For ever young. Betty Hugo

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For ever young - Betty Hugo Ella ermittelt

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ruiniert hätte. Ella flitzte mit einem schnellen Gruß an ihm vorbei, ehe er sie mit seiner üblichen langweiligen Klage über die Zustände in der Welt aufhalten konnte.

      Sie überlegte kurz, ob sie es wagen sollte, ihren Mini durch den Stadtverkehr zu steuern, entschied sich aber für die U-Bahn, die war einfach schneller. Nach einer gefühlten Rekordzeit von nur 35 Minuten durch das allmorgendliche Berliner Verkehrschaos landete sie in ihrem Büro.

      Ruth kam ihr schon entgegen, ehe Ella ganz die Tür aufgeschlossen hatte. Ihre von Natur aus schon lockigen Haare umwehten ihr Gesicht noch wilder als sonst und ihr schreiend buntes Sommerkleid stach in die Augen. Allen modischen Erziehungsversuchen zum Trotz, kleidete Ruth sich weiterhin äußerst farbenfroh. Atemlos verkündete ihre Mitarbeiterin,

      „Die Bewerberin sitzt im Wartezimmer. Da haben wir uns was eingebrockt!”

      Ella starrte sie verständnislos an.

      ”Wo liegt das Problem? Wir brauchen dringend eine neue Mitarbeiterin, du hast dich doch immer über das hohe Arbeitspensum beschwert!”

      „Kümmere dich selbst drum, ich hab zu tun”, blaffte Ruth nur und rauschte zu ihrem Schreibtisch.

      Ella holte einmal tief Luft, straffte den Rücken und zog den Bauch ein - wieso hatte sie diese komische Angewohnheit nur - und öffnete die Tür zum Wartezimmer.

      Das Zimmer war gähnend leer, die Stühle standen in Reih und Glied, die Zeitschriften akkurat auf einem Stapel, die große Zimmerpalme staubig und vertrocknet wie die Sahara. Die Bildzeitung lag zerknittert auf einem Sessel und die riesigen Lettern der heutigen Schlagzeile schrieen ihr förmlich entgegen: „Grausamer Mord an Obdachlosem, Ritualmörder treibt sein Unwesen in Berlin“.

      Nur in der hintersten Ecke saß eine zierliche Gestalt, bekleidet mit einem langen, dunklen Mantel und einem eleganten, seidenen Kopftuch. Ella grüßte kurz in ihre Richtung und schloss wieder die Tür.

      In Richtung Schreibtisch flüsterte sie:

      ”Hej, Ruth, wo ist denn die große Überraschung, da drinnen sitzt nur eine neue Mandantin, offensichtlich eine Muslima.”

      Ruth hob den Kopf und starrte Ella an. Ihre hellblauen Augen durchbohrten sie wie Stecknadeln. Betont langsam und nuanciert sagte sie:

      „Das ist unsere neue Mitarbeiterin, falls du dich nicht noch anders entscheidest!“

      Trügerisch lieblich säuselte Ruth:

      ”Als gläubige Christin liebst du doch den lebendigen Diskurs zwischen den Religionen und im absoluten Multikulti Bezirk Berlin - Mitte sind wir doch hier auch. Ich weiß nicht, ob das gut geht, drei Religionen in einem Büro!”

      „Häh?”, kraftlos rutschte Ella die Hand von der Türklinke des Wartezimmers.

      „Wieso drei? Meine Mutter hat mich als Säugling taufen lassen. Ich habe so laut geschrieen, dass der Pfarrer im Turbogang durch die Liturgie gerast ist und mich am liebsten im Taufbecken ertränkt hätte, aber drei?”

      Kokett legte Ruth den Kopf schief und verkündete salbungsvoll:

      „Ich bin Jüdin! Ich habe eine jüdische Urgroßmutter mütterlicherseits, das nennt man jüdische Wurzeln. Ich war neulich sogar auf einer Bar Mizwa Feier eines jüdischen Cousins dritten Grades eingeladen, war echt krass.”

      Ella war ehrlich verblüfft, das waren ja interessante Offenbarungen, aber sie hatte jetzt keine Zeit, um über Religion zu diskutieren. Was sie brauchte, war eine neue Mitarbeiterin und zwar dringend. Besänftigend meinte sie,

      „Na gut, ich schau mir die Kandidatin mal an, wir brauchen keine erfahrene Chefsekretärin, aber deutsche Sprachkenntnisse sind unerlässlich.”

