Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 01: Oma Vettel. M.E. Lee Jonas
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J.J. tritt in den Gang und schmunzelt. An der linken Tür befindet sich eine aufdringliche Leuchtreklame, die abwechselnd die Buchstaben »J E Z A B E L« aufblinken lässt.
»Allmächtiger! Da hol mich doch der schwarze Schatten«, entfährt es Oma Vettel bei dem Anblick. Feierlich stellt sie sich zu J.J. und nimmt sie in den Arm.
»So oft sich das Haus in den letzten Jahren auch veränderte, dein Zimmer ist immer an derselben Stelle geblieben. So als hätte es gewusst, dass du irgendwann wieder nach Hause kommst. Aber das mit der Leuchtreklame ist neu! Sehen wir lieber schnell nach, was es sich ausgedacht hat!«
Oma Vettel geht entschlossen auf die Zimmertür zu und öffnet sie, während J.J. noch tief Luft holt. Aber dann siegt die Neugier und sie springt eilig hinterher. Als sie ihr Zimmer betritt, verschlägt es ihr sprichwörtlich die Sprache. Sie steht in einem ausladenden Raum, der in ihrer Lieblingsfarbe Violett gestrichen ist. An der Wand steht ein riesiges Himmelbett, aus verschnörkeltem, weißem Holz, dass von langen Chiffonbahnen gesäumt wird. Am Kopfende türmen ein Dutzend herrlich weicher Kissen, die auf einer geblümten, sehr wertvoll aussehenden Satindecke ruhen. Es ist das einzige Möbelstück in diesem Zimmer, das wie eine Antiquität wirkt. Der Rest ist hochmodern ausgestattet. Vor dem Fenster steht ein großzügiger, geschwungener Schreibtisch mit einer Glasplatte als Schreibfläche, an dem sich ein vollständig eingerichteter Zeichentisch anschließt. J.J. kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie streicht sanft über die Oberfläche und probiert gleich alle Lichtschalter aus.
»Das ist ja der Hammer! Woher wusstet ihr das?«, fragt sie völlig perplex.
Oma Vettel setzt sich auf das Bett und seufzt.
»Das Haus macht, was es will. Ich denke, es hat dein Zimmer so eingerichtet, wie es sich für einen Teenager mit künstlerischer Begabung gehört. Na ja, wenigstens ist das Bett geblieben und die Truhe mit deinen lebendigen Puppen steht auch noch da. Ach, was soll´s? Man soll ja nicht in der Vergangenheit leben. Du bist jetzt ein Teenager und dieses Zimmer ist dafür mehr als geeignet. Kompliment an das Haus«, stottert die alte Dame wehmütig.
J.J. schleicht zur Tür, die sich neben ihrem Bett befindet, und öffnet sie wie ein Weihnachtsgeschenk. Sogleich kreischt sie wie ein Teenager, der seinen Lieblingspopstar treffen darf, während sie hüpft, lacht und vollkommen überdreht tanzt.
»Ich flippe so was von aus! Das ist der absolute Wahnsinn!«, jubelt sie weiter und sieht sich fassungslos in der traumhaften Wellnessoase um. Das Wort »Badezimmer« wäre hier nämlich schlichtweg untertrieben.
Es gibt ein doppeltes Waschbecken, eine abgetrennte Toilette, eine Natursteindusche, einen Whirlpool, eine Saunalandschaft im Tropendesign und eine Relaxecke im Karibikflair. Das Regal neben den Waschbecken ist dazu mit allem ausgestattet, was sich ein Mädchen ihres Alters wünschen kann.
»Wenn Zoé das sehen könnte! Die würde vor Freude ausrasten!«
Fröhlich tanzt sie durch das Badezimmer und jubelt bei jedem dritten Schritt laut los. Anschließend stürmt sie zurück in ihr Zimmer und sieht sich um.
»Ein paar Dinge erkenne ich wieder. Den Basketballkorb mit Flum, dem Ball, der selbstständig in den Korb springt. Die gelbe Truhe mit meinen lebendigen Puppen und die Spieluhr mit der wunderschönen Musik und der Ballerina, die sich nicht nur drehen, sondern richtige Tänze aufführen kann«, sinniert sie gerade, als sie eine weitere Tür entdeckt. Sie sieht fragend zu ihrer Großmutter, die unwissend mit den Schultern zuckt, und geht hinüber.
