Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 01: Oma Vettel. M.E. Lee Jonas

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Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 01: Oma Vettel - M.E. Lee Jonas Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith

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ist Zauberei albern.«

      In Gedanken sieht sie sich selbst als sechsjähriges Mädchen, wie sie auf Flick durch das üppig geschmückte Haus ihrer Großmutter hüpft.

      Als J.J. diese Bilder betrachtet, durchströmt sie ein Gefühl höchster Freude. Das steigert sich noch, als sie sieht, wie sie mit Xinthalius ihre Geburtstagstorte anschneidet und in fröhlicher Runde mit den Bewohnern des Hauses beisammensitzt.

      Abrupt wird das Bild düsterer. Die Kamera schwenkt ab und sie sieht sich nun mit Oma Vettel und Broaf im Esssalon. Sie starrt auf die Holzkiste, während ihre Großmutter das Lythargium erklärt. Als Nächstes sieht sie mit Entsetzen, wie sie sich mit dem Stein dreht, bis sie in einem schwarzen Wirbel verschwindet. Ihre Großmutter beginnt plötzlich wild zu gestikulieren, während Broaf versucht, sie zu beruhigen. Dann fällt der Stein zu Boden und sie, also ihre sechsjährige Vergangenheit, schreit Vettel an. Sie hört sich sagen, dass sie niemals eine Hexe werden wolle, worauf sie wütend in den Garten rennt.

      J.J. setzt sich auf und sieht sich die letzten Minuten, bevor ihre Großmutter den Vergessenszauber ausspricht, genau an. Mit weit geöffneten Augen beobachtet sie nun als knapp vierzehnjähriges Mädchen, wie ihre Großmutter sich in eine mächtige, dunkle Hexe verwandelt und mit unheimlichen Kreaturen aus der Unterwelt spricht. Sie sieht, wie sich das kleine Mädchen die Ohren zuhält, und kann plötzlich wieder diese tiefe Verzweiflung fühlen. Danach beobachtet sie, wie ihre Großmutter auf sie zurennt und ein Schutzschild errichtet. Der Garten, den sie so liebt, ist plötzlich nicht mehr wunderschön, sondern düster und karg. Die Bäume sind kohlrabenschwarz und die Blätter fallen welk zu Boden. Sie liegt auf der Schaukel und scheint zu schlafen. Broaf kommt mit einem Zettel hinausgestürmt, worauf Vettel aus dem Bild eilt. Der Diener kniet sich nun vor die Schaukel und fängt fürchterlich an zu weinen. Dann nimmt er ihre rechte Hand und dreht ihre Handfläche nach außen. Nachdem er sich verstohlen umgesehen hat, malt er mit seinem Finger ein Zeichen auf ihre Handfläche. Dabei murmelt er einen Vers, der gespenstisch klingt. Als er bemerkt, dass Oma Vettel zurückkommt, schreckt er hoch und wischt sich verlegen die Tränen aus dem Gesicht.

      In diesen Moment ist der Film zu Ende.

      J.J. bleibt einen Augenblick sitzen und denkt über das Gesehene nach.

      »Sie hat mich weggeschickt, damit ich ein normales Leben führen kann. Aber warum bin ich so wichtig, dass dieser schwarze Phad mich unbedingt haben will? Und warum lässt sie mich plötzlich wieder in ihr Haus? Diese Skulks müssen mich doch längst geortet haben. Was hat Broaf mir in die Hand geschrieben? Ich dachte, er wäre ein normaler Mensch! Ich habe keine Ahnung, was hier läuft, aber ich muss es wissen! Diese Dinge, die mir in den letzten Monaten passiert sind, kommen aus meinem Inneren. Ich muss wissen, was mich so wertvoll macht!«

      Als sie diesen Gedanken laut ausspricht, springt der Fernsehapparat überraschend wieder an. Es folgt eine kurze Einleitung, die sie nicht versteht, und daraufhin beginnt ein Film, der alles verändern wird.

      Der Titel lautet:

      Die Geburt der schwarzen Prinzessin!

      J.J. schluckt und reißt ihre Augen weit auf.