      Womöglich sprach diese Frau kein Wort Deutsch, das Vorstellungsgespräch würde schnell vorbei sein, fuhr es ihr durch den Kopf.

      Erneut legte Ella die Hand auf die Klinke und öffnete die Tür zum zweiten Mal. Sie ging auf die wartende Gestalt zu und streckte die Hand aus,

      „Guten Tag Frau…?”

      „Al Hadid”, antwortete die Frau und erhob sich.

      „Mein Name ist Amira Al Hadid, das Jobcenter hat mich geschickt. Sie meinten mein Profil würde zu ihrer Suchanzeige passen.”

      Eins zu null für die Kandidatin, schoss es Ella durch den Kopf, ihre Sprachkenntnisse schienen besser als erwartet.

      „Frau Al Hadid, darf ich sie in mein Büro bitten, dort können wir uns in Ruhe unterhalten.”

      Die Bewerberin nahm ihre Tasche und folgte Ella den Gang hinunter in ihr Büro. Dort angekommen bot Ella ihr den Besucherstuhl an und verschanzte sich hinter ihrem riesigen altmodischen Schreibtisch. Sie überlegte krampfhaft, wie sie das Gespräch eröffnen sollte. Grundsätzlich hasste sie es, Bewerbungsgespräche zu führen. Sie fühlte sich in dieser Hinsicht total inkompetent. Meistens verließ sie sich einfach auf ihr Bauchgefühl. Verstohlen musterte sie aus den Augenwinkeln die Kandidatin, während sie so tat, als würde sie etwas in der Schreibtischschublade suchen.

      Soweit Ella es trotz des langen Mantels erkennen konnte, schien sie eine schlanke, zierliche Person zu sein. Ihr Gesicht war blass mit einer zart gebogenen Nase und dunklen, mit schwarzem Kajalstrich geschminkten Augen, die ihrerseits unauffällig die Umgebung erkundeten. Ella räusperte sich,

      „Also, das Jobcenter hat sie geschickt? Aus einem speziellen Vermittlungsprogramm für Asylbewerber und Geflüchtete aus Syrien? Das Wichtigste wären mir - ehrlich gesagt - ausreichende Sprachkenntnisse. Wir brauchen dringend Verstärkung im Büro für den Telefondienst, Recherche am Computer, allgemeine Schreibarbeiten, die Kenntnisse der üblichen Textverarbeitungsprogramme werden voraus gesetzt, das Übliche eben.”

      Ella hatte ihr Pulver verschossen und verstummte. Peinliches Schweigen machte sich breit.

      Die dunklen Augen musterten Ella mit einer Mischung aus Zurückhaltung, Ernst und Entschlossenheit. Mit einer raschen Bewegung zauberte sie aus den Falten ihres schwarzen Mantels eine dünne Mappe zutage, die sie auf den Tisch legte. Ihre Stimme war leise aber klar und deutlich.

      „Sehr geehrte Frau Rechtsanwältin, ich bin ausgebildete Sprachlehrerin für Deutsch und Englisch und habe einige Jahre an einer Schule in Damaskus unterrichtet, bevor wir fliehen mussten. Meine Diplome befinden sich in der Bewerbungsmappe. Die üblichen Textverarbeitungsprogramme für die Büroarbeit beherrsche ich auch.”

      Ella versuchte ihr Erstaunen zu verbergen. Scheiß Vorurteile schoss es ihr durch den Kopf. Zwei zu Null für die Bewerberin, ihre Sprachkenntnisse waren einwandfrei.

      Neugierig geworden fragte sie:

      ”...und haben sie auch eine Familie?”

      Stolz blitzte in den dunklen Augen der Frau auf.

      „Ja, mein Mann und meine beiden Kinder sind auch hier. Ein Junge und ein Mädchen, 8 und 10 Jahre alt. Sie gehen beide hier zur Schule”, verkündete sie und verlor langsam ihre Zurückhaltung.

      Unentschlossen schob Ella die Bewerbungsmappe auf dem Schreibtisch hin und her und versuchte ihre Gedanken zu ordnen, die ihr durch den Kopf schossen. Sie brauchten dringend Verstärkung für ihr Büroteam, das eigentlich nur aus Ruth

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