Hans Christian Andersen - Gesammelte Werke. Hans Christian Andersen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Hans Christian Andersen - Gesammelte Werke - Hans Christian Andersen страница 53

Hans Christian Andersen - Gesammelte Werke - Hans Christian Andersen

Скачать книгу

danken Dir!« sagten sie zu Kanut; »Du hast uns die Zungen gelöst, daß man frei seine Gedanken aussprechen soll, sonst käme Nichts dabei heraus, und jetzt ist Etwas dabei heraus gekommen: – wir sind verlobt!«

      Darauf gingen sie Hand in Hand durch die Straßen Kjöge's und sahen auch sehr anständig auf der Kehrseite aus, da war Nichts an ihnen auszusetzen. Sie schritten gerade auf die Kirche zu, und Kanut und Johanna folgten; auch sie gingen Hand in Hand, und die Kirche stand da wie immer mit ihren rothen Mauern, umrankt von dem grünen Epheu, und die große Thür der Kirche flog nach beiden Seiten auf, die Orgel brauste und sie schritten den breiten Hauptgang der Kirche entlang: »Die Herrschaften zuerst!« sagten die Pfefferkuchenbrautleute und machten Kanut und Johanna Platz, und diese knieten am Altare nieder; sie beugte ihr Haupt über sein Antlitz und eiskalte Thränen entfielen ihren Augen, es war das Eis, das um ihr Herz schmolz – durch seine starke Liebe; die Thränen fielen auf seine brennenden Wangen, und – er erwachte dabei, und saß unter dem alten Weidenbaume im fremden Lande, in dem winterkalten Abende; aus den Wolken fiel eisiger Hagel herab und peitschte sein Gesicht.

Illustration: Hutschenreuter/Petersen

      »Das war die schönste Stunde meines Lebens!« – sagte er, »und sie war – ein Traum! – Gott, laß mich nochmals träumen!« – Er schloß die Augen auf's Neue, er schlief, er träumte.

      Gegen Morgen fiel Schnee. Er jagte vor dem Winde über ihn hin, er schlief. Dorfleute gingen zur Kirche, – an der Landstraße saß ein Handwerksbursch; er war todt, erfroren – unter dem Weidenbaume!

      Es war einmal ein Prinz, der wollte eine Prinzessin heirathen; aber es sollte eine wirkliche Prinzessin sein. Da reiste er in der ganzen Welt umher, um eine solche zu finden, aber überall stand dem etwas entgegen. Prinzessinnen gab es genug, aber ob es wirkliche Prinzessinnen waren, konnte er nicht herausbringen. Immer gab es etwas, was nicht in der Ordnung war. Da kam er denn wieder nach Hause und war traurig, denn er wollte doch gar zu gern eine wirkliche Prinzessin haben.

      Eines Abends zog ein schreckliches Gewitter auf; es blitzte und donnerte, der Regen strömte herunter, es war entsetzlich! Da klopfte es an das Stadtthor, und der alte König ging hin, um aufzumachen.

      Es war eine Prinzessin, die draußen vor dem Thore stand. Aber, o Gott! wie sah die von dem Regen und dem bösen Wetter aus! Das Wasser lief ihr von dem Haare und den Kleidern herunter; es lief in die Schnäbel der Schuhe hinein und an den Hacken wieder heraus. Und doch sagte sie, daß sie eine wirkliche Prinzessin sei.

      »Ja, das werden wir schon erfahren!« dachte die alte Königin. Aber sie sagte nichts, ging in die Schlafkammer hinein, nahm alle Betten ab und legte eine Erbse auf den Boden der Bettstelle, darauf nahm sie zwanzig Matratzen und legte sie auf die Erbse, und dann noch zwanzig Eiderdunenbetten auf die Matratzen.

      Darauf mußte nun die Prinzessin die ganze Nacht liegen. Am Morgen würde sie gefragt, wie sie geschlafen habe.

      »O, schrecklich schlecht!« sagte die Prinzessin. »Ich habe meine Augen fast die ganze Nacht nicht geschlossen! Gott weiß, was da im Bette gewesen ist! Ich habe auf etwas Hartem gelegen, so daß ich ganz braun und blau über meinen ganzen Körper bin! Es ist entsetzlich!«

      Nun sahen sie ein, daß sie eine wirkliche Prinzessin war, weil sie durch die zwanzig Matratzen und die zwanzig Eiderdunenbetten hindurch die Erbse verspürt hatte. So empfindlich konnte Niemand sein, als eine wirkliche Prinzessin.

      Da nahm der Prinz sie zur Frau, denn nun wußte er, daß er eine wirkliche Prinzessin besitze; und die Erbse kam auf die Kunstkammer, wo sie noch zu sehen ist, wenn Niemand sie gestohlen hat.

      Sieh, das ist eine wahre Geschichte.

