Zahlensprache. Monika Maria Martin
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Die Erzählungen diverser Schöpfungsmythen sind symbolische Aussagen. Ihre Wahrheiten gelten zeitlos, jetzt und immer, auch wenn das für ein lineares Zeitverständnis kaum zu begreifen ist. Wenn es nicht gelingt, die Mitteilung eines Mythos in ihrem Kern zu erfassen, so liegt der Fehler meist im Versuch, ihn als geschichtlichen Bericht zu lesen. Die Mythen benutzen zwar historische Ereignisse zur Darstellung, sind aber selbst nicht historisch gemeint.
Als die Menschheit vor Tausenden von Jahren die Schrift entwickelte, war sie in der Lage, dieses ursprüngliche, mythologische Gedankengut erstmals aufzuzeichnen und damit festzuhalten. Das Alte Testament der Bibel und die Schriften des Judentums sind aus solchen Überlieferungen hervorgegangen. Die schriftliche Basis dieser Religionen ist also eine Sammlung von Wissen aus noch viel älterer Zeit. Der Mensch hat in diesen Überlieferungen mit Bildern seines Alltags, seines eigenen Erlebens auszudrücken versucht, was er an grundlegender, uralter Weisheit in sich trug. Und es war ihm gegeben, dies auch in einer Sprache zu tun, die darauf ausgelegt war, diese Weisheit unverfälscht zu transportieren.
Äußerlich wird in symbolischen Geschichten vermittelt, was an Wesentlichem erhalten bleiben sollte. Eigentlich aber zeichnen in diesen Erzählungen die Zahlenwerte der hebräischen Buchstaben und Wörter ein klareres Bild vom Kern ihrer Aussagen.
Das Alte Testament und die darüber hinausgehenden jüdischen Texte wurden seit jeher als Heilige Schriften verstanden. Wie auch das überlieferte Wissen anderer Religionen berichten sie nicht über gewöhnliche Ereignisse, sondern von einem Unfassbaren und Jenseitigen. Die in diesen Büchern bzw. Schriftrollen angegebenen Zahlen beschreiben daher auch keine Zeitabläufe oder Mengenangaben im gewohnten, alltäglichen Sinn. Biblische Zeit drückt eine Zeitqualität aus und nicht eine Zeitfolge, und konkret genannte Zahlen sind nicht quantitativ, sondern qualitativ in ihrer Aussage.
Der Mathematiker Friedrich Weinreb beschäftigte sich um die Mitte des 20. Jahrhunderts neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit eingehend mit alten Quellen der jüdischen Überlieferung. Er entdeckte darin auf Ebene der Zahlenwerte außergewöhnliche Zusammenhänge und hinterließ dazu ein umfassendes Werk. Für ihn bestätigte sich durch persönliche Einblicke, was dieses Alte Wissen von sich sagt, nämlich dass es immer da war und zum Menschen gehört wie die ihn umgebende Schöpfung.
Die jüdische Überlieferung weist wiederholt darauf hin, ihre Texte nicht historisch zu sehen, sondern als gegenwärtigen Bestandteil jeder menschlichen Existenz. Die Bibel beschreibt nicht, was einmal war, sondern was zeitlos ist, und Weinreb betont immer wieder, dass diese symbolischen Bilder in jedem Menschen leben, als seine eigene verborgene Wirklichkeit.
Wenn in den folgenden Ausführungen auf Altes Wissen Bezug genommen wird, dann ist dieser Begriff im Sinne von Friedrich Weinreb gemeint. Diesem Alten Wissen, wie es Weinreb für die moderne Welt erschlossen hat, entstammen auch die grundlegenden Informationen im folgenden 2. Kapitel, vor allem Weinrebs Buch „Zahl, Zeichen, Wort“ kommt dabei besondere Bedeutung zu.
Die nächsten Kapitel bauen in gedanklicher Konsequenz auf diesen Grundlagen auf und werden ergänzt durch neue Perspektiven. Dabei zeigen sich auch unabhängig von alten Überlieferungen Querverbindungen und Zusammenhänge, die Zahlen mit ihrer qualitativen Aussage zum Ausdruck bringen. Diese Zusammenhänge treten zwar unabhängig vom Alten Wissen in Erscheinung, zeigen aber einen Bezug dazu und klare Übereinstimmungen.
Insgesamt geht das Gedankengebäude dieses Buches weit über das hinaus, was Friedrich Weinreb hinterlassen hat.
