Final Game. Valuta Tomas

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Final Game - Valuta Tomas Five Dogs

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      »Nein, nichts«, antwortet sie mürrisch, während ihre andere Hand über Precious' Kopf streicht.

      »Und wer waren diese beiden Frauen?«, bohrt Matt weiter. Sam blickt zu der verschlossenen Tür zurück. Durch die kleine Glasscheibe kann sie sehen, dass die beiden Damen stehengeblieben sind und sich unterhalten. Nach einigem hin und her, küsst die blonde Frau der Schwarzhaarigen mit einem Mal auf die Stirn. Sam beobachtet diesen Augenblick ganz genau. Sie nimmt jede Bewegung regelrecht fokussiert auf. Der Anblick bringt sie für einen kurzen Moment etwas durcheinander. Es war kein Kuss auf die Stirn der jemanden Zuversicht und Kraft gibt. Nein, es war ein Kuss der Zärtlichkeit und Liebe in sich trug.

      »Aha«, platzt es ihr mit einem Mal heraus.

      »Hä?« Verwirrt schaut Matt sie an. Er folgt Sams Blick, kann aber leider nichts mehr von dem Moment erhaschen, der seinen treuen Hund so komisch stimmte.

      »Was ist los?« Sam blickt zu ihm zurück und macht lediglich eine weisende Kopfbewegung zu der Visitenkarte ans Fenster. Neugierig zupft Matt das kleine Stück Pappe ab und liest es sich durch.

      »Was wollten die von dir?« Sam haucht ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange und blickt zu Neve in das Zimmer.

      »Sie sind wegen ihr hier. Sie wollen aufklären wer ihr das angetan hat.«

      »Und weshalb wirkst du dann so angepisst?« Matt hat den Gemütszustand seines treusten Hundes nicht verpasst.

      »Weil diese tolle Blondine lediglich ein Detective ist, die Schwarzhaarige sie aber als ihre Partnerin vorgestellt hat. Sie hätte sie zu diesem Fall mitgenommen, weil das Blondchen bald zum BAU wechselt. Allerdings glaube ich, dass das Wort Partnerin eher darauf bezogen war, dass sich die beiden ihre Lust gegenseitig vom Körper lecken. Sowas brauche ich im Augenblick keineswegs. Wenn sie etwas tun wollen, dann sollten sie damit anfangen, sich vernünftig vorzustellen und nicht solche halbherzigen Sachen.«

      ***

      Ein merkwürdiges piepen reißt Sam aus dem Tiefschlaf. Sie braucht ein paar Sekunden bis ihr Gehirn einigermaßen arbeitet und sie ihren Körper zu einer Bewegung befehlen kann. Zuerst öffnet sie die Augen und sieht Precious schlafend neben sich. Ihr Herz beruhigt sich bei diesem Anblick, dennoch piept es weiter durch das Schlafzimmer. Es piept? Wieso piept es? Etwa der Rauchmelder? Benommen blickt Sam zur Zimmerdecke hinauf. Nein, das Ding ist es nicht. Aber was piept hier dann?

      Vom Schlaf irgendwie erschöpft dreht sich Sam zur anderen Seite. Kaum kommt sie zum erliegen, reißt sie die Augen auf. Es piept? Geschockt sitzt sie sofort aufrecht. Hektisch greift sie nach dem Pager vom Krankenhaus. Mit der anderen Hand schaltet sie das kleine Nachtlicht ein. Blinzelnd und mit schmerzenden Augen blickt sie auf das kleine Display. Nichts. Das Teil ist stumm und zeigt ihr keine Neuigkeiten an. Sams Herz klopft allerdings noch immer bis zum Hals. Auch das piepen geht weiter.

      Verwirrt legt sie den Pager auf das Nachschränkchen zurück, bis ihr Blick auf ihr Handy fällt. Es blinkt, vibriert und piept. Seit wann piept das Ding? Wann hat sie einen neuen Klingelton eingestellt?

      Perplex greift Sam nach dem Handy und muss ihren Augen befehlen Jessicas Namen auf dem Display richtig zu lesen.

      »Ja?«, meldet sie sich flüsternd. Ein kurzer Blick zu Precious folgt.

      »Ich bin es.« Jessica klingt so verschlafen wie Sam sich fühlt.

      »Das Krankenhaus rief eben an.« Im Bruchteil einer Sekunde ist Sam schlagartig hellwach. Ihr Herz beginnt zu rasen, ihr wird unerträglich heiß. Blitzschnell blickt sie zu Precious zurück. Angst erfüllt sie. Mit wackeligen Beinen steht sie auf und schleicht aus dem Schlafzimmer. Das eingeschaltete Licht brennt in ihren Augen.