      Hast Du wohl je einen recht alten Holzschrank, über und über schwarz vor Alter und mit ausgeschnitzten Schnörkeln und Laubwerk daran, gesehen? Ein solcher stand in einer Wohnstube; er war von der Urgroßmutter ererbt und mit ausgeschnitzten Rosen und Tulpen von oben bis unten bedeckt. Da gab es die sonderbarsten Schnörkel und aus diesen ragten kleine Hirschköpfe mit Geweihen hervor. Mitten auf dem Schranke aber stand ein Mann ausgeschnitzt; er war freilich lächerlich anzusehen und grinste auch, denn Lachen konnte man es nicht nennen; er hatte Ziegenbocksbeine, kleine Hörner am Kopfe und einen langen Bart. Die Kinder im Zimmer nannten ihn immer den Ziegenbocksbein-Oberunduntergeneralkriegscommandirsergeanten: das war ein Name, schwer auszusprechen, und es giebt nicht Viele, die diesen Titel bekommen; aber ihn ausschnitzen zu lassen, das war auch etwas. Doch nun war er ja da! Immer sah er nach dem Tische unter dem Spiegel, denn da stand eine liebliche, kleine Hirtin aus Porzellan. Die Schuhe waren vergoldet, das Kleid war mit einer rothen Rose geschmückt, und dazu hatte sie einen Goldhut und einen Hirtenstab, sie war wunderschön. Dicht neben ihr stand ein kleiner Schornsteinfeger, so schwarz, wie eine Kohle, übrigens aber auch aus Porzellan; er war eben so rein und fein, als irgend ein Anderer; daß er ein Schornsteinfeger war, war ja nur etwas, was er vorstellte; der Porzellanarbeiter hätte ebenso gut einen Prinzen aus ihm machen können, wenn er gewollt hätte!

      Da stand er gar niedlich mit seiner Leiter und mit einem Gesicht so weiß und roch wie das eines Mädchens; und das war eigentlich ein Fehler, denn etwas schwarz hatte es sein müssen. Er stand ganz nahe bei der Hirtin; sie waren Beide hingestellt, wo sie standen; da sie nun einmal hingestellt waren, so hatten sie sich verlobt. Sie paßten ja zu einander; sie waren junge Leute, von demselben Porzellan und Beide gleich zerbrechlich.

      Dicht bei ihnen stand noch eine Figur, die war dreimal größer. Es war ein alter Chinese, der nicken konnte. Er war auch aus Porzellan und sagte, er sei der Großvater der kleinen Hirtin; aber das konnte er wohl nicht beweisen. Er behauptete, daß er Gewalt über sie habe, und deshalb hatte er dem Ziegenbocksbein-Oberunduntergeneralkriegscommandirsergeanten, der um die kleine Hirtin freite, zugenickt.

      »Da erhältst Du einen Mann,« sagte der alte Chinese, »einen Mann, der, wie ich fast glaube, von Mahagoniholz ist. Er kann Dich zur Ziegenbocksbein-Oberunduntergeneralkriegscommandirsergeantin machen; er hat den ganzen Schrank voll Silberzeug, was er in den geheimen Fächern aufbewahrt!«

      »Ich will nicht in den dunklen Schrank hinein!« sagte die kleine Hirtin. »Ich habe sagen hören, daß er eilf Porzellanfrauen darin hat!«

      »Dann kannst Du die zwölfte werden!« sagte der Chinese. »Diese Nacht, sobald es in dem alten Schranke knackt, sollt Ihr Hochzeit halten, so wahr ich ein Chinese bin!« Und darauf nickte er mit dem Kopfe und verfiel in Schlaf.

      Aber die kleine Hirtin weinte und blickte ihren Herzallerliebsten, den Porzellanschornsteinfeger, an.

      »Ich möchte Dich bitten,« sagte sie, »mit in die weite Welt hinaus zu gehen, denn hier können wir nicht bleiben!«

      »Ich will Alles, was Du willst!« sagte der kleine Schornsteinfeger. »Laß uns gleich gehen! Ich denke wohl, daß ich Dich mit der Profession ernähren kann!«

      »Wenn wir nur glücklich zum Tische hinunter wären!« sagte sie. »Ich werde nicht froh, bevor wir in die weite Welt hinaus sind!«

      Und er tröstete sie und zeigte ihr, wie sie ihren kleinen Fuß auf die ausgeschnittenen Ecken und das vergoldete Laubwerk am Tischfuße hinabsetzen müsse; seine Leiter nahm er auch zu Hilfe, und da waren sie auf dem Fußboden. Aber als sie nach dem alten Schranke hinsahen, war große Unruhe darin; alle die ausgeschnittenen Hirsche streckten die Köpfe weiter hervor, erhoben die Geweihe und drehten die Hälse; der Ziegenbocksbein-Oberunduntergeneralkriegscommandirsergeant sprang

Скачать книгу