Zahlensprache. Monika Maria Martin
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Diese Art von Heilen ist auch gemeint, wenn im Neuen Testament von den Heilungen durch Jesus die Rede ist. Sie haben nichts zu tun mit magischen Techniken, die Jenseitiges für das Diesseitige benutzen wollen. Damit wird Gott vertrieben, wie das Alte Wissen sagt, und es versteht die Heilungen durch Jesus als äußere Bilder für ein inneres Geschehen.
Jesus hat als Mensch die 3 verkörpert, er hat in der Welt der Dualität gelebt und sich als Sohn Gottes bezeichnet, er war sich seiner Existenz als 2 und gleichzeitig als 1 bewusst. Der Glaube an diese Verbindung von 2 + 1 in menschlicher Gestalt, personifiziert durch Jesus, bringt ein Heil-Sein im Sinne von Ganz-Werden. Die 3 symbolisiert dieses Ganz-Werden. Es ist damit ein Erlöst-Werden gemeint von einem Denken und Wahrhaben, das auf die begrenzte und widersprüchliche Welt der Dualität reduziert ist. Die 3 geht über diese 2 hinaus und verbindet sie mit der 1. Das hebräische „choleh“ bedeutet „krank“, und „chol“ wird übersetzt mit „normal, allgemein“. Das Alte Wissen sieht eine Verbindung zwischen dem Begriff „krank“ und der „normalen“ Welt der 2; diese Welt wird „heil“ durch die Verbindung mit der 1, dem Absoluten.
Der Sohn als „Heil-and“ weiß, dass er als 3 die menschliche 2 verkörpert und gleichzeitig die 1 mit dem Vater gemeinsam hat. Die Bibel zitiert ihn mit den Worten „ich und der Vater sind eins“. Dieser Sohn weiß, die 1 des Vaters ist viel größer als er selbst, aber er als 10 ist Teil davon. Sein Bewusstsein erfasst, was die 1 über das Schriftbild der Aleph zeigt: Die 10 ist in der 1 enthalten. Es nimmt wahr, als menschliche 10 der 1 zu gleichen und ein Teil davon zu sein. Die biblische Schöpfungsgeschichte lässt wissen, dass der Mensch im Bild und Gleichnis Gottes geschaffen wurde und der Sohn Gottes ist sich dessen bewusst. Die Grundlage seiner Existenz ist das Wissen: Ich und der Vater sind 1, ohne ihn kann ich nichts tun. Er tut durch mich.
Dieser Heiland erlöst die Welt der 2, indem er sie immer wieder und unermüdlich auf die 1 verweist. Er weiß, das Leiden in dieser Welt der Dualität findet sein Ende, wenn die Sichtweise stirbt, die sich auf diese Welt des Kreuzes, der 400, reduziert. Dann geht die 2 über ihre bisherigen Grenzen hinaus und verbindet sich mit 1 zu 3.
Diese 3 hat ihre Entsprechung in der Bezeichnung als Heiliger Geist und ist zugleich das Prinzip der Auferstehung. Für die Verbindung von Himmel und Erde gibt es in den Heiligen Schriften verschiedene Darstellungen, die ein und dasselbe Geschehen beschreiben und das auch in der einfachen Formel 2 + 1 = 3 zum Ausdruck kommt. Solche Bilder und Erzählungen schildern nicht so sehr historische Ereignisse, sondern in erster Linie einen Prozess in jedem einzelnen menschlichen Bewusstsein.
Aus der Perspektive von Zahlen stellen sich Begriffe der Bibel in einem ganz neuen Zusammenhang dar. Sie werfen einen ungewohnten Blick auf Erzählungen und Gleichnisse und eröffnen dem Verstehen einen bisher verschlossenen Raum. Altes und Neues Testament können auf dieser Basis als Beschreibungen des menschlichen Lebens verstanden werden. Religiöse Begriffe werden damit nicht mehr nur ins Außen projiziert, auf lange zurückliegende Ereignisse in alten Zeiten und vergangenen Kulturen. Das Bild eines fernen Gottes irgendwo im Himmel oder die Vorstellung von helfenden geistigen Wesen finden allmählich auch im eigenen Ich ihre Entsprechung.
Religiöse Begriffe sind mit traditionellen Vorstellungen verbunden, die sich über Generationen und Jahrhunderte tief eingeprägt haben. Sie bilden für den gläubigen Menschen eine unerschütterliche Basis. Auf einem ebenso soliden Fundament steht auf der anderen Seite die Weltanschauung des wissenschaftlichen Denkers, dessen Erkenntnisse ausschließlich auf rationaler Logik und empirischer Nachvollziehbarkeit beruhen. Für den Wissenschaftler stellt es eine Provokation dar, dass Zahlen auch eine qualitative Aussagekraft besitzen sollen. Ebenso ist es für den Gläubigen ein Sakrileg, religiöse Inhalte auf die qualitative Aussage von Zahlen zu komprimieren.
Beide Standpunkte sind nachvollziehbar. Und beide Standpunkte bilden ab, wie die Wahrnehmung innerhalb der Dualität funktioniert, nämlich in polaren Extremen. Die Sprache der Zahlen, die beide gleichermaßen herausfordert, ist eigentlich das große „und“, das beide verbindet.
