Damian - Falsche Hoffnung. Madlen Schaffhauser

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Damian - Falsche Hoffnung - Madlen Schaffhauser Damian

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flüstere ich mit krächzender Stimme.

      „Ich hole dich um fünf ab.“

      8.

      Rose nimmt mich natürlich genauestens ins Visier, als ich kurz nach ihrer Ansage, die sie durch die Gegensprechanlage gemacht hat, aus Damians Büro komme. Und obwohl sie mit grosser Wahrscheinlichkeit ahnt, was hinter der grossen Tür vor sich gegangen ist, verliert sie kein Wort darüber. Sondern hält mich nur kurz auf, um sich mit mir für die Mittagspause zu verabreden.

      Sie ist eine wunderbare Freundin, die niemanden verurteilt oder absichtlich verletzt. Sie stellt keine Fragen, sondern hört still und geduldig zu. Seit wir uns kennen, betrachte ich sie wie eine Mutter. Aber das habe ich ihr nicht erzählt. Es ist mein alleiniges Geheimnis.

      Manchmal wünsche ich mir, wir wären uns schon viel früher über den Weg gelaufen. Vielleicht wäre mein Leben etwas anders verlaufen, als es leider nun mal ist. Ich hätte sie gebrauchen können, darüber lässt sich nicht diskutieren und darum geniesse ich ihre Freundschaft und Fürsorge jetzt umso mehr.

      „Auf was hast du Lust?“ fragt mich Rose.

      „Thai.“

      „Gute Wahl.“

      Wir wickeln uns die Schäle um den Hals, ziehen Handschuhe über und kämpfen gegen den kalten Wind an, der draussen vor dem Meyer Empire tobt und machen uns auf den Weg. Nur ein kleiner Fussmarsch liegt zwischen unserem Büro und dem feinen, asiatischen Restaurant.

      „Wie geht es deinem Vater?“ Sie fragt fast täglich nach dem Befinden meines Vaters, was ich sehr aufmerksam von ihr finde.

      „Er vermisst mich.“

      Wir treten durch eine schwere Eingangstür und sofort umfängt uns eine angenehm ruhige Atmosphäre. Das Restaurant ist in dezenten Braun- und Rottönen gehalten, die eine gemütliche Wärme ausstrahlen. Fast alle Tische sind besetzt, an denen unterschiedlichste Menschen ihr Essen geniessen. Ich entdecke einen kleinen, freien Tisch in einer Ecke und steuere geradewegs darauf zu.

      „Seht ihr euch über die Feiertage?“ fragt sie mich, als wir unsere Mäntel ausgezogen und über die Stuhllehnen gelegt haben.

      „Wohl kaum.“

      Zwar zieht Rose bei meiner Antwort ihre Augenbrauen hoch und rümpft die Stirn, aber sie fragt vorläufig nicht weiter.

      „Weisst du, was ich als erstes mache, wenn ich in der Schweiz ankomme?“ Sie hat mir schon einmal gesagt, dass sie mindestens einmal im Jahr in die Schweiz reist. Allem Anschein nach hat sie dort Bekannte.

      „Nein.“

      „Ich gehe in einen Laden und kaufe mir tonnenweise Schweizer Käse. Der ist einfach unbezahlbar.“

      Ich muss lächeln und setze mich.

      „Warum seht ihr euch nicht?“

      „Er hat Flugangst.“

      „Dann gehst du eben zu ihm. Ich kenne dich mittlerweile gut genug um zu sehen, wie sehr dir dein Vater fehlt.“

      Wenn das nur so einfach wäre, wie es eben aus ihrem Mund geklungen hat. Ich würde fast alles tun, um meinen Vater und meine beste Freundin Sandy zu besuchen. Doch die Angst meinem Ex-Freund über den Weg zu laufen, überschattet alles andere. Er wird wissen, falls ich in die Schweiz einreise. Michael würde meine Abflugzeit, wie auch meine exakte Ankunft kennen. Und dieses Wissen würde er erbarmungslos ausnutzen. Das spüre ich.

      „Mal sehen.“ entgegne ich ihr ausweichend, nehme die Menükarte zur Hand und lese sie durch, obwohl ich wahrscheinlich schon die ganze auswendig kenne. „Hast du schon mal das Grüne Curry mit Tofu probiert? Es schmeckt wunderbar.“ wechsle ich das Thema.

