Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen

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Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen Die Sucht

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doch nie …“

      Ich lächele sie beruhigen an und mache eine wegwerfende Handbewegung. „Ist doch egal.“

      „Nein, ist es nicht“, brummt sie und ist wieder gekränkt.

      Ich erkläre ihr meine Unterstellung damit: „Du hast Marcel auch geschrieben, dass ich nicht in der Schule war.“

      „Ich habe mir Sorgen gemacht“, verteidigt sie sich.

      „Und die Nummer? Woher hattest du die? Von mir nicht.“

      Ellen sieht mich nachdenklich an und brummt: „Die hat Erik mir gegeben. Er hat sich halt auch Sorgen gemacht.“

      Ich starre sie an.

      „Woher hat Erik die Nummer von Marcel?“, frage ich verdattert.

      „Frag ihn selbst! Das weiß ich doch nicht.“

      Da unsere Lehrerin den Raum betritt, ist das Gespräch beendet.

      Ich beschließe nach zwei Stunden, in denen ich mich kaum auf den Unterricht konzentrieren konnte, Erik nicht zu fragen. Wie auch immer er an die Nummer gekommen ist, es ist egal. Seine Stalkerneigungen sind mir schließlich hinreichend bekannt. Und da ich nicht mehr mit Marcel zusammen bin, und Erik auch nicht wiedersehen werde, hake ich das Thema ab. Mein Entschluss, mich wenigstens die nächsten zwei Monate allein durchzuschlagen und meine Freiheit zu genießen, ist in meinem Kopf verankert.

      Aber mein Herz spielt nicht mit. Von ihm geht der Wunsch nach Sicherheit und Geborgenheit aus, und es schreit nach Marcel.

      Wenn es das gerade nicht tut, dann will es tiefe Gefühle und Leidenschaft, und schreit nach Erik.

      Ich spreche meinem Herzen alles Mitspracherecht ab.

      In der nächsten Pause gehen Ellen und ich wieder gemeinsam nach draußen und sie fragt vorsichtig: „Und was machst du am Wochenende? Es ist das letzte Wochenende, wo meine Eltern nicht zu Hause sind. Komm doch einfach heute mit zu uns und bleib, solange du willst. Wir können das ganze Wochenende Party machen und du das mit Marcel vergessen.“

      Ich schüttele den Kopf. „Danke, das ist lieb. Aber zu meinen guten Vorsätzen für die nächste Zeit zählt auch, deinem Bruder aus dem Weg zu gehen.“

      „Warum?“ Ellen ist erschüttert.

      „Keine Männer mehr!“, erinnere ich sie an meinen Vorsatz.

      „Und deshalb kommst du nicht mit zu mir?“

      „Genau! Ich werde euer Haus nicht mehr betreten und ihn sein Leben leben lassen.“

      Ellen lacht auf. „Und du glaubst, dass Erik damit einverstanden ist?“ Sie schüttelt den Kopf, als könne sie meine Naivität nicht verstehen.

      „Das wird er wohl müssen“, brumme ich nur.

      Nach Schulende sieht es allerdings anders aus. Als wir aus dem Schulgebäude treten, steht der Mustang an der Straße und ich frage mich, woher Erik weiß, wann wir Schulschluss haben. Es fällt die letzte Stunde aus, weil eine Lehrerin krank ist und dennoch steht er passend da und wartet.

      Ich werfe Ellen einen bösen Blick zu, die den geflissentlich ignoriert.

      Da ich weiß, was Erik tun wird, wenn ich die Flucht ergreife, setze ich auf Angriff. Das half bisher bei ihm immer am besten. Ich gehe zu ihm und sehe, wie er aus dem Wagen steigt.

      „Hallo Erik!“, murre ich, als ich bei ihm ankomme und tue so, als wäre ich jetzt schon genervt. Aber ein Blick in sein Gesicht und ich drohe schon einzubrechen.

