Sealed. Stephan Kesper

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Sealed - Stephan Kesper

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musste sich einen Moment hinsetzen, seine Beine gaben nach und er knickte ein. Auch Rachel setzte sich auf den nassen Boden, unfähig zu erfassen, was gerade mit ihnen geschehen war. Einige Minuten später ertönten Sirenen, jemand musste den Erdrutsch beobachtet und Hilfe gerufen haben. Zwei große Löschwagen der Feuerwehr kam die schmale Schotterstraße herauf gefahren. Ihre Sirenen dröhnten in Hendriks Ohren. Sie fuhren vorbei bis dorthin, wo der Schlamm anfing und die Straße überdeckte.

      Ein Polizeiwagen fuhr hinterher und blieb bei Rachel und Hendrik stehen. Eine große Frau in Uniform stieg auf der Beifahrerseite aus und kam auf sie zu.

      »Hallo ihr zwei, wart ihr in der Nähe, als das passiert ist?«, die Frage schien überflüssig, denn beide starrten vor Schmutz und Schlamm klebte an ihnen bis unter die Arme.

      Hendrik nickte.

      Die Polizistin merkte, dass es Rachel nicht gut ging. Sie brachte ihr eine Decke, die sie aus dem Kofferraum des Streifenwagens hervorholte.

      »Wir wollten nur ein wenig alleine sein«, sagte Hendrik entschuldigend.

      »Keine Sorge, Junge«, der Polizist, der den Wagen gefahren hatte, stand neben ihnen. »Das war ein Unglück, mit dem ihr nichts zu tun hattet. Wir wollen nur sicher gehen, dass Euch nichts passiert ist und ihr gut nach Hause kommt.«

      Rachel nahm Hendriks rechten Arm und hielt sich daran fest. Sie schien abwesend zu sein.

      Der Polizist sprach einige Schritte abseits von ihnen in ein Funkgerät. Als ein Krankenwagen vorbeikam, hielt er ihn an und ließ die Sanitäter nach Rachel sehen. Hendrik beobachtete das alles aus einer mentalen Distanz, als ob es im Fernsehen geschah.

      Eine halbe Stunde später setzten die Polizisten Hendrik zu Hause ab. Seine Hose war so steif, dass er sich kaum bewegen konnte. Seine Mutter, die das Blaulicht gesehen hatte, kam aus dem Haus gelaufen und redete schnell auf Hendrik ein, so schnell, dass er ihre Fragen nicht verstand. Sie legte ihren Arm um seine Schultern, führte ihn zum Haus und sprach gleichzeitig mit den Polizisten, um Informationen zu bekommen, die ihr Sohn ihr nicht geben konnte.

      »Warte«, sagte er auf der Veranda laut, »ich mach das ganze Haus dreckig«, dabei öffnete er seinen Gürtel.

      »Das ist doch egal! Geh rein«, sagte sie.

      Aber er bestand darauf, er zog seine fast nur noch aus getrocknetem Schlamm bestehenden, Schuhe und die Hose aus, sowie seine Jacke und den Pullover. In T-Shirt und Unterhose ging er dann schließlich hinein.

      Seine Mutter redete noch eine Weile auf die Polizisten ein, während Hendrik nach oben ins Bad ging, sich blitzschnell duschte, umzog und wieder herunterkam.

      »Was machst du?«, fragte seine Mutter, die immer noch mit den Polizisten in der Diele stand.

      »Ich muss ins Krankenhaus«, sagte er, ohne einen Widerspruch zuzulassen. Grietje Prescott sah ihren Sohn verdutzt an, verstand aber, dass es keine Diskussion darüber geben würde.

      »Ich fahre dich«, sagte sie dann nur kurz. Die Polizisten verabschiedeten sich, nachdem Hendrik sich bei ihnen bedankt hatte.

      Das Krankenhaus lag etwas außerhalb, sie mussten einige Minuten über den Highway fahren und folgten dann den Schildern. Im Warteraum der Notaufnahme stand Manchester mit verwirrtem Gesicht und geröteten Augen. Er wusste nichts, man hatte ihn nur angerufen und gesagt, er solle zu Rachel ins Krankenhaus kommen. Weitere Informationen hatte man ihm nicht gegeben. Hendrik erzählte ihm in kurzen Worten von ihrem Erlebnis und verschwieg dabei vorsichtshalber die gefährlichen Details. Er beschrieb es so vage, dass Manchester und seine Mutter davon ausgehen mussten, dass er und Rachel sich nie in dem Gebäude befunden hatten – auch wenn er es nicht explizit sagte.

