Zahlensprache. Monika Maria Martin
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200 oder Resch steht als Schriftzeichen auf einer sehr kleinen Basis, hat den Schwerpunkt weit oben und bringt damit zum Ausdruck, welchen Bezug der Mensch als 2 x 100 zum Dies- und Jenseits hat. Resch bedeutet „Kopf des Menschen“ und beschreibt gemeinsam mit dem Schriftbild ein Denken, das auch in seiner Sinneswahrnehmung „von oben“ geleitet wird. In diesem Bewusstsein wird das Zusammenwirken beider Seiten erfasst und es sieht sich als 10 in der Dualität gelenkt vom Absoluten in Form seines jenseitigen Anteils: 10 x 2 x 10 = 200.
300 oder Schin/Sin heißt „Zahn“ und symbolisiert Nahrung als Begriff für alles, was der Mensch durch seine Sinne in sich aufnimmt. Das Alte Wissen sagt: „Begegnung ist auf der Ebene der geistigen Erfahrung das, was Essen im Bereich des Leiblichen ist.“ Der Mensch im Aspekt der 300 achtet darauf, was er in sein Leben nimmt und wie er damit umgeht. Er „kaut“ jede Erfahrung gründlich, „schmeckt“ ihren Wert, „spuckt aus“, was für ihn unverträglich ist und „schluckt“, was ihn nährt. Nahrhaft ist für sein Bewusstsein das Erkennen von Zusammenhängen, von subtilen Hinweisen für seine eigene Existenz. Mit der Erfahrung der 100 fasst er die Impulse der 3 aus 1 + 2 als Anregungen auf, um dadurch die 3 aus 2 + 1 zu realisieren.
400 oder Taw hat die Bedeutung von „Zeichen“. Die 400 ist im Alten Wissen der Ausdruck für ein Maximum im Materiellen und als letztes Schriftzeichen Gegenpol zur Aleph, der 1, dem zeitlosen Absoluten. 400 definiert die äußerste Grenze von Zeit und Raum und steht damit der 1, der Einheit, gegenüber. Die Taw kennzeichnet als 10 x 40 ein Bewusstsein, das hineingestellt ist in einen unfassbar großen Zeitraum. Wie ein uferloses Meer nimmt der Mensch diese Existenz wahr, er kann keinen Ausgangspunkt und kein Ziel erfassen, lediglich Geburt und Tod als Begrenzung.
Die ursprüngliche Hieroglyphe für 400 ist ein Kreuz. Dieses Urbild versinnbildlicht Opfer und Leiden in der irdischen Existenz. 400 ist die Zahl der materiellen Welt in Zeit und Raum, in der das Dasein sich erfährt im Wechsel von Gegensätzen und in ständiger Bedrohung durch den physischen Tod. Der Mensch erlebt sich endlos hin und her gerissen zwischen der Polarität von gut und böse in all ihren Varianten. Oft fühlt er sich verloren in einer Existenz, in der Glück und Freude nur von kurzer Dauer sind und immer wieder umschlagen in Mühe und Sorge und sogar Ver-zwei-flung.
Wenn Taw den Namen „Zeichen“ trägt, dann ist damit auch gemeint, dass dieses scheinbar nicht enden wollende Wechselbad der Gefühle ein Zeichen dieser Welt der Zweiheit ist. Denn hier ist immer Widerspruch da, Kampf und Gegensätzliches, das einander ausschließt.
Sobald die Sichtweise sich verändert, wenn scheinbar Gegenteiliges als die 2 Seiten ein und derselben Sache erkannt werden, hört dieser Kampf auf. Widersprüchliche Ansichten stehen einander dann gleichberechtigt als mögliche Betrachtungsweisen gegenüber. Das bewusste Leben als 10 x 10 = 100 lässt Zeichen „von oben“ bzw. „von innen“ im eigenen Leben erkennen. Damit verbinden sich für diese 10 auch die Gegensätze von Dies- und Jenseits. Mit der Aufmerksamkeit für das wirkende Absolute im eigenen Alltag verliert das Zeitliche der materiellen Welt seine Dominanz. Die Wahrnehmung geht mit ihrer Aufmerksamkeit über die 400 hinaus und durchbricht eine scheinbar unüberwindliche Schranke. Das Alte Wissen sagt: „Der Mensch, den das Taw kennzeichnet, bleibt nicht in der Gefangenschaft der 400.“ Er kennt die verborgene Absicht der 400, das Erreichen der 1000.
Die Ausweglosigkeit ist also nur eine scheinbare und vorübergehende. Insgeheim weist die Taw auf eine neue Form der Einheit hin, über die Zahl 1000, einer 1 auf höherer Ebene. Die Ausrichtung auf diese 1000 ist in der 400 bereits vorgesehen als Summe aus 100 + 200 + 300 + 400. Die Zielsetzung einer 3. Ebene hebräischer Zeichen ist 1000, die Elef. Elef und Aleph, 1000 und 1 haben dasselbe Schriftzeichen.