      „Hey, alles wieder in Ordnung?“, fragt er mit viel zu weicher Stimme und bringt mich damit noch mehr aus der Fassung. Ich hasse es, dass er das immer wieder schafft.

      „Ja, ist es. Und nur damit du Bescheid weißt … ich habe mich von Marcel getrennt und habe beschlossen, mich auch von allem anderen aus meiner Vergangenheit zu trennen. Dich eingeschlossen.“ Den letzten Satz schleudere ich ihm regelrecht entgegen.

      Erik müsste zufrieden sein, dass ich jetzt nicht voller Erwartung vor ihm stehe und von ihm fordere, was er sowieso nie geben wollte.

      Der lacht aber nur auf. „Gut, wenn du meinst. Aber zu so einer Entscheidung gehören bekanntlich zwei.“ Damit macht er einen Schritt auf mich zu und baut sich vor mir auf.

      Ich kann seinen Zedernholzduft riechen und alles von mir drängt in seine Richtung. Ich brauche nur die Hände ausstrecken …

      Ich reiße mich zusammen und sehe nur kurz auf.

      Sein Blick durchdringt mich. Das ist nicht die Reaktion, die ich von ihm erwartet habe. Sollte ich ihm nicht völlig egal sein? Bisher waren ihm das alle anderen auch … wenn er sie erst mal in seinem Bett hatte.

      Ich muss das hier beenden.

      „In dem Fall reicht meine Entscheidung“, brumme ich nur, drehe mich schnell von ihm weg und gehe. Mein Weg führt mich direkt zur Bushaltestelle, an der die Busse in die Stadt fahren.

      Ellen ist auf einmal neben mir. „Hey, was ist los? Wo willst du hin?“

      „Ich fahre in die Stadt“, sage ich.

      „Und warum kann Erik uns nicht mitnehmen? Ich bin gleich mit Daniel verabredet, und er wollte mich da absetzen.“

      „Er kann dich doch mitnehmen. Ich fahre mit dem Bus.“

      Ellen bleibt stehen.

      Ich ignoriere das und gehe weiter zur Bushaltestelle. Zu meinem Glück kommt sofort ein Bus und ich springe hinein, mich aufatmend in einen Sitz werfend. Dass ich es tatsächlich bis in den Bus geschafft habe, ohne dass Erik mich einfach packte und in sein Auto zerrte, kann ich fast nicht glauben. Ich hatte damit gerechnet, dass Ellen ihn auf mich hetzt, wie einen Kampfhund. Schließlich hassen die beiden es, wenn es nicht nach ihrer Nase geht und ich hatte mich doch schon drei Tage aus ihrem Zugriffsbereich gestohlen. Aber ich sitze im Bus und kann es nicht fassen. Und in meinem tiefsten Inneren wütet etwas, das enttäuscht schmerzt. Das wars dann wohl mit Erik.

      „Carolin!“, höre ich Sabine rufen und sehe sie bei den anderen aus meiner Klasse sitzen. Sie waren wohl hinten in den Bus eingestiegen, während ich vorne reingesprungen war.

      Ich stehe auf und gehe in den hinteren Teil des Busses, wo mich Sabine, Michaela, Susanne und Andrea empfangen. Sie werden mich hoffentlich von diesen Gefühlen ablenken, die mich niederzudrücken versuchen.

      Ich werfe mich zu Sabine in den Sitz.

      „Geht es dir wieder besser? Ellen sagte, du hättest die Grippe.“

      Ach echt?

      „Naja, ich war halt etwas angeschlagen“, antworte ich wage.

      „Und, mit deiner kleinen Familie alles in Ordnung? Hat Marcel wenigstes einen brauchbaren Krankenpfleger abgegeben?“, fragt Andrea, deren braune Rehaugen mich aus ihrem runden Gesicht anstrahlen. Sie wartet erneut auf eine romantische Geschichte mit Blümchen und Herzchen und so.

      Kurz

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