Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 01: Oma Vettel. M.E. Lee Jonas
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»Das kannst und sollst du jetzt auch nicht verstehen. Aber ich will, dass du weißt, wie sehr ich dich liebe. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass du dich irgendwann wieder daran erinnerst.«
Jezabel stutzt einen Augenblick und schüttelt fragend den Kopf.
»Wieso sollte ich daran erinnert werden? Großmutter, was hat das zu bedeuten?«
Oma Vettel seufzt und stellt sie sich mit düsterer Miene vor ihre Enkelin.
»Alles, was ich will, ist dich zu retten. Ich liebe dich, Jezabel. Ich werde nicht zulassen, dass der Hexenrat dich auch noch bekommt! Irgendwann muss Schluss damit sein.«
Die alte Dame stemmt beide Beine fest auf den Boden und hält die Arme nach oben. Während sie traurig zu ihrer Enkelin sieht, ruft sie laut:
»Rosinante! Ardogo!«
Jezabel bekommt nun furchtbare Angst und springt auf. Durch eine kleine Geste ihrer Großmutter wird sie jedoch sanft in die Schaukel zurückgedrückt. Rosinante, Vettels alter Hexenbesen, kommt blitzschnell durch die Luft geflogen und lässt sich, mit dem Reisig nach oben, neben der alten Hexe nieder. Jezabel weiß genau, was das bedeutet, da sie ihrer Großmutter schon oft beim Zaubern zugesehen hat. In diesem Augenblick weiß sie jedoch nicht, was die Hexe vorhat, und das macht ihr Angst.
»Großmutter, was soll das?«, schreit sie verzweifelt.
Aber Oma Vettel antwortet ihr nicht. Sie nimmt den Besenstiel in die linke Hand und stemmt ihn mit voller Wucht auf den Boden.
»Stabigo«, ruft sie mit donnernder Stimme.
Ein mächtiger Sturm kommt auf, der das Mädchen noch tiefer in die Schaukel drückt. Rosinante leuchtet hell auf und verwandelt sich in ein elfenbeinfarbenes Zepter, das von einer großen, grünen Kugel gekrönt wird, die sich nun immer schneller dreht. Ein grelles, blendendes Licht schießt aus dem Boden.
»Ich rufe den Sturm und den mächtigen Blitz. Erhebt euch an meiner Seite mit all eurer Kraft. Ich bin eure Herrscherin und befehle euch, bringt die schwarzen Schatten der ewigen Nacht in meinen Kreis!«
Die Stimme von Oma Vettel wird lauter und dunkler. Der Sturm wird stärker und hat nun die Kraft eines Tornados. Wie ein wildes Tier windet er sich um die alte Hexe, die in seinem Zentrum steht und das Zepter weit in die Höhe streckt. Blitze zucken aus dem Boden und da öffnet sich die Erde vor der dunklen Hexe.
Jezabel würde gern weglaufen, kann sich aber nicht bewegen. Angst hat das kleine Mädchen nicht, die hat Oma Vettel ihr mit einer kurzen Geste genommen. Trotzdem hält sie sich die Ohren zu und kneift ihre Augen fest zusammen.
Aus dem Spalt im Boden kommen schwarze Schatten gekrochen, die bei jedem Licht, das die Blitze verursachen, vor Schmerzen laut aufstöhnen. Der Sturm saugt sie ein, sodass sie nun um Oma Vettel herumwirbeln. Die alte Hexe nimmt das Zepter in beide Hände und spricht einen dunklen Zauber.
»Gora et ut zor. Gora et ut biena!«
Ein gewaltiger Donner lässt daraufhin die Erde erbeben.
»Varda mon el bi gultanamo it diea.«
Ein greller Blitz fährt vom Himmel und hinterlässt den Geruch nach verbranntem Heu. Oma Vettel schließt die Augen und spricht mit dunkler Stimme.
