Gorloin. Thomas Hoffmann
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„Es wird mir eine Ehre sein, mit meinen Brüdern und Schwestern zu reisen,“ sagte sie in der steifen Art der Waldelben, die Hand am Messergriff.
„Hast du dir das auch gut überlegt?“ fragte Kat scherzhaft. „Wir geraten nur so alle paar Wochen in irgend 'ne dreckige Scheiße, weißt du? Die beiden Jungs hier sind Totschläger, haben nichts gelernt, als fromme Seeleute zu ersäufen. Aber meistens können sie sich zusammenreißen - außer, irgendwer will ihnen ans Leder. Dann packt sie schon mal der Blutrausch.“
Ein winziges Lächeln spielte um Aeolins Lippen. „Lyana, eure Schwester, hat mir viel von euch erzählt.“
Zu den Süßkartoffeln und Bratäpfeln gaben die Elbenfrauen uns heiße Fleischbrühe.
Beim Essen erklärte Lyana: „Aeolin kennt die Wege übers Gebirge nach Greifenhorst.“
Das Elbenmädchen nickte. „Die Pässe sind auch im Winter begehbar. Je nachdem, was für Wetter wir bekommen, werden wir sechs bis acht Tage unterwegs sein nach Greifenhorst.“
„In Greifenhorst werden wir Erkundigungen einziehen müssen über den hohen Schneeberg und die toten Berge,“ überlegte ich. „Alles, was wir wissen ist, dass sie nördlich vom Grenzfürstentum liegen.“
„Tote Berge und hoher Schneeberg sind Namen, die die Zwerge den Gebirgsgegenden gegeben haben,“ meinte Kat. „Ich bezweifle, dass die Greifenhorster diese Gegenden kennen.“
„Wir müssen eben nach einem hohen, verschneiten Berg nördlich von Greifenhorst Ausschau halten,“ schlug Sven vor.
„Klar,“ witzelte Kat. „Wir müssen nur den richtigen finden!“
Zwei Krieger brachten uns unsere Waffen und Rüstungen. Sie waren noch in dieselbe Lederdecke eingeschlagen, auf die wir sie bei unserer Ankunft vor neun Tagen abgelegt hatten. Die Waffen waren unversehrt.
Aeolin schüttelte den Kopf beim Betrachten der Schwerter, Helme und Schilde. „So schwerfällige Waffen und Rüstungen - wie ihr damit kämpfen könnt!“
Außer einer zusammengeschnürten Decke und einer Bastmatte hatte sie kein Gepäck dabei.
„Wir sind vielleicht Helden, aber wir sind normale sterbliche Menschen,“ sagte Sven, während er sein Kettenhemd überstreifte. „Wir können nicht bloß mit einem Messer bewaffnet gegen Höhlenbären, Pumas oder Horden von Wölfen angehen.“
Herodin blitzte hell auf, als Sven den Zweihänder aufnahm.
Kat holte Fedurin aus dem Stall. Der Esel schrie laut, während wir ihn mit Zelt und Ausrüstung bepackten. Ich war nicht sicher, ob er sich beschwerte, oder ob das Tier froh war, mit der Gruppe, der es sich zweifellos zugehörig fühlte, weiterziehen zu können. Die Elbenfrauen packten dem Esel einen Sack Esskastanien und Süßkartoffeln auf.
„Nehmt die Matten mit, die wir euch gegeben haben,“ sagten sie. „Es ist besser, wenn ihr auf eurer Winterreise Schlafmatten dabei habt.“
Ein gutes Dutzend Krieger sammelte sich, während wir uns marschbereit machten. Zwei oder drei murmelten einen knappen Gruß in der Elbensprache, die meisten standen schweigend und betrachteten unsere Waffen und unsere Ausrüstung. Zwei grauhaarige Krieger, beide trugen drei Federn am Stirnband, wechselten ein paar Worte mit Aeolin. Kat ging zu den im Hintergrund stehenden Frauen und bedankte sich für Aufnahme und Bewirtung in der Siedlung. Ich hörte die Elbinnen lachen.
Als wir aufbrachen, begleiteten uns viele der umstehenden Krieger. Eine Frau begann zu singen, während wir zwischen den Langhütten hindurch dem Wald zustrebten. Ihr Lied schien vor uns herzuwandern, unter den Urwaldriesen des Bergwalds hindurch bis hinauf zu den verschneiten, noch verschatteten Hochtälern zwischen den im frühen Morgenrot leuchtenden Gipfeln.
