For ever young. Betty Hugo
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Gina fand die Frau wunderschön und wusste gleichzeitig, dass ihre Mutter ihr verbieten würde, so herumzulaufen.
Sie war so fasziniert von dem, war dort geschah, dass sie vergaß, die Leine zu entwirren. Sie war hinter dem regennassen Buschwerk verborgen und konnte die Szene, die sich etwas weiter die Straße hinunter abspielte gut beobachten, sie fühlte sich wie im Film.
Genau, ihre Mutter schaute manchmal einen uralten Liebesfilm namens “Pretty Woman" an und sie hatte früher mitgeschaut. Dies war der Held, der die Frau von ihrem Schicksal erlöste. Er sprach kurz mit der jungen Frau vom horizontalen Gewerbe, legte ihr dann mit einer zärtlichen, eleganten Bewegung den Arm um die Schultern und führte sie zu seinem luxuriösen Auto.
Ach ja, jetzt erinnerte sie sich auch an den Wagen. Den hatte sie auch vor einiger Zeit in einem Film gesehen, den ihre Mutter ganz toll gefunden hatte. Irgendwas mit zwei Freunden und einer war ganz doll gelähmt gewesen und wurde von seinem Freund durch die Gegend gefahren, in genau so einem Auto, wie sie dort sah, mit einem kleinen Dreizack vorne und hinten.
Der Prinz und die Prinzessin steckten noch kurz die Köpfe zusammen und sprachen miteinander, dann schaute der Prinz über die Schulter der Prinzessin in ihre Richtung und sein glitzernder Blick ließ ihr Herz zu Eis gefrieren, obwohl er sie doch nicht sehen konnte, sie war doch hinter dem Busch verborgen.
Ihre Traumblase löste sich urplötzlich auf und sie merkte, dass sie richtig doll fror. Sie zitterte richtiggehend. Sie sah noch, wie das Pärchen fast lautlos durch die Nacht davonbrauste. Scotch jaulte ungeduldig auf, zerrte an der verhedderten Leine und katapultierte Gina endgültig in die Gegenwart zurück. Sie konzentrierte sich jetzt richtig und hatte die Leine nach ein paar weiteren Minuten entwirrt, so dass Scotch erleichtert um sie herumtanzte.
Der Hund durfte noch ein paar Mal sein Beinchen heben, bevor sie sich auf den Rückweg in ihre warme, kuschelige Wohnung machten.
Kapitel 8
Am nächsten Morgen im Büro, Ella hatte sich gerade in eine umfangreiche Scheidungsakte vertieft, klingelte das Telefon und Ruth stellte Augusta zu ihr durch. Die alte Dame hörte sich sehr aufgeregt an.
„Ella", legte sie ohne Umschweife los, „hier geschehen wirklich seltsame Dinge. Ich habe gehört, dass im Schönheitsinstitut in der Nachbarschaft jemand gestorben sein soll, nach einer Schönheitsoperation".
„Ach Augusta, Schönheitsinstitut sagt heute kein Mensch mehr. Klinik für plastische Chirurgie nennen die sich heute. Wie bist du denn an die Information gekommen? Und wo, bitte schön, ist denn bei euch eine Klinik? Ich habe in der Gegend noch nie was Derartiges gesehen, mir ist nur der Yachtclub aufgefallen."
„Das Personal war irgendwie aufgescheucht, alle haben getuschelt und getratscht. Weißt du, in meinem Alter braucht man nicht mehr soviel Schlaf. Ich bin nachts oft wach und lausche den Geräuschen der Nacht. Ich habe noch mein altes Opernglas, erstklassige Qualität sage ich dir, also damit kann ich richtig gut gucken. Das Schönheitsinstitut ist gleich nebenan, man sieht es von der Straße aus nur nicht, weil es hinter Büschen und Bäumen verborgen ist.“
„Ja und was hast du gesehen?“, fragte Ella in leicht ungeduldigem Ton.
Sie mochte Augusta gern und hatte sich vorgenommen, immer Zeit für sie zu haben, aber sie war gerade sehr im Stress.