Glaubenssymbole in direkten Zusammenhang mit dem eigenen menschlichen Sein zu bringen, mag ketzerisch, überheblich oder pathetisch klingen. Aber eigentlich beschreiben die Begriffe der christlichen Terminologie Bewusstseinsphasen und es ist legitim, diesen Bezeichnungen ihren Pathos zu nehmen, die Distanz zu ihnen zu überwinden und sie ins Leben zu holen. Das ist sehr ungewohnt und lange Zeit scheut sich der Mensch davor, diese Hemmschwelle zu übertreten. Sie baut sich auf aus tief eingeprägten religiösen und persönlichen Denkmustern. Früher oder später ist dieser entscheidende Schritt aber für jeden möglich.
Denn in jedem Menschen lebt der Sinn seiner Existenz und die Zahlen zeigen diesen Sinn in einer einfachen Formel: 1 + 2 + 3 = 6. Die gemeinsame Absicht von 1, 2 und 3 ist die verbindende 6. Wer, wenn nicht der Mensch, könnte diese Verbindung darstellen zwischen Gott und der Welt, zwischen Dies- und Jenseits, zwischen Zeitlichem und Absolutem. Der Sinn des menschlichen Bewusstseins und damit seine Aufgabe ist es, sich zu entwickeln, Zusammenhänge einzusehen und dadurch Verbindungen zu erkennen. Die Entwicklung des Menschen zielt ab auf die Erkenntnis, selbst diese verbindende 6 zu sein, der lebende „Haken“, der alles Gegensätzliche wieder bewusst zu einer neuen Ganzheit zusammenfügt.
Die Absicht und das Ziel jeder einzelnen 6 ist 21, denn 1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6 = 21. Diese Zahl ist als 2–1 direkter Ausdruck für die Rückverbindung der Dualität zur Einheit und zeigt auch über die Ziffernsumme 3 den Kern ihrer Aussage. 21 ist eine 10 + 10 mit Bezug zur 1 und als 2–1 die Umkehrung von 1–2, dem Beginn der Vielheit. Der Mensch als 20 mit Bezug zur 1 beschäftigt sich bewusst mit diesen Zusammenhängen, setzt sich gedanklich damit auseinander und beobachtet, dass sein eigenes persönliches Erleben und Tun direkten Bezug hat zum Bereich des Absoluten. Er setzt in Form von Aktivität und Kreativität Impulse um, die er als Intuition aus diesem Bereich kommend erkennt.
Die natürlichen Zahlen bilden ihre Reihenfolge durch die kontinuierliche Addition von +1 und sind in Summe immer auf die 3 ausgerichtet. Optisch kommt dieses qualitative Prinzip zum Ausdruck, indem alle natürlichen Zahlenreihen, beginnend bei 1 bis zu jeder beliebigen Zahl, sich immer zu „Dreieckszahlen“ addieren. Dieser mathematische Begriff leitet sich von der Anzahl der Steine ab, die man zum Legen eines gleichseitigen Dreiecks benötigt.
Aus 1 + 2 + 3 = 6 Steinen lässt sich ein Dreieck bilden mit 3 Steinen an jeder Seite, aus 1 + 2 + 3 + 4 = 10 Steinen ein Dreieck mit jeweils 4 seitlichen Steinen. Dieses Phänomen setzt sich beliebig fort. Immer definiert die größte addierte Zahl auch die Seitenlänge des Dreiecks und stellt über diese einfache geometrische Form das Feld vor Augen, das die Zahlen gemeinsam bilden; es ist immer geprägt durch die 3 und beinhaltet sowohl alle Teile des Ganzen als auch deren gemeinsame Summe.
Dreieckszahlen weisen einige mathematische Besonderheiten auf. Aus qualitativer Sicht bemerkenswert ist vor allem die Tatsache, dass jede natürliche Zahl sich als Summe von höchstens 3 Dreieckszahlen darstellen lässt, wie der Mathematiker Friedrich Gauß feststellte. Von ihm stammt auch die Formel zur Berechnung dieser Zahlenreihen: n x (n+1), das Ergebnis geteilt durch 2. Auf diese Weise lässt sich zum Beispiel die Summe von 6 mit allen Zahlen, die ihr vorausgehen, berechnen: 6 x 7 = 42 : 2 = 21.
Die Summe der Kehrwerte aller Dreieckszahlen ist 2; dieses mathematische Phänomen betont das qualitative Verhältnis zwischen 2 und 3, deren gegenseitiger und einander bedingender Bezug sich konträr und einander ausschließend in die Wahrnehmung bringt.
Das 1–4-Prinzip
Nach dem Alten Wissen informiert dieses Prinzip über eine grundlegende Ordnung, die sich sowohl in Zahlen ausdrückt als auch äußerlich wahrnehmbar ist. 1 steht dabei für eine übergeordnete Einheit und 4 ist die Zahl der materiellen Welt. Seinen Ausdruck findet dieses Prinzip in der Tatsache, dass es 4 Himmelsrichtungen gibt, dass sich 1 Jahr unterteilt in 4 Jahreszeiten und in 4 Quartale; das Zeitmaß 1 Stunde gliedert sich in Viertelstunden,