnte ich dir mehr weh tun, als ich es beabsichtige.“ Es war eine Drohung. So viel war ihr klar. Und plötzlich konnte sie sich nicht mehr wehren. Sie spürte seine Zähne erneut sehr deutlich und fühlte sich wie ein dem Wolf ausgeliefertes Kaninchen. Im Prinzip war sie das auch. Das Ziehen war stark und unangenehm, ebenso wie das Geräusch, welches er dadurch verursachte. Als er spürte, wie sie sich immer mehr verkrampfte, ließ er von ihr ab. „Du bleibst bei mir.“, schnurrte er; gleichzeitig drohend und eisig. Zögernd und aufgewühlt drehte sie sich um, wieder fähig sich zu bewegen.

      Ryan war weg.

      Zitternd schaffte sie es, die Treppe hinauf in das Schlafzimmer zu gehen, in dem sie sich völlig erschöpft aufs Bett fallen ließ. Ihr Körper bebte, vibrierte, erschauerte. Sie fühlte sich schlapp und ausgelaugt. Ein hysterisches Lachen gurgelte aus ihrer Kehle. Er hatte ihr Blut getrunken. Ein Vampir, er ist ein Vampir!, schrie es in ihr. Ich muss hier weg. So schnell wie möglich! Übereilt schwang sie die Beine aus ihrem Bett, was dazu führte, dass sich das gesamte Schlafzimmer vor ihren Augen zu drehen begann.

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