Mein neuer Job - Die unerhörte Geschichte der Sabine G.. Victoria Trenton

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Mein neuer Job - Die unerhörte Geschichte der Sabine G. - Victoria Trenton Kleider machen Huren

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gut zu meinen Fähigkeiten zu passen schien. Und prompt wurde ich eingeladen. Der Mann am Telefon hatte eine merkwürdige Stimme, nicht uninteressant aber auch nicht so recht männlich. Jedenfalls suchte er eine Privatsekretärin, wobei er das „Privat“ besonders betonte. Schon in der Anzeige waren die Begriffe Verschwiegenheit, Loyalität und Diskretion überdeutlich betont worden.

      Ich entschloß mich, trotzdem hinzufahren, denn Absagen kann man ja immer und die Monate, die mir das Arbeitsamt noch ALG I zahlen würde, wurden weniger. Und dann Miete, Auto... Urlaub war sowieso schon gestrichen.

      Das Anwesen lag etwas außerhalb, mit einem richtigen schmiedeeisernen Tor – welches allerdings immer offen stand – und eigener Zufahrt. Rechts ein größerer Garagenanbau, weiter hinten auf dem recht großen Grundstück ein kleines Gewächshaus mit irgendeinem Gebäude, wie ein Geräteschuppen, aber innen wohnlich ausgebaut, wie ich später erfuhr. Eine Art Cottage.

      Ich ging die fünf Stufen hinauf, und bevor ich klingeln konnte – wo war eigentlich die Klingel? – machte mir eine junge Dame auf. So ganz jung war sie auf den zweiten Blick dann doch nicht, aber sie machte zunächst einen sehr mädchenhaften Eindruck. Weil ich vor dem Bewerbungsgespräch ziemlich aufgeregt war, beachtete ich erst einmal nicht weiter, daß sie klassisch wie eine Haushälterin angezogen war, mit kleinem schwarzen Kleid, weißer Schürze und sogar einem weißen Häubchen. In welcher Zeit leben wir eigentlich?

      Sie war sehr freundlich und bat mich hinein. In einem kleinen Raum, oder besser: einer Art Diele, durfte ich mich setzen. Alles war mit alten Stilmöbeln sehr vornehm eingerichtet. Der Polsterstuhl, auf dem ich saß, war vermutlich ein Vermögen wert, aber er war ein wenig klein und auch straff, so daß ich in der nun kommenden, längeren Warterei doch unbequem saß. Die Haushälterin servierte Kaffee, ziemlich stark. Sie ließ sich länger nicht blicken, als sie dann wieder vorbeischaute, um mir zu sagen, daß es noch etwas dauern würde, Herr Lukas, der Chef, sei noch in einer Besprechung, bat ich um ein Glas Wasser, was sie mir umgehend besorgte. Ich war erstaunt, wie schnell sie dieses kleine Fläschchen San Pellegrino samt Glas herbeizauberte, die Flasche öffnete und einschenkte.

      Es dauerte länger. Jetzt, ich saß wohl schon fast eine Stunde, traute mich aber nicht auf die Uhr zu sehen, weil ich mich irgendwie beobachtet fühlte, mußte ich auch noch auf die Toilette. Aber wo war eine? Die Haushälterin war auch verschwunden, und beim letzten Mal, wo sie sich nach meinem Befinden erkundigte, dachte ich noch, ich kann locker anhalten, bis das Gespräch gelaufen sein wird. Ich stand auf, betrachtete mir eine Weile die zwei Ölbilder an der Wand, die offenbar Originale waren, und ging durchs Zimmer, von dem aus mehrere Türen abgingen. Ich war mir jetzt nicht mal mehr sicher, durch welche ich hereingekommen war. Endlich hörte ich sie. Sie trat ein, und bevor sie mir etwas sagen konnte, fragte ich nach der Toilette. Sie zeigte mir den Weg, ging mit hinein und sagte mir dort, daß Herr Lukas jetzt bereit sei, mich zu sprechen. Klasse. Echt peinlich. Sie stand jetzt mitten in dem großen, luxuriös eingerichteten Bad und machte keine Anstalten, zu gehen, um mich schnell mein Geschäft machen zu lassen. Schließlich bemerkte sie meine Verlegenheit und sagte: „Oh, ich lasse sie dann mal kurz alleine, sie kommen danach bitte sofort raus!“ Wieso sprach sie so mit mir, ich meine, als Haushälterin? War das ihre Angst vor ihrem Chef, wenn sie nicht gleich mit mir antanzt? Ich beeilte mich. Ich hätte mich gern noch etwas frisch gemacht, aber ein kurzer Blick in den Spiegel mußte reichen.

