Sealed. Stephan Kesper
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Sie begann ihn auszuziehen.
»Kommen deine Eltern nicht bald nach Hause?«
Sie schüttelte den Kopf, »ich habe das Haus bis Sonntagabend für mich alleine«, dann sah sie ihm in die Augen, »oder für uns?«
Er hatte natürlich kein Kondom dabei, aber was er an diesem Nachmittag erlebte, war auch so unendlich schön und er würde es niemals vergessen. Die über den Sommer angestaute Erregung explodierte in Rachels Zimmer während des Gewitters und weit in die Abendstunden hinein.
Im Dunkeln lagen sie eng aneinandergeschmiegt, erledigt, erleichtert, stolz und etwas erwachsener. Hendrik dachte sich einen Vorwand für seine Eltern aus, damit er das Wochenende bei Rachel bleiben konnte. Als er seine Mutter anrief, durchschaute sie die Situation natürlich sofort und riet ihm, vorher noch die Packung Kondome zu holen, die sie ihm schon für die Reise eingepackt hatte. Er hasste seine Mutter manchmal für ihre europäische Direktheit.
* * *
Im Nachhinein betrachtete Hendrik dieses Wochenende als das letzte Wochenende des Sommers. Mit dem Gewitter kam eine Kaltfront, die einen beträchtlichen Temperatursturz mit sich brachte. Ihre Badesaison – und alles, was damit zusammenhing – war damit beendet. Ihre gemeinsamen Aktivitäten gingen natürlich weiter, die sich unangenehmer weise in ihren Zimmern und damit unter indirekter Beobachtung ihrer Eltern abspielen mussten.
Mit Rachels Vater hatte Hendrik regelmäßige Treffen vereinbart, in denen er ihn in die Algebra und Differentialgeometrie einführte, die er zum Verständnis von Manchesters Theorie benötigte.
Mitte September begannen die Regenfälle - keine Gewitter, nur die stetigen, nicht mehr enden wollenden Niesel- und Dauerregen, die der Grund für die Entstehung der feuchten Urwälder im nördlichen Westen der USA waren.
An einem verregneten Dienstag, Ende September begleitete Hendrik Rachel nach der Schule nach Hause. Sie teilten sich einen Schirm, doch trotzdem wurden ihre Hosen und Jacken nass. Als sie die Einfahrt zum Haus hochliefen, sah Hendrik bereits die Schreibtischlampe auf Manchesters Tisch leuchten.
»Muss dein Vater nicht arbeiten?«
»Er hat ein Sabbatical angefangen.«
»Sein was?«
»Eine Auszeit von der Uni. Er konzentriert sich auf seine Forschung, kann zu Hause arbeiten und wird vermutlich in dieser Zeit ein Buch schreiben oder so was.«
»Cool.«
»Sei nicht albern. Kannst du dir denn nicht vorstellen, was das bedeutet?«
Hendrik sah sie verblüfft an.
»Wir werden ein halbes Jahr nicht mehr für uns alleine sein. Zumindest nicht in diesem Haus«, sie steckte ärgerlich den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür.
»Na, ihr zwei?«, rief Manchester fröhlich vom Wohnzimmer aus.
»Hallo James«, Hendrik konnte sich nicht daran gewöhnen, ihn mit seinem Vornamen anzureden. Es blieb ein seltsames Gefühl.
Rachel ging direkt die Treppe hinauf. Dabei stampfte sie mit ihren Füßen mehr, als nötig. In ihrem Zimmer ließ sie sich auf ihr Bett fallen. Hendrik setzte sich neben sie. Er bemerkte die unangenehme Feuchtigkeit seiner Jeans.
»Was ist heute? Dienstag?«
Sie nickte.
»Dann ist meine Mutter den ganzen Tag zu Hause. Sie hat ihren freien Tag.«
»Das sollte verboten sein. Wir haben auch ein Recht auf Privatsphäre. Und ich kann mich kaum noch daran erinnern, wie es mit dir ist«, dabei drückte sie sich an ihn und küsste ihn auf den Hals.
»Es gibt da dieses alte Fabrikgebäude am Tomahawk Creek.«
Sie richtete sich auf und hörte ihm aufmerksam zu.
»Ich weiß nicht genau, ob es da eine Möglichkeit gibt, allein zu sein. Aber ich denke, dass man wissen muss, wo es liegt. Da kommen nicht einfach so Leute vorbei.«
»Klingt interessant. Ist es dort schmutzig?«
»Es ist alt und verfallen«, er zuckte mit den Schultern.
Sie stand ohne ein weiteres Wort auf und ging die Treppe hinunter.
»Wir brauchen zwei Schirme, sonst sind wir völlig durchnässt, bis wir da sind«, sagte sie und schnappte sich einen großen, braunen Schirm aus dem Ständer neben der Eingangstür.
»Wollt ihr nochmal weg?«, rief Manchester ihnen nach.
»Nur kurz in die Stadt.«
»Aber es regnet. Soll ich Euch fahren?«
»Nein, danke.«
Er sprang aber schon auf und kam zur Tür gelaufen.
»Nein, Dad!«, sagte Rachel eindringlich. Manchester machte ein Gesicht, als hätte er aus Versehen beim Weihnachtsessen den Baum umgestoßen, und zog sich wieder in seinen Arbeitsbereich zurück.
Sie liefen die North-Lake Road entlang und wechselten anstatt in Richtung See einzubiegen in die alte Forststraße, die vom See wegführte. Dabei passierten sie eine niedrige Schranke, die verhindern sollte, dass Autos die Straße benutzten. Die Straße bestand aus Schotter und sie mussten einigen großen Pfützen ausweichen. Es rocht dort nach feuchter Erde. Kühle Luft fiel durch den Wald den Hang herab und der Weg wirkte dunkel und unheimlich.
Sie benötigten eine Stunde, bis sie vor einem halb verfallenen Gebäude standen. In den Fenstern fehlte das Glas, vermutlich von Jungs eingeworfen. Die Wände bestanden aus grauem, unansehnlichem Beton. Das rostige Wellblechdach schien noch fast vollständig erhalten zu sein. Es konnte also darinnen trockene Räume geben.
»Ich hätte meine Kondome mitbringen sollen«, sagte Hendrik und spürte, wie sich beim Aussprechen etwas in seinem Bauch regte.
»Keine Sorge«, sagte sie ganz beiläufig, »im Moment kann nichts passieren.«
Sie gingen weiter und fanden einen offenen Eingang. Auf dem Boden lag ein verrostetes Schild mit der Aufschrift »Betreten verboten«.
Innen roch es muffig und es war kalt aber trocken. Der erste Raum, in dem sie standen, sah wie eine alte Montagehalle aus. Unter der Decke hingen die Reste eines Krans. Sie gingen durch eine Tür rechts von ihnen. Ein dunkler Raum, der ein Büro gewesen sein mochte. Sie folgten einem Gang und einer Treppe nach oben. Auf dem Boden lag ein alter, modriger Teppich, der ihre Schritte dämpfte.
Am Ende des Gangs befand sich ein großer Raum, mit demselben, muffigen Teppich. Er besaß eine Fensterfront, die über zwei Seiten des Raums verlief und von der gut die Hälfte der Scheiben noch erhalten waren, einem Schreibtisch auf dem eine dicke Staubschicht sedimentierte und gegenüber der Tür lag ein Sessel auf der Seite. In dem Zimmer musste einmal der Besitzer sein Büro gehabt haben.
Hendrik