„Ich sehe immer wie vom Bestattungsinstitut Kupferberg die Leichen bei uns abgeholt werden. Die kommen immer nachts, man will die zukünftige Kundschaft ja nicht verschrecken. Aber diesmal sind sie zur Tiefgarage der Klinik gefahren".
„Augusta!", Ella merkte, wie ihr Geduldsfaden gerade sehr strapaziert wurde. „Das kann doch ganz normale Ursachen haben. Auch in einer Klinik sterben Leute. Aber ich kann ja mal bei der Staatsanwaltschaft nachfragen, ich habe da einen inoffiziellen Draht, vielleicht weiß der was."
Noch am gleichen Tag gelang es ihr Leon zu erreichen, der versprach Nachforschungen anzustellen.
Er meldete sich schon am nächsten Tag.
„Ella, es stimmt, es gab vor kurzem einen Todesfall in der Klinik. Die bemühen sich sehr um Geheimhaltung, wie du dir vorstellen kannst. Wenn das in die Zeitungen kommt, sind die finanziell ruiniert, aber alles scheint sauber zu sein. Die haben die Staatsanwaltschaft und die Polizei eingeschaltet. Angeblich handelt es sich um einen Selbstmord einer schwer depressiven Patientin. Sie soll sich mit dem Seidengürtel ihres Hausmantels an der Stange des Duschkopfs im Bad erdrosselt haben. Die Klinikleitung hat selbst den Notruf bei der Polizei getätigt und sie können von Glück reden, dass die Journalisten noch keinen Wind von der Sache bekommen haben.”
Ella sah sofort die Schlagzeile der Bildzeitung im Geiste vor sich: ´Geheimnisvoller Todesfall in der Schönheitsklinik! Selbstmord nach verpfuschter Nasen-Op?`
Leons Stimme drang wieder an ihr Ohr.
„Aber ich muss euch enttäuschen, es ist das wonach es aussieht. Keine anderweitigen Verdachtsmomente. Tut mir leid.”
Mit dieser Nachricht musste sich auch Augusta zufrieden geben.
Am späten Vormittag hatte Ella einen Gerichtstermin. Es handelte sich um eine sich ewig hinziehende Erbschaftsstreitigkeit und als der Termin endlich zu Ende war, meldete sich ihr Magen mit einer derartigen Hungerattacke, dass sie gezwungen war, die Gerichtskantine aufzusuchen. Das Essen dort war genauso langweilig und verkocht, wie die meisten Prozesse hier. Der einzige Lichtblick, der sich zeigte, als sie angewidert das zähe Steak und die vertrockneten Kroketten, gepaart mit pappigen Erbsen beäugte, war ihre Freundin Sofia.
Ella war heilfroh, sich von der kulinarischen Katastrophe abzulenken und begrüßte ihre alte Freundin überschwänglich. Nach beendetem Smalltalk fiel ihr aber noch ein, womit Sofia sich beschäftigte.
„Sag mal Sofia, du bist doch auf Schadensersatzklagen nach missglückten Operationen spezialisiert. Vertrittst du zufällig auch Mandanten dieser Schöheitsklinik in Wannsee?”
Sofia grinste sie frech an.
„Nur wenn du schwörst, zu schweigen wie ein Grab, werde ich vielleicht ein Sterbenswörtchen dazu sagen.”
„Ich schwöre", entgegnete Ella und setzte ein betont unschuldiges Gesicht auf.
Sofia beugte sich vor und senkte ihre Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern.
”Ich sage dir, es geht viel mehr schief, als man der ahnungslosen Öffentlichkeit glauben machen will. Es gibt ziemlich viele Methoden, die wissenschaftlich noch gar nicht ausgereift sind. Die unzufriedenen Opfer der Schönheitsindustrie rennen dann zwar zum Rechtsanwalt und wollen klagen, bzw. drohen mit einer Klage. Aber im Vorfeld, bevor es überhaupt zu einem Gerichtstermin kommt, werden viele Streitigkeiten beigelegt, weil die Kliniken hohe Schadensersatzsummen zahlen, damit die Geschädigten