Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 01: Oma Vettel. M.E. Lee Jonas
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Eilmeldung! Josie Jezabel Smith wird im Alter von vierzehn Jahren irre! Super Prognose!«
Ein heftiger Stoß in die Rippen reißt sie aus ihren Gedanken.
»Hallo J.J., alles in Ordnung mit dir?«, fragt Mr. Muller, der mit erwartungsvoller Miene vor ihr steht.
J.J. rappelt sich auf und sieht ihren Geschichtslehrer verlegen an.
»Tut mir leid, Mr. Muller. Ich glaube, ich konnte Ihnen nicht ganz folgen. Worum geht es noch?«
Mr. Muller setzt sich auf ihr Pult und wirft die Kreide leger wie ein Zirkusjongleur durch die Luft.
»Ich dachte eigentlich, dass du beim nächsten Geschichtsseminar deine Klasse vertreten könntest. Aber im Moment scheinst du nicht wirklich daran interessiert zu sein. Vielleicht holt dich ein Referat über die Unabhängigkeitserklärung zurück in unsere heiligen Reihen. Also, ich bin sehr gespannt darauf. In vier Tagen beginnen die Sommerferien. Ich würde ungern fünf Wochen darüber sinnieren, was du so herausgefunden hast. Also denke ich, dass du das Referat bis Donnerstag fertig haben solltest.«
Die Klasse klatscht und jubelt, während J.J. verlegen noch tiefer in ihren Stuhl rutscht.
»Fein, jetzt hat mich auch noch mein Lieblingslehrer auf seiner roten Liste«, denkt sie wütend und katapultiert ihre Bücher in die Tasche, als der Pausengong sie endlich aus dem Unterricht erlöst.
»Hey, wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid. Kein Problem für mich«, bietet Zoé an, während sie krampfhaft versucht, ein natürlich wirkendes Lächeln in ihr hübsches Gesicht zu zaubern. Aber J.J. verdreht nur genervt ihre Augen.
»Ich denke, dass mir niemand helfen kann. Es sei denn, du kannst das Pech von meinen Schuhsohlen kratzen«, blafft J.J. beleidigt zurück.
Zoé sieht ihre Freundin sauer an und hebt abwehrend die Hände.
»Ich meinte eigentlich das Referat, das immerhin in drei Tagen fertig sein muss. Die Mappe für den Kunstunterricht sollen wir auch noch fertigstellen. Ich denke, du kannst mir sagen, wenn du aus dem Meer deines Selbstmitleides wieder herausgefunden hast. Ich gehe so lang schon mal auf unser Zimmer.«
Sie klopft ihrer Freundin noch kurz auf die Schultern und stampft genervt aus der Klasse. J.J. nimmt ihre Tasche und geht verlegen Richtung Speisesaal.
»Mal sehen, was Pippa heute gezaubert hat«, murmelt sie sich aufmunternd zu.
Als sie den großen Speisesaal betritt, bemerkt sie, dass sich die Hälfte der Schüler ein Stück zur Seite setzt, als hätten sie Angst vor ihr. Die hämischen Blicke, die sie sich verstohlen zuwerfen, unterstreichen ihre Annahme. Sie stockt einen Moment und schlendert dann extra lässig zur Essensausgabe. Sie ist heilfroh, als sie Pippa entdeckt, die ihre Kelle wie eine Trophäe in die Luft streckt.
»J.J., mein Liebes! Ich hoffe, du hast ordentlich Appetit mitgebracht! Ich habe heute nämlich dein Leibgericht gezaubert. Spaghetti mit Käsesoße und als Nachtisch gibt es meinen preisgekrönten Obstsalat. Also nimm dir den größten Teller und komm hierher.«
J.J. lächelt Pippa dankbar zu und geht zu dem Tisch mit dem Geschirr, wobei sie automatisch an Britany Hoilding und deren Freundinnen vorbeigehen muss. Nah genug, um die zickigen Bemerkungen ihrer Erzfeindin zu hören.
»Also, meine Eltern haben gesagt, dass ich mir von dummen Personen nichts gefallen lassen soll! Ich soll sie ignorieren, weil sie einfach unter unserem Niveau seien!«
J.J. tut so, als ob sie es nicht gehört hätte, und geht stur an ihnen vorbei. Gereizt schnappt sie sich ein Tablett und Besteck. Als sie damit zur Essensausgabe schlendert, blafft Britany, die lässig ihre frischlackierten Fingernägel begutachtet, weiter.
