Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten. Frank Rehfeld
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Читать онлайн книгу Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten - Frank Rehfeld страница 34
"Was ist denn mit dir und Maziroc los?", erkundigte er sich.
"Ach, nichts weiter", antwortete Miranya und machte eine gleichgültige Handbewegung. "Wir hatten nur eine kleine Auseinandersetzung."
"Ich will nicht neugierig sein, aber um was ging es denn, wenn ich fragen darf? Falls es etwas war, was mit dieser Expedition zu tun hat, betrifft es immerhin uns alle."
Miranya blickte ihn an. Sie war sicher, dass es ihm gar nicht darum ging, ob ihr Streit etwas mit ihnen allen zu tun hatte. Er versuchte nur, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Schon seit ihrem Aufbruch aus Cavillon war unverkennbar, dass Scruul Interesse an ihr hatte. Er sah recht gut aus, konnte ausgesprochen charmant sein und machte einen sympathischen Eindruck. Dennoch erwiderte Miranya sein Interesse nicht. Scruul hatte etwas an sich, das ihr fast Unbehagen bereitete. Es gab keinen einzigen objektiven Beleg dafür, aber manchmal meinte sie mit ihrer weiblichen Intuition zu spüren, dass seine Freundlichkeit nur eine Maske wäre, unter der etwas Dunkles brodelte, das sie abstieß. Vielleicht war es einfach nur ein tief sitzender Schmerz, den irgendjemand ihm einst zugefügt hatte, die Narben einer seelischen Wunde. Sie wusste es nicht, und da Scruuls direkte Nähe ihr immer noch vages Unbehagen einflößt, hatte sie auch kein sonderliches Interesse daran, dieses Geheimnis zu ergründen. Es war ihr am liebsten, wenn er sich einfach nur von ihr fernhielt.
"Du darfst ruhig fragen. Allerdings betraf unser Streit nicht direkt diese Expedition. Genau genommen ging es um lästige Neugier", antwortete sie wahrheitsgemäß, sich der sarkastischen Spitze allerdings durchaus bewusst, die ihre Worte enthielten.
Auch Scruul spürte sie, denn er zuckte leicht zusammen und machte ein betroffenes Gesicht.
"Oh", murmelte er unsicher. "Tut mir leid, ich wollte nicht aufdringlich sein." Er blickte nach vorne, ritt aber weiterhin direkt neben ihr.
"Damit wollte ich eigentlich ausdrücken, dass ich allein sein möchte", fügte Miranya hinzu. "Warum vollbringst du nicht einfach ein paar gute Taten? Vielleicht findest du ein paar erfrorene Vögel, die du von den Zweigen brechen und nach Süden werfen kannst."
Zornig blickte er sie an. "Schon gut, kein Grund gleich beleidigend zu werden", brummte er und verlangsamte sein Tempo, sodass er etwas zurück fiel.
Na prima, dachte Miranya voller Zynismus. Sie entwickelte anscheinend ein immer beachtlicheres Talent, Leute vor den Kopf zu stoßen, die es gut mit ihr meinten. In Scruuls Fall tat es ihr allerdings nicht einmal leid. Sie hatte nichts direkt gegen ihn, verdankte ihm ebenso wie Maziroc und der Soldat sogar ihr Leben, dennoch wahrte sie lieber Distanz zu ihm.
Mit Einbruch der Dämmerung erreichten sie ein kleines Nadelwäldchen, das einen idealen Ort für ein Nachtlager darstellte, zumal es unter den Zweigen fast schneefrei war. Sie drangen ein gutes Stück weit in den Wald ein. Mit ihren Äxten fällten die Zwerge mehrere Bäume und schufen so künstlich eine Lichtung, auf der sie ihr Lager errichteten. Zwei der gefällten Bäume wurden in handliche Stücke für ein Feuer gehackt, die übrigen so zurechtgezerrt, dass sie eine Barriere rings um die Lichtung bildeten, die zu durchdringen weder Hornmännern noch irgendwelchen Raubtieren unbemerkt gelingen würde.
Obwohl die Zwerge sich redlich mühten, war das Feuer nur schwer in Gang zu bringen, da das Holz zu frisch und feucht war. Nachdem sie einige Minuten lang zugesehen hatte und sich abzeichnete, dass es wohl noch mindestens eine Stunde dauern würde, bis die Scheite richtig zu brennen beginnen würden, öffnete Miranya das Bündel mit ihren persönlichen Besitztümern, das sie in der Satteltasche ihres Pferdes verstaut hatte, und holte ein kleines, sorgsam verschnürtes Leinensäckchen heraus.
"Lasst mich Euch helfen", wandte sie sich an die Zwerge und zog sich mit den Zähnen die Handschuhe von den Fingern. "Aber es ist besser, wenn Ihr erst ein Stück vom Feuer weggeht."
