Giuseppe Verdi. Leben, Werke, Interpreten. Christian Springer

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Giuseppe Verdi. Leben, Werke, Interpreten - Christian Springer

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      Leider ist dieser Zeitraum schlecht dokumentiert: Der Copialettere weist zwischen Juli 1844 und April 1845 eine Lücke auf und auch das Archiv des Teatro La Fenice gibt kaum näheren Aufschluß über die Entstehung der neuen Oper. Der Grund dafür liegt darin, daß Verdi – zum Unterschied von den anderen für Venedig komponierten Opern – die Verhandlungen mit dem Fenice nicht direkt führt, sondern über den dazwischengeschalteten Lanari.

      Die Vorlage für die neue Oper ist das Bühnenstück Attila, König der Hunnen von Zacharias Werner (1808). (Auch Beethoven hatte den Stoff für eine Oper in Betracht gezogen.) Er zeigt sich von dem Stück, das „prächtige und effektvolle Szenen“, „großartige Charaktere“ und „wunderbare Chöre“[266] enthält, sehr beeindruckt, hat es aber zurückgestellt, um I due Foscari zu komponieren. Er legt Piave dringend und ausführlich ans Herz, sich mit dem Stück zu beschäftigen: „Mir scheint, daß man eine schöne Arbeit daraus machen kann, und wenn Du es ernsthaft studierst, wird Dein schönstes Libretto daraus werden.“ Doch dazu soll es nicht kommen. Warum Verdi im Sommer, vor seiner Abreise nach Neapel, Piave den Auftrag entzieht und ihn Solera überträgt, wissen wir nicht genau: Die Zeitschrift Il Pirata meldet ihren Lesern am 24. Juni:

      Fr. M. Piave wird für den M° Verdi die Textbücher für den Frühling und Karneval 1846 anstelle von Herrn Solera schreiben. Im Gegenzug tritt er das Textbuch, das für den kommenden Karneval in Venedig vom genannten Maestro vertont werden soll, an Solera ab.

      Ebensowenig erhellend ist ein Brief Verdis aus Neapel an den Librettisten Jacopo Ferretti: „Ich glaube, daß Piave mir den Attila nicht mehr machen wird.“[267] Welche Gründe dahinterstecken, ist auch Verdis Brief an Piave nicht zu entnehmen:

      Ich sehe, daß Du ein guter Junge bist! Brav, brav: Du bist einsichtig, so ist es recht. Reden wir nicht mehr vom Textbuch für Venedig und denken wir an das [Libretto], das wir für Genua, oder für Wien, oder für ... weiß der Teufel wo ... wer weiß!... schreiben werden.[268]

      Das angesprochene Libretto wird jedoch für keine der genannten Städte, sondern für Florenz sein. Es wird der Macbeth sein. Faktum ist, daß Solera im Sommer beginnen soll, das Attila-Libretto zu schreiben:

      Der signor Maestro hat Solera geschrieben, daß er eigens nach Mailand kommt, um den Attila entgegenzunehmen, aus dem er seine schönste Oper machen will; aber dieser stinkfaule Dichter hat nichts gearbeitet; ich habe es Cav. Maffei und Toccagni gesagt, die werden ihn zur Arbeit anhalten, und er hat versprochen, Tag und Nacht zu arbeiten, und er wird [das Libretto] fertigstellen, bevor der signor Maestro kommt. Heute morgen lag er um 11 noch im Bett; es scheint also, daß er nicht arbeitet.[269]

      Obwohl der Dichter „stinkfaul“ ist, dürfte er in Verdis Augen besser geeignet für „grandiose Sujets“ sein. Bald kann Muzio aufatmen:

      Solera hat das Libretto fast fertiggestellt und wird es Donnerstag vormittag schon ins Reine geschrieben haben; er ist sehr zufrieden und hat mir gesagt, daß es schön ist; und daß es denen, die es [vorgelesen] gehört haben, überaus gefällt; das ist eine gute Nachricht. So wird sich also die Reise des signor Maestro nicht verzögern und er kann [nach Busseto] fahren, wann er will.[270]

      Ende August liegt das Libretto fertig vor (Verdi wird noch einige Änderungen im Finale des Prologs und des letzten Aktes anbringen lassen), Anfang September kündigt Verdi seinem französischen Verleger Escudier[271] an, er werde in wenigen Tagen mit der Komposition beginnen. Doch Verdi hält sich einen Monat in Busseto auf und frönt dem Müßiggang.

      Aus meinem ruhigen und friedlichen Busseto schreibe ich Dir, der Du in der lärmendsten Stadt der Welt bist. [...] Hier passiert ... nichts, nichts ... man ißt, man trinkt, man schläft 25 Stunden pro Tag: und ich mache das auch so. [...]