      Wir stöckelten durch mehrere Zimmer, klack-klack-klack, klack-klack-klack, ich war mehr darauf bedacht, ihrem schnellen Schritt zu folgen, da riß mich schon ein kräftiger Händedruck aus meinen Gedanken. Das war also der Herr Lukas. Ganz ansehnlich, obwohl nicht besonders groß. Er hat ein sympathisches Lächeln, wirkt charmant. Wir setzen uns, die Haushälterin geht, sie kommt allerdings schon schon kurze Zeit später wieder und bringt erneut Kaffee, Wasser und Schnittchen und geht dann ganz. Er beginnt zunächst von sich etwas zu erzählen, während er selbst ein Häppchen nimmt und mich mit einer Geste auffordert, es ihm gleich zu tun. Er berichtete über seine Arbeit im Immobilienbereich und andere Geschäfte. Er ist im Irgendwo-Vorstand, leitet ein Architektenbüro, hat verschiedene Beteiligungen und Beteiligungsgesellschaften und einen Aufsichtsratsposten hat er auch noch. Überall hat er seine Leute plaziert, meistens Sekretärinnen in den Firmen und Büros, die ihn auf dem Laufenden halten. Er hat sich gerade von einem langjährigen Mitarbeiter getrennt, der eine Art Assistent war und Kommunikationsströme für ihn hier gebündelt hatte. Jetzt soll den Part eine sympathische, loyale, diskrete Frau übernehmen. Zwar sagt er auch, er habe Kinder und sei verheiratet, aber spätestens, wo er erwähnt, daß seine Gattin nur zeitweise bei ihm wohnt, beschlich mich das Gefühl: hier wird nicht nur eine Sekretärin gesucht.

      Natürlich merke ich auch, wie er mich mustert, obwohl er dies nicht aufdringlich tut, sondern gentlemanlike nebenbei. Ich scheine ihm zu gefallen, er gibt sich Mühe und schafft eine angenehme Atmosphäre, wo ich viel über mich erzähle. Zu viel. Tatsächlich erzähle ich sogar über mein letztes Intermezzo und meinen Rausschmiß bei Gunter & Kiesling zuvor. Ich hätte nie gedacht, daß er die Firma kennt, wer kennt schon einen Großhändler für Gartenbaufachbetriebe? Vielleicht tut er aber auch nur so, irgendwie bin ich mir bei ihm nicht sicher. Auch scheinen seine Bemerkungen manchmal, wenn auch nicht doppeldeutig im platten Sinne, so doch irgendwie ambivalent zu sein. Manchmal erscheint mir der Herr Lukas merkwürdig. Zum Beispiel erzählt er mir, er heiße mit Vornamen in Wahrheit Anton, nenne sich aber immer Antonio und auch alle seine Briefköpfe lauten so. Und sogar in seinem Paß steht Antonio. Aber wenn es in seinem Paß so steht, dann heißt er doch Antonio. Nein, das ist quasi sein Künstlername. Antonio klingt italienisch und er habe ein Faible für Italien. Und Pässe können auch auf Künstlernamen ausgestellt werden. Das habe ich nicht gewußt.

      Aber warum erzählt er mir das? Ich finde es eher peinlich. Mein Name klingt ja auch ein wenig schräg, wenn man von nördlich des Weißwurstäquators kommt, aber warum sollte ich mich anders nennen. Ich bin eben die Sabine Greubel. Nun ja, jeder hat so seine Marotten.

      Nun unterbrach uns die Haushälterin. Tat sie noch öfter. Und ich bekam auch mit, warum: wir saßen mehr als zweieinhalb Stunden zusammen und zwei Bewerberinnen, die wie ich einen Termin hatten, wurden einfach wieder weggeschickt. Das hätte der mit mir mal wagen sollen! Unverschämtheit! Da war mein malträtiertes Sitzfleisch nichts dagegen.

      Ich schien also spürbar in die engere Wahl zu kommen. Er gab mir zum Abschied einen Arbeitsvertrag in die Hand, allerdings mit der deutlichen Warnung, dies sei keinesfalls als Vorentscheidung zu verstehen, schließlich habe er selbst den Vertrag noch nicht unterschrieben. Ich solle mich nur mit dem Inhalt schon mal vertraut machen, für unser zweites Gespräch zu dem er mich bereits einlade. Termin ausgemacht, nach Hause gefahren, Bad genommen. Puh, was für ein Tag! Ich hatte Riesenschweißflecken unter den Achseln. Hatte er die bemerkt?

      Erst am nächsten Tag fand ich Kraft, mir den Arbeitsvertrag genauer anzuschauen. Oder besser, ich hätte es tun sollen. Ein Monstrum von 24 eng beschrieben Seiten, oder so. Ja, ich gebe zu, ich habe ihn nicht gelesen, jedenfalls nicht ganz. Nach dem üblichen Bla-Bla am Anfang habe ich weitergeblättert, ob irgendwo was vom Gehalt und Zusatzgratifikationen steht. Dann habe ich da gelesen 4500 Euro monatlich, plus Weihnachtsgeld, plus Urlaubsgeld und 30 Tage Urlaub und dachte nur noch: das wäre geil! Manche Leute scheinen Kohle ohne Ende zu haben. Ich meine, ich hatte fast 2700 Euro bei Gunter & Kiesling und fand das schon absolut spitzenmäßig. Und war entsprechend sauer, da rausgeflogen zu sein. Bei der Trotteltruppe, wo ich nur sechs Wochen schaffen durfte, war es deutlich weniger. Bei meinem Lehrbetrieb, wo ich noch drei Jahre geblieben war, sowieso.

      Aber noch hatte ich den Job nicht, sondern nur das erste Gespräch. Für mich aber war schon klar: Ich würde mich auf zu ziemlich alles einlassen, wenn ich so ein super Gehalt bekommen kann, anstatt Hartz IV, was sonst bald drohen würde. Und wenn er wirklich mehr wollte als nur Sekretariatsarbeit? Auch darüber dachte ich nach; Prostitution war ja seit 2002 nicht mehr strafbar und besonders prüde war ich nicht. Solange also alles irgendwie im Rahmen blieb, wer weiß wie weit ich gehen würde? Ich würde jetzt erst einmal alles auf mich zukommen lassen.

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