Mao und das Vermächtnis von Atlantis. Mario Klotz
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Читать онлайн книгу Mao und das Vermächtnis von Atlantis - Mario Klotz страница 33
Die Mädchen wirkten schüchtern, die Jungen eher skeptisch, als sie den Gruß erwiderten. „Ihr wohnt doch bestimmt in diesem Haus?“, sprach der königliche Inspektor weiter. Die Kinder nickten nur stumm. „Kennt ihr Wea, ein Junge in eurem Alter? Er wohnt ebenfalls hier.“, erkundigte sich Lan, und als er die misstrauenden Blicke erkannte, fügte er schnell hinzu: „Er ist ein Freund von mir und ich muss ihn dringend sprechen!“
„Nein, wir kennen keinen Wea! Außerdem hat uns unsere Leiterin verboten mit fremden Menschen zu sprechen.“, antwortete einer der Jungs.
‚Ach ja? Warum?‘, wunderte sich der königliche Inspektor in seinen Gedanken und startete einen neuen Versuch: „Aber ich bin kein Fremder, sondern ein Freund!“
Doch keiner antwortete mehr. Dafür wurde die Tür geöffnet und eine streng wirkende Frau blickte ihn wütend an. Ihr langes, pechschwarzes Haar kräuselte sich angsterregend um ihre tiefen Furchen im Gesicht, während sie mit kreischender Stimme Lan anfuhr: „Wer sind Sie und was wollen Sie?“
„Guten Tag!“, erwiderte er erstmals freundlich, da er dieses schroffe Verhalten nicht für nötig hielt und diese Art, nebenbei bemerkt, hasste. Nun hob er zur Begrüßung seinen Hut und legte eine kurze Pause ein. Er wartete ab, ob die Frau ihre Haltung änderte. Als er die Hoffnung aufgegeben hatte, setzte er fort: „Ich suche Wea, einen Jungen, der bei ihnen wohnt.“
„Warum wollen Sie ihn sprechen?“, hakte die Frau wütend nach. Dem königlichen Inspektor kam der Verdacht, dass es sich bei der Frau um die Leiterin des Hauses handeln könnte und er musste vorsichtig sein, was er antwortete. Er überlegte, ob er sich als Inspektor vorstellen sollte, ließ es jedoch bleiben. Ano und seine Gefolgsleute sollten nicht erfahren, dass er hier war.
„Es ist sehr wichtig!“, wich Lan der Frage fürs Erste aus.
„Wer sind Sie eigentlich?“, ließ die Leiterin des Waisenhauses nicht locker.
„Nur ein Freund von Wea, und ich muss ihn dringend sprechen! Sofort!“, betonte Lan die Wichtigkeit und Hast.
„Der Junge ist nicht zu Hause, er hat sich abgemeldet.“, erklärte sie kurz und befahl unhöflich: „Und nun verschwinden Sie endlich, oder ich hole die königliche Wache!“
„Ich bin schon weg! Auf Wiedersehen!“, versicherte Lan, dabei fiel ihm ein Junge mit kurzen strubbligen, blonden Haaren auf, der bei der Eingangstür erschienen war und das Gespräch belauscht hatte. Als sich die beiden in die Augen blickten, deutete der Bursche aufgebracht auf die kleine Holzhütte im Garten.
Die Leiterin bemerkte, dass Lan an ihr vorbei starrte und drehte sich energisch um. Der Junge war jedoch bereits wieder verschwunden. Mit nachdenklichem Blick musterte sie Lan und erkundigte sich: „Was ist?“
Der königliche Inspektor hob die Augenbrauen, dachte kurz über den Burschen nach und meinte schließlich: „Nichts! Wünsche noch einen schönen Tag!“, drehte sich um und marschierte Richtung Ausgang.
Währenddessen spürte er in seinem Rücken den festen Blick der Leiterin und hörte, wie sie den Kindern befahl: „Wie oft muss ich euch noch eintrichtern, dass ihr nicht mit Fremden sprechen sollt?!? Gerade jetzt, in dieser schweren und schrecklichen Zeit. Und nun ab ins Haus!“
Der Sprung
Das Herz von Sem raste, als er den Hauptmann und den Herzog über die Klippe springen sah. Soviel Mut hatte er letzterem nicht zugetraut!