»Vergiss, wer du bist! Vergiss, wer du warst! Von jetzt bis in alle Ewigkeit gehört deine Vergangenheit den schwarzen Schatten!«
Mit aller Macht stemmt sie das Zepter in den Boden. Der Sturm um sie herum verwandelt sich in eine gewaltige Feuersbrunst. Die dunklen Schatten reiten auf den glutroten Flammen und murmeln düstere Verse, die keiner menschlichen Sprache ähnlich sind. Oma Vettel nimmt das Zepter und streckt es erneut in die Höhe.
»Geht zurück, meine getreuen dunklen Diener, in eure lichtlose Welt.«
Ein letztes Mal stemmt sie das Zepter in den Boden. Die schwarzen Schatten werden von der rotierenden Kugel eingesaugt und dann ist es endlich vorbei. Es ist still, als wäre hier nichts Bedeutendes geschehen. Ein letzter greller Blitz zuckt auf und verwandelt das Zepter in den alten Reisigbesen zurück. Oma Vettel rennt zu Jezabel, die mit geschlossenen Augen auf der Schaukel liegt. Broaf kommt aus dem Haus gerannt und hebt den kleinen Körper hoch.
»Nicht so schnell, Broaf! Lass sie noch einen Moment hier liegen. Ich bin noch nicht fertig.«
Der Diener legt das Mädchen sanft zurück und tritt zur Seite. Er zittert am ganzen Körper und hat große Mühe, seine Tränen zurückzudrängen. Oma Vettel küsst ihre Enkelin behutsam auf die Stirn und hält beide Hände über sie.
»Geh in die grüne Kammer und bring mir den Würfel. Beeil dich!«, befiehlt sie Broaf mit bebender Stimme.
Der Diener macht aus Gewohnheit eine leichte Verbeugung und eilt in die grüne Kammer, die sich hinter den Himbeerhecken befindet. Ein paar Sekunden später kommt er mit einem Glaswürfel zurück, den er vorsichtig auf den Bauch des schlafenden Mädchens stellt. Im selben Moment öffnet sich der gläserne Würfel und faltet sich selbstständig auseinander. Er wird größer und größer, bis er den regungslosen Körper Jezabels gänzlich umschlossen hat. Oma Vettel und Broaf nehmen sich an die Hand.
»Dieser Kubus wird dich schützen. Er verhindert, dass dich die Skulks und diese widerlichen Gluggs finden können. Keine schlechte Energie tritt hinein und keine Gute kann heraus.«
Die dunkle Hexe tritt einen Schritt zurück und sieht zu Rosinante.
»Ardogo et Stabigo«, flüstert sie mit tränenerstickter Stimme.
Der Hexenbesen verwandelt sich in das mächtige Zepter und stellt sich neben ihr auf. Oma Vettel verbeugt sich vor ihrer Enkelin und spricht leise weiter.
»El livo grodano tu. Möge das Licht dich schützen!«
Anders als bei dem Vergessenszauber zischen nun keine grellen Blitze aus der rotierenden Kugel. Ein warmes, angenehm gelbliches Licht, umgibt Jezabels Körper, das mit dem gläsernen Schutzschild verschmilzt.
»Broaf, ruf bitte bei Mrs. Rogan an. Sag ihr, dass wir heute Abend Jezabel vorbeibringen. Sie möchte alle nötigen Papiere fertigmachen!«
Der Diener nickt und eilt zurück ins Haus. Oma Vettel setzt sich auf die Schaukel und legt den Kopf ihrer Enkelin vorsichtig auf ihren Schoß. Sanft streicht sie über das lange, hellblonde Haar des Kindes und weint.
»Ich hoffe, dass der Zauber stark genug ist, um dich vor Darania zu schützen, mein Engel. Ich schenke dir ein normales Leben, beraube mich dafür jedoch deiner Nähe. Ich werde dich niemals vergessen, kleine J.J.!«
Kapitel 2
Nach dem Vergessen und vor der Erinnerung
Knapp 8 Jahre später.
Wir schreiben mittlerweile das Jahr 2011 und befinden uns in Marton, einer größeren Ortschaft auf der Nordinsel Neuseelands, die etwa zwanzig Kilometer nördlich der South Taranaki Bight liegt. Niemand Geringeres als der legendäre Seefahrer James Cook soll diesen Boden als erster Mensch betreten haben, weshalb die ansässige