For ever young. Betty Hugo
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Augusta schüttelte vehement den Kopf,
„Nein, auf keinen Fall, der Service lässt hier keine Wünsche offen, das Personal ist richtig freundlich und dienstbereit, ich kann mich über nichts beklagen. Aber…“
Sie geriet ins Stocken und verstummte. Ella wartete ab, als nichts mehr folgte, nahm sie den Faden wieder auf und bohrte nach.
„Was aber?“
Augusta druckste herum. Sie schwieg, dann schien sie zu überlegen und senkte plötzlich ihre Stimme zu einem Flüstern herab:
”Ich wollte dir schon noch etwas Komisches mitteilen. Ich bin ja nun schon einige Monate hier und ich kann mich im Prinzip wirklich nicht beklagen, wie ich dir ja eben gesagt habe, aber ich habe immer noch gute Augen und Ohren und ich sage dir, ich habe das Gefühl, dass …,ach was, lassen wir das. Wenn man zur Ruhe kommt und nicht genügend zu tun hat, wird man leicht …“, sie hob die Schultern, „seltsam - aber ich bin weder Taub noch Blind und mit dem Rollator komme ich noch gut voran.“
Verblüfft starrte Ella ihre alte Freundin an. Wurde sie jetzt doch dement? Litt sie unter Wahnvorstellungen, Verfolgungswahn? Alles keine ungewöhnlichen Krankheitsbilder in ihrem Alter. Sie schluckte und überlegte, wie sie darauf reagieren sollte.
Augusta sah ihr geradewegs in die Augen.
„Kindchen, ich weiß, was du denkst. Du meinst bestimmt, dass ich jetzt langsam verrückt werde, ich kann es an deinem Gesicht ablesen. Aber ich schwöre dir, meine Birne ist noch intakt.”
Mit diesen Worten klopfte Augusta sich mit der Faust an die Stirn.
„Und auf der Höhe der Zeit bin ich auch.” Triumphierend zog die alte Dame ein topaktuelles I-Phone aus der Tasche ihres eleganten Hausmantels.
„Ich kann auch damit umgehen”, versicherte sie Ella nachdrücklich.
Zum zweiten Mal blieb Ella vor Verblüffung der Mund offen stehen. Wer hätte das gedacht?
Ella beschloss, sich erstmal auf diese seltsamen Andeutungen einzulassen.
„Dann erzähle mir bitte mal, was du so komisch findest. Es ist doch alles ganz fantastisch hier, nettes Pflegepersonal, tolles Essen, wie im Luxushotel und die medizinische Betreuung ist doch auch o. k.”
„Kindchen, ich kann mich, wie gesagt, nicht beschweren. Es ist mehr ein Gefühl, die Atmosphäre ist irgendwie …”
Abrupt brach sie ab und wechselte das Thema.
„Was mich am Altwerden wirklich ärgert, sind die vielen Tabletten, die einem vom Doktor verordnet werden. Zu jeder Mahlzeit muss ich irgendeine Pille schlucken, ich habe schon fast den Überblick verloren.“
Ella wurde immer mulmiger zumute. Tickte ihre alte Freundin jetzt zusehends aus?
„Also, das ist doch das normalste auf der Welt, dass hier kiloweise Medikamente verteilt werden. Ihr alten Leutchen futtert doch jeden Tag eine Apotheke leer. Jeder nimmt doch Beta Blocker, Lipidsenker, Herzmedikamente, Entwässerungsmittel, Blutzuckersenkende Medikamente und in der Grippesaison noch massenhaft Antibiotika, was weiß ich alles. Ich gehe jede Wette ein, dass jeder der hier wohnt, täglich mindestens fünf verschiedene Medikamente nimmt.”
„Ja, da hast du leider recht Ella, das weiß ich doch. Damit muss man wohl leben im Alter. Ich alte Frau sehe zu viele Gespenster.“
Heimlich schielte Ella auf ihre Armbanduhr, es war schon nach 21:00 Uhr, sie musste wirklich gehen.
”Pass gut auf dich auf, Augusta", sagte sie zum Abschied und erhob sich.
„Ich werde spätestens in vier Wochen wieder vorbeikommen und dich dann hoffentlich gesund und munter antreffen.“
„Ach, Kindchen, ich habe den Holocaust überlebt, also werde ich auch dies hier überleben, zumindest noch einige Jahre."
