Die Advisoren Band VI. Justin Mader
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Deshalb vollzog ich neuerlich alle von mir bereits tausende Male erfolgten Sicherheitschecks, ging alle Protokolle nochmals durch, doch wie nicht anders zu erwarten, alles war bereit.
„Ordnungsperfektionist“, schimpfte Este Volante, „Du glaubst es zwar nicht, aber Du hast tatsächlich einen Schuss in der Birne, also eine Zwangsneurose! Na, hast Du heute eigentlich schon deine Schießübungen gemacht. Klick – Srrr – Klack. Haha, wo bleibt denn das Geräusch? Bist Du schon so gut? Und das nach drei Monaten Pause in einem zeitabsorbierenden Stasisfeld? Bedenke, wer rastet, der rostet, ha, ha, ha!“
Ich blickte wütend in den Hyperraum, der als schwarzgrauer Tunnel an meinem Schiff vorbeizuhuschen schien. In Wirklichkeit waren es aber nicht die Tunnelwände, die da an mir vorbeizogen, sondern das Raumschiff selbst glitt mit fast 2,1-millionenfacher Lichtgeschwindigkeit durch den Tunnel hindurch.
„Was ereiferst Du dich so, mein Spickzettelchen?“, antwortete ich mit gleichem Sarkasmus.
Ich wusste, Este Volante bedeutete in seiner Sprache so viel wie „Steuerrad des Osten“, oder poetisch ausgedrückt „Lenker der aufgehenden Sonne“. Nur man konnte es in der heutigen Zeit modern auch anders übersetzen, nämlich „Handout“ oder aber auch „Spickzettel“! Und im Grunde waren Newetwürmer für meine Empfindung auch zu nichts Anderes zu gebrauchen. Nämlich als Notizblöcke, in die man Daten eingeben konnte und aus denen in weiterer Folge gefilterte Ergebnisse, jedoch mit bemerkenswerten Lösungsoptionen herauskamen.
„Eine Frechheit sondergleichen! Meinen wunderschönen Namen so zu verunglimpfen“, brach es aus meinem Newetwurm hervor, „ist Dir etwa fad? Oder hast Du etwa gar eine neue gedankliche Gehirnflatulenz die dich quält, weil du keine Ahnung hast, wie du den Auftrag erfolgreich ausführen sollst?“
Es war mir zwar nicht nach solchen Gesprächen und ich war auch nicht der Typ von großen Worten… und doch… vielleicht kam ich durch die Reflexionen meines Newetwurms zu neuen Erkenntnissen. Aber ich war nicht so dumm, Este Volante direkt darauf anzusprechen. So, als ob ich ihn nicht gehört hätte, musterte ich den dunklen Tunnel. Erst eine kleine Lektion für meinen Wurm, dann die Erkenntnisse.
„Ist Dir bewusst, dass andere Völker diesen Schlund da vor uns, eher als Wurmlochtunnel oder als eine Einstein-Rosen-Brücke, empfinden würden?“, dozierte ich. „Nur ist dies in Wirklichkeit ein 'durch die Abschirmung der von außen wirkenden Schwerkraftstrahlung in den Normalraum gestanztes Pseudo-Blackhole, das jeweils vor dem Raumschiff projiziert wird und das einerseits die friktionslose Vorwärtsbewegung erlaubt, als auch andererseits die hohe Beschleunigung verursacht. ’ Wie es im Benutzerhandbuch so schön steht. Und diesen Antrieb hat mein Volk vor nunmehr schon rund fünftausend Jahren entwickelt, es ist ein sogenannter Tachyonenantrieb.“
„Falsch, falsch“, wand Este Volante ein, „wir haben ihn erfunden, wir!“
„Ach halt doch den Schnabel!“
„Natürlich, zuerst die Lorbeeren selbst einheimsen wollen und dann sich nicht eingestehen können, dass man falsch liegt!“ Este Volante verdrehte seine nicht vorhandenen Augen und es sprudelte nur so aus ihm heraus.
„Diese Tachyonen, das ist klar, sind nach mittlerweile schon lange überholter Vorstellung rein hypothetische Teilchen, die nie nachgewiesen worden sind. Sie sollten eben stets mit einer Geschwindigkeit, die größer als die Vakuumlichtgeschwindigkeit c wäre, dahineilen. Ihre Masse wäre imaginär, das heißt, das Quadrat ihrer Masse wäre negativ. Und da einer rein imaginären Ruhemasse bis damals keinerlei physikalische Entsprechung zuzuordnen war, waren Tachyonen früher eine rein mathematische Kuriosität ohne jede reale Bedeutung.“
Siehe da, siehe da, schon hatte ich ihn am Haken.
