Wenn die Nacht stirbt und dunkle Mächte sich erheben. Lisa Lamp

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Wenn die Nacht stirbt und dunkle Mächte sich erheben - Lisa Lamp

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ich und sah meine Freunde mit verschränkten Armen an. Ich war nicht wirklich wütend, dass sie meiner Intuition nicht vertrauten, aber ich hätte mir mehr Euphorie zu diesem kleinen Sieg gewünscht.

      Ein knallendes Tablett ließ uns auseinander schrecken. Nicole setzt sich schnaubend neben Nathalia, die sich an ihrem Brot verschluckte, und begann sich wütend das Essen hineinzuschaufeln. Woraufhin wir sie ansahen, als hätte sie den Verstand verloren. Seit Wochen sprach sie nicht mit uns und nun setzte sie sich ohne ein Wort zu uns.

      »Was?«, fauchte die schöne Blondine, die diesmal einen Zopf und große Ohrringe trug, als wir nach wenigen Minuten immer noch anstarrten.

      »Was tust du hier?«, fragte Jaimie wenig subtil nach und Jona täuschte ein Husten vor, um sein Lachen zu kaschieren, während Hunter laut kicherte ohne den Versuch zu machen, seine Belustigung zu verbergen. Ich schlug dem jüngeren Morgan-Bruder gegen den Oberarm, bedachte Jaimie mit einem bösen Blick und versuchte Nicole zum Reden zu bewegen.

      »Alles in Ordnung bei dir?«, fragte ich, da mir sehr wohl die Ringe unter ihren Augen und die bleichen Lippen aufgefallen waren, die die Blondine unter Schminke zu verstecken versucht hatte.

      »Nein«, schrie die Hexe der Hölle und ließ ihre Gabel mit einem lauten scheppernden Geräusch auf den Salatteller fallen.

      »Ich wusste schon immer, dass sie irgendwann durchdreht und uns alle umbringt. Bringt euch in Deckung«, sagte Tara sarkastisch und wandte sich wieder ihrem belegten Brot zu, das sie seit Ewigkeiten hin und herschob, ohne abzubeißen.

      Nun hatten wir die Aufmerksamkeit der ganzen Halle und alle Schüler starrten uns mit verdutzten Gesichtern an. Einige grinsten gehässig und lachten über die Oberzicke, die schon lange mehr verrückt als furchterregend wirkte.

      »Nicole?«, bohrte ich leise nach, als die Blondine anfing, uns zu ignorieren und weiter aß, als wäre es das Normalste auf der Welt bei uns zu sitzen. Bevor ich erneut nachfragen konnte, schlang sie unsexy ihr Essen hinunter und zischte: »Lass es einfach. Okay, Read?« Danach stand sie auf und verließ den Saal, ohne ihr leeres Tablett mitzunehmen. Sie flüchtete vor den neugierigen Blicken und fiel beinahe über ihre Füße. Ich entschuldigte mich mit der Ausrede, dass ich Kopfweh hätte, und folgte Miss Perfekt, die durch den Torbogen verschwand. Ich kassierte zwar einen ungläubigen Blick von Taranee und Jona rollte mit den Augen, doch niemand von ihnen hielt mich auf, als ich ihr nacheilte.

      »Nicole! Nicole! Bleib stehen, verdammt noch mal! Nicole!«, rief ich, aber die Blondine beschleunigte ihre Schritte, bevor sie urplötzlich stehen blieb und sich zu mir umdrehte, als hätte sie beschlossen, mir gnädigerweise zu antworten.

      »Vertrau ihr nicht, Read. Niemand sollte ihr vertrauen. Du kennst sie nicht, wie ich sie kenne«, schrie sie und zitterte am ganzen Leib. Ihre Gesichtszüge waren zu einer Grimasse verzogen. Schweiß perlte von ihrer Stirn und rollte über ihre Schläfen. Ihre Pupillen waren weit aufgerissen und Strähnen hingen ihr ins Gesicht. In meinen Augen sah sie wie eine Irre aus, die aus einer Anstalt entflohen war. Obwohl ich bezweifelte, dass es in der Psychiatrie Designerschuhe und mintgrüne Kleider gab.

      Nach ihrem Ausbruch wandte sie sich ab und lief weiter in Richtung des Mädchentrakts.

      »Wem soll ich nicht trauen? Redest du von Regan? Nicole!«, schrie ich ihr nach, doch sie antwortete mir nicht noch mal. Sie ging einfach stoisch weiter und zog ihre Jacke enger um ihren perfekten Körper.

      Als die Blondine nicht mehr in Sicht war, klopfte mir jemand auf die Schulter, woraufhin ich zusammenzuckte, weil ich beim Fluchen unterbrochen wurde. Ein Arm schlang sich um meine Taille und drückte mich an seinen harten Körper.