In der 4 ist grundsätzlich bereits die 10 enthalten, denn 1 + 2 + 3 + 4 = 10; das Leben in der Materie ist auf die bewusste 10 ausgerichtet. Darauf zielt die 1. Ebene der Zahlen ab.
Dasselbe Prinzip kommt über 10 + 20 + 30 + 40 = 100 zum Ausdruck und zeigt, dass das Leben im Fluss der Zeit, dem Wasser der 40, ausgerichtet ist auf die Erfahrung der 100. Das entspricht der Zielsetzung einer 2. Ebene hebräischer Zeichen.
Die Zahlen 4, 40 und 400 in den Texten der Bibel sind in diesem Sinn gemeint und nicht als Zeit-, Zähl- oder Raummaß wörtlich zu nehmen. Sie stehen für das Leben im Irdischen, in Zeit und Raum. Die Sicht auf dieses Leben ändert sich durch die Erfahrung der 100.
Für ein Bewusstsein, das sich als 10 x 10 erfährt, bleibt die Realität nicht auf die materielle Welt der 4 x 100 begrenzt. Die Erfahrung der 100 ergänzt und verändert die Sicht auf das Leben in Materie, Zeit und Raum. 400 summiert sich mit 100 zu 500. Im Alten Wissen ist 500 die Zahl des Himmels, der Erlösung. Sie erlöst von der Begrenzung auf 400. 10 x 40, der Weg des Menschen durch die Zeit führt von selbst über 400 hinaus. 400 zielt auf 1000 ab und meint ein Dasein in der Dualität als 500, denn 2 x 500 = 1000. 500 ist ein Erfahrungsbereich, auf den der Menschen unbewusst zusteuert, um ihn schließlich bewusst zu erleben.
3. Kapitel: Zahlen als Informationsträger
Zahlen sind generell die erste Ebene, durch die ein immaterieller Prozess wahrnehmbar wird. In der theoretischen Wissenschaft der Physik und Mathematik ermöglichen Zahlen Einblicke in Zusammenhänge, die eigentlich für den Verstand hart an der Grenze des Erfassbaren liegen. Das Denken kommt an seine Grenzen; Zahlen und ihre Beziehungen zueinander beschreiben auch in der Wissenschaft eine Realität jenseits dieser Grenzen.
Das rein Geistige ist zu abstrakt, um den Sinnen irgendwie zugänglich zu sein, aber es lässt sich in Zahlen ausdrücken. Das gilt für die moderne Wissenschaft genauso wie für das Wesen des Menschen. Denn was ihn eigentlich ausmacht, entzieht sich den äußeren Sinnen und dem Verstand. Dieses eigentliche Ich ist subtil als Empfindung wahrnehmbar, kann aber nur sehr unzulänglich in Worte gekleidet und mitgeteilt werden.
Überhaupt ist die verbale Kommunikation eine Quelle der Missverständnisse. Das Gesagte ist immer geprägt durch die Denkweise des Sprechenden, das Gehörte gefärbt durch die individuelle Weltsicht und damit durch die persönliche Realität des Hörenden. Es bedarf einer präzisen, genau definierten Ausdrucksweise, um eine Information unmissverständlich übermitteln zu können. Für einfache, alltägliche Abläufe mag das noch in allgemein verständlichen Worten funktionieren. Um aber Inhalte wirklich unverfälscht 1 : 1 zu transportieren, dafür braucht es ganz spezifische Verständigungsmöglichkeiten. Jedes Fachgebiet der Wissenschaft verfügt deshalb über spezielles Vokabular, sei es Technik, Medizin, Physik, Psychologie usw. Das Mitteilungsvermögen bedient sich dann eines komplexen und sehr spezifischen Wortschatzes, der nur noch Experten zugänglich ist.
Präzise und effizient sind Aussagen in der Welt der Zahlen möglich. Als quantitative Informationsträger sind sie ein selbstverständlicher Teil des Lebens in allen Bereichen. Zahlen definieren im Alltag Mengen und Größenordnungen und in der Wissenschaft Zustände und Vorgänge im äußerlich Wahrnehmbaren, mögen sie auch noch so abstrakt sein im intellektuellen Sinn. In ihrer quantitativen Funktion beschreiben Zahlen eine äußere Wirklichkeit, in ihrer qualitativen Aussage eine innere Realität.
Diese qualitative Komponente gibt Einblick in hintergründige Abläufe und in eine der physischen Realität zugrunde liegende Ordnung. Zahlen definieren die Grundstrukturen dieser Ordnung und lassen konkrete Muster erkennen; erst die Auswirkungen dieser Ordnung sind dann mit den Sinnen wahrnehmbar. Zahlen informieren in ihrer qualitativen Funktion über einen hintergründigen abstrakten Bereich, der als Basis für das physische und psychische Erleben existiert.
Beide Bereiche, die erfassbare und die verursachende Wirklichkeit, stehen miteinander in ständiger Wechselbeziehung. In der Existenz