Hochfrequent. Stephan Kesper

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Hochfrequent - Stephan Kesper Hohenstein-Krimi

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und zum anderen könnte ich nicht in James' Fußstapfen treten. Die waren mir mindestens drei Nummern zu groß.«

      »Warum nicht aus der Abteilung?«, fragte Hohenstein. Brandtner gab ihm ein Zeichen, dass sie sich in Cox Büro umsehen wollte und er nickte kurz.

      »Weil das immer böses Blut gibt. Hielte man es so, wäre die Gefahr zu groß, dass sich mehrere Leute aus der Abteilung Chancen auf den Posten ausrechnen. Nur einer kann es werden und sofort beginnen die Grabenkriege zwischen denen, die leer ausgingen und dem neuen Leiter.«

      »Verstehe. Was macht Ihre Abteilung?«

      »Wir sind für das High-Frequency-Trading von SB&M zuständig.«

      »Für was?«

      »Den Hochfrequenzhandel. Wir programmieren Computer so, dass sie eigenständig mit den verschiedenen Handelsplattformen der Börsen kommunizieren, Aufträge absetzen und stornieren können. Dies geschieht in aller Regel in Bruchteilen von Sekunden – hochfrequent eben.«

      »Das bedeutet, Ihre Mitarbeiter sind keine Banker?«

      »Korrekt, die meisten sind Informatiker, diverse Mathematiker, ein Physiker und ein Biologe.«

      »Und wie kommt da das Fachwissen der Banker hinzu? Oder brauchen Sie das nicht?«

      »Das steuern die Kollegen vorne in den Einzelbüros bei. Sie verwenden die von den Programmierern erzeugte Software, um Trends und Gegentrends zu bewerten und der Handelsplattform eine entsprechende Richtung vorzugeben. Der Rest geschieht dann automatisch. Das Ganze ist natürlich sehr viel komplizierter, ich gebe Ihnen hier nur den groben Überblick.«

      »Schon klar«, Hohenstein blickte nachdenklich auf die Reihen von Mitarbeitern im Großraumbüro, »schon klar«. War das die Zukunft? Investmentbanking wurde von einer Horde Programmierer erledigt?

      »Was für ein Landsmann war der verstorbene Herr Cox?«

      »Amerikaner, soviel ich weiß. Aber außer einem sehr leichten Akzent war davon nichts zu bemerken. Er sprach ausgezeichnet Deutsch.«

      »Hat er schon immer hier gearbeitet? Oder war er vorher in Amerika tätig?«

      »Er war in der Zentrale, bevor diese Abteilung aufgebaut wurde. Er kam herüber mit dem Auftrag, den Hochfrequenzhandel in Europa für die SB&M aufzubauen.«

      »Eine ziemlich große Aufgabe für einen so jungen Mann wie den Herrn Cox?«

      »Absolut. Aber er war außergewöhnlich. Sein Verständnis der Materie: Überragend. Sein Durchsetzungswille und sein Gespür für die Mitarbeiter: Unvergleichlich. So einen wird die Firma nicht noch einmal finden.«

      »Aha«, Hohenstein waren die jungen Genies immer etwas suspekt.

      »Wo befindet sich die Zentrale?«

      »An der Wallstreet«, als ob es das Natürlichste der Welt wäre: »New York.«

      »Kommen wir zu den Aufgaben von Herrn Cox zurück. Was genau machte er?«

      »Er hatte die Leitung der Abteilung inne. Das bedeutet, er musste die administrativen Dinge erledigen, für die er Hilfe von der Sekretärin in Anspruch nahm. Und natürlich ließ er es sich nicht nehmen, in der Forschung mit dabei zu sein.«

      »Forschung?«, Hohensteins Augenbrauen hoben sich.

      »Was ist daran so erstaunlich?«

      »Sie sind Banker. So wie ich es verstanden habe, kaufen und verkaufen Sie Aktien?«

      »Ah«, kam als Antwort. Taxler überlegte kurz und setzte die Unterhaltung auf null zurück.

