Hochfrequent. Stephan Kesper
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»Ist Ihnen etwas aufgefallen?«
»An Herrn Cox?«
Hohenstein nickte.
»Nein«, Al-Fayed überlegte eine Weile, »vielleicht. Er schien es eilig zu haben. Er kam aus der Tiefgarage, grüßte mich dabei nur mit einem Finger«, Al-Fayed machte mit seiner rechten Hand eine Geste, die dem Gruß entsprechen sollte, »und ging direkt zu den Fahrstühlen. Danach habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
»Gut, das wäre es fürs Erste. Ich möchte Sie bitten, sich für die nächste Zeit zur Verfügung zu halten, falls wir weitere Fragen haben.«
Er fragte ihn nach einer privaten Telefonnummer, und schrieb sich noch die Adresse auf.
Dann brachte er Al-Fayed zurück und nahm Warndorf mit zur Sitzecke. In diesem Moment kam Brandtner dazu, an ihrer Jacke hing ebenfalls ein Besucherausweis.
»Herr Warndorf, wenn ich das richtig verstehe, haben Sie darauf bestanden, dass Herr Al-Fayed nicht die Polizei ruft, bis Sie sich die Angelegenheit angesehen hatten. Stimmt das?«
»Das ist korrekt. Ich habe meine Mitarbeiter angewiesen, immer erst mir Bericht zu erstatten, bevor sie etwas selbst entscheiden.«
»Das bedeutet, dass der tote Herr Cox da einige Zeit auf dem Vorplatz lag, bevor Sie sich die Angelegenheit ansehen konnten.«
Brandtner hob eine ihrer Augenbrauen nur ganz leicht, ein Zeichen für Erstaunen, das nur ihr Kollege zu lesen wusste.
»Und Ihr Mitarbeiter durfte noch nicht einmal einen Krankenwagen rufen? Vielleicht hätte Herr Cox überlebt, wenn Sie nicht eine halbe Stunde vertrödelt hätten, bis endlich Hilfe gerufen wurde?«, das war übertrieben, aber Hohenstein wollte Warndorf unter Druck setzen, er schien etwas zu gefasst in der Situation.
»Unsinn. Der war doch sofort tot.«
»Woher wollen Sie das gewusst haben? Sie hatten ja nur die Information, die Ihr Mitarbeiter Ihnen gegeben hatte. Und der ist kein Arzt, wie ich vermute?«
»Er hatte mir am Telefon gesagt, dass der Mann keinen Kopf mehr hatte. Wie sollte er da noch leben?«, antwortete der Sicherheitschef gereizt.
»Immer schön freundlich bleiben«, warf Brandtner dazwischen.
Hohenstein machte unbeirrt weiter: »Wie kam es dazu, dass die Überwachungsmonitore unbesetzt waren?«
»Ein Mitarbeiter hat sich krank gemeldet. Die Zeit war zu knapp, um einen Ersatzmann zu besorgen. Al-Fayed kann mit der Anlage nicht umgehen und nachts passiert hier eigentlich nie irgendetwas. Die ganze Gegend ist mit Überwachungskameras gespickt, sodass sich das zwielichtige Gesindel erst gar nicht in die Straße reintraut.«
»Wie heißt der erkrankte Mitarbeiter?«, fragte Brandtner.
»Marc van der Joost.«
Brandtner sah zu Hohenstein herüber.
»Ich würde gerne einen Blick in die Personalakte von Herrn van der Joost werfen.«
Warndorf nickte, wenn auch sein Gesicht eine andere Antwort gab.
»Also gut, Herr Warndorf«, machte Brandtner weiter, »Ich möchte Sie bitten, sich in der nächsten Zeit zu unserer Verfügung zu halten, falls wir weitere Fragen haben. Sollte Ihnen, oder einem Ihrer Mitarbeiter, noch etwas einfallen, kontaktieren Sie uns bitte«, dabei übergab sie Warndorf eine Visitenkarte.