      P.S. Gestern habe ich begonnen, den Attila zu schreiben und von da an werde ich statt 25 Stunden nur 24 Stunden pro Tag schlafen.[272]

      Muzio widerspricht dem: „Er war von hier mit der Absicht zu schreiben weggefahren, er hat aber keine einzige Note gemacht.“[273]

      Inzwischen ist Solera nach Spanien gereist, zu seiner Gattin, der Sängerin Teresa Rusmini, die in Barcelona engagiert ist. Der Librettist, der nicht nur als „einer der seltsamsten Männer, die je auf Erden gewandelt sind“, sondern auch als unzuverlässig beschrieben wird, hat Verdi zwar die Durchführung der ausstehenden Änderungen versprochen, doch beschränkt er sich darauf, aus Spanien, wo er sich jetzt als Impresario und Dirigent betätigt, Verdi zu ermächtigen, sich Piaves für die Änderungen zu bedienen. Dies ist das Ende der Zusammenarbeit mit Solera, ein verfrühtes Ende, da der Librettist an keinem Mißerfolg beteiligt war.

      Im Oktober arbeitet Verdi am Attila. Er leidet an rheumatischen Fieberschüben und läßt sich von Muzio massieren. In den Momenten der Besserung seiner Gesundheit findet er zu seiner Begeisterung für den „schönen Stoff“ zurück. Angesichts der zu erwartenden Karriere in Paris äußert er im November den Wunsch, einen Französischlehrer zu finden, der ihn in die Lage versetzt, „zu lesen, zu übersetzen und zu sprechen“.

      Der Jahresbeginn 1846 findet Verdi krank und ans Bett gefesselt vor. Er ist an einem gastrischen Fieber so schwer erkrankt, daß man um sein Leben fürchtet. Der übliche Theatertratsch wird verbreitet, jeder, der ihn weitererzählt, fügt etwas hinzu, bis die Allgemeine musikalische Zeitung in Leipzig schließlich folgerichtig Verdis Tod meldet. Am 21. Jänner kann er erstmals das Bett wieder verlassen, ist aber noch sehr schwach. Unterdessen ist Giuseppina Strepponi zum letzten Mal auf der Bühne aufgetreten (Nabucco in Modena, 11. Jänner 1846). Die Uraufführung des Attila muß zwangsläufig verschoben werden. Verdi informiert auch Lucca von seiner Krankheit, durch dessen Vermittlung er einen Vertrag mit Benjamin Lumley, dem Impresario von Her Majesty’s Theatre in London, für eine neue Oper abgeschlossen hat, deren Uraufführung nun auf 1847 verschoben werden muß. Die ärztliche Bestätigung des Dr. Namias vom 22. März 1846 gibt Aufschluß über Verdis Gesundheitszustand:

      Ich bestätige unter Eid, daß Herr Giuseppe Verdi, Komponist, von mir wegen eines gastrischen Fiebers behandelt wurde, das viele Wochen dauerte und immer wiederkehrte, dadurch wurde der Körper geschwächt und die Drüsen des Mesenteriums verstopft. In dem Zustand, in welchem er sich befindet, könnte er die Reise nach London jetzt nicht unternehmen oder lange und angestrengt arbeiten, ohne sich in höchste Lebensgefahr zu begeben.[274]

      Im Februar erleidet er einen Rückfall. Zu seinem Bedauern muß er auch den Vertrag, den ihm der Direktor der Pariser Opéra angeboten hat, vorläufig ablehnen und auf später verschieben. Irgendwie gelingt es ihm, den Attila fertigzustellen, um zu ermöglichen, daß noch einige Vorstellungen vor Ende der Stagione stattfinden können.

      Inzwischen geht die Karnevalssaison in Venedig ihrem Ende zu. Als Eröffnung wurde Giovanna d’Arco (mit Loewe, Guasco, Costantini) gespielt, es folgte Ernani mit denselben Sängern und dem Baß Ignazio Marini sowie Donizettis Adelia und Poniatowskis La sposa d’Abido.

      A

      m 16. März 1846 findet die Generalprobe zu Attila statt, tags darauf die Premiere. Es singen die angekündigten Sänger Loewe, Guasco, Costantini und Marini. Am selben Tag informiert Verdi Clara Maffei:

      Attila hatte insgesamt einen sehr erfreulichen Erfolg. Für einen armen Kranken waren der Applaus und die Hervorrufe sogar zuviel. Vielleicht wurde nicht alles [gleich] verstanden und man wird es [erst] heute abend verstehen. – Meine Freunde meinen, dies sei die beste meiner Opern: das Publikum streitet sich darüber: ich

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