Es ist eine zweiflügelige Tür, wie man sie aus alten Filmen kennt. Groß, weiß und verschnörkelt. Vorsichtig drückt sie die schwere Messingklinke hinunter und geht hinein.
»Nein! Nein! Nein! Das gibt es nicht! Das halt ich nicht aus«, hört Oma Vettel J.J. haltlos rufen, bevor sie aus der Tür gestürmt kommt und ihr um den Hals fällt.
Von deren Übermut vollkommen überrascht, stolpert die alte Dame nach hinten, während sie große Mühe hat, sich aus dem euphorischen Würgegriff zu befreien.
»Danke! Das ist unbeschreiblich, Großmutter!«, jauchzt J.J.
Oma Vettel löst sich aus der Umarmung und quält sich japsend nach oben.
»Ich habe keine Ahnung, was das Haus angestellt hat, meine Liebe. Ich habe damit wirklich nichts zu tun! Was ist denn da hinter der Tür?«
J.J. nimmt ihre Großmutter an die Hand und zerrt sie aufgeregt hinter sich her. Nun steht diese ebenfalls geschockt in der Tür und ringt nach Worten.
»Allmächtiger! Da hol mich doch …«, stammelt sie los, kommt jedoch nicht weiter, da J.J. nun erneut hysterisch zu kreischen beginnt.
Oma Vettel legt die Hände an die Brust und ringt nach Luft. Sie befinden sich doch tatsächlich in einem begehbaren Kleiderschrank, der die Größe einer ganzen Kaufhausetage hat! Überladene Kleiderständer mit Hosen, T-Shirts, Kleidern, Röcken und Jacken reihen sich nahtlos aneinander und an den Wänden stehen meterlange Regale mit einer schier unendlichen Auswahl an Schuhen. In der Mitte thronen eine moderne, ausladende Loungelandschaft und ein Tisch, auf dem die neuesten Modemagazine warten.
»Dahinten wurde sogar eine moderne Nähstube eingerichtet!«, kreischt J.J.
Oma Vettel steht fassungslos in der Tür und klammert sich am Türrahmen fest. Nachdem J.J. ein paar Kleidungsstücke inspiziert hat, lässt sie sich auf einen bequemen Loungesessel fallen und schnaubt.
»Einfach abgefahren!«, wiederholt sie merhmals und sieht sich mit glitzernden Augen um.
Ihre Großmutter schüttelt dagegen nur bedächtig den Kopf.
»Ja, das ist es. Ein wenig übertrieben. Aber ich denke, damit wirst du zurechtkommen! Ich werde jetzt mal vorsichtig mein Schlafzimmer aufsuchen. Wie ich sehe, muss ich heute auf alles gefasst sein! Ich hoffe, das Haus hat seinem Größenwahn nur in deinem Zimmer ausgelebt! Ich bin völlig fertig! Ich muss mich etwas hinlegen. Der Tag war doch sehr strapaziös. Wenn du etwas brauchst, kannst du klingeln. Das funktioniert genauso wie früher. Die Glocke steht auf deinem Nachtschränkchen. Wir sehen uns morgen, zum Frühstück!«
J.J. rennt auf die alte Dame zu und fällt ihr um den Hals. Dann gibt sie ihr ein Küsschen auf die Wange.
»Danke für alles, Großmutter! Ich hoffe, dass ich schlafen kann. Jetzt wird alles gut! Ich kann es fühlen.«
Oma Vettel lächelt gerührt und macht sich auf den Weg in ihr Schlafzimmer. J.J. begleitet sie noch bis zur Tür und verabschiedet sich höflich. Als die alte Dame vor ihrer Tür steht, kann sie immer noch die Freudenschreie ihrer Enkelin hören.
Sie lächelt bekümmert und seufzt.
»Schlaf gut, meine kleine Jezabel. Ich hoffe auch, dass jetzt alles gut wird«, flüstert sie und drückt mit zittrigen Händen die Klinke herunter. Zu ihrer großen Erleichterung ist in ihrem Zimmer jedoch noch alles genauso, wie sie es verlassen hat.
J.J. stürmt derweil ins Badezimmer und nimmt eine ausgiebige Dusche. Auch wenn der Tag mehr positive Überraschungen für sie bereithielt, als sie sich vorgestellt hatte, war er am Ende doch sehr anstrengend. Erschöpft schmeißt sie sich auf ihr traumhaft weiches Bett.
»Das ist alles so