Mao und das Vermächtnis von Atlantis. Mario Klotz
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Читать онлайн книгу Mao und das Vermächtnis von Atlantis - Mario Klotz страница 32
Er wollte schon weiterhasten, blieb jedoch plötzlich noch mal stehen und drehte sich erneut zu dem verdutzten Jungen um. Schnell erklärte er: „Du solltest die Zeit nutzen und versuchen, aus diesem Tonstück, nur mit Hilfe deiner Gedanken, einen Raben zu formen.“, und drückte ihm einen würfeligen, harten Tonbrocken in die Hand, den er unter seinem weißen Habit hervorgeholt hatte.
Der Junge war sichtlich enttäuscht, als er dem Fürst nachblickte, der soeben mit seinem Druidenstab in der Hand eine breite Treppe nach oben schritt und hinter einer mächtigen Tür verschwand.
Tekk war sauer! Er befand sich in der Schatzkammer des Häuptlings und durfte nur die Vorhalle betreten! Oder sollte er sich eigenständig umsehen? Er wollte doch in Erfahrung bringen, was sein Meister hier beabsichtigte.
Wea ist der Einbrecher!
Der königliche Inspektor rang heftig nach Atem, als er bei der Gasse angekommen war. Doch es schien vergeblich gewesen zu sein. Der hinkende Mann war spurlos verschwunden. Die Seitengasse war in Wirklichkeit eine Sackgasse, von der keine Eingänge wegführten. ‚Wohin war der Mann verschwunden?‘, fragte sich der königliche Inspektor, doch fand keine brauchbare Antwort. Kopfschüttelnd suchte er alles ab, fand aber nichts!
Während der ganzen Kutschenfahrt, bis er vor der Schicksalshalle ausstieg, rätselte er vor sich hin, wie der Mann spurlos verschwinden konnte.
„Guten Morgen!“, grüßte ihn eine bekannte Stimme. Lan blickte sich um und erkannte Jos, den Neffen von Wik, und erwiderte den Gruß.
‚Armer Junge! Die Natur ist oft wirklich sehr erbarmungslos!‘, stellte er wieder einmal mitleidig fest, da er zum widerholten Male feststellen musste, dass die Gesichtszüge des Jungen wirkten, als wäre er nicht sehr intelligent, doch Lan wusste um die Klugheit von Jos. ‚Es könnte auch eines Tages ein Vorteil sein!‘, dachte Lan und lächelte dem Neffen aufmunternd zu, während er auf die Halle von Wik zuschritt. Es schien, als hätte der königliche Berater schon auf ihn gewartet und erkundigte sich ungeduldig: „Haben sie etwas Neues in Erfahrung gebracht?“
„Ja!“, antwortete Lan stolz und berichtete ihm von den letzten Ereignissen. Von der Hilfe des Archäologen und den Gedanken, mit denen es ihm endlich gelungen war, das Rätsel der Symbole auf der Venusmuschel zu knacken.
Auch Wik atmete erleichtert auf und erklärte: „Vorzüglich! Der Druck auf den König wird enorm groß, da die Unruhen immer stärker werden.
Daran ist unter anderem auch dieser Dämmerungseinbrecher schuld. Deshalb müssen wir alles in unserer Macht stehende unternehmen, um diesen Fall so schnell wie möglich abzuschließen.“
Plötzlich stürmte ein Diener in die Halle und unterbrach ihn: „Es tut mir leid, dass ich einfach so eingedrungen bin, aber vor der Tür stehen ein paar aufgebrachte Männer die unbedingt zu ihnen wollen. Sie behaupten, sie hätten den Einbrecher geschnappt!“
„Was!“, riefen die beiden Männer wie aus einem Munde und der königliche Berater forderte sie einzulassen. Lan war nun mehr als angespannt: ‚Wer hat den Langfinger erwischt?‘
Es waren insgesamt sechs Männer, die hektisch in den Saal drängten. Einer davon war Ano, der seine Stimme laut erhob und sprach: „Ach, der Inspektor ist auch hier! Sehr gut! Wir haben gestern auf dem Platz, an dem sich der Teufelsbrunnen befindet, unseren Unmut kundgegeben. Genau dort, wo wenig später der Einbrecher zugeschlagen hat.
Ich und einige Männer meiner Gruppe haben einen Jungen aus dem Armenviertel beobachtet und uns ist er sehr verdächtig erschienen. Er hat sich ständig umgesehen und wirkte sehr nervös. Und jetzt wissen wir auch den Grund für sein Benehmen: Er ist wenig später zurückgekehrt und ist eingebrochen!
