Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 01: Oma Vettel. M.E. Lee Jonas
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Jeder Phad hat sein eigenes Buch und eine eigene Deutung über die Aufgabe der schwarzen Prinzessin. Jeder Phad erschuf seinen eigenen Mythos. Aber niemand weiß wirklich, was die schwarze Prinzessin letztendlich tut. Bis zu deiner Geburt wusste auch niemand, ob sich das düstere Orakel von Vaun tatsächlich erfüllen würde. Der Legende nach soll die schwarze Prinzessin die Mächtigste aller Hexen sein, da sie das gesamte Wissen des Zauberreiches in sich tragen würde. Das kann hilfreich sein, aber auch sehr zerstörerisch! Seit der Ankündigung deiner Geburt gibt es für Darania nur ein Ziel. Sie will dieses Wissen, da es uneingeschränkte Macht bedeutet. Du bist Daranias größter Feind und ihre größte Sehnsucht zugleich, Jezabel. Seit deiner Geburt stehst du zudem unter dem Schutz des Elonyk. Er ist der Urschatten, der in der dunkelsten Höhle von Xestha haust und sich den Körper einer Hexe bedient, um seinen Platz im Hexenrat einnehmen zu können. Er ist der Vater aller dunklen Schatten, ohne die wir unsere großen Zauber nicht vollenden könnten. Momentan ist es Quwill, die ihm ihren Körper leiht. Da du unter seinem Schutz stehst, kann Darania dich auch nicht einfach vernichten. Aber sie ist heimtückisch und wird nicht aufhören, einen Weg zu finden, um dich auszuschalten.
Ich habe dich damals mit einem mächtigen Schutzschild umschlossen. Aber es hieß: Keine schlechte Energie kann hinein und keine Gute hinaus. Da du auch das Blut des dunklen Phads in dir trägst und dieses nun einmal schwarz und böse ist, konnte sich diese Energie lösen und das Schild durchdringen. So konnten die Skulks dich orten. Du bist mächtiger als ich oder sonst irgendeine Hexe, aber du kannst deine Kräfte noch nicht kontrollieren. Das kann anderen Wesen großen Schaden zufügen, Jezabel. Erinnere dich an die Vorkommnisse mit Britany! Das hätte auch böse enden können! Du hast recht. Die Geschichte ist wesentlich verzwickter, als ich zugeben möchte. Aber es ist wichtig, dass du uns vertraust!«
J.J. starrt fassungslos in die Runde.
»Was für eine abgedrehte Geschichte! Es ist schon schlimm genug, dass ich erfahren musste, die Nachfahrin einer bösen Hexe zu sein. Aber DAS ist Stoff für einen Kinofilm! Einen total abgefahrenen Kinofilm!«
Sie holt tief Luft und versucht sich zu beruhigen.
»Ich will das nicht! Bis heute war das ganz lustig, aber diese Geschichte gefällt mir nicht! Ich bin ein Teenager mit Träumen, wie einen Popstar daten oder ein Musikvideo drehen. Vielleicht werde ich ein gefragtes Model oder eine berühmte Künstlerin. Aber auf diesen okkulten Mist habe ich keine Lust! Und wenn das stimmt, was du mir da erzählst, wird mich eine Horde verrückter Hexen jagen, weil ein alter Zauberer vor eintausend Jahren eine dämliche Legende erschuf. Wie willst du das verhindern? Ich will mein normales Leben wiederhaben!«, brüllt sie verzweifelt und schnaubt.
Oma Vettel schreitet auf J.J. zu, die abwehrend ihre Hände vor den Körper hält und sie verachtend fixiert.
Da mischt sich Broaf in das Gespräch.
»Wir haben immer versucht, dich zu beschützen! Es war auch für uns nicht leicht, eine Lösung für dein Wohl zu finden! Es wurde alles immer komplizierter und du wolltest keine Hexe werden. Also suchten wie nach einem Ausweg. Schließlich hatten wir bereits deine Eltern bei diesem sinnlosen Kampf verloren! Jezabel, niemand kann dich zwingen, eine dunkle Hexe zu werden, aber die Magie wird immer in dir sein. Deshalb holten wir dich zurück. Du musstest erfahren, was du bist, da unkontrollierte Magie großen Schaden anrichten kann. Auf den Weg des weisen Phads kann Vettel dich nicht begleiten, da ihre Familie Xestha unterstellt ist. Es ist ein Segen für uns, dass du wieder hier bist, kleine Prinzessin, da man diesen Vergessenszauber eigentlich nicht wieder rückgängig machen kann. Es ist wirklich erstaunlich, wie stark du bist! Bitte vertrau deiner Großmutter und mir auch!«
J.J. entfährt ein langer, ausgedehnter Seufzer. Sie schüttelt den Kopf und fasst sich an den Hals, der immer noch höllisch wehtut.
