Thuazar. Anders Aaronson

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Thuazar - Anders Aaronson Die Hand

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Gerber und Schmiede, deren Arbeiten aber sehr minderwertig in seinen Augen waren, stellten ihre Waren aus. Broman war überwältigt.

      Auch die Gerüche versetzten ihn in eine andere Welt: Mal süß und mal würzig wehte es aus den Garküchen herüber. Ein Fest für die Nase, besser als der ewig muffige Gestank aus den Stollen.

      Aber am interessantesten waren die unterschiedlichen Besucher des Marktes: Da waren nicht nur Menschen. Aber er kannte die anderen Rassen aus der Brakschule.

      Die Gromlums erinnerten ihn am ehesten an seine Spezies. Sie waren ein wenig kleiner als er, und längst nicht so stämmig. Mehr wie junge Menschenkinder waren sie gebaut.

      Dann gab es noch die Kalabonks. So wie seine Kenntnis war, kamen sie aus einem riesigen Wald. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, was ein Wald sein sollte, aber er wusste, was ein Baum war und davon unzählbar viele; so hatte sein Freund Trand es ihm erklärt. Kalabonks waren noch kleiner und dünner als Gromlums und pechschwarz, wie Holzkohle. Wenn er mit einen von denen ringen würde, hätte er Angst ihn zu zerbrechen.

      Dann kreuzte eine Gruppe Xin seinen Weg. Mit langen weißen Gewändern bekleidet, sah es fast so aus, als ob sie über dem Boden schwebten. Erhaben schritten sie dahin, überragten jeden Menschen um wenigstens Haupteslänge und genossen die bewundernden Blicke der meisten. Ihre schmalen, länglichen Gesichter waren eingerahmt von weißen Haaren. Die mandelförmigen Facettenaugen, die kleinen Münder und die grazilen Nasen, alles bei den Xin war so andersartig, dass Broman mit offenem Mund dastand und ihnen staunend hinterherschaute.

      Eine Menschenfrau kam auf ihn zu und ging in die Knie.

      »Oho! Was haben wir den hier? Einen jungen Brak!«

      Sie roch nach Blumen. Er liebte den Duft von Blumen. Leider gab es zu Hause diese Wunder der Natur nur, wenn Vater vom Markt, welche für seine Mutter mitbrachte.

      »Ha-ha-hallo!«, stammelte er verlegen.

      »Kann ich etwas für dich tun, mein Süßer?«, hauchte sie.

      Oh ja, das konnte sie, dachte sich Broman freudig. Er legte sich in die Brust.

      »Meine Dame«, sagte er höflich, »Sie könnten mir sagen, wie ich an eine Sache komme, so dass ich den Duft der Blumen, wonach Sie so gut riechen, mit nach Hause nehmen kann.«

      Die Frau guckte ihn verdutzt an und fing herzhaft an zu lachen.

      »Das hat mich noch keiner gefragt. Du bist mir ja einer. Na komm, ich zeig es dir. Umsonst ist das aber auch nicht.«

      »Schon gut.« Er kramte ein paar Münzen aus seiner Tasche und legte sie in ihre ausgestreckte Hand.

      »Reicht das?«

      »Ob das reicht?« Sie schluckte. »Das reicht fürs ganze Jahr. Komm mein Held, ich gebe dir, was du brauchst.«

      Sie gingen zu einem Zelt, in dem die Frau kurz verschwand und mit drei kleinen Flakons wieder herauskam. »Das ist alles, was ich habe. Ich hoffe, du magst es?«

      Broman öffnete die Flaschen der Reihe nach und war von jedem einzelnen Duft begeistert.

      »Danke, die Dame«, sagte er, verbeugte sich höflich und schlenderte weiter über den Markt. Er besorgte sich noch etwas zu essen und hatte einen kurzen Streit mit einem Wirt, dessen Bier er zu wässrig fand. Ansonsten war er aber voll zufrieden, als er sich am nächsten Morgen mit seinem Vater auf den Heimweg machte.

      Das war die eine Sache, weswegen er den Berg so hasste. Weil er es liebte, im Draußen zu sein – und zum Zweiten:

      Am nächsten Tag war er Vollwaise geworden.