Kapitel 7
Gina seufzte innerlich, gerade hatte sie auf ihr Smartphone geschaut und gesehen, dass es schon beinahe 23:30 Uhr war. Sie hatte glatt vergessen, mit Scotch noch die Abendrunde zu drehen. (Das lag natürlich an dem neuen supercoolen Computerspiel, mit dem sie sich die Zeit vertrieben hatte). Das Smartphone zeigte auch an, dass die Regenwahrscheinlichkeit in den nächsten Stunden bei 80 % lag. Diese Dinger waren wirklich toll und zu viel zu gebrauchen, aber den Hund Gassi führen musste sie immer noch selber.
Ihre Mutter hatte Nachtschicht, die kam nicht vor morgen früh nach Hause. Als hätte er ihre Überlegungen gehört, hörte sie ein leises Jaulen aus dem Flur. Scotch der Terrier war ein gut erzogener Hund, aber auch er war ein tierisches Wesen mit einer Blase.
Gina nahm ihre Jacke von der Garderobe im Flur und die Hundeleine. Erleichtert sprang Scotch wie ein Wirbelwind um sie herum. Endlich hatte Frauchens Tochter ein Einsehen mit ihm.
Sie nahmen den Fahrstuhl vom 4. Stock ins Erdgeschoss. Im Fahrstuhl wurde Scotch angeleint. Gina trat durch die Eingangstür ins Freie und schaute die Straße hinauf und hinunter. In den nahe gelegenen Park würde sie um diese Uhrzeit nicht mehr gehen. Das hatte ihre Mutter ihr verboten und sie hatte auch selber schiss davor, wie sie sich eingestehen musste.
Komisch, schoss es Gina durch den Kopf, bei Tageslicht war die Gegend hier, rund um die Kurfürstenstraße wahnsinnig belebt. Massenhaft Leute auf der Straße, fast wie ein Wimmelbild aus ihrem Lieblingsbilderbuch. Als kleines Mädchen hatte sie diese Bilderbücher heiß geliebt und in jeder freien Stunde angeschaut. Ihre Mutter sagte immer, dass die Gegend hier nicht so gut sei und sie eigentlich gerne in eine bessere Gegend ziehen würde, aber sie könnten sich mit ihrem Krankenschwesterngehalt keine teurere Gegend leisten. Die Mieten waren in den letzen Jahren wahnsinnig angestiegen.
Gina fand die Gegend ganz O.K., sie war daran gewöhnt, dass hier überall Frauen herumstanden, die auf Freier warteten.
Was die Wortwahl betraf, schien sich jeder Erwachsene anders auszudrücken. Eines Tages hatte ihr ihre Mutter genauer erklärt, um welches Gewerbe es sich handelte, dem die Frauen nachgingen. Ihr uralter Nachbar, Herr Koschinski, sprach von Dirnen und dem horizontalen Gewerbe, dem sie nachgingen. Gina hatte ihn allerdings im Verdacht, manchmal selbst das horizontale Gewerbe in Anspruch zu nehmen, denn sie hatte mal gesehen, wie er heimlichtuerisch mit einer Frau im Hausflur verschwand.
Gina raffte sich auf und ging mit Scotch die nass glänzende Straße hinunter. Der kleine Hund war wie elektrisiert von den Gerüchen der Straße und den Duftmarken, die seine tierischen Kollegen hinterlassen hatten. Eifrig zerrte er an der niedlichen, mit Glitzersteinchen verzierten Leine und zog Gina mit sich.
Wie angewurzelt stoppte er an einem Gebüsch, schnüffelte, wuselte herum und hob sein Beinchen. Ehe sich Gina versah, hatte Scotch sich hoffnungslos in seiner rosafarbenen Leine verheddert. So was schaffte er innerhalb von Sekunden, das war jetzt nicht das erste Mal.
Im dämmerigen Licht der Straßenbeleuchtung, welches von den Pfützen, die der kürzliche Regenschauer hinterlassen hatte, reflektiert wurde, blickte Gina genervt auf den schwärzlichen Busch, der von dem rosa Lederriemen hin und her geschaukelt und zusehends zerfleddert wurde. Sie seufzte und machte sich geduldig an die Arbeit, Scotch aus dem Busch zu befreien.
Plötzlich