Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen страница 26

Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen Die Sucht

Скачать книгу

zeige meine Busfahrkarte.

      Der Busfahrer registriert das, schenkt mir aber nicht mal ein Lächeln.

      Ich setze mich in den zweiten Sitz und lehne mich zurück. Von Alfhausen komme ich abends auch nicht mehr weg. Ohne Auto ist man da genauso aufgeschmissen, wie bei meinen Eltern zu Hause.

      Endlich fährt der Bus los und ich bin froh, dass ich es mir jetzt nicht noch einmal überlegen kann. Das Gefühl, doch lieber in der Stadt bleiben zu wollen, schleicht immer noch durch meine Adern, aber ich versuche das zu ignorieren. Heute nicht mehr … und fertig.

      In Alfhausen muss ich noch einige Zeit laufen, bis ich zu dem Haus komme, in dem nun mein neues Wohndomizil liegt. Heute scheinen die anderen Nachbarn auch zu Hause zu sein. Sie haben einen separaten Eingang auf der anderen Hausseite.

      Ich schließe die Haustür auf und gehe die Treppe hoch. Als ich die Wohnungstür aufschließe, empfängt mich nichts als leise Einsamkeit.

      Ich gehe sofort zu meinem Laptop und fahre ihn noch, um wenigstens das Leise schnell abzustellen.

      Als Musik die Wohnung erfüllt und in jedem Zimmer Licht brennt, geht es besser. Mein nächster Weg führt unter die Dusche und danach setze ich mich in mein Handtuch gewickelt wieder vor den Laptop. Im Internet finde ich alles über Kaffee, Kaffeesorten, und auch über die Kuchen und Torten, die in dem Cafe angeboten werden. Zu allem gibt es auch eine Entstehungsgeschichte. Einiges schreibe ich mir heraus und merke gar nicht, wie die Zeit vergeht. Damit ich die Nachbarn nicht störe, höre ich meine Musik über kleine Kopfhörer, die Tim mir aus seinem Auto gegeben hatte … mit dem dazugehörigen MP3 Player, den er für mich gekauft hatte und auf dem noch immer das Lied „Three Words“ ist. Ich war überrascht, was für einen Klang ich mit den kleinen Hörern habe und forsche nun weiter nach allem, was ich in dem kleinen Cafe an Wissen gebrauchen kann.

      Es ist nach zwölf, als ich müde die Ohrhörer abnehme und mir aus dem Kühlschrank einen Saft hole. Ich verdünne ihn mit Wasser und will mich gerade wieder an meinen Laptop setzen, als mein Handy von irgendwoher erstickt brummt.

      Ich gehe in den kleinen Flur und finde meine Tasche achtlos neben die Tür geworfen. Da meine Jacke auch noch obenauf liegt, klingt das Handy eher als läge es im Sterben.

      Ich hebe meine Jacke auf und werfe sie auf einen der Küchenstühle. Meine Schultasche stelle ich auf einen der anderen Stühle und wühle zwischen den Schulbüchern nach dem Handy, das ich nach Ellens Anruf nur achtlos in die Tasche geworfen hatte, um schnell den Bus zu erreichen.

      Es hat aufgehört zu klingeln, als ich es herausziehe. Mit Erstaunen sehe ich, dass das nicht der einzige Anruf war und dass auch mehrere SMSen im Laufe des Abends eingegangen sind. Zwei sind von Marcel. Die öffne ich, nachdem ich mich wieder auf den Stuhl warf und die Kopfhörer in die Ohren schob.

      „Du fehlst mir. Die Wohnung ist so schrecklich einsam ohne dich und Diego ist unendlich traurig … wie ich“, lese ich die erste.

      Oh Mann, mein armer Marcel. Mir schießen Tränen in die Augen.

      Die zweite ist noch gar nicht lange her.

      „Noch eine Nacht ohne dich. Nicht auszuhalten. Du hast mir versprochen, dass wir uns morgen sehen. Bitte schreib mir oder ruf mich an, wann.“

      Mir ist noch mehr zum Heulen. Zumal auch so ein schnulziges Lied läuft, dessen Text ich zwar nicht verstehe, dass aber schrecklich wehmütig klingt.