      »Der Berg hat sie zu sich geholt«, hatte der Priester bei der Gedenkfeier gesagt. Ein Begräbnis gab es nicht, denn sie waren ja schon begraben. Es sei eine Ehre, wenn der große Hämmerer einen Brak so zu sich holte. Broman hätte ihm am liebsten seinen Hammer in die salbungsvolle Schnauze geschlagen, die Beine gebrochen und dann in das tiefste Loch gestoßen, das es gab. So oft hatte er es sich ausgemalt, wie er dann auch noch laut dafür gebetet hätte, dass die Edroks den Priester holen sollen, um ihn dann dem Wy’yrm zum Fraß vorzuwerfen.

      Aber er hatte sich beherrscht und nichts getan. Nur geweint und getrauert. Seitdem hasste er den Berg Gramo’on und alle, die darin lebten.

      Der Hass ging über in Resignation.

      Die Resignation wurde zu Gleichgültigkeit.

      Ihm war es egal, wenn er Fehler machte. So schwere Fehler, dass dabei Maschine und Brak gefährdet wurden.

      ›Es ist doch eine Ehre, wenn der große Hämmerer einen holt ...‹, dachte er oft voller Sarkasmus.

      So glühend wie ein normaler Brak – aber was hieß schon normal? – die Arbeit in den Minen liebte; verabscheute er sie im gleichen Maß.

      Das Kriechen in den Stollen, die dauernde Dunkelheit, der Staub, die schlechte Luft und die Plackerei, die so hart war, dass man jeden Abend halb tot ins Bett fiel und sofort einschlief, stieß ihn in eine Lethargie, die ihn daran hinderte, der Brakfeste Gramo’on kan Brak den Rücken zu kehren.

      Das Einzige, was ihn am Leben hielt, war die Erinnerung an seine Eltern. Daran, dass seine Mutter den Duft von Blumen liebte, und sein Vater ihm die weite Welt draußen vor dem Tor gezeigt hatte.

      »Broman! Hörst du mir überhaupt zu!«, brüllte ihn Ermon an.

      »... hm? Jaja, ehrwürdiger Oberbaumeister«, gab er murmelnd zurück.

      »Nein, du hast mir nicht zugehört. Dir ist es egal, wie immer. Wie oft haben wir dich schon ermahnt? Du benimmst dich unmöglich, ohne Verantwortungsgefühl. Du benimmst dich, als seist du nicht ein Teil dieser Gemeinschaft. Darum höre jetzt das Urteil, welches der oberste Rat erlassen hat ...«

      Dabei stellte er sich hinter den Tisch und schaute Broman ernst in die Augen.

      »Broman, Trabors Sohn, hiermit verbannen wir dich aus der Brakfeste Gramo’on. Hundert Jahre sollst du draußen leben, ausgeschlossen von der Gemeinschaft der Braks. Keine andere Feste wird dich aufnehmen und dir Schutz bieten. Möge dich diese Strafe läutern und dir Erleuchtung bringen. Du kannst gehen!«

      »Was?«

      »Hole deine Sachen und verlasse noch heute Gramo’on kan Brak!«, sagte Ermon fest.

      »Jaja!«, stammelte der Verurteilte und ging rückwärts zur Tür, zog sie auf und verschwand mit einem kurzen Kopfnicken.

      Ermon setzte sich schwer hin und stützte seinen Kopf in die Hände. Wie viele Jahre schon brachte dieser Broman ihn um den Verstand? Es war jetzt wirklich Zeit gewesen, Konsequenzen zu ziehen. Die Strafe war hart, aber gerecht, dachte er, seufzte und wandte sich den Plänen für die nächsten Stollen zu.

      Broman stand draußen vor der Tür und konnte es nicht fassen. Verbannung? Pah! Endlich durfte er weg aus diesen stinkenden, verrußten Höhlen und den beengenden Stollen. Raus in die weite Welt, mit frischer Luft und strahlender Sonne, saftigen Wiesen und Wäldern, Flüssen und Seen aus den Geschichten. Vielleicht würde er sogar das Meer irgendwann sehen.

      Alle Schwermut fiel

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