Hans Christian Andersen - Gesammelte Werke. Hans Christian Andersen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Hans Christian Andersen - Gesammelte Werke - Hans Christian Andersen страница 104

Hans Christian Andersen - Gesammelte Werke - Hans Christian Andersen

Скачать книгу

wie damals, als sie in der Zwiebel lag. Die Blume ging auf die Reise, lag in der Posttasche, wurde geklemmt und gedrückt, was gar nicht angenehm war; allein das hatte auch ein Ende.

      Die Reise war vorüber, der Brief wurde geöffnet und gelesen von dem lieben Freunde; wie vergnügt war er, er küßte die Blume und sie wurde, in ihrem Umschlage von Versen, in einen Kasten gelegt, in welchem mehrere schöne Briefe, aber alle ohne Blume lagen; sie war die Erste, die Einzige, wie die Sonnenstrahlen sie genannt hatten, und darüber nachzudenken war ein Vergnügen.

      Man ließ ihr auch Zeit darüber nachzudenken, sie dachte während der Sommer verstrich und der lange Winter schwand, und es wurde wieder Sommer, als sie auf's Neue zum Vorscheine kam. Aber nun war der junge Mann durchaus nicht erfreut, er faßte die Briefe sehr unsanft an, warf den Vers hin, daß die Blume auf den Fußboden fiel. Flach und verwelkt war sie freilich, aber warum deshalb auf den Fußboden geworfen? Hier lag sie indeß besser als im Feuer, dort gingen die Verse und Briefe in Flammen auf. Was war geschehen? – Was so oft geschieht. Die Blume hatte ihn genarrt, das war ein Scherz; die Jungfrau hatte ihn genarrt, das war kein Scherz; sie hatte sich während des Sommers einen andern Freund erkoren.

      Am nächsten Tage schien die Morgensonne hinein auf das kleine, flachgedrückte Schneeglöckchen, das so aussah, als sei es auf den Fußboden hingemalt. Das Dienstmädchen, welches das Zimmer auslehrte, hob es auf, legte es in eins der Bücher hinein, die auf dem Tische lagen, und zwar in der Meinung, es müsse beim Aufräumen herausgefallen sein. Die Blume lag wieder zwischen Versen, gedruckten Versen, und die sind vornehmer als die geschriebenen, wenigstens ist mehr Geld auf sie verwendet.

      Darauf vergingen Jahre, das Buch stand auf dem Bücherbrette: dann wurde es einmal in die Hand genommen, man schlug es auf und las darin; es war ein gutes Buch: Verse und Lieder von dem alten dänischen Dichter Ambrosius Stub, die wohl zu lesen werth sind. Der Mann, der in dem Buche las, schlug ein Blatt um. »Da liegt ja eine Blume!« sagte er, »ein Schneeglöckchen, ein Sommernarr, ein Dichternarr! Die wird wohl mit Bedacht hier hereingelegt worden sein; armer Ambrosius Stub! Er war auch ein Sommernarr, ein Dichternarr! Er kam seiner Zeit zu früh, und deshalb mußte auch er die scharfen Winde kosten, als Gast bei den adeligen Gutsbesitzern umherwandern, als Blume im Wasserglase, Blume im gereimten Briefe! Sommernarr, Winternarr, Spaß und Narrheit, und doch der erste, der einzige, der jugendfrische dänische Dichter von damals. Ja, bleib Du als Zeichen im Buche liegen, Du kleines Schneeglöckchen, Du bist mit Bedacht hineingelegt worden.«

      Und das Schneeglöckchen wurde wieder in's Buch gelegt, es fühlte sich da sowohl geehrt als vergnügt, zu wissen, daß es ein Zeichen war in dem prächtigen Liederbuche und daß Derjenige, der zuerst von ihm gesungen und geschrieben hatte, auch ein Schneeglöckchen, ein Sommernarr gewesen, auch zur Winterzeit als Narr dagestanden hatte. Die Blume verstand das nun in ihrer Weise, wie wir ja auch jedes Ding in unserer Weise deuten.

      Das ist das Märchen vom Schneeglöckchen.

      Tief im Innern des Landes lag ein alter Herrenhof; dort war ein alter Gutsherr, welcher zwei Söhne hatte, die sich so witzig und gewitzigt dünkten, daß die Hälfte genügt hätte; diese wollten sich nun um die Königstochter bewerben, denn dieselbe hatte öffentlich anzeigen lassen, sie wolle Denjenigen zum Ehegemahl wählen, der seine Worte am besten zu stellen wisse.