      Sie sieht ihre Eltern. Ihre Mutter ist hochschwanger und verzieht alle paar Sekunden schmerzerfüllt das Gesicht. Ihr Vater Timothey stützt sie und bringt sie zu einem Auto. Danach schwenkt die Kamera und zeigt ein Krankenhaus. Ihre Mutter liegt auf einem Bett und scheint starke Schmerzen zu haben. Während sie von einer Krankenschwester versorgt wird, wird J.J.s Vater immer nur kurz eingeblendet. Er sitzt im Flur und hat sein Gesicht in den Händen vergraben. Jetzt kommt eine lächelnde Krankenschwester zu ihm und sagt, dass Cassy eine wunderschöne Tochter geboren habe und es den beiden sehr gut gehe. Das Bild schwenkt in einen düsteren Raum. Lediglich auf ein paar Leuchtern brennen flackernde Kerzen. Am Ende steht ein mannshoher Spiegel, dessen Rahmen aus massivem Gold besteht. J.J. zuckt zusammen, als der Rahmen sich plötzlich zu bewegen beginnt und widerliche Fratzen mit schmerzverzerrten Mienen sich darin winden. Je näher die Kamera an den Spiegel fährt, desto mehr bläht sich das Glas nach außen. Kurz vor dem Spiegel stoppt der Film plötzlich. Auf dem Bildschirm des Fernsehgerätes bleibt ein Standbild, das ihr die Inschrift zeigt.

      J.J. kann klar und deutlich ihren Namen lesen. Aber das ist nicht das Furchtbare.

      Darüber steht:

      Sie ist angekommen! Die schwarze Prinzessin wurde soeben geboren! Ihr Name ist Jezabel!

      J.J. geht ganz nah an den Fernsehapparat und starrt entsetzt auf die Worte.

      »Was hat das zu bedeuten? Was in aller Welt ist eine »schwarze Prinzessin«?«

      Sie setzt sich zurück auf die Couch, weil ihr plötzlich speiübel ist. Sie klemmt ihre Hände unter den Po und versucht sich zu sammeln.

      »Das ist mir alles zu viel! Meine Augen tun mir weh und mein Kopf brummt. Ich gehe jetzt zurück und lasse mir das sofort von Großmutter erklären. Ich glaube, es ist besser, wenn ich zurück nach Marton fahre, und zwar gleich morgen früh! Ein Einkaufszentrum als Ankleidezimmer ist ja lustig, aber dieser Voodoo-Mist ist einfach abartig. Da bin ich lieber eine Vollwaise und lasse mich weiter von Britany Hoilding nerven!«

      Sie steht auf und geht entschlossen zur Marmorsäule. Bevor sie den Stein herunternimmt, dreht sie sich noch einmal um und betrachtet traurig den Raum.

      »Ich vermisse dich, Pippa«, haucht sie wehmütig und schließt die Augen.

      Für einen kurzen Moment kann sie das Parfüm ihrer Ziehmutter wahrnehmen. Sie saugt den vertrauten Geruch tief ein und nimmt schnell den Gedankenstein von der Säule. Als sie wieder in ihrem Zimmer ist, warten dort schon Oma Vettel, Broaf, Lincoln und Diggler auf sie. Sie legt den Gedankenstein in die Kiste und starrt die Gemeinschaft trotzig an.

      »Gehört Anklopfen in Havelock noch nicht zum guten Ton?«, fragt sie zickig und sieht die Anwesenden böse an.

      Ihre Großmutter kommt unsicher auf sie zu.

      »Wir haben angeklopft, aber du hast nicht reagiert! Wir haben uns Sorgen gemacht. Nur deshalb sind wir einfach hereingekommen. Wir wollten dich nicht stören, Jezabel, aber du lebst in einem Haus voller Magie und das ist nicht immer ungefährlich. Entschuldige bitte unsere übereilte Besorgnis. Hast du deine Antworten gefunden auf dieser Reise?«, fragt sie ihre Enkelin leicht verärgert.

      Jezabel tritt ein Stück zurück und sieht sie fragend an.

      Aber sie kann im Moment ihre Gefühle nicht richtig einordnen.

      »Ist es Wut, weil ich mich vorgeführt fühle? Ist es Traurigkeit, weil sie mir so viele Jahre gestohlen haben? Oder ist es angst, weil ich nicht weiß, was sie eigentlich mit ihr vorhaben?« Mit bebender Stimme beginnt sie zu sprechen:

      »Ich habe Antworten gefunden, während sich gleichzeitig Neue aufgetan haben. Ich weiß nicht, was hier läuft, deshalb denke ich, dass ich über ein paar grundsätzliche Dinge aufgeklärt werden sollte! Auch wenn ich nun weiß, dass du mich tatsächlich nur verhext hast, um mich zu schützen, frage ich mich doch, warum dir das genau JETZT nicht mehr so wichtig ist! Du hast mir diesen Stein ohne irgendeine Anleitung in die Schule geschickt. Auch wenn er im Grunde nicht viel anrichten kann, weiß ich inzwischen, dass ich mich in meinen Erinnerungen verirren kann. Meine beste Freundin musste zusehen, wie ich mich wie eine Verrückte im Kreis drehe, und ich konnte ihr bis heute nicht erklären, warum das so war. Alle Erinnerungen, die bis jetzt zurückkamen, sind relativ harmlos. ABER! Nun musste ich Dinge erfahren, die ich gern verstehen möchte. Sollte sich herausstellen, dass sie nur halb so abscheulich sind,

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