      Eine Stunde später kam Rachels Mutter in die Notaufnahme. Sie war von San Francisco herübergeflogen, wo sie in einem Meeting gesessen hatte, als sie die Nachricht erreicht hatte.

      Nach einer Weile kam ein Arzt zu ihnen: »Machen Sie sich keine Sorgen, sie wird wieder völlig gesund. Sie hat nur einen kleinen Schock erlitten. Wir müssen sie über Nacht hierbehalten, um handeln zu können, sollte es Komplikationen geben.«

      »Können wir zu ihr?«, fragte Mrs. Manchester.

      »Sicher, folgen Sie mir«, sagte der Arzt. Er führte sie einen Gang entlang, an dessen Ende ein großes Behandlungszimmer lag. Es gab dort mehrere Betten, die Plastikvorhänge voneinander trennten. Rachel lag im dritten Bett auf der rechten Seite. Man hatte ihr einen weißen, mit blass-blauen Blümchen verzierten Kittel angezogen. Sie hing an einem Tropf. Aber sonst schien sie wohlauf. Ihre Sachen hatten die Pfleger in einem schwarzen Müllsack neben dem Bett verstaut.

      Rachels Mutter fing an zu weinen, schlang ihre Arme um ihre Tochter und schien sie nicht mehr loslassen zu wollen. Als sich alle beruhigt hatten, fragte Mrs. Manchester: »Wieso wart ihr überhaupt bei diesem alten Ding?«

      Rachel sah zu Hendrik, er druckste etwas herum und meinte dann ausweichend: »Wir wollten einfach etwas alleine sein«, und schoss dann abschwächend hinterher, »Nur um uns ungestört unterhalten zu können.«

      »Rede keinen Unsinn«, fiel seine Mutter ihm ins Wort, »das könnt ihr in deinem Zimmer genauso ungestört. Wie alles andere auch. Du weißt, dass ich damit kein Problem habe.«

      »Moment, damit hätte ich aber ein Problem«, warf Rachels Mutter ein.

      »Mom, bitte!«, warf Rachel flehend ein. »Keine Szene! Hendrik hat mir gerade das Leben gerettet.«

      Drei aufgerissene Augenpaare starrten sie an und Hendriks Mine verriet ihr, dass sie das lieber nicht hätte sagen sollen.

      »Was?«, die Stimme von Rachels Mutter nahm spontan einen hysterischen Unterton an. Dann drehten sich die drei Augenpaare auf Hendrik und erwarteten Rede und Antwort.

      Hendrik ließ die Schultern sinken und erklärte: »Wir waren in dem Gebäude, als die Lawine abging. Glücklicherweise befanden wir uns in einem Teil, der nicht beschädigt wurde«.

      »Schwachsinn!«, rief Hendriks Mutter. »Der Polizist sagte, dass das Gebäude komplett verschwunden sei und ihr Glück gehabt hättet, nicht drinnen gewesen zu sein.«

      Hendrik fühlte sich zu müde und zu erledigt, um sich noch weitere Schlenker auszudenken. Schließlich erzählte er, was geschehen war, ohne etwas auszulassen. Als er seine Beschreibung beendete, ging James Manchester auf ihn zu und umarmte ihn.

      Genau in diesem Moment stieß Theodore Prescott zu ihnen.

      »Warum erzählt mir eigentlich niemand, dass etwas passiert ist?«

      * * *

      Das Unglück in der alten Fabrik hatte etwas Gutes hervorgebracht: Rachel und Hendrik hatten einen Rhythmus gefunden, in dem sie regelmäßig entweder in seinem oder in ihrem Zimmer alleine und ungestört sein konnten. Dienstags, sowie die Wochenenden blieben Ausnahmen. Sie mussten ihren Eltern versprechen, dass sie nie wieder in alte Gebäude stiegen oder sonst irgendwelche baufälligen Ruinen besuchten.

      Manchester entwickelte bei Hendriks »Nachhilfestunden« einen ungeahnten Enthusiasmus und ging mit ihm die grundlegende Arbeit von Albert Einstein durch: »Relativitätsprinzip und die aus demselben gezogenen Folgerungen«. Hendrik offenbarte ein natürliches Verständnis für Mathematik und begriff selbst die abstraktesten und kompliziertesten Konstrukte, die als Grundlage

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