      »Wir handeln nicht einfach nur mit Aktien und Derivaten. Im Gegenteil, wir wollen uns da raushalten. Das, was wir anstreben, ist eine Handelsplattform zu entwickeln, die selbstständig den Handel übernimmt. Die beobachtet, Trends entdeckt und autonom nutzt.«

      »Und das machen Sie mit diesen ganzen Gerätschaften hier?«

      In dem Moment musste Taxler wirklich lachen.

      »Nein. Wir haben ein einhundertfünfzig Millionen Euro teures Rechenzentrum, in dem die Berechnungen stattfinden.«

      Brandtner kam zurück. Sie hielt einen schwarzen Laptop in die Höhe, der in einer Beweismitteltüte steckte.

      »Den müssen wir leider mitnehmen. Gibt es hier jemanden, der das Passwort kennt?«, fragte sie.

      »Mit dem Passwort kommen Sie nicht weit. Jeder hier hat ein zusätzliches Security-Token«, dabei zog er seinen Schlüsselbund aus der Hosentasche und zeigte ihnen ein kleines Plastikgerät, auf dem ein Display und ein Knopf angebracht waren. Er drückte drauf und eine zehnstellige Zahl erschien.

      »Das ist ein Einmal-Code. Dreißig Sekunden gültig. Schaffe ich es nicht, mich in dieser Zeit anzumelden, muss ich einen neuen Code erzeugen. Man braucht den Benutzernamen, den Code und das Passwort, um sich zu authentifizieren.«

      »Verstehe. Jeder hat hier einen solchen Security ...«

      »... Token. Ja, jeder, der mit Computern arbeitet.«

      »Und dasselbe trifft auf das Rechenzentrum zu?«

      »Wie meinen Sie das?«

      »Wenn Sie sich im Rechenzentrum anmelden, dann brauchen Sie auch diese Codes?«

      »Ja, schon. Aber niemand geht in das Rechenzentrum. Genaugesagt darf da keiner rein. Nicht einmal diese Abteilung, die vollen Zugriff auf die Rechner hat – selbst James und ich können da nicht ohne triftigen Grund hinein. Konnten ...«, er ließ plötzlich den Kopf hängen.

      »Wie arbeiten Sie dann mit Ihren teuren Maschinen?«, lenkte Hohenstein ihn ab.

      »Wir brauchen nicht vor Ort zu sein, um mit ihnen zu arbeiten. Es reicht eine Leitung von hier nach da.«

      »Vielleicht kommen Ihnen unsere Fragen unsinnig vor, aber wir müssen uns ein Bild von der Arbeit des Herrn Cox machen, um zu verstehen, was geschehen ist.«

      »Kein Problem«, er sah auf seine Uhr, offensichtlich dauerte ihm das Gespräch zu lange.

      Hohenstein fragte ihn noch nach Adresse und sonstigen Informationen von Cox. Danach reichte er Taxler eine Visitenkarte und bat um einen Anruf, sollte ihm oder einem seiner Mitarbeiter etwas einfallen.

      Sie verließen mit Warndorf, der sich die ganze Zeit wortlos im Hintergrund gehalten hatte, das Büro.

      »Was Auffälliges am Schreibtisch?«, fragte Hohenstein Brandtner leise, sodass Warndorf es nicht hören konnte.

      Sie schüttelte den Kopf.

      Hohenstein blickte auf die Uhr, als sie aus dem Gebäude kamen: 11:52. Die Sonne verwandelte den Platz vor der Bank in einen Ofen mit reflektierenden Wänden. Er zog seine Jacke aus.

      »Das hat länger gedauert, als ich dachte. Etwas essen und dann in die Wohnung?«, schlug Hohenstein vor.

      »Ich habe ein schlechtes Gefühl

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