Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 01: Oma Vettel. M.E. Lee Jonas

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Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 01: Oma Vettel - M.E. Lee Jonas Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith

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ein glücklicher Halfie sie dennoch entdeckt, muss er außerordentlich zügig handeln. Er muss unversehens in die WC-Schüssel steigen und auf den Spülknopf drücken. Nachdem er von einem kräftigen Wasserstrudel hinabgezogen wurde, landet er daraufhin nach etlichen Umdrehungen in dem Fluss, der sich durch Oma Vettels Keller schlängelt. Dies hat dem Haus schon einige, sehr seltsame Bewohner beschert, die allesamt hoffen, dass die Hexe sie eines Tages wieder zurückverwandeln kann. Aber diese Gegenzauber zu finden, ist selbst für eine mächtige Hexe wie Oma Vettel fast unmöglich.

      Auf jeden Fall kam Xinthalius auf diesem Wege in dieses Haus.

      »Schön vorsichtig, meine Liebe. Ich möchte nicht, dass du dich schneidest.«

      Jezabel nimmt die Katze fest zwischen ihre Hände und hievt sie hoch an die Tortenspitze. Die Katze neigt den Kopf und lässt die Klinge in die Torte sinken. Nun führt Jezabel sie behutsam durch die sahnigen Etagen. Derweil holt Oma Vettel die Kuchenteller, damit Jezabel jedem Gast ein großes Stück Geburtstagstorte reichen kann. Das Erste bekommt wie immer Broaf, der einzige Mann im Haus.

      »Ich danke dir von ganzem Herzen, junge Dame. Ich hoffe, dass es so vorzüglich schmeckt, wie es aussieht. Möge jeder Bissen deine glücklichen Tage besiegeln!«, singt er mehr, als dass er es sagt, und zwinkert ihr zu. Dann zieht er sich mit einer leichten Verbeugung zurück, damit sich auch die anderen Bewohner in einer langen Reihe aufstellen können.

      Als jeder ein großes Stück Sahnetorte auf seinem Teller hat, setzen sie sich an den wunderschönen Esszimmertisch und trinken Kakao oder Milch. Jezabel, die immer noch auf dem hüpfenden Teppich sitzt, verputzt gleich drei Stückchen hintereinander. Man mag sich streiten, aber zumindest in diesem Moment ist sie das glücklichste Kind auf der Welt. Als sich die Kuchenrunde aufgelöst hat und Broaf die letzten Reste der Torte beiseite räumt, kommt Oma Vettel mit einem Geschenk in den Esssalon. Das Paket ist in festem, braunem Papier eingewickelt, dessen Oberseite eine gelbe Schleife ziert. Die alte Hexe stellt es mitten in den Raum und geht feierlich auf ihre Enkelin zu.

      »Meine liebe Jezabel. Ich wünsche dir alles, alles Liebe und hoffe, dass du dich genauso sehr über das Geschenk freuen wirst wie ich. Es ist heute Morgen für dich angekommen. Komm schon, mach es auf!«

      Die Augen des Mädchens beginnen aus Vorfreude zu funkeln. Sie rennt zu ihrem Geschenk und versucht es zu öffnen.

      »Was da wohl drin ist? Vielleicht ein Puppenhaus für meine lebendigen Puppen oder das Luftfahrrad. Aber nein! Das darf ich ja erst mit acht Jahren fahren. Großmutter, hilf mir bitte! Ich bekomme die Schleife nicht auf.«

      Oma Vettel schnippt mit den Fingern, worauf die Schleife sich wie von Geisterhand löst. Als Jezabel endlich das Papier abgerissen hat, kommt eine alte Holzkiste zum Vorschein, die mit einem großen Riegel verschlossen wurde. Mit aller Kraft schiebt sie ihn beiseite und drückt den Deckel neugierig nach oben. Um besser hineinsehen zu können, holt sie schnell einen kleinen Fußschemel.

      »Was ist das? Ein Stein?«, fragt sie verwirrt und lässt ihre Großmutter das Geschenk herausnehmen. Mühsam hebt die alte Hexe den Stein aus der Kiste und hält ihn dem Mädchen verzückt entgegen.

      »Das, meine Liebe, ist ein Lythargium. Dein eigener Gedankenstein. Er bewahrt sowohl die Gedanken deiner Vergangenheit wie die der Gegenwart. Er ist der Wächter deines Horts, dem Platz, den niemand außer dir betreten kann. Es sei denn, dass du dies ausdrücklich wünschst.

      Dieses Lythargium wurde aus einem seltenen Stein gefertigt, der nur in den unerreichbaren Felsen hinter dem toten Wald vorkommt. Er wird von den Griefern aus den dortigen Minen geborgen und mit dem Wasser des schwarzen Flusses gewaschen, bevor jeder dieser Steine selbst seinen Besitzer ernennt.

