Gefühlschaos. Heidi Oehlmann
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»Hm, meinst du wirklich?«, fragt Carmen nachdenklich. »Na gut, vielleicht hast du recht. Dann machen wir es eben doch am Freitag bei dem nächsten Treffen«, stimmt Carmen zu.
Ich bin erleichtert und atme auf.
Gott sei Dank. Auf so ein peinliches Theater hätte ich jetzt überhaupt keine Lust. Lisa würde uns mit Sicherheit eine lautstarke Szene machen, die alle anderen Gäste mitbekommen. Darauf kann ich gut verzichten.
»Das ist ganz schön trostlos hier. Es wird Zeit, dass endlich mal ein paar mehr Leute kommen, vor allem ein paar Männer«, ertönt Sybille.
»Ja, wenn das so weiter geht, mache ich mich bald vom Acker. Da ist das Fernsehprogramm bestimmt spannender«, antwortet Marta.
»Freitags kommt doch nichts im Fernsehen. Da würde ich es mir eher vor dem Computer bequem machen und mit ein paar interessanten Männern chatten.«
»Das war klar, Mia. Du denkst schon wieder an deinen Konstantin«, stachelt Marta mich an.
»Ach quatsch. Das war auf die Allgemeinheit bezogen. Außerdem was heißt hier mein Konstantin? Bisher haben wir uns nur nett unterhalten.«
Marta liegt mit ihrem Verdacht richtig. Gerade habe ich an ihn gedacht. Ich stelle mir immer wieder vor, wie er aussehen mag. In meiner Fantasie ist er natürlich hübsch - ein Mann wie aus dem Bilderbuch. Ob er es im realen Leben auch ist, wage ich bei meinem Glück zu bezweifeln, aber das ist im Moment unwichtig. Solange ich nicht weiß, wie er aussieht, kann ich ihn mir wenigstens vorstellen und unsere Gespräche in vollen Zügen genießen.
Statt mich hier zu langweilen, würde ich jetzt wirklich lieber mit Konstantin schreiben. Das wäre mit Sicherheit spannender, als hier herumzusitzen, aber ich weiß nicht, ob er an einem Freitagabend zu Hause ist. Am Wochenende wird er bestimmt auch vor die Tür gehen. Wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich eigentlich kaum etwas über ihn weiß. Vielleicht sollte ich ihn in unseren nächsten Gesprächen gezielter danach fragen, was er so macht. Andererseits wird er im Gegenzug mehr über mich wissen wollen. Dann habe ich wieder das Dilemma mit meinen persönlichen Daten. Ich weiß noch nicht, was ich tun werde. Wahrscheinlich ist es besser alles so laufen zu lassen, wie es ist. Wenn ich nachher nach Hause komme, werde ich auf jeden Fall schauen, ob er online ist.
»Ich hoffe, bei dem Speed Dating nächstes Wochenende ist mehr los als hier!«, sagt Sybille.
»Was denn für ein Speed Dating?«, ertönt eine Stimme hinter uns.
Wir vier drehen uns zeitgleich um und entdecken Lisa, die nun vor uns steht.
Toll, jetzt hat sie das auch noch mitbekommen!
Ich ärgere mich, dass keine von uns die Streberin auf uns zukommen sah. Wir waren einfach zu sehr in unser Gespräch vertieft und haben für einen Augenblick Lisas Anwesenheit vergessen.
»Ähm«, versucht Sybille zu erklären. Doch sie weiß nicht, was sie sagen soll.
»Wir haben uns vorhin bei einem Speed Dating für das kommende Wochenende angemeldet«, nuschelt Carmen, die obwohl sie nicht viel verträgt, schon ihren dritten Cocktail schlürft. Dabei sind wir noch keine halbe Stunde hier. Wenn das so weiter geht, ist der Abend bald gelaufen, weil wir in Kürze Carmen nach Hause tragen können.
Na toll, jetzt weiß Lisa auch davon. Das hätte jetzt nicht sein müssen!
