Thuazar. Anders Aaronson
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Thuazar - Anders Aaronson страница 3
Der Alte seufzte. »Ich hab’s mir fast gedacht. Aber gut. Lass dir von Brast dein Geld auszahlen und geh.«
Dann leerte er seinen Becher und schlenderte wortlos zum Fenster. Xar’non stand auf und ging. Als er schon fast durch die Tür war, sagte Jassum: »Warte!«
Der Xin drehte sich um ›Jetzt bitte kein theatralisches Abschiedsgedöns‹ – und schaute seinen früheren Herrn an. »Hm?«
»Versauf und verspiel nicht sofort dein ganzes Geld und lass die Finger von den Nutten, sonst bist du schneller wieder hier, als es dir recht ist.« Er zwinkerte ihm mit seinem gesunden Auge zu und drehte sich grinsend um.
»Blöder Hurensohn«, flüsterte Xar’non.
»Das habe ich gehört, du schwanzloses Etwas ...«, rief der Alte lachend hinterher.
Auch der Xin lächelte. Jassum war ein Drecksack, aber noch einer von den Ehrlichen. Das musste man ihm lassen.
»Na, haste’s geschafft?«, fragte Brast, der Schatzmeister mit seiner nervigen Fistelstimme und schaute ihn über seine Augengläser an.
»Sieht so aus«, antwortete Xar’non kurz angebunden.
Vom ersten Tag an hatte er den dicken Eunuchen nicht ausstehen können.
»Dann unterschreib hier mal ... und hier ist dein Geld. Neunundneunzig Goldstücke.« Er schob dem Xin einen prall gefüllten Lederbeutel zu.
»Neunundneunzig?!«, fragte Xar’non gereizt. »Hundert oder nicht?«
»Na, ich denke nicht. Mit deiner Verletzung, die du dir beim Kampf zugezogen hast, warst du bestimmt beim Heiler? Und das kostet immer noch pro Behandlung ein Goldstück. Also neunundneunzig. Kapiert?«
Xar’non lief vor Wut knallrot an.
»Pass auf!« Er griff Brast an den Kragen und drehte zu. »Entweder du gibst mir hundert oder ich stecke dir jede der neunundneunzig Münzen einzeln in dein Eunuchenarschloch und hole sie mir mit einer glühenden Zange wieder heraus! Hmmmm? Willst du das?«
Brast schüttelte schwitzend den Kopf. Xar’non ließ ihn los und der Schatzmeister holte mit zitternden Händen aus einer Truhe eine Goldmünze und legte sie in den Beutel.
»Geht doch, Arschloch!«, lächelte der Xin und ging zur Unterkunft. Er verabschiedete sich noch von ein paar anderen Kämpfern.
Hrynso der Windreiter aus Reyen Lak, Zorian der Brak aus Ineisul, Fent aus Dervon Tai und Xar’nyn aus Xin Yarei. Alle langjährige Weggefährten, aber bald nur noch Erinnerungen an eine blutige Zeit.
Er trat zum ersten Mal seit zehn Jahren als freier Mann auf die Straße. Tief holte er Luft, genoss die Sonne und den Wind im Gesicht und lief los Richtung Stadttor.
»Was jetzt?«, fragte er sich.
Zurück nach Xin Yaln? Niemals. Zu knöchern und altmodisch war es ihm dort gewesen, weswegen er ja auch vor einer gefühlten halben Ewigkeit gegangen war. Auch in die anderen Städte der Xin am Sandrossee wollte er nicht.
Wohin dann? Nach Dervon Tai? Nein lieber auch nicht. Die standen kurz vor einem Krieg mit Rand I. von Hohen Horst, der ja auch schon Argan Tai eingenommen hatte. Tja, zu den Windreitern der Steppe zog ihn auch nichts. Er hatte schon genug Staub geschluckt. Er wollte jetzt mal in eine grüne Gegend. Nur wohin?