»Und! Menschen auf hinterlistige Art anzugreifen und durch die Luft zu schmeißen, ist so was von mehr als unter unserem Niveau! Einfach nur abartig und primitiv!«
Britanys Freundinnen nicken ihr bestätigend zu und kichern herablassend in J.J.s Richtung. Die hat die Nase nun gestrichen voll und geht schnurstracks auf Britany zu.
»Haben dir deine Eltern auch beigebracht, das Nachäffen dumm ist? Und! Dass es eigentlich unmöglich ist, dass eine Person, die einen Kopf kleiner ist und mindestens zehn oder zwanzig Pfund weniger wiegt, dich einfach mal eben durch die Luft schmeißt? Es tut mir wirklich leid, dass dieses phänomenale Ereignis stattgefunden hat, als ich gerade neben dir stand, aber ich habe dich noch nicht einmal angerührt! Du bist eine hohle Nuss, Britany Hoilding! Und! Das kannst du jetzt auch deinen Eltern erzählen!«
J.J. nimmt ihr Tablett und lässt Britany und ihre vier Freundinnen, die sie mit offenen Mündern anstarren, einfach sitzen. Kurz vor ihrem Ziel hört sie, wie sich ein Stuhl quietschend über den Boden schiebt, bevor die Stimme ihrer nervtötenden Mitschülerin erneut losdonnert.
»Na, wenigstens habe ich noch Eltern, denen ich etwas erzählen kann«, schreit Britany ihr verachtend hinterher und unterstreicht diesen Schlag mit einem höhnischen Lachen.
J.J. stockt und dreht sich langsam zu ihr. Die Augen aller Anwesenden sind auf die beiden Kontrahentinnen gerichtet und plötzlich ist es mucksmäuschenstill im Saal. Pippa versucht den Konflikt zu lösen und kommt mit erhobener Kelle nach vorn gelaufen.
»Britany Hoilding, du unverschämte, verzogene …«, schimpft sie los, aber J.J. packt sie am Arm.
»Lass gut sein, Pippa. Das ist meine Show«, sagt sie knapp und geht langsam auf Britany zu.
Die steht neben ihrem Tisch und stemmt provozierend die Hände in die Hüften, während ihre Freundinnen albern kichern.
»Und was jetzt? Willst du mich hier vor allen Leuten durch die Luft werfen, oder was?«
Die Stimme von Britany ist schrill und laut, aber J.J. hört sie nicht. Irgendetwas in ihrem Innersten beginnt sich plötzlich zu rühren. Unbekannte, dunkle Worte schießen ihr durch den Kopf und plötzlich weiß sie, dass sie dieses Duell gewinnen wird. Ihr Blut pulsiert. Es ist ein ansteigender Takt, als würde eine Armee singender Soldaten durch ihren Körper marschieren. Zum ersten Mal sträubt sie sich nicht gegen dieses merkwürdige Gefühl.
Dann passiert etwas Unglaubliches. Als sie versucht, ihr Tablett abzustellen, reißt es sich plötzlich los und fliegt wie ein Katapult geradewegs auf Britany zu. Die schreit schrill auf und rettet sich im letzten Moment mit einem Sprung zur Seite. Das Tablett zischt nur knapp an ihrem Kopf vorbei, bevor es, von der Wand gestoppt, laut scheppernd zu Boden fällt.
»Seht ihr. Die ist total irre! Wirft mir doch glatt das Tablett an den Kopf! Pippa, dieses Mal kannst du sie nicht in Schutz nehmen! Alle haben gesehen, was passiert ist!«
Weiter kommt Britany nicht. Eine Mitschülerin reißt sie mit einem gewaltigen Ruck unter einen Tisch, bevor ein ohrenbetäubender Knall den Saal erschüttert. Erst herrscht Totenstille, dann bricht schlagartig Panik aus. Wild schreiend rennen die Schüler zum Ausgang. Manche stolpern über umgefallene Stühle, andere kriechen auf allen vieren zur Tür. Pippa zuckt zusammen und erschrickt, als sie bemerkt, dass einer der großen Leuchter heruntergefallen ist. Lediglich ein großes Loch erinnert daran, wo er vor ein paar Minuten noch hing. Zum Glück ist er genau zwischen zwei Tischen