      »Wenn du mich fragst, hat sie den Verstand verloren«, meinte Hunter und küsste meinen Hals. Ein angenehmer Schauer jagte über meinen Rücken und ich lehnte mich in die Umarmung. Meine Hände platzierte ich über seinen und schloss die Augen. »Seit Wochen sieht man sie nur noch alleine irgendwo sitzen, wenn sie überhaupt einmal ihr Zimmer außerhalb der Unterrichtszeit verlässt. Außerdem hat der Psychologe eine posttraumatische Belastungsstörung bei ihr festgestellt. Sie weiß wahrscheinlich nicht, wovon sie redet.«

      Der Schwarzhaarige versuchte mich immer weiter von der Unzurechnungsfähigkeit der früheren Oberzicke zu überzeugen. Zugegeben, sie zickte immer noch zu viel, aber darum ging es gerade nicht. Ich wusste, dass Hunter mich nur beruhigen wollte, aber wahrscheinlich hatte er auch recht. Doch ich wurde das Gefühl nicht los, dass Nicole keinesfalls einfach nur verrückt geworden war. Das passte nicht zu ihr. Sich zurückziehen, die Welt hassen und um sich schlagen – okay. Aber durchdrehen? Das war nicht der Stil der Höllenhexe.

      Sie klang zu aufgewühlt, fast panisch. Als erwarte sie, dass etwas Schreckliches passieren würde. Außerdem konnte ich keinen Wahnsinn in ihren Augen sehen, sondern nur entsetzliche Angst. Ich nahm mir vor, mit Tara über Nicole zu sprechen, um sie um ihre Meinung zu bitten, und legte das Thema währenddessen ad acta. Solange die Eisprinzessin nicht mit mir reden wollte, konnte ich sowieso nur spekulieren.

      »Du hättest bei den anderen bleiben sollen«, meinte ich, als Hunter begann sich meinen Hals hinunter zu küssen und meine Gedanken stoppte. Mit einem einzigen Kuss schaffte er es, dass ich die Welt um mich herum vergaß. Nicoles Gefühlsausbruch und das Gespräch mit Regan waren mit einem Mal weit weg. Nur noch die Lippen meines Gemahls hatten eine Bedeutung. Ich seufzte wohlig. So könnte das Leben von mir aus immer sein. Mit Schwung drehte mich der jüngere Morgan-Bruder zu sich und küsste sich von meiner Schulter zu meinen Wangen und schließlich zu meinem Mund. Überall, wo er mich berührte, erwärmte sich meine Haut und mein Blut begann zu kochen. Hunter schmeckte nach dem Eistee, den er zu seinem Mittagessen getrunken hatte, und Kräutern, die immer seinem Duft anhafteten. Der Geruch benebelte meine Sinne und ich lehnte mich dem betörenden Duft entgegen.

      »Fresst ihr euch gegenseitig auf oder kommt ihr wie geplant mit nach draußen?«, rief Jona vom Torbogen aus und Taranee schlug ihm gegen den Arm, während meine Mitbewohnerin kicherte.

      »Nur noch kurz«, flüsterte mein Gegenüber, als ich mich von ihm entfernen wollte, und gab mir noch einen letzten Kuss hinter mein Ohr.

      »Geh mit mir aus!«, forderte er und knabberte an meinem Ohrläppchen. Meine Beine erzitterten und ich schmolz in seinen Armen dahin.

      »Was?«, fragte ich leise und erhielt prompt eine Antwort: »Heute. Ich hol dich vor dem Abendessen in deinem Zimmer ab und wir essen an meinem Lieblingsort.«

      Hunter sah mich flehend an und drückte mich näher an sich.

      Überfordert nickte ich einfach und ließ zu, dass Tara mich am Arm packte, um mich von meinem Gemahl wegzuziehen.

      Den restlichen Tag verbrachten wir im Schulgarten, wobei Taranee und ich schon nach wenigen Stunden gingen, da Tara mir unbedingt bei der Kleiderwahl für das heutige Date helfen wollte. Wenn ich gesagt hätte, dass ich nicht nervös gewesen wäre, hätte ich gelogen. Meine Knie zitterten bei jedem Schritt und meine Zimmergenossin musste mir oft dreimal dieselbe Frage stellen, da ich viel zu abwesend war, um sie beim ersten Mal zu verstehen. Natürlich versuchte ich mir einzureden, dass es sich nur um Hunter handelte und er mich nicht abstoßen würde, falls etwas nicht nach Plan verlief. Aber in mir war dieser Drang, dass alles perfekt werden sollte. Nach gefühlt tausend Kleidern, die ich laut Taranee anprobieren musste, und hundert Schuhen, die alle meiner Meinung nach gleich aussahen, hatte ich endlich etwas Passendes zum Anziehen gefunden. Als ich zum letzten Mal, bevor der Schwarzhaarige mich abholen kam, in den Spiegel sah, trug ich eine schwarze Röhrenjeans und einfache schwarze Sneaker. Kombiniert mit dem kräftigen Rot des Shirts, das nur bis knapp oberhalb meines Bauchnabels reichte, ließ es mich ein wenig wie eine Rebellin aussehen. Tara hatte mir die Haare hochgesteckt

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