Diamantentropfen. Manfred Quiring

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Diamantentropfen - Manfred Quiring

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nur noch im Schritttempo voranging auf der Leningradka. Da war die Metro allemal zügiger.

      Er wollte nur noch nach Hause. Wobei das „zu Hause“ ein Zimmer im Studentenwohnheim war. Er teilte es mit fünf Mitstudenten, die Körperpflege für einen verzichtbaren Luxus hielten. Doch darüber wollte Borja jetzt nicht nachdenken, er wollte nur noch schlafen. Er war sich sicher, dass seine Mitbewohner sich zu dieser Zeit noch irgendwo in den Ferien aalten, er also höchstwahrscheinlich den Luxus genießen konnte, die Nacht ohne Mitschnarcher verbringen zu können.

      Zwanzig Minuten später war er am Kiewer Bahnhof. Im Supermarkt, der zu einer Kette gehörte, die ihre Besitzer aus unerfindlichen Gründen „Kreuzung“ genannt hatten, holte er sich zwei Büchsen seines geliebten Baltika-Bieres, eine Packung Milch von der Firma „33 Kühe“, ein Weißbrot und ein Stück Käse der Marke „Rossijskij“. Das musste auch noch fürs Frühstück reichen. Noch hatte er einen Packen Rubelscheine in der Tasche, das Sommerlager hatte sparen geholfen. Aber bis zur ersten. Stipendienzahlung war es noch weit, Geld von zu Hause war nicht zu erwarten, er musste sich etwas einfallen lassen.

      Kapitel 6 - Der Präsident macht einen Mafioso glücklich

      „Herein!“

      Fast hätte er bei seinen Grübeleien das leise Klopfen an der Tür überhört. Sweta, seine aufmerksame Hausdame, gleichzeitig sein durchtrainierter Bodyguard und manchmal auch die Freude in trüben Stunden, schob ihre sportlich-elegante Frisur durch den Türspalt.

      „Limontschik wäre dann da…“

      „Bring ihn rein.“

      Limontschik, Ussuris rechte Hand, betrat zügigen Schritts den Salon. „Gesundheit, Chef!“ grüßte er achtungsvoll.

      „Grüß dich. Nimm was zu trinken.“

      Der kleine, unscheinbare, aber intelligente und mit dem Messer wieselflinke Kerl griff sich eine „Sibirskaja Korona“, öffnete sie und trank gurgelnd aus der Alu-Büchse.

      „Ah, es geht doch nichts über ein ordentliches russisches Bier“, stöhnte er mit seiner ständig heiseren Stimme und warf sich in einen der ledergepolsterten italienischen Sessel. Seinen Spitznamen „kleine Zitrone“ hatten seine Kumpels ihm verliehen, weil sein zerknittertes Gesicht wegen seiner kaputten Leber immer einen leichten Gelbstich hatte.

      Ussuri wartete, bis Limontschik wieder zu Atem gekommen war und fragte dann: „Habt ihr inzwischen rausbekommen, wer den Glatzkopf beerben wird?“

      „Deswegen bin ich ja gekommen. Es wird der Schleimer Tkatschenko aus der Südregion. Sie werden es aber erst in der nächsten Woche bekanntgeben.“

      „Das ist amtlich?“

      „Das ist amtlich.“

      Tkatschenko also. Das wunderte ihn nicht. Der Typ hatte in letzter Zeit verdächtig oft im Hintergrund gestanden, wenn das Fernsehen über Dimas offizielle Termine berichtete. Was heißt berichtete. Sie besang, musste es wohl eher heißen. Ussuri schüttelte sich. Diese Lobhudelei war ekelhaft. Hatten die denn überhaupt kein Schamgefühl?

      Tkatschenko also. Ussuris Fäden dorthin waren recht dünn. Im Süden tummelten sich Aladins Leute. Sie saßen auch in der Umgebung von Tkatschenko, hatten mit ihm bei den Olympia-Großprojekten an der Schwarzmeerküste kräftig abgesahnt. Was wird sein Einzug in Moskau für seine, Ussuris, Geschäfte bedeuten?