      Sie kennt mich mittlerweile gut genug, um nicht weiter nachzubohren. Sie würde nur das Gegenteil erreichen. Ich würde mich verschliessen, in mich zurückziehen und unsere friedliche Mittagspause mit meiner miesen Laune verderben.

      Statt mich zu bedrängen lächelt sie mir über den Tisch hinweg zu. „Ich probiere das Grüne Curry.“

      Nach meiner Pause, die ich in Rose angenehmer Gesellschaft verbracht habe, gehe ich zurück an meinen Arbeitsplatz, wo sich auf meinem Schreibtisch schon wieder Unterlagen türmen, die mir wahrscheinlich mein direkter Vorgesetzter hinterlassen hat.

      Beim Gedanken an Mr. Baker läuft es mir sofort kalt den Rücken hinab. Normalerweise bin ich kein Mensch, der Konfrontationen bei der Arbeit aus dem Weg geht, aber seit der Auseinandersetzung mit Mr. Baker bin ich ihm nicht mehr begegnet, worüber ich ziemlich erleichtert bin. So wie er mich bei unserem letzten Treffen behandelt hat, sollte ich mir nicht gefallen lassen, dennoch hält mich irgendwas zurück, um ihm die Stirn zu bieten.

      Während der nächsten drei Stunden vertiefe ich mich völlig in meine Arbeit. Erst als sich Mira von mir verabschiedet, blicke ich auf und erschrecke, weil meine Uhr bereits auf vier zeigt.

      Von der trüben Stimmung und dem Kater, die mich am Morgen noch plagten, ist keine Spur mehr vorhanden. Stattdessen macht sich eine mir nicht vertraute Nervosität in mir breit. Ein wohliges Kribbeln fährt durch meinen Körper und lässt mich nicht mehr los, bis ich meinen Computer hinunterfahre und meine Sachen zusammenpacke.

      Als es nach fünf ist, trete ich enttäuscht ans bodentiefe Fenster und sehe auf die leuchtende Stadt, dessen Anblick vor meinem Auge verschwimmt. Ich drücke mit aller Kraft die aufkommenden Tränen zurück. Nicht weinen. Nicht hier und nicht wegen einem Mann. Doch der Schmerz in meiner Brust ist stärker, als das einhämmern meiner Worte.

      Ich erkenne mich kaum wieder. Ich bin so schwach und äusserst empfindlich. Kommt es vielleicht daher, dass ich mich fast ein Jahr lang zusammengerissen habe? Dass ich die letzten Monate keine derartigen Gefühlsregungen zugelassen habe? Aber warum jetzt? Warum hier? Warum bei Damian?

      Ich dachte, er würde sich genauso auf unseren gemeinsamen Abend freuen wie ich. Schliesslich hat er mich mit diesem glänzenden, hungrigen Ausdruck in den Augen angesehen, der nur eines bedeuten konnte. Er wollte mich. Er wollte mich besitzen. Das war unmissverständlich. Oder habe ich mir alles nur eingebildet und so gesehen, wie ich es mir wünschte?

      Gerade als meine Zweifel mich zu überwältigen drohen, spüre ich ihn. Seine starke Autorität, die einen Raum ausfüllt, wenn er anwesend ist, legt sich wie ein Schleier um mich. Ich nehme tiefe Atemzüge, um mich zu beruhigen und um gleichzeitig seinen unverkennbaren, wohlriechenden Duft in mich zu saugen. Das Kribbeln, das mich schon am frühen Nachmittag erfasst hat, nimmt wieder Besitz von mir.

      „Ich habe gehofft, dass du noch da bist.“ flüstert er mit seiner tiefen Stimme an mein Ohr, als er hinter mich tritt und seine Hände auf meine Schultern legt. „Ich hatte noch etwas Wichtiges zu erledigen.“

      „Jetzt bist du ja hier.“ Es ist unwichtig, warum er eben erst gekommen ist. Hauptsache er hat seine Verabredung mit mir eingehalten.

      „Lass uns gehen.“ Sein Mund ist gefährlich nahe an meinem Hals, wo ich seinen Atem auf der nackten Haut spüren kann, was meine empfindlichen Brustwarzen sofort aufrichten lässt und mir eine angenehme Gänsehaut verursacht.

      Der

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