***
Unter alten Nadelbaumriesen zogen wir bergan, immer dem Flusslauf folgend, der aufgehenden Sonne hinter den Berggipfeln entgegen. Morgendunst stieg zwischen den Stämmen auf. Seit Wochen war kein Neuschnee gefallen und der feste Schnee knirschte unter unseren Stiefeln. Die Elben gingen lautlos, wie Lyana auch. Lyana und Aeolin liefen ein paar Manneslängen voraus. Sie gingen still nebeneinander.
Als der Frühnebel sich lichtete, um über den Baumwipfeln weiße Wolkenfetzen zu bilden, gelangten wir an steilere, mit schlanken Fichten bestandene Hänge. Zwischen Wurzeln und Gestein stiegen wir bergan. Der Fluss zu unserer Linken, der an stark abfallenden Stellen nicht vereist war, rauschte in Kaskaden von Wasserfällen talabwärts. Hinter einer hohen Bergflanke zog der Flusslauf sich nach Norden und wir gingen durch das steinige, von verschneiten Grasmatten bedeckte Flusstal aufwärts. Wir marschierten nicht schnell, trotzdem kam ich außer Atem. Noch jedes Mal, wenn wir aus der Ebene höher in die Berge hinauf stiegen, war es mir so gegangen. Nach ein paar Tagen hatte die Atemlosigkeit sich dann immer gelegt. Auch Sven und Kat atmeten heftig, weiße Atemwolken in der kalten Luft ausstoßend.
Als die Sonne über den Berggrat kam, verabschiedeten die Elben sich von uns. Sonnenlicht begann auf hunderten kleiner Eisflächen zu funkeln. Die Schneefelder gleißten im Licht.
„Mögen Landorlin und Vendona euren Pfad segnen,“ sagte einer der hochgewachsenen Krieger.
Es war derselbe, der uns am Abend unserer Gefangennahme ins Dorf vorausgegangen war. Aeolin und Lyana hoben die Hand zum Gruß. Die Krieger grüßten schweigend zurück. Fedurin nutzte den Moment, da Kat nicht auf ihn achtete, um rasch an ihrer Lederjacke zu knabbern. Die beiden Elbenmädchen drehten sich ohne ein weiteres Abschiedswort um und stiegen talaufwärts. Kat, Sven und ich folgten ihnen.
„Du kriegst was hinter die Ohren!“ zischte Kat Fedurin an.
Als ich mich nach den Kriegern umblickte, waren sie im schneeglänzenden Flusstal nicht mehr zu sehen.
***
Ein paar Marschstunden später mündete das Flusstal in ein weites Trogtal, dessen Mitte von einer verschneiten Eisfläche ausgefüllt wurde. Ein großer Raubvogel kreiste über den Talwänden. Wir rasteten zwischen von der Talwand heruntergebrochenen Steinbrocken, aßen Dörrfleisch aus dem Proviant, den Kat bei den Frauen des Dorfs organisiert hatte, und rauchten unsere Pfeifen. Aeolin und Lyana teilten sich Lyanas Pfeife. Fedurin bekam ein paar Handvoll Kastanien.
„In Greifenhorst müssen wir uns neuen Tabak besorgen,“ meinte Kat. „Unser Vorrat ist ziemlich zusammengeschrumpft.“
Aeolin wies auf ein Hochplateau zwischen schneebedeckten Bergspitzen. „Dort oben liegt der heilige See meines Clans.“
Ich schaute zu der grauweißen Bergwüste hinauf. Die bizarre Landschaft aus Fels und Eis unterschied sich in nichts von der umliegenden Bergwelt. Nach der Erzählung Thweronunds hatte ich irgendwelche Anzeichen einer mystischen Erhabenheit erwartet, was genau, wusste ich nicht - eine verklärte Ausstrahlung vielleicht, die darauf hinwies, dass dort oben die sterbliche Welt von der Ewigkeit berührt würde. Auch meine Gefährten blickten forschend zu dem grauen Hochplateau hinauf.
„Ich bin dort gewesen,“ sagte Aeolin nüchtern.
Alle sahen wir sie fassungslos an.
„Wie,“ rief Kat aus. „Du warst da oben? Ich dachte, es ist allen verboten, das heilige Gebiet zu betreten, außer den Alten, die in eure ewigen Jagdgründe eingehen wollen?“
„Ist