Zahlensprache. Monika Maria Martin
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Die Überlieferung geht davon aus, dass eine Ursprache und ein Verständnis dafür in jedem Menschen angelegt sind. Sprache ist Teil des Menschseins, sie dient der Verständigung untereinander und bildet gleichzeitig eine Verbindung zum Ursprung. Eine verborgene Weisheit lebt in allen Sprachen, die sich erschließt, wenn man Aufmerksamkeit dafür entwickelt. Der Zusammenhang von zählen und er-zählen zeigt das. Ebenso besteht eine Verwandtschaft zwischen stehen und ver-stehen oder greifen und be-greifen. Es gibt dafür noch viele weitere Beispiele, besonders auch im Deutschen.
Im Hebräischen ist die Reihenfolge der Buchstaben identisch mit der Zahlenfolge; Buchstaben sind Zahlen, Zahlen sind Buchstaben und sich gegenseitig eindeutig zugeordnet. Zahlen sind dabei der primäre Faktor und geben die Reihenfolge vor, in ihnen ist der Sinn unverfälschter enthalten als in geäußerten Lauten. Konsonanten als Äußerungen der erscheinenden Welt sind ihnen untergeordnet. Manche Wörter können daher durch die Verwendung verschiedener Vokale ganz unterschiedlich klingen; wenn dieselben Zahlengruppen darin vorkommen oder andere Übereinstimmungen in ihren Zahlenwerten herrschen, dann ist eine grundlegende Sinn-Verwandtschaft gegeben. Buchstaben drücken eine Mitteilung aus für die diesseitige Wahrnehmung. Zahlen beziehen sich auf das dahinter liegende Ursächliche und sind aus diesem Grund auch das Primäre. Jedes hebräische Wort besteht aus diesen beiden Seiten, die sich gegenseitig ergänzen und gemeinsam etwas manifestieren. Rätselhafte Formulierungen in den Überlieferungen erklären sich oft über die Zahlenfolgen, die in ihrer Kombination eine Information transportieren.
Grundsätzlich sind die Texte des Alten Testaments keine Berichte über vergangenes Geschehen. Sie beschreiben etwas grundsätzlich Zeitloses, das in Form von Erzählungen in Raum und Zeit für das menschliche Bewusstsein erfassbar wird.
Es existiert in diesen Erzählungen nichts Zufälliges in dem Sinn, dass es ohne Bedeutung wäre. Jedes Zeichen ist im Zusammenhang präzise gesetzt und hat eine konkrete, präzise Aussage. Diese Texte lassen genauso wie die gesamte materielle Welt eine Struktur und Ordnung erkennen, die für das große Gesamte genauso gilt wie für das Kleinste.
Die hebräischen Schriftzeichen haben in diesen alten Dokumenten eine vergleichbare Funktion wie die chemischen Elemente der Materie, beide fügen Grundbausteine zu komplexen Konstrukten zusammen.
Die Heilige Schrift besteht aus Zeichen, von denen jedes einen Namen hat. Jedes trägt eine Bedeutung in sich und wird mit einem Bild beschrieben, das seine Aussagekraft symbolisiert. In Kombination miteinander bringen Zeichen etwas Neues hervor und etwas Gemeinsames zum Ausdruck. Sie tun das auf ähnliche Weise, wie sich etwa die chemischen Elemente Wasserstoff, H, und Sauerstoff, O, zu Wasser, H2O, verbinden.
Die Bibel zu ergründen ist also ähnlich komplex wie die Materie zu erforschen. Zum Verständnis beider Welten ist erforderlich, sich mit ihren Grundlagen vertraut zu machen.
Die Welt der Bibel basiert auf 22 „festen“ Elementen = 22 Konsonanten. Die Grundstruktur dieser 22 hebräischen Schriftzeichen bilden die Zahlen von 1 bis 10. Darauf aufbauend folgen 20, 30, 40 usw. bis 100. Dann wiederholt sich die Reihenfolge auf der Ebene der Hunderter, dort aber nur bis 400. 400 ist das letzte der 22 Zeichen.
Tabelle Hebräischer Schriftzeichen
(https://miunske.org/wp-content/uploads/2019/01/Tabelle_Hebraeische_Schriftzeichen.pdf)
Diese Tabelle gibt eine Übersicht über die hebräischen Zeichen, deren Schreibweise, Aussprache und über die Zuordnung der Buchstaben zu den jeweiligen Zahlen. Außerdem sind darin die Zahlenwerte der einzelnen Zeichen aufgelistet, die für das Verständnis der Aussagekraft wesentlich sind. Sie gliedern sich in Äußerer Wert, Voller Wert, Verborgener Wert und Atbasch-Wert. Was damit zum Ausdruck kommen soll, zeigt sich am besten anhand eines Beispiels. Dafür bietet sich das Wort „Adam“ an, der hebräische Ausdruck für „Mensch“.