      Die Beiden bereiteten sich nun volle acht Tage auf die Bewerbung vor, die längste, aber allerdings auch genügendste Zeit, die ihnen vergönnt war; denn sie hatten Vorkenntnisse, und wie nützlich die sind, weiß Jedermann. Der Eine wußte das ganze lateinische Wörterbuch und nebenbei auch drei Jahrgänge vom Tageblatte des Städtchens auswendig, und zwar so, daß er Alles von vorne und hinten, je nach Belieben, hersagen konnte. Der Andere hatte sich in die Innungsgesetze hineingearbeitet und wußte auswendig, was jeder Innungsvorstand wissen muß, weshalb er auch meinte, er könne von Staatsaffairen mitreden und seinen Senf dazu geben; ferner verstand er noch Eins: Er konnte Hosenträger mit Rosen und anderen Blümchen und Schnörkeleien bestechen, denn er war auch sein und fingerfertig.

      »Ich bekomme die Königstochter!« riefen sie alle Beide, und so schenkte der alte Papa einem Jeden von ihnen ein prächtiges Pferd. Derjenige, welcher das Wörterbuch und das Tageblatt auswendig wußte, bekam einen Rappen, der Innungskluge erhielt ein milchweißes Pferd und dann schmierten sie sich die Mundwinkel mit Fischthran ein, damit sie recht geschmeidig würden. – Das ganze Gesinde stand unten im Hofraume und war Zeuge, wie sie die Pferde bestiegen, und wie von ungefähr kam auch der dritte Bruder hinzu, denn der alte Gutsherr hatte drei Söhne, aber Niemand zählte diesen dritten mit zu den anderen Brüdern, weil er nicht so gelehrt wie diese war, und man nannte ihn auch gemeinhin Tölpel-Hans.

      »Ei!« – sagte Tölpel-Hans – »wo wollt Ihr hin? Ihr habt Euch ja in den Sonntagsstaat geworfen!«

      »Zum Hofe des Königs, uns die Königstochter zu erschwatzen! Weißt Du denn nicht, was dem ganzen Lande bekannt gemacht ist?« und nun erzählten sie ihm den Zusammenhang.

      »Ei der Tausend! da bin ich auch dabei!« rief Tölpel-Hans; und die Brüder lachten ihn aus und ritten davon.

      »Väterchen!« – schrie Tölpel-Hans – »ich muß auch ein Pferd haben. Was ich für eine Lust zum Heirathen kriege! Nimmt sie mich, so nimmt sie mich, und nimmt sie mich nicht, so nehm ich sie – kriegen thu' ich sie!«

      »Laß das Gewäsch!« sagte der Alte, »Dir gebe ich kein Pferd. Du kannst ja nicht reden, Du weißt ja Deine Worte nicht zu stellen; nein, Deine Brüder, ah, das sind ganz andere Kerle.«

      »Nun,« sagte Tölpel-Hans, »wenn ich kein Pferd haben kann, so nehme ich den Ziegenbock, der gehört mir so wie so, und tragen kann er mich auch!« – und gesagt, gethan. Er setzte sich rittlings auf den Ziegenbock, preßte die Hacken in dessen Weichen ein, und sprengte davon, die große Hauptstraße wie ein Sturmwind dahin. Hei, Hop! das war eine Fahrt! »Hier komm' ich!« schrie Tölpel-Hans, und sang, daß es weit und breit wiederhallte.

      Aber die Brüder ritten langsam ihm voraus; sie sprachen kein Wort, sie mußten sich alle die guten Einfälle überlegen, die sie an den Tag bringen wollten, denn das sollte alles recht sein ausspeculirt sein!

      »Hei!« schrie Tölpel-Hans: »hier bin ich! Seht mal, was ich auf der Landstraße gefunden!« – und er zeigte ihnen eine todte Krähe, die er gefunden hatte.

      »Tölpel!« sprachen die Brüder, »was willst Du mit der machen?«

      »Mit der Krähe! – die will ich der Königstochter schenken!«

      »Ja, das thu' nur!« sagten sie, lachten und ritten weiter.

      »Hei – Hop! hier bin ich! Seht, was ich jetzt gefunden habe, das findet man nicht alle Tage auf der Landstraße!«

      Und die Brüder kehrten um, damit sie sähen, was er wohl noch gefunden haben könnte, »Tölpel!« sagten sie, »das ist ja ein alter Holzschuh, dem noch dazu das Obertheil fehlt; wirst Du auch den der Königstochter schenken?«

      »Wohl werde ich das!« erwiderte Tölpel-Hans; und die Brüder lachten und ritten davon; sie gewannen einen großen Vorsprung.

Illustration: Hutschenreuter/Petersen

      »Hei hopsasa! hier bin ich!« rief Tölpel-Hans; »nein, es wird immer besser! heisa! Nein! es ist ganz famos!«

      »Was hast Du denn jetzt gefunden?« fragten die Brüder.

      »Oh,« – sagte Tölpel-Hans, »das ist gar nicht zu

Скачать книгу