Erfahrung Neu Delhi-Neustrelitz.., Pakistan.., Iran..,Himalaja. Andreas Goeschel

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Erfahrung Neu Delhi-Neustrelitz.., Pakistan.., Iran..,Himalaja - Andreas Goeschel

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Lust habe, mich in großem Stile übers Ohr hauen zu lassen, fahre ich zur Grenze. Lutz überläßt ihnen seine restlichen Rupis um dafür sicherlich nur halb soviel Rial zu bekommen, wie sie wert sind.

      Ihm ist das aber egal. Selbst auf diesen paar Metern lassen uns die Beamten nicht aus den Augen. Die müssen schreckliche Angst haben, daß wir unsere Krafträder noch im letzten Augenblick verscheuern und dabei unheimlich reich werden. Wenn man bedenkt, daß die Motorräder hier angeblich mit dem fünffachen Preis gehandelt werden, ist das Getue sogar verständlich.

      Die Abfertigung geht ziemlich glatt und ohne viel Theater und nach einer Stunde sind wir kostenfrei im Iran. Prima.

      Anthony und seine Frau, die Feuerwehrleute, haben ein bißchen Probleme mit ihrem, in Indien geborenen, paar Wochen alten Kindlein. Dieser kleine Mensch hat nämlich keinen Paß. So haben sie Probleme, über die Grenze zu kommen. Aber sie machen sich deswegen absolut nicht heiß.

      Bei uns wird das fehlende Carnet vollkommen problemlos durch einen Eintrag in unseren Paß ersetzt. Die Pässe verlieren nun in diesem Lande ohne das Beisein der eingetragenen Motorräder ihre Gültigkeit.

      Unsere Freude über dieses Entgegenkommen kann sich kaum jemand vorstellen, denn dies war die letzte ernsthafte Hürde, vor der uns bangte.

      Seit Delhi hatten wir uns ständig mit diesem Problem beschäftigt.

      Das ist nun Vergangenheit und völlig zu Unrecht fühlen wir uns schon fast Zuhause. Es liegen doch noch über achttausend Kilometer vor uns!

      Der Beamte, der kaum was zu tun hat und angenehm nett ist, bekommt von Lutz zur Belohnung für seine Kulanz ein paar Kondome.

      Lutz sagte mir, die Dinger wären hier Goldstaub.

      Ich stelle meine Uhr weitere 90 Minuten zurück.

      An der letzten Kontrollstelle dieser Grenze, die Lutz dann auch schon flott und zuversichtlich durchfahren hatte, werde ich gestoppt. Daraufhin kommt Lutz auch gleich mit schlechtem Gewissen zurückgedüst. Aber es ist nichts Gravierendes mehr. Die Soldaten wundern sich bloß, daß wir keine Carnets haben. Kontrolle, nur noch mal so. Zeigen, daß man uns auch ja nicht übersehen hat. Endlich können wir wieder auf den eigenen vier Rädern weiterfahren.

      Es geht durch endloses Niemandsland. Dann entsteht ein kleiner Stau vor einer fetten Straßensperre. Eine massive Kette versperrt die Weiterfahrt. Und eine Horde junger Bengels in Uniformen, ihre fickrigen Finger an den Abzügen ihrer Kaschis. Das alles unterstreicht die Funktion dieser Anlage.

      Aber es gibt keine Probleme.

      Wir machen dann so 200 Kilometer bis Zahedan, wo wir volltanken.

      Ehrlische Preise. 22 Liter Diesel erhalten wir für 2000 Rial. Das sind umgerechnet 80 Pfennige !!!

      Da macht das Tanken richtig Spaß. Zwischen zwei und vier Pfennige kostet hier der Liter Sprit. Das Aufsehen an der Tankstelle ist etwa so, wie ein achtsitziger Regierungs-Lincoln in den sechziger Jahren in der DDR erregt hätte, oder heutzutage ein fliegender Teppich mit dem Bundeskanzler drauf in der Fußgängerzone einer Kleinstadt.

      Das Letztere würde allerdings sicherlich nur als gelungene Wahlkampfaktion empfunden werden, denn das Staunen stirbt ja in Deutschland sicherlich vollkommen aus!

      Wir allerdings haben es vielerorts bis in unsere Heimatstadt hinein, doch noch ein paar Mal aus der Sicht der Verursacher mit diesen Motorrädern erlebt.