Sie standen schon auf und Brandtner drückte auf den Knopf des Fahrstuhls, als Hohenstein sich noch einmal zu Warndorf umdrehte: »Auch wenn niemand die Überwachungsanlage bedient, werden doch trotzdem Aufnahmen gemacht, oder?«
»Sicher, die Kameras bewegen sich nur nicht, also nehmen sie immer denselben Ausschnitt auf.«
»Können wir die sehen? Von heute Morgen, fünf Uhr dreißig?«
Warndorf winkte und sie folgten ihm zurück zum Überwachungsraum. Er zeigte auf einen IT-Schrank mit Glasfront. Hinter dem Glas befanden sich eine große Anzahl von DVD-Laufwerken. Hohenstein schätzte sie auf über zwanzig.
»Das sind die Langzeitspeicher. Auf denen speichern die die Kameras ihre Aufnahmen in so geringer Qualität, dass auf jede DVD zwei Tage Material passt. Mehrere Kameras teilen sich eine DVD und die Daten werden in Dateien darauf gebrannt. Nicht gerade der neueste Schrei der Technik, aber bewährt und zuverlässig. Die Firma, die das System herstellt, hat mit SB&M einen weltweiten exklusiven Vertrag geschlossen. Wir dürfen keine andere Technik einsetzen.«
»Dann zeigen Sie uns doch mal die Lobby um fünf Uhr dreißig.«
Stocktanz, der immer noch vor den Monitoren saß, bediente die Tastatur und klickte mit der Maus umher. Al-Fayed schien bereits gegangen zu sein.
Nach einigen Sekunden Tastaturgeklapper und Geklicke fragte Warndorf: »Was ist los?«
»Keine Ahnung, ich kann die Aufnahmen nicht finden«, antwortete der junge Mann vor den Monitoren. Dann stand er auf und öffnete den Schrank mit den Laufwerken. Er suchte kurz das korrekte Laufwerk und öffnete es. Eine leere Schublade kam herausgefahren.
»Was zum ...«
»Nichts mehr anfassen!«, rief Hohenstein.
Die folgende viertel Stunde stand Brandtner vor dem IT-Schrank, verhinderte damit, dass jemand sich daran zu schaffen machte und Hohenstein telefonierte auf dem Gang mit seinem Vorgesetzten. Er versuchte, Borell davon zu überzeugen, einen Trupp Spurenermittler zu schicken. Er vermutete einen Mord. Doch Borell wollte davon nichts hören. Er schrie so laut in den Hörer hinein, dass seine Stimme verzerrt klang: Hohenstein solle sich nicht einbilden, dass er dadurch irgendetwas gewinnen könne. Wenn ein Napfkuchen sich von einem Haus werfe, dann wäre das sicher nicht Borells Angelegenheit, besonders dann nicht, wenn es gerade einen G7-Gipfel vorzubereiten und abzusichern galt.
Hohenstein versuchte es noch einige Zeit weiter, doch biss auf Granit.
Dann legte er auf und informierte Warndorf, dass er alle Laufwerke öffnen wolle und sagte zu Stocktanz: »Bitte legen Sie eine Liste der Kameras an, die auf die jeweiligen Laufwerke schreiben, wenn diese leer sind. Beginnen Sie mit dem leeren Laufwerk, das wir bereits geöffnet haben.«
»Sagen Sie mir nur die Nummer des Laufwerks«, antwortete Stocktanz.
Hohenstein begann die Laufwerke zu öffnen, nachdem er sich einen Gummihandschuh angezogen hatte. Es dauerte einige Zeit, doch dann ergab sich ein Bild. Es fehlten sechs DVDs.
»Kann man die herausnehmen?«, fragte Hohenstein.
»Klar«, antwortete Stocktanz hastig, der junge Mann lief aus unerfindlichen Gründen knall rot an, »die können im laufenden Betrieb gewechselt werden.«
»Moment mal«, rief Warndorf dazwischen. »Sie können nicht einfach hier Sachen mitnehmen.«
»Doch kann ich. Das sind Beweisstücke«, zu Stocktanz fügte er leise hinzu: »Nehmen Sie bitte die leeren Laufwerke