Adam wird A D M geschrieben, die Aleph am Beginn wird berücksichtigt, das zweite A als Vokal nicht: A = 1, D = 4, M = 40, das ergibt in Zahlen ausgedrückt 1–4–40.
Der Äußere Wert von 1–4–40 ist die Summe dieser Zahlen, also 1 + 4 + 40 = 45. Dieser Wert steht für das Erscheinende, das Offensichtliche in der diesseitigen, physisch wahrnehmbaren Welt, in der Welt von Zeit und Raum. Diese Welt entspricht der linken Seite. Das ist im Schriftbild des Hebräischen die Schreibrichtung, es wird von rechts nach links geschrieben.
Der Volle Wert umfasst alle Zahlen der einzelnen Zeichen eines Wortes:
A – Voller Wert von „Aleph“ als Summe von 1–30–80 = 111
D – Voller Wert von „Daleth“ als Summe von 4–30–400 = 434
M – Voller Wert von „Mem“ als Summe von 40–40 = 80
625 ist die Summe daraus und damit der Volle Wert für Adam. Dieser Wert bildet das Absolute, Hintergründige, den Ursprung ab, die rechte Seite, aus dieser Richtung kommen die Zeichen.
Der Verborgene Wert drückt aus, wie der Mensch = Adam von der linken zur rechten Seite gelangt, wie er ausgehend vom Physischen das Immaterielle erreichen kann. Dieser Weg von links nach rechts ist in diesem Sinn ein sehr wesentlicher Faktor und wird beschrieben durch die Differenz zwischen Vollem und Äußerem Wert: 625–45 = 580. Der Verborgene Wert für Adam ist 580.
Der Atbasch-Wert bringt zum Ausdruck, dass die erscheinende Welt nur eine Hälfte ist und der andere Teil im Absoluten liegt. Der Atbasch-Wert weist auf einen Spiegeleffekt zwischen beiden Hälften hin, denn er ist der Wert des genau gegenüber liegenden Zeichens, ausgehend von einer gedachten Mitte im hebräischen Alphabet nach 11 Konsonanten. Aleph spiegelt sich in der Taw, Beth in der Schin, Gimmel in der Resch usw. und hat deren Äußeren Wert als eigenen Atbasch-Wert. Aus dieser Gegenüberstellung A–T, B–Sch leitet sich die Bezeichnung Atbasch ab und stellt dar, dass Gegensätzliches sich zu einem Gesamten ergänzt.
Der Atbasch für Adam 1–4–40 ist also 400–100–10, in Summe 510. Gemeinsam mit dem Äußeren Wert 45 ergibt das die Zahl 555. Diese Summe steht für das zusammengefügte Ganze.
Das Alte Wissen sieht in den 22 hebräischen Konsonanten Urbilder, die als Erinnerung in jedem Menschen leben. Der Mensch ist davon in seinem Innersten geprägt, ohne es zu wissen. Er hat sie vorübergehend vergessen, um sich wieder daran er-innern zu können.
Im Schriftbild hängen diese Zeichen an einer unsichtbaren Linie, die sie leicht durchstoßen. Damit ist symbolisiert, dass sie etwas sind, das aus einer Sphäre des Unsichtbaren und Leichten in die Schwere des Materiellen herunterkommt. Sie bewegen sich aus der Einheit in die Zweiheit und zeigen auch in ihren Aussagen etwas Doppeltes. Jedes dieser 22 Zeichen trägt eine Information als Buchstabe und gleichzeitig als Zahl in sich, und die alten Überlieferungen geben Auskunft über ihre Bedeutung:
1 oder Aleph weist schon vom Zahlenwert her auf eine Einheit hin, die alles umfasst. 1 ist die Zahl des Absoluten. Dieses Absolute liegt allem zugrunde und enthält als 1 noch ungeteilt, in Ruhe und Harmonie, was später daraus hervorgeht. Was jemals er-zählt und ge-zählt werden kann, ist in der Gesamtheit seiner Varianten in dieser 1 schon da. In ihr gibt es kein Außerhalb, sie umfasst alles Sein, alle Möglichkeiten und alles Vorstellbare in einem Eins-Sein. Aleph bedeutet „Haupt“, sie ist die Haupt-sache.
Dass in diesem Ungeteilten aber bereits die Zweiheit angelegt ist, zeigt das Schriftbild der 1, die Aleph.
Es besteht aus zwei Jod, die sich gegenseitig