Oma Vettel sieht sie besorgt an.
»Komm, lass uns in die Küche gehen. Ich mache dir einen Tee und dann unterhalten wir uns in Ruhe über alles.«
J.J. sieht genervt zu ihrer Großmutter und schlendert schließlich resignierend an den beiden vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Sie rennt in die Küche und lässt sich auf die Eckbank fallen. Ein paar Erinnerungen blitzen auf und trotzdem kann sie diese Angst, die sie heute Nacht wegen des Feuerdämons hatte, immer noch nicht einordnen.
»War es überhaupt Angst oder nur eine verdrängte Erinnerung? Vielleicht sogar eine alte Sehnsucht? Nach allem, was ich gerade erfahren habe, könnte es alles sein.«
Sie schüttelt den Gedanken sofort wieder ab und dreht sich zu ihrer Großmutter.
»Heißt das etwa, dass ich ein schlechter Mensch bin?«, fragt sie leise.
Ihre Stimme klingt heiser und sie bemerkt, dass sie Temperatur bekommt.
Oma Vettel nimmt ihre Hände und umschlingt sie fest.
»Das hast du vollkommen falsch verstanden, Jezabel. Das heißt nur, dass du die Macht hast, zu entscheiden, wer du sein möchtest und was du tust. Niemand, kein Hexenrat, keine Marla oder ich, kann dich für diese Entscheidung bestrafen. Sieh dich an! Du bist wunderschön. Du hast die Haare einer Elfe und die Augen einer Fee. Du bist bestimmt kein schlechter Mensch, mein Schatz. Es ist nur sehr kompliziert. Darania ist unser gemeinsames Schicksal. Genauso wie wir das ihre sind.«
Oma Vettel nimmt ihre Enkelin fest in den Arm. »Und ich bin auch kein schlechtes Wesen! Ich hoffe, du wirst mir irgendwann vertrauen. Und das mit Darania bekommen wir auch hin!«
J.J. löst sich aus der Umarmung und lehnt sich zurück. Nichts scheint ihr plausibel. Immer wenn sie denkt, dass sie eine Erklärung gefunden hat, tut sich eine neue Frage auf.
»Aber sagtest du nicht, dass sie mich völlig legal in den dunklen Phad einberufen kann?«
Oma Vettel seufzt und knetet nervös ihre Hände.
»Ja. Das kann sie, weil dein Gedankenstein im dunklen Phad gehoben wurde. Du musst dich jedoch freiwillig entscheiden, als Hexe zu leben. Ich habe damals deine Verzweiflung gesehen und dich acht Jahre vor ihr versteckt. Aber ich denke, wir sollten es auf einem anderen Weg versuchen. Du warst damals noch ein kleines Kind, nun bist du ein Teenager. Ich musste erst Sichergehen, das du deine Meinung inzwischen nicht geändert hast und nun doch als Hexe leben möchtest. Selbst wenn Darania dich in den dunklen Phad holt, bist du ihr erst verpflichtet, wenn du deine absolute Entscheidung für die dunkle Magie getroffen hast. Dafür musst du einen Eid ablegen oder einen mächtigen Zauber aus Eigennutz aussprechen. Marla wird dich selbst entscheiden lassen. Sie übt niemals Zwang aus. Das hat sie nicht nötig. Vielleicht war es ein Fehler, dich diesem Vergessenszauber auszusetzen. Aber ich sah damals keinen anderen Weg. Wir werden die beste Lösung für dich finden.«
J.J. nickt und fasst sich an den Hals. Die Schmerzen werden schlimmer, sodass sie sich kaum noch konzentrieren kann. Ihre Großmutter steht auf und zupft verschiedene Kräuter aus den Bündeln über dem Ofen.
»Noch ein wenig Spitzwegerich und Sambusterkraut und, ach ja, fünf Fliegenbeine!«
J.J. entfährt ein angewidertes »Bäh!«, worauf die alte Hexe laut loslacht.
»Das war doch nur ein Scherz, meine Liebe! In einen Tee gegen Halsweh