»Ach so. Das klingt interessant. Vielleicht melde ich mich auch an. Aber jetzt muss ich wieder zurück. Ich wollte euch nur schnell Hallo sagen«, sagt Lisa und deutet auf den Tisch, an dem ihr Begleiter auf sie wartet. Sie wirkt arrogant wie immer. »Macht es gut Mädels«, ergänzt sie und verschwindet.
Die kam doch nur her, um uns auf ihr Date aufmerksam zu machen. Das ist so typisch.
Jetzt bin ich froh, dass Carmen ein bisschen zu viel Alkohol intus hat und somit das Auftauchen von Lisa kaum realisierte. Im nüchternen Zustand hätte sie sicherlich mit Lisa über ihren Ausstieg aus der Clique gesprochen. Das ist aber der einzige Vorteil von Carmens Alkoholunverträglichkeit.
»Was war das denn?«, fragt Sybille irritiert.
»Keine Ahnung. Ich hoffe nur, dass sie nicht bei dem Speed Dating auftaucht«, antworte ich.
»Und wenn schon«, sagt Marta.
»Na ja, ich weiß nicht, ob das so gut ist. Wenn wir vorher auch noch mit ihr reden und ihr sagen, dass wir sie nicht mehr in unserer Runde haben wollen, könnte es in einem Desaster enden«, antworte ich.
»Ach, das glaube ich nicht. Es wird schon alles gut gehen«, sagt Sybille ermutigend.
»Hoffen wir es. Viel verspreche ich mir von der Veranstaltung sowieso nicht.«
»Wieso?«, fragt Marta.
»Mich wundert es einfach, dass wir so schnell einen Platz dort bekommen haben. Ich weiß nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist. Ganz ehrlich, wenn es so gut laufen würde, wäre das Speed Dating schon Monate im Voraus ausgebucht, oder?«, antworte ich.
»Macht euch nicht so verrückt«, lallt Carmen.
»Carmen, trink nicht so viel!«, ermahne ich sie.
»Ach Mia, das ist doch nicht viel. Außerdem muss ich mein Gedächtnis auslöschen.«
»Dafür brauchst du keinen Alkohol. Karl ist es nicht wert, dass du dich sinnlos besäufst. Er hat dich einfach nicht verdient. Du bist so eine tolle Frau. Und irgendwann findest du den Mann, der das zu schätzen weiß.«
»Danke! Du bist süß, Mia.« Carmen, die sich bis eben noch auf den Tresen abstützte, erhebt sich vom Barhocker und fällt mir schwankend um den Hals. Dabei wäre sie fast umgekippt. Ich konnte sie gerade noch halten.
»Vielleicht sollten wir für heute Schluss machen«, höre ich mich sagen.
Eigentlich wäre ich gern geblieben. Immerhin sind wir zum Tanzen hergekommen. Bis jetzt war keine von uns auf der Tanzfläche. Dafür ist der Laden eindeutig zu leer und der Alkoholpegel zu gering, wenn man von Carmens viel zu hohem Pegel absieht. Mit einer sturzbetrunkenen Carmen im Schlepptau habe ich wenig Chancen, mich auf dem Männermarkt umzuschauen. Schließlich kann ich sie nicht einfach in eine Ecke setzen und mich mit dem männlichen Geschlecht beschäftigen. Das brächte selbst ich nicht übers Herz.
»So ein Blödsinn! Warum sollen wir denn gehen? Der Abend hat noch nicht richtig angefangen«, nuschelt Carmen mir ins Ohr.
»Carmen, es reicht jetzt! Lass uns gehen!«, fordere ich sie auf.
»Nein, ich will nicht gehen!«
»Sybille! Marta! Sagt ihr doch auch mal was!«
»Mia hat recht, wir sollten gehen«, stimmt Marta zu.
»Gut, ich rufe uns ein Taxi«, sagt Sybille.
»Sehr schön. Marta kannst du zahlen? Ich gehe mit Carmen schon nach draußen. Hoffentlich trifft das Taxi bald ein.«
»Ja, mache ich. Wir sehen uns draußen.«
»Los