      »Jessica, was … ?«

      »Neve hatte einen Krampfanfall. Durch den Beatmungsschlauch zog sie sich eine Lungenentzündung zu.« Eine ohrenbetäubende Pause kehrt in das Gespräch ein. Sam ist nicht fähig richtig zu atmen oder zu denken. Alles dreht sich … .

      »Sam, du weißt was das bei Neves Zustand bedeuten könnte … .« Kraftlos lehnt sich Sam gegen die Wand. Ihr fällt das Atmen unfassbar schwer. Es fühlt sich an, als wenn jemand auf ihrem Brustkorb sitzen würde. Alles ist so beengt und erdrückend.

      Sam glaubt sich zu verhören, aber sie ist sich nach ein paar Sekunden sicher. Laura weint im Hintergrund. Bis zum heutigen Tag hat sie ihre beste Freundin wegen Neve nicht weinen gesehen. Immer war sie unfassbar stark und hat Sam gehalten. Diese Nachricht scheint sie jetzt aber völlig mitgenommen zu haben.

      »Jessica, bitte … .« Sam kann nicht glauben, dass sie diese Worte wirklich aussprechen kann wenn es sein muss. Es scheint jetzt aber eine Situation eingetreten zu sein, bei der sie einen klaren Kopf bewahren muss.

      »Ich werde sie nicht leiden lassen, Sam. Das verspreche ich dir.« Jessica muss sich das weinen schwer verbieten, kann es aber nicht verhindern, dass sie kurz schnieft. Lauras Weinen im Hintergrund wird lauter und stärker.

      »Kümmere dich um Laura«, flüstert Sam und legt gleich darauf auf. Sie kann sich nicht vorstellen was es Jessica an Kraft kosten muss all diese Last zu tragen. Eventuell eine Entscheidung treffen zu müssen, die sie zerstören könnte. Gleichzeitig muss sie sich aber auch noch um ihre eigene Familie kümmern und nebenbei ihre Freunde stützen. Was hat Neve ihr da nur angetan? Nein, was hat Sam ihrer Freundin nur angetan?

      Wankend tritt Sam an die Treppe. Kraftlos hält sie sich am Geländer fest. Schritt für Schritt geht sie die Stufen hinunter. Tausend Bilder jagen durch ihren Kopf. Bilder die zeigen wie Neve im Bett liegt. Bilder die zeigen wie Neves Körper wegen dem Anfall unkontrolliert zuckt. Bilder die zeigen wie Neve von unzähligen Ärzten umzingelt ist, die ihr Leben retten wollen. Bilder auf denen Dinge zu sehen sind, die geschahen während Sam schlief. Alle haben geschlafen. Alle Hunde haben friedlich in ihren Betten geschlafen, während Neve den Tod ein weiteres Mal herausforderte.

      Bei dem Gedanken daran, verlassen Sam ihre Kräfte. Weinend sinkt sie auf der Treppe zusammen. Zitternd kauert sie auf den Stufen. Mit einem Mal wird ihr etwas bewusst. Seit fast drei Wochen sitzt sie täglich an Neves Bett und ging irgendwann, weil sie sich um die Kinder kümmern musste. Jeden Tag verabschiedete sie sich von ihrer Frau, empfindet dies nun allerdings als völlig wirkungslos. Sam ging jeden Tag mit dem Wissen nach Hause, dass Neve die kommende Nacht überleben würde und Sam sie am nächsten Tag wie gewohnt besuchen kann. Ihr ist es nie in den Sinn gekommen, dass das nicht passieren könnte. Dass Neves Körper dieser Prozedur nicht standhalten würde und einfach aufgab. Diese Tatsache kam für Sam nie in Frage. Neve ist stark. Sie ist unheimlich stark, etwas anderes gibt es für Sam einfach nicht.

      Dieser Vorfall zeigt ihr aber, dass jede bisherige Verabschiedung nur ein minimaler Hauch ihrer Gefühle war. Nie verabschiedete sie sich richtig von ihrer Frau. Immer war es auf ein morgiges Wiedersehen bezogen. Was ist aber, wenn es kein Morgen mehr gibt?

      Bei diesem Gedanken zittert Sam noch stärker. Sie war schon wieder egoistisch. Schon wieder hat sie nur an sich gedacht und nicht daran, was das alles für Neve bedeutet. Welche Kraft Neves Körper aufbringen muss. Hat er das die letzten Monate aber nicht schon ausgiebig genug getan? Hat er nicht genug gekämpft? War er etwa nicht stark?

      Auch wenn Sam versucht weinend und schniefend die Fassung wieder zu erlangen und sich sogar von den Stufen erhebt, kann sie nichts gegen die Tränen machen. Sie kommen unaufhörlich. Ihr Herz schmerzt bei jedem Gedanken an ihre Frau. Daran, wie sie Meilenweit entfernt im Krankenhaus liegt und um ihr Leben kämpft. Sam weiß, dass sie sich um die Kinder kümmern muss. Wenn es nach ihr

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