Nur Fleisch. Jack London
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Sieh, diese Woche habe ich mich gar nicht bewegt. Ich habe viele, viele Stunden lang nicht eine einzige Bewegung gemacht. Ich sage dir, es war ein Fest, viele, viele Stunden lang dazusitzen und nichts zu tun. Ich bin noch nie glücklich gewesen. Ich habe nie Zeit gehabt. Ich habe mich die ganze Zeit bewegt. Auf die Weise wird man nicht glücklich. Und ich tue es nicht mehr. Ich will nur ruhen und ruhen und immer ruhen.«
»Aber was soll denn aus Will und den Kindern werden?« fragte sie verzweifelt.
»Ja, da haben wir's – Will und die Kinder«, wiederholte er.
Aber es war keine Bitterkeit in seiner Stimme. Er kannte längst die ehrgeizigen Pläne, die seine Mutter für ihren Jüngsten hegte, aber er spürte keine Bitterkeit mehr bei dem Gedanken. Er machte sich aus nichts mehr etwas. Nicht einmal daraus.
»Ich weiß gut, Mutter, woran du mit Will gedacht hast – ihn zur Schule gehen und Buchhalter werden zu lassen. Aber daraus wird nichts – ich bin fertig. Jetzt muß er zupacken.«
»Und das, nachdem ich dir so in der Welt vorwärtsgeholfen habe«, sagte sie weinend und machte Miene, das Gesicht in der Schürze zu bergen.
»Du hast mir nie vorwärtsgeholfen«, antwortete er freundlich, aber betrübt. »Ich habe mir selbst vorwärtsgeholfen, und ich habe Will vorwärtsgeholfen. Er ist größer als ich, dicker und größer. Ich glaube, ich habe als kleiner Bengel nicht genug zu essen bekommen. Als kleiner Bengel arbeitete ich und verdiente das Essen für ihn mit. Aber das Spiel mache ich nicht mehr mit. Will kann zupacken und etwas tun wie ich, oder er kann zum Teufel gehen – mir ist es verflucht gleichgültig. Ich bin müde. Und jetzt gehe ich. Willst du mir nicht Lebewohl sagen?«
Sie antwortete nicht. Sie hatte sich wieder das Gesicht mit der Schürze bedeckt und weinte. Er blieb einen Augenblick in der Tür stehen.
»Ich tat, was ich konnte – weiß Gott, das tat ich!« schluchzte sie.
Er verließ das Haus und trat auf die Straße. Ein blasses Lächeln glitt über sein Gesicht bei dem Anblick des einsamen Baumes. »Nichts tun!« trällerte er vor sich hin. Träumerisch sah er zum Himmel empor, aber die Strahlen der Sonne blendeten ihn, und er mußte die Augen schließen.
Es war ein weiter Weg, den er ging, und er ging nicht schnell. Der Weg führte an der Jutefabrik vorbei. Das gedämpfte Poltern in der Weberei klang zu ihm heraus, und er lächelte. Es war ein sanftes, zufriedenes Lächeln. Er haßte keinen, nicht einmal die hämmernden, kreischenden Maschinen. Es war keine Bitterkeit in ihm – nichts außer einem unwiderstehlichen Drang, zu ruhen.
Häuser und Fabriken wurden spärlicher, und die unbebauten Grundstücke zahlreicher und größer, als er sich dem freien Lande näherte. Schließlich lag die Stadt hinter ihm, und er ging einen Feldweg am Bahndamm entlang. Er ging nicht wie ein Mann. Er sah nicht wie ein Mann aus. Er war die Parodie eines menschlichen Wesens. Es war ein verzerrtes, verkümmertes und namenloses Stück Leben, das wie ein kranker Affe dahintrottete, mit hängenden Armen und gebeugten Schultern, engbrüstig, komisch und entsetzlich.
Er ging an einem kleinen Bahnhof vorbei und legte sich unter einen Baum ins Gras. Den ganzen Nachmittag lag er dort. Zuweilen schlief er ein wenig, und jedesmal, wenn er schlummerte, ruckte es in seinen Muskeln. Wenn er wach war, lag er ohne sich zu rühren da und beobachtete die Vögel oder sah zwischen den Zweigen hindurch zum Himmel empor. Ein paarmal lachte er laut, aber ohne daß er etwas gesehen oder gefühlt hätte.
Als der Dämmerung die erste Dunkelheit der Nacht folgte, kam ein Güterzug auf den Bahnhof gerumpelt. Während die Lokomotive einige Wagen auf ein Seitengleis fuhr, kroch Johnny am Zug entlang. Er riß die Tür eines leeren Packwagens auf und kletterte schwer und mühselig hinein. Er schloß die Tür. Die Maschine pfiff. Johnny hatte sich niedergelegt und lächelte im Dunkeln.
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