Deshalb fordern wir von Ihnen, dass Sie ihre Leute ins Armenviertel beordern, um den Jungen zu suchen und ihn verhaften zu lassen. Dann kann endlich wieder Ruhe einkehrt. Auf uns ist eben Verlass, nicht wahr Jungs!“, und die anderen stimmten dem Giftzwerg lauthals zu.
Die Beschreibung, die Ano von dem Jungen abgab, passte genau auf Wea, stellte der königliche Inspektor besorgt fest. Doch ihm kam etwas seltsam vor und deshalb hakte er nach: „Woher wissen Sie eigentlich, dass in der Nähe von dem Teufelsbrunnen ein Einbruch verübt wurde? Die Tat wurde doch eben erst festgestellt.“
Der Giftzwerg sprang aufgebracht herum und brüllte: „Das hat mir vorhin meine Frau erzählt. Und da niemand etwas gegen diesen Verbrecher unternahm, haben wir selbst handeln müssen. Alles muss man selber erledigen. Alles!“
„Ich glaube jedoch nicht, dass es der Junge aus dem Waisenhaus war. Ich kenne ihn ebenfalls.“, verteidigte der königliche Inspektor Wea.
„Das sieht Ihnen auch wieder einmal ähnlich! Sie werden dafür bezahlt, den Verbrecher zu schnappen. Aber wir haben ihn überführt und nicht Sie, und nun wollen Sie ihn auch noch in Schutz nehmen. Das ist wieder einmal typisch! Oder abreiten Sie am Ende noch mit dem Jungen zusammen?!?“, beschuldigte Ano ihn aufgebracht.
Bevor Lan etwas erwidern konnte mischte sich Wik ein: „Das ist eine harte Anschuldigung und wenn Sie diese nicht beweisen können, so würde ich Ihnen raten, diese zurück zu nehmen.“
„Ach, Sie stecken doch alle unter einer Decke, typisch! Aber den Jungen können Sie nicht mehr beschützen. Wir sind mindestens sechs Zeugen, die den Bengel und sein auffälliges Verhalten beobachtet haben. Wenn der Jüngling nicht verhaftet wird, gibt es einen Aufstand, den Sie noch nie erlebt haben. Das schwöre ich Ihnen!“, brüllte der Giftzwerg außer sich und bekam einen knallroten Kopf.
„Nein, wir werden dieser Angelegenheit auf den Grund gehen! Ich werde meinen Männern befehlen, Sie zum Waisenhaus zu begleiten.“, gab der königliche Berater der Forderung von Ano nach.
„Aber…!“, wollte Lan protestieren, da er von der Unschuld des Jungen überzeugt war, doch bekam von Wik ein Zeichen still zu sein. Nachdem die Männer die Halle verlassen hatten, blickte der Berater zu dem königlichen Inspektor.
„Ich weiß, dass es nicht Wea war, doch ich konnte keine weiteren Unruhen provozieren. Wenn alles gut verläuft, erwischen Sie den Richtigen heute Abend und der Junge wird wieder frei sein.“, erklärte er sein Handeln.
Lan fand es dessen ungeachtet nicht richtig, auch wenn er die Vorgehensweiße von Wik verstand. Dennoch beschloss er den Jungen zu warnen und bat deshalb Wik, ohne einen Grund zu nennen, seine Männer kurz hinzuhalten. Der königliche Berater verstand sofort, was Lan vorhatte, atmete tief ein, seufzte und nickte zustimmend.
Obwohl Lan schon großen Hunger hatte und die Müdigkeit ihm zusetzte, nahm er sich keine Zeit zum Essen und Schlafen. So schnell wie möglich versuchte er das Armenviertel zu erreichen und Wea zu finden, bevor es die anderen taten.
Sein erster Weg führte ihn ins Waisenhaus. Das Gebäude wirkte genauso, wie der Ruf des Hauses war. Verwahrlost und verwildert!
Das Dach hatte viele größere Löcher, durch die der Regen bestimmt in das Innere drang. Der Holzverschlag unter dem Dachvorsprung hing zum Teil nur noch lose herab und drohte jeden Moment abzustürzen. Die einst gelben Wände waren grauschwarz. Auch der große Garten, der das Haus umgab und von einem hohen Zaun umrundet war, wirkte sehr verwildert. Die wildgewachsenen Bäume und Sträucher, die vertrockneten Blumen, der vermoderte Rasen und die kleine