      Ich war voller Freude, als ich gestern darüber benachrichtigt wurde, dass dieser Stein dich erwählt hat. Das bedeutet, dass du nun die Zauberkunst des dunklen Phads erlernen darfst. Du bist jetzt alt genug, um unsere Familientradition fortzuführen!«

      Oma Vettel schreitet langsam auf Jezabel zu. Broaf, der hinter der alten Dame steht, wischt sich vor Rührung eine Träne von der Wange.

      »Sobald du diesen Stein in die Hände nimmst, bringt er dich in deinen Hort. Dies ist ein rein geistiger Ort, der nach deiner eigenen Vorstellung errichtet wird.

      Beim ersten Mal ist es etwas erschreckend, da du deinen Hort noch nicht eingerichtet hast. Du wirst dich also in einem grauen Nebel wiederfinden. Aber du brauchst dich nicht zu fürchten. Halte den Stein gut fest und schließe deine Augen. Stell dir ganz genau vor, wie es dort aussehen soll. Wenn du das geschafft hast, kannst du deine Augen wieder öffnen und findest dich an einem wunderschönen und sicheren Ort wieder. Es ist allerdings sehr wichtig, dass du den Stein danach sofort wieder ablegst!

      Verstehst du mich, Jezabel? Auch wenn die Versuchung noch so groß ist, darfst du beim ersten Mal noch kein Erlebnis aus deiner Vergangenheit aufrufen! Das würde dich überfordern. Also, mein Schatz. Bist du bereit?«

      Jezabel zögert einen Moment und sieht ängstlich zu Broaf, bevor sie den Stein entgegennimmt. Im selben Augenblick befindet sie sich auch schon an einem anderen Ort. Das kleine Mädchen sieht sich ängstlich um. Sie steht in einem undurchdringlichen, grauen Nebel und starrt auf den Stein, der trotz seiner Größe leicht und warm in ihren Händen ruht. Sofort verschließt sie die Augen, da sie nicht lang überlegen muss, welchen Ort sie wählt.

      »Mein Hort soll wie der verzauberte Garten hinter Großmutters Haus sein«, flüstert sie.

      Da sie trotz ihres jungen Alters über eine herausragende Vorstellungskraft verfügt, fällt ihr diese Imagination nicht schwer. Sie sieht die Rosenbäume, zwischen denen ihre Blütenschaukel hängt. Die Himbeerhecken, von denen sie das ganze Jahr naschen kann, und dann fügt sie noch Florence das Sonnentrichterorakel ein, mit dem sie so gern über ihre Märchenbücher redet. Plötzlich wird ihr kalt. Sie presst die Augen noch fester zusammen und stellt sich einen wunderschönen Sommertag vor. Als sie spürt, wie ihre Haut sich erwärmt, öffnet sie neugierig die Augen und kommt aus dem Staunen nicht heraus. Der graue, triste Nebel ist verschwunden. Sie steht nun inmitten eines wunderschönen Gartens, der dem hinter Großmutter Vettels Haus tatsächlich sehr ähnelt. Nur ein paar Kleinigkeiten, wie die Lollipopblumen und den großen Schmetterling, hat sie sich dazugedacht.

      Trotz der einschlägigen Warnung ihrer Großmutter legt sie ihr Lythargium aber nicht sofort wieder ab, sondern hält es fest in ihren Händen, während sie neugierig durch ihren Hort schleicht. Hinter den Himbeerhecken entdeckt sie eine Marmorsäule. Intuitiv hebt sie den Gedankenstein hoch und setzt ihn auf die steinerne Einkerbung. Ein tiefer Summton erfolgt, worauf der Stein seltsam zu leuchten beginnt. Jezabel ist aufgeregt, da nun wunderschöne, kleine Sterne herausgewirbelt kommen, die um sie herumtanzen.

      »Auch wenn Großmutter es verboten hat, möchte ich so gern meine Eltern wiedersehen. Was soll so schlimm daran sein?«, flüstert sie versonnen, während sie unbewusst an das alte Familienalbum denkt. Die einzige Möglichkeit der letzten Jahre, ihre Eltern zu sehen. Oma Vettel holt es an manchen Abenden hervor und erzählt ihr zu jedem Bild eine lange Geschichte.

      Da bemerkt sie, dass sich hinter ihr etwas tut. Erschrocken dreht sie sich um und entdeckt an der Stelle, wo die Blütenschaukel hing, einen großen Tisch. Neugierig schleicht sie hinüber und findet darauf ein altes Fotoalbum, ähnlich dem ihrer Großmutter, üppig bestückt mit Fotos ihrer Eltern. Da wird dem Mädchen bang. Auch wenn sie noch fast ein Baby war, als diese verunglückten, vermisst sie sie sehr. Versonnen streicht sie über ein Foto, auf dem ihre Eltern sie glücklich anstrahlen.

      »Fotos. Ich sehe euch immer nur auf Fotos. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wie eure Stimmen klangen.«

      Da

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