Sie wartete, bis die Zwerge ein paar Schritte zurückgewichen waren, dann warf sie etwas von dem gräulich-schwarzen Pulver, das sich in dem Säcken befand, auf die glimmenden und rauchenden Scheite. Es gab eine grelle Stichflamme. Miranya stand weit genug entfernt, dass diese ihr nichts anhaben konnte, doch nach der Kälte, der sie schon den ganzen Tag ausgesetzt war, meinte sie die Wärme, die ihr entgegenschlug, wie den glühenden Atem eines Drachen im Gesicht zu spüren. Gleich darauf begann ihre Haut zu prickeln, so heftig, als ob jemand sie mit unzähligen Nadeln stechen würde.
Aber sie hatte Erfolg gehabt. Knisternd und prasselnd leckten Flammen über die aufgeschichteten Holzscheite. Beifallheischend blickte Miranya sich um, doch einige der Zwerge nickten ihr lediglich dankbar zu. Offenbar waren Pulver und magische Hilfsmittel dieser Art auch bei ihnen nicht unbekannt. Für einen Moment war sie enttäuscht, doch dann rief sie sich wieder ins Gedächtnis, was man ihr während ihrer Ausbildung über Prahlerei beigebracht hatte. Es wäre eine Charakterschwäche, wenn man der Verlockung nachgäbe, seine Kräfte nur anzuwenden, um andere zu beeindrucken und vor ihnen anzugeben, weil man in diesem Moment lediglich versuchen würde, die eigene Überlegenheit zu demonstrieren. Nun, in diesem Fall hatte Miranya eher versucht, das Gefühl der eigenen Unterlegenheit gegenüber den Zwergen zu kompensieren.
Aber auch wenn falsche Motive bei ihrem Tun mit eine Rolle gespielt haben mochten, wichtig war nur, dass das Feuer endlich richtig brannte. Miranya öffnete ihren Mantel und streckte ihre Hände den Flammen entgegen. Wieder begann ihre Haut zu unangenehm zu prickeln, doch sie ertrug es, ohne sich etwas anmerken zu lassen, und nach ein paar Minuten klang es wieder ab.
Bald darauf saßen sie alle in einem Kreis um das Feuer, tranken Wasser, das aus geschmolzenem Schnee bestand, und gelegentlich einige Schlucke von einem starken Schnaps aus Beeren, Obst und Kräutern, den die Zwerge mitgebracht hatten. Außerdem verteilten sie reichlich Brot und getrocknetes Fleisch, was Miranya dankbar entgegennahm, da ihre eigenen Vorräte bereits stark geschrumpft waren.
"Von dem Schnaps hättet Ihr ruhig heute Mittag schon anbieten können", wandte sie sich an Barkon, nachdem sie einen weiteren Schluck getrunken hatte. Feurig lief ihr der Alkohol die Kehle hinunter, schien in ihrem Magen zu explodieren und verbreitete eine angenehme Wärme in ihrem ganzen Körper. "Da habe ich wesentlich mehr gefroren, als hier am Feuer."
"Und der Alkohol hätte dich doppelt so müde gemacht, als du es auch so schon warst, Kind", entgegnete Barkon. Seine Stimme klang herablassend, was Miranya ebenso störte, wie dass er sie als Kind bezeichnete, doch sie spülte ihren Ärger mit einem weiteren Schluck Schnaps hinunter. Maziroc hatte sie bereits vor ihrem Aufbruch am Morgen gewarnt, dass sie sich durch das Verhalten der Zwerge nicht kränken lassen sollte. Sie lebten so abgeschieden, weil sie die Menschen verachteten, teilweise sogar hassten. Lediglich die Magier und Vingala bildeten eine Ausnahme. Wäre sie eine gewöhnliche Frau, würde keiner der Zwerge auch nur ein einziges Wort mit ihr wechseln. Auch als Vingala würde sie sich jedoch damit abfinden müssen, dass man ihr nicht gerade mit überschäumender Freundlichkeit oder gar Freundschaft begegnen würde. Die Hochachtung der Zwerge Maziroc gegenüber war eine rein persönliche Angelegenheit, die sich nur auf ihn allein erstreckte.
Eigentlich hatte Miranya erwartet, dass sie fast sofort einschlafen würde, sobald sie sich erst einmal hinsetzte, doch als sie nun am wärmenden Feuer kauerte, war ihre Müdigkeit, unter der sie den ganzen Tag über gelitten hatte, plötzlich wie weggefegt. Genau genommen hatte es sich wohl ohnehin mehr um Erschöpfung als um Müdigkeit gehandelt. Geschlafen hatte sie während der letzten Tage, die sie in der Höhle gefangen gewesen waren, mehr als genug.
Nach einiger Zeit, als die Stimmung durch den Alkohol bereits gelockert worden war, begann Maziroc wieder von der Zeit des ersten großen Krieges gegen die Damonen zu erzählen. Gebannt lauschte Miranya seinem Bericht, wie er mit Maziroc und Eibon in die Falle getappt war, die das einsame Gehöft darstellte, wie sie