Ein brennender Schmerz keimte in ihm auf, als ein Pfeil seinen rechten Oberarm streifte. Blut überströmte seine Kleidung, doch er achtete nicht darauf. Er konzentrierte sich nur auf die Klippe vor ihm. Nur noch wenige Schritte lag diese entfernt.
Seine Verfolger hatten längst bemerkt was er vorhatte und ein Reiter war stehengeblieben um besser zielen zu können, der andere kam immer näher an Sem heran. Die Angst vor dem Sprung breitete sich in ihm aus. Würde er diesen überleben? Was befand sich hinter der Klippe?
Sem hatte den Punkt überschritten, um noch vor dem Abgrund anhalten zu können. Nun gab es kein Zurück mehr! Er lief ganz knapp zu dem Fluss zu, der sich noch immer neben ihn erstreckte und ebenfalls in die Tiefe schoss. Er hoffte, unbeschadet in der Gischt, die vom Wasserfall rühren würde, zu landen.
Ein weiterer Pfeil segelte knapp über seinen Kopf vorbei und den Abhang hinunter, doch das bemerkte der junge Mann nicht mehr. In seinem Innersten herrschten nur noch Panik und der Wille zum Überleben. Sein Herz raste vor Anstrengung und Furcht. Sein Körper reagierte nur noch. Vor seinem geistigen Auge sah er die Bilder seines bisherigen Lebens. Vor allem dachte er an seine Schwester und seinen Bruder.
‚Werde ich sie wiedersehen? Oder werde ich am Grund der Schlucht zerschellen?‘, schossen ihm die Gedanken durch den Kopf. Er sah nur den Bruchteil eines Augenblicks in die Tiefe und konnte im letzten Moment noch ein wenig die Richtung, in die er springen würde, bestimmen.
Bei diesem Anblick wurde ihm schlecht. Die Schlucht reichte viel tiefer, als er erhofft hatte. ‚Haben die anderen das überlebt, oder sind sie schon tot?‘, dachte er, als er ins Ungewisse fiel.
Mit weitaufgerissenen Augen sah er auf den Fluss unter ihm, der sich über die gesamte Schlucht erstreckte. Noch weit entfernt von dem jungen Mann schäumte und sprudelte die Oberfläche des Gewässers. Wie geplant wird er genau in dieser Gischt landen.
Verzweifelt ruderte er mit den Händen und versuchte seinen Körper aufrecht zu halten. Kurz bevor er in den Fluss stürzte, holte er instinktiv Luft und schloss die Augen. Kaum hatte ihn das Gewässer verschluckt, wurde er von den Kräften des Wassers erfasst und herumgewirbelt. Kurz hatte er die Orientierung verloren, doch als er seine Augen öffnete, erkannte er neben sich das Licht der Sonnenstrahlen.
‚Überlebt!‘, freute er sich, doch noch war die Gefahr nicht gebannt. Die Strömung hatte ihn erfasst und riss in immer weiter nach unten. Unbeirrt versuchte er dem Strudel zu entkommen, aber es gelang ihm nicht. Der Sog ließ seinen Körper nicht frei und zog ihn immer weiter in die Tiefe.
Ein verzweifelter Kampf gegen die Fluten begann. Sems Hände und Füße bewegten sich schneller und kräftiger. Er kämpfte ums überleben, da sein Körper Sauerstoff benötigte, doch er gelangte nicht und nicht an die Oberfläche.
Der Herzog und Min waren von der Strömung aus der Schlucht getrieben worden. Min versuchte gegen die Wassermassen anzuschwimmen, doch er hatte keine Chance. Der Fluss trieb ihn mit sich. Er wollte auf Sem warten, damit sie nicht zu weit voneinander getrennt wurden, aber er musste dieses Vorhaben aufgeben.
Gespannt hatte er verfolgt, wie Sem über die Klippe gesprungen und im Wasser gelandet war. Nun wurde er jedoch nervös. Sem hätte schon längst an der Oberfläche sein müssen. Von ihm fehlte jedoch noch immer jede Spur!
Gebannt blickte er zurück, doch sein Freund tauchte nicht auf. Nur noch von Weiten konnte er die Stelle erkennen, in der Sem verschwunden war, da die Strömung sie rasch immer weiter entfernte.
„Achtung, Pfeile!“, warnte ihn der Herzog. Min blickte sich nicht einmal um sondern tauchte sofort in unter Wasser. Im selben Moment prallten