„Richtig, doch durch die Erkenntnisse, die ein kluger Wissenschaftler meines Volkes…, ok, oder meinetwegen auch einer von euch Newets, gewonnen hat, weiß man es nun besser. Die Tachyonen haben eindeutig eine negative Masse und wirken daher auf normale Materie abstoßend, das heißt also antigravitativ. Und beweisen damit, dass es in der Wirkweise so etwas Ähnliches wie die sog. 'Dunkle Energie' gibt, die eben gleichbedeutend mit der permanent vorhandenen Tachyonenstrahlung ist. Doch diese 'Dunkle Energie' ist nicht auf gewisse Regionen des Kosmos beschränkt, sondern wirkt überall, aber eben vektorisiert, abhängig von der umgebenden 'normalen’ Materie.“
„Gähn. Ja, aber das weiß ohnehin jedes Kind!“
Ich schluckte, ja er hatte natürlich recht, aber ich würde meinen Gedankengang fortführen, ob es ihm nun passte oder nicht. Ohne intellektuelle Herausforderung und einem Ansprechpartner würde ich hier heraußen allein in den Tiefen des Alls wahrscheinlich wahnsinnig werden. Außerdem war da noch die Kleinigkeit mit dem Auftrag. Vielleicht kam da noch etwas.
„Die erstaunlichste Schlussfolgerung daraus aber ist“, rekapitulierte ich daher, „dass diese antigravitative Wirkung der Tachyonen der tatsächliche Verursacher einer bisher völlig als selbstverständlich angesehenen Kraft ist.“
„Weiß ich natürlich, nämlich der Schwerkraft! Aber was soll mir das bringen? Hier in der Nährlösung kommt es auf die Viskosität, die Oberflächenspannung und den Auftrieb an. Ja und wie viel Energie Du mir durch diese saure Lösung zugestehst.“
„Ja, aber der Auftrieb in deiner Nährlösung wirkt so ähnlich wie der Tachyonendruck. Auch der ist allgegenwärtig, er durchdringt jegliche normale Materie, wird jedoch von dieser zum Teil abgestoßen, abgebremst und somit zum Teil seiner kinetischen Energie beraubt. Was zur Folge hat, dass der Grund der Anziehungskraft eines Planeten eben der von außen auf den Planeten wirkende Tachyonendruck ist. Er übt dadurch auf die normale Materie einen Impuls aus. Von der Planetenseite her ist die Wirkung der Tachyonen und somit der Druck geringer, da hier eben die Materie des Planeten den Druck reduzierte bzw. die Energie der Tachyonen verringert. Und dieser Druckunterschied erzeugte eben die Schwerkraft, oder eben das was die Wissenschaft oft in früheren mythischen Abhandlungen als 'Masse’ oder als 'Higgs-Mechanismus’ bezeichnet hatte. Im freien Weltall ist der Druck nicht messbar, da er von allen Richtungen gleichförmig auf jedes Objekt wirkt und sich somit aufhebt.“
„Woher kommt es eigentlich, dass vernunftbegabte Wesen sich so einen Nonsens, wie die Higgsteilchen ausdenken können? Das sind doch nur spontane, temporär sehr kurzlebige Energieemissionen, die bei Photonenkollisionen entstehen und dann wieder vergehen. Und das ohne weitere Konsequenzen.“
Er hatte natürlich recht, im Nachhinein betrachtet, waren diese Überlegungen Fehlentwicklungen gewesen.
„Ja, ja, natürlich. Was wären wir nur ohne euch Newetwürmer und eure unendliche Arroganz. Ja, da haben wir geirrt. Aber geschadet hat es keinem.“
Längst hatte ich es mir hinter meiner zentralen Steuerkonsole bequem gemacht und blickte gedankenversunken in den unendlichen Tunneln des Überraums. In meinen kleinen grauen Zellen arbeitete es jedoch mit Hochdruck. Tachyonendruck, Gravitation, Leben in der Abgeschiedenheit einer Nährlösung, zusätzliche Energiezufuhr… Langsam kristallisierte sich für mich, dank meiner Reflexionen mit dem Newetwurm ein neuer Gedankengang für die Lösung meiner Aufgabe heraus.
„Diesen Druck kann man jedoch auch künstlich mit speziellen Vorrichtungen, wie beispielsweise rotierende, gepulste elektromagnetische Felder beeinflussen. Mit diesen Magnetfeldern wird somit diese Druckstrahlung einseitig abgeschirmt und