      „Was hältst du davon?“ fragte er Limontschik, dessen Blick bewundernd über die gediegene Inneneinrichtung glitt. Er kannte das Interieur natürlich, war aber jedes Mal aufs Neue beeindruckt. Ussuri war zu einem rechten Feingeist, zum Kunstliebhaber geworden.

      „Aladin, so scheint`s, wird stärkere Positionen bekommen hier in Moskau.“ Er selbst glaubte das zwar nicht unbedingt, schon deshalb, weil er es nicht glauben mochte, aber er wollte doch hören, was Limontschik mit seinem schlauen Schädel davon hielt.

      „Das könnte man auf den ersten Blick vermuten“, stimmte er seinem Chef zu. „Aber ich sehe da eine Chance, das zu ändern.“

      „Willst du ihnen ans Leder, sie eliminieren? Keine gute Idee. Krieg ist schlecht fürs Geschäft. Auch wenn es Leute gibt, die das anders sehen. Zwei Leute aus Marats Bratwa haben schon dran glauben müssen…Prügeln sich um den Kursker Bahnhof, die Idioten!“

      „Nein, das meine ich nicht.“

      Limontschik nahm Ussuris Unterstellung, er wolle einen Bandenkrieg vom Zaune brechen, gelassen hin. Er wusste, das war seine Art, Widerspruch heraus zu kitzeln, um schließlich doch die Antwort zu bekommen, die er gerne hören wollte.

      „Ich glaube, wir haben eine Chance, einige von Tkatschenkos Leuten, die bisher mit Aladin gekungelt haben, auf unsere Seite zu ziehen. Wenn er sie denn mit nach Moskau bringt.“

      „Und wie soll das gehen?“

      „Wir könnten sie für uns gewinnen.“

      „Häh?“ Ussuri war nun doch überrascht. Was sollte das?

      Limontschik erklärte geduldig: „Wie ich gehört habe, sind die da unten ziemlich sauer auf den Alten. Seine Leute sind grob, wollen alles abgreifen, aber nicht so richtig teilen. Eben die alte Schutzgeld-Masche. Wenn wir ihnen hier in Moskau bessere Möglichkeiten bieten, zudem Sicherheitsgarantien und Geld – dann könnte das klappen.“

      „Hm, mag sein. Aber kläre die Sicherheitslage. Dass für alle Fälle auch die Kämpfer bereit stehen. Ohne sie wird das möglicherweise nicht abgehen.“

      Limontschik nickte zustimmend.

      Ussuris Mobiltelefon klingelte. Es war eines seiner nicht registrierten Geräte, die er nach zwei, drei Anrufen schreddern ließ. „Hallo Chef“, meldete sich Nikititsch, ein schlichter Geist, aber eine treue Seele. „Treffen am übernächsten Sonnabend. 14.00 Uhr am nördlichen Flusshafen. Der Kahn heißt Aurora.“

      „Die Morgenröte, wie passend! Ok, ich werde da sein. Wer kommt noch?“

      „Alle, die etwas zu sagen haben.“

      „Und Djadja Aladin?“

      „Der alte Fettsack ist extra deshalb aus seinen Bergen heraus gekrochen. Kam vor zwei Tagen hier an und hält seitdem ununterbrochen Hof.“ Nikititsch kicherte verächtlich und fügte hinzu, „nützen wird es ihm nichts.“

      Ussuri legte auf. Er nahm den Akku und die Sim-Karte heraus und warf das Prepaid-Telefon in den Müll zu den anderen.

      “Mach mal den Fernseher an”, befahl er Limontschik. “Die Nachrichten kommen gleich.”

      Limontschik schaltete das Gerät ein, auf dem Bildschirm erschien die hübsche Nachrichtensprecherin, deren Markenzeichen schwarze, straff nach hinten gekämmte Haare und große dunkle Augen waren. In getragenem Ton, als sei die Welt gerettet worden, vermeldete sie die Ereignisse aus dem nördlichen Teil der Föderation.

      „Präsident Dmitri Lukanow hat heute den Konflikt um das Betonwerk in Chrenowo beigelegt. Die Belegschaft dankte ihm für seinen persönlichen Einsatz mit langanhaltendem Beifall…“

      Ussuri lehnte sich befriedigt in seinem Ledersessel zurück.

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