»Scheiße, jetzt habe ich hundert Goldstücke und weiß nicht, wohin ich soll?! Das kann echt nicht sein ...«
»Hallo, hallo«, hauchte von hinten eine Frauenstimme an sein Ohr. »Das ist ja der Held der Arena.« Ein penetranter Duft nach Rosen und Jasmin stieg ihm in die Nase. »Xar’non der Große. Na, mein Süßer? Hast du schon was vor? Wir könnten doch ein wenig deine Freiheit feiern.«
Der Xin drehte sich um und vor ihm stand eine Hure. Der Duft war das absolute Gegenteil zu ihrem Aussehen. Egal. Ein Xin bekam selten Angebote von Menschenfrauen, noch nicht einmal von den übelsten Straßennutten. Also hatte er ja sogar Glück; sozusagen. Das war doch ein gutes Omen für den ersten Tag in Freiheit.
»Kannst du es mir denn besorgen?«, fragte er.
»Oh, da mach dir mal keine Sorgen.« Sie holte zwei fingerdicke blank polierte Holzstäbchen aus ihrer Rocktasche, hielt sie Xar’non vor die Augen. »Ich weiß, wie man mit deiner Art umgehen muss.« Sie lächelte ihn unschuldig an, wobei sie ein lückenhaftes gelbes Gebiss entblößte.
»Na dann los«, sagte er und freute sich auf ein paar schöne Stunden.
Xar’nons Kopf dröhnte und ihm war kotzübel. Langsam nahm er die Umgebung verschwommen wahr. Er lag in einer Gasse zwischen Müll und Fäkalien. Es stank erbärmlich und ihm wurde noch übler. Er drehte seinen Kopf nach rechts und kotzte einen Schwall billigen Weins aus.
Unten herum klebte es. ›Oh näää‹, dachte er. ›Vollgeschissen hab ich mich auch noch ...‹
Mit Schrecken fuhr seine Hand zum Gürtel. Er seufzte. ›... und mein Gold ist auch weg. Schöne Scheiße.‹ Direkt musste er an Jassums Worte denken. Hatte der alte Drecksack wieder recht behalten.
Langsam kam er auf die Beine. Die Welt drehte sich und er kotzte noch mal einen riesigen Schwall Wein aus. Direkt auf seine Stiefel. Das fing ja gut an. Ein Tag in Freiheit und da stand er. Vollgeschissen und vollgekotzt. Beraubt und obdachlos und keinen blassen Schimmer, wohin er sollte. Perfekt für einen Start in ein neues und besseres Leben.
Wieder zurück zu Jassum? Nein, diese Blöße wollte er sich nicht geben.
Unschlüssig stand er da. Gestern noch der Held der Arena, heute ein versoffener Dreckskerl.
»Scheiße, Scheiße, Scheiße!«, fluchte er laut. »Aber warte, die Nutte krieg ich.«
Den Namen wusste er noch. Flatela. Und er würde sie finden.
In dem Gebiet bei der Stadtmauer wimmelte es von Huren und deren Zuhältern. Er fragte sich durch, bis er die passenden Informationen hatte.
Bald hatte er die Hütte von Flatela gefunden und legte sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf die Lauer.
Zur Dämmerung hin kam sie mit einem groben, gut abgefüllten Kerl an, der hinter ihr her torkelte.
›Gut, Schätzchen. Das wird dann erst mal dein letzter bezahlter Fick sein‹, dachte Xar’non hämisch. Schnell wurde es dunkel und der Xin schlich sich an die Hütte ran. Von innen drangen die typischen Geräusche nach draußen. Das Grunzen des Mannes und das aufgesetzte Gestöhne der Hure. Mit einem Ruck riss er die morsche Tür auf, und dabei fast aus den Angeln. Er trat dem Mann von hinten in die Eier, versetzte ihm links und rechts zwei kräftige Schläge in die Nieren und schlug dann mit der Handkante in den fleischigen Nacken.
Er packte den Bewusstlosen an der Schulter, rollte ihn von der Hure runter und schaute auf ein schartiges Messer, das Flatela ihm entgegenstreckte.
Mit einem Lächeln trat er der Frau die Waffe aus der Hand. Er schlug ihr mit der Faust ins Gesicht und riss sie an den Haaren auf ihr Lager aus fauligem Stroh und Lumpen zurück.