      Irgendwann unterwegs, wir fahren nun schon so sechzig, siebzig, sieht Lutz dann rot. Im Rückspiegel. Die Feuerwehr kommt, düdelt kurz und freudig und überholt uns. Aber sie fährt für unsere frischen Maschinchen zu schnell und so lassen wir uns rasch wieder abfallen, nachdem wir ein paar Kilometer im Windschatten hinterhergerattert sind.

      Gegen fünf am Nachmittag haben wir dann in Nosratabad auch die Weltreisenden Feuerwehrleute wieder eingeholt. Sie stehen auf einem Parkplatz und wollen Feierabend machen. Wir fahren von einer unfreundlichen Gastwirtschaft, die hier ist, wieder los. Drehen um und düsen zwei Kilometer zurück. Da ist dann so eine Art Raststätte für LKW-Fahrer.

      Wer weiß das schon. Woran soll man das erkennen?

      Doch es scheint richtig zu sein. Wir sind die einzigen Gäste und essen Hühnerbein mit Reis, Gemüse, Brot und dazu Cola. Es schmeckt uns ausgezeichnet und wir bezahlen für vier Personen acht Dollar, das ist zwar nicht viel, aber so schätzungsweise das vierfache vom Üblichen.

      Dafür dürfen wir zwei auch noch im Nebengebäude des Restaurants schlafen. Leerer Raum, mit Teppich, abschließbar und die Enfields passen auch mit rein.

      Ein Zustand also, der nur mit dem Wort ideal charakterisiert werden kann.

      Aus dem zusammengerollten Teppichboden machen wir uns ein feines Nachtlager. Das haben wir auch nötig.

      Sonntag, 18.Februar, 33. Tag

      Wir fühlen Freiheit, denn wir sind auf Tour. Abba richtich.

      Ein sehr schöner Sonnenaufgang begrüßte uns halb sieben.

      Der Lkw - Verkehr ist noch nicht richtig erwacht. Wir machen Sport, besuchen das Klo, welches uns, nach den Eindrücken in den Waggonscheißhäusern, nicht mehr emotional erreichen kann und waschen uns so leidlich im Freien.

      Das Wasser stammt aus einem großen Zinkstahlfaß, das neben dem Klohaus steht. Es ist kalt. Oder frisch. Wir haben gut geschlafen und mein Magen hat sich offenbar auch beruhigt.

      Nach einem kurzen Frühstück, bestehend aus Bananen, Waffeln und einem Rest Limonade, schwingen wir uns wieder auf die Renner und sehen zu, daß wir weiter kommen. Immer in Richtung Nordwesten.

      Die Feuerwehr Besatzung schläft noch als wir abfahren.

      Kräftiger Gegenwind von links vorn. Es ist zum Auswachsen - ich komme nicht aus dem Arsch. Meine Maschine ist deutlich langsamer, als die von Lutz. Nicht, was die Höchstgeschwindigkeit betrifft, die wir eigentlich noch gar nicht ausgetestet haben; sind es nun siebzig oder achtzig?, sondern der Anzug, der Durchzug, alles ist irgendwie lahmer.

      Sobald es bergauf geht, oder etwas Gegenwind aufkommt, kocht mich Lutz auf seiner Möhre hoffnungslos ab. Das quält wie Scheiße am Stiefel, da man ja möglichst zusammenbleiben will.

      Und er erklärt mir immer lachend, daß ich mich ja im Showroom sofort auf dieses Motorrad gestürzt hätte, nur weil ein anderer Schriftzug den Tank meiner Maschine verziert. Dort steht, nämlich „Enfield Diesel“, während auf dem Tank seiner Rakete „Taurus“ zu lesen ist.

      Um der Lahmheit abzuhelfen, könnte ich ja versuchen, die Einspritzmenge zu erhöhen. Abgesehen davon, daß wir nicht wissen, welche der drei Einstellschrauben die richtige ist, will ich auch kein Risiko eingehen. Lieber etwas langsamer, aber alles hält durch.

      Lutz hat seine Sitzbank verändert, die dadurch sieben oder acht Zentimeter tiefer als die meiner Maschine ist. Außerdem hat er die Hinterschwinge tiefer gestellt.

      Er will mir weismachen, daß mein höherer Luftwiderstand und das massige Querliegen meines Rucksacks für die Lahmheit meiner Fahrweise verantwortlich wären. Außerdem wäre ich schwerer als er, was nun der völlige Blödsinn ist. Schließlich tauschen wir die Maschinen. Sie ist langsamer, sagt er dann auch, bleibt aber trotzdem, stur wie er eben ist, bei seiner These.

      Um

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