      Ich reiße die Kopfhörer aus den Ohren und schreibe ihm eine SMS zurück. „Hallo Marcel! Du hast morgen Nachmittag Training, nicht vergessen. Ich komme vormittags eben nach Bramsche und melde mich dann bei dir.“

      Leider muss ich mich noch den drei anderen SMSen widmen, die ich lieber ignorieren würde, jetzt wo ich Marcels gelesen habe. Seine reichen eigentlich schon für ein mittleres Gefühlschaos. Aber bevor ich sie öffne, klingelt mein Handy wieder. Ich erschrecke fürchterlich, als der Klingelton durch die Wohnung schrillt und sehe auf das Display.

      Ellen2.

      Es hört nicht auf zu klingeln und ich hebe ab. „Ja!“, brumme ich ins Telefon und kann nicht fassen, dass mein Herz seine Taktzahl erhöht.

      „Ich bins, Erik“, höre ich Erik knurren.

      „Weiß ich“, antworte ich nur, nicht weniger bissig.

      „Sorry, ist mir eigentlich klar. Ich war nur etwas verwirrt, dass du auf einmal rangehst. Ich versuche es schon den ganzen Abend. Hast du meine SMSen nicht gelesen?“ Er klingt wütend.

      „Nein, ich habe gerade erst das Handy aus der Tasche geholt, weil Marcel mir geschrieben hat.“

      „Ach, den hörst du?“, brummt Erik ungehalten.

      „Das war Zufall, weil ich meine Kopfhörer kurz abgesetzt habe.“

      Erik fragt leiser und sich scheinbar zur Ruhe zwingend: „Kopfhörer?“

      „Ja, damit ich niemanden mitten in der Nacht mit meiner Musik störe.“ Ich wundere mich, dass ich schon wieder so mitteilsam bin. Erik schaltet bei mir scheinbar irgendeinen Knopf an und ich funktioniere, wie er das will.

      „Wen kannst du stören? Wohnt noch jemand da, wo du bist?“ Er klingt ein wenig lauernd, obwohl er sich mittlerweile um eine neutrale Stimmlage bemüht.

      „Nein, aber ich habe Nachbarn und weiß nicht, wie hellhörig das hier ist.“

      „Sagst du mir wenigstens den Ort, in dem du jetzt wohnst?“ Er klingt ein wenig ungehalten, obwohl er auch das zu kaschieren versucht. Scheinbar hat Ellen ihm schon gesagt, dass ich keinem meine neue Adresse geben werde.

      Irgendwie drängt es mich, Erik herauszufordern. „Willst du gar nicht die Adresse haben?“, frage ich sarkastisch.

      „Doch! Aber ich weiß, du gibst sie mir nicht. Du hast sogar Ellen nicht sagen wollen, wo du jetzt abgeblieben bist. Worauf habe ich da zu hoffen?“

      Ich schlucke. So kenne ich Erik nicht. Wo ist seine fordernde Art hin?

      „Stimmt!“, murmele ich mit weicher Stimme. Erik so zu hören, macht mich ganz fertig. „Ich kann dir das nicht sagen. Das ist mein Panikraum. Aber ich habe keine so coole Tür. Meine hättest du sofort auf und mein Schutz wäre dahin“, raune ich leise.

      „Warum brauchst du einen Schutz vor mir?“, fragt er und auch seine Stimme nimmt einen weicheren Unterton an.

      Wir sind da, wo ich auf keinen Fall hinwollte.

      „Bitte Erik, lass uns nicht von uns reden.“

      „Warum nicht? Das ist mein Lieblingsthema.“

      „Aber nicht meins. Ich habe alles in den letzten zwei Tagen verloren und will mich einfach nur erholen und allein durchs Leben schlagen. Das geht nur, wenn du mich in Ruhe lässt.“

      „Was ist denn passiert?“, fragt er sanft.

      „Auch darüber möchte ich nicht gerne sprechen.“

      „Bitte, ich möchte es aber wissen. Wie soll ich sonst einschätzen können, ob ich dich wirklich in Ruhe lassen muss.“

      Ich

Скачать книгу