Die Vertiefung des qualitativen Aspektes der Zahlen, der Bezug zu den Primzahlen sowie zu den aktuellen Zeitqualitäten, die Betrachtung der Dimensionen, die Querverbindungen zu Mathematik, Physik, Weltreligionen und griechischer Mythologie, das alles ist neu.
Der an Zahlen orientierte Blick auf biblische Begriffe und vor allem auf den Menschen durchbricht eine Denkbarriere, indem er konsequent und kompromisslos anwendet und zu Ende führt, was Friedrich Weinreb für die moderne Welt an Einsichten erschlossen hat. Er war und ist in der Betrachtung biblischer Texte und religiöser Symbole revolutionär. Sein Leben und Werk war darauf ausgerichtet, menschlichem Bewusstsein der Neuzeit Zugang zu grundlegender, uralter Wahrheit zu eröffnen.
Es ist im Sinne von Friedrich Weinreb, das von ihm Hinterlassene nicht zu der Weisheit letztem Schluss erstarren zu lassen.
Er motiviert dazu, individuell und eigenständig weitere Schritte zu setzen, wenn er sagt: „Ich war und bin nicht der Mensch, der Schüler sucht, eine Schule errichtet; ich nehme immer an, dass nur ein freier Mensch zu Gott finden kann. Ich ertrage keine Anhänger, Nachläufer, Schwärmer oder nur Schüler. Als freier Mensch komme man und als freier Mensch finde man Gott.“
Friedrich Weinreb bezog sich in seinen Büchern und Vorträgen gerne auf die Elberfelder Bibel als wortgetreueste Übersetzung aus dem Hebräischen. Ihr entstammen auch die Bibel-Zitate in den folgenden Kapiteln.
2. Kapitel: Hebräisch als Sprache des Alten Wissens
„Hebräisch“ bedeutet in dieser Sprache „von der anderen Seite“. Das Hebräische versteht sich selbst als von der anderen Seite kommend und als Ursprache. Die griechischen Buchstaben Alpha und Beta, aus denen sich das Wort Alphabet zusammensetzt, entstammen den hebräischen Zeichen Aleph und Beth. Der antike griechische Geschichtsschreiber Herodot, der vor fast 2.500 Jahren lebte, bestätigte diesen Zusammenhang. Er erwähnte eine mythologische Gestalt namens Kadmos als Übermittler phönizischer Buchstaben nach Griechenland. „Kadmos“ leitet sich ab vom hebräischen „kedem“ und ist zu übersetzen mit „früher, Ursprung“. Das Phönizische zeigt eine weitgehende Übereinstimmung mit dem Alt-Hebräischen, hat darin also seinen Ursprung und stellt den Übergang dar zum Griechischen.
Das Hebräische ist sowohl Buchstabe als auch Zahl. Diese Eigenheit ist ein sehr tiefgründiger Hinweis und verdeutlicht die Tatsache, dass in der erlebbaren Welt alles 2 Seiten hat. Das irdische Leben ist geprägt von Widersprüchlichem und Gegensätzlichem. Jede Anschauung findet ihr Gegenteil, jeder Pol hat seinen Gegenpol. Nach jüdischer Überlieferung lebt in allem etwas Weibliches im Sinne von äußerlich Erscheinendem und etwas Männliches als hintergründiges Geistiges. Das Hebräische versteht sich als Sprache, die beides in sich trägt und zum Ausdruck bringt. Jedes Schriftzeichen als Kombination von Buchstabe und Zahl bildet diesen Doppelcharakter ab, ist weiblich und männlich zugleich.
Diese gleichzeitige Existenz von Erscheinendem und Geistigem gilt für jedes hebräische Wort. Jede Buchstabenfolge ist auch Zahlenkombination und daher sowohl irdisch als auch nicht-irdisch. Die hebräische Sprache, die „von der anderen Seite“ kommt, bildet eine Synthese von Dies- und Jenseits. Sie erfüllt von Anfang an eine Brückenfunktion zwischen beiden Seiten, was die Bibel mit der Aussage bestätigt: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“
Das „Wort“ überbrückt eine Grenze und überwindet die scheinbare Unvereinbarkeit zwischen Dies- und Jenseits, zwischen Gott und der Welt. Über das „Wort“ kommt zum Ausdruck, was generell für jede Existenz gilt, nämlich dass eine Verbindung existiert zwischen dem Offensichtlichen und einem Hintergründigen. Die Seite des Hintergründigen wird vermittelt in Zahlen, die Seite des Offensichtlichen in Buchstaben. Das „Wort“, von dem die Bibel spricht und aus dem sie besteht, umfasst also beide Seiten, die bekannte und die „andere“.
Das hebräische Alphabet besteht aus Konsonanten,