Drachenreiter und Magier: 4 Fantasy Abenteuer. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Drachenreiter und Magier: 4 Fantasy Abenteuer - Alfred Bekker страница 12
Der Turm war einer der sieben Türme von Nelbar.
Gorian spürte Sheeras Berührung.
>Sie hat die Macht einer Heilerin eingesetzt<, erkannte er. Das Mondlicht spiegelte sich nicht in ihren Augen. Die waren vollkommen dunkel - wie es auch zu erwarten war, wenn man die Alte Kraft einsetzte.
“Was war, Gorian?”
“Es... war nichts....”
“Das ist nicht wahr!”
“Es ist vorbei.”
“Hast du geträumt.”
“Ja.”
“War es wieder einer dieser besonderen Träume?”
Gorian zögerte mit der Antwort. “Ja”, sagte er schließlich.
“Du hast geglaubt, in einer anderen Welt zu sein?”
“Ja.”
Gorian stand auf, plötzlich von einem Impuls getrieben.
“Wo gehst du hin, Gorian?”
Er gab ihr keine Antwort. Stattdessen ging er in einen der benachbarten Räume. Dorthin, wo die beiden Schwerter aufbewahrt wurden, die beim Kampf gegen Morygor eine so entscheidende Rolle gespielt hatten. Sie lagen auf einem Steinblock. Wie aufgebahrte Reliquien.
Seit Gorian den Schattenbringer vertrieben hatte, hatte er diese Klingen nicht mehr angerührt. Sie lagen hier seitdem und Gorian hatte eine gewisse Scheu, diesen Raum zu betreten, geschweige denn, die Klingen zu berühren oder zu tragen. Zwei magische Schwerter. Das eine hatte sein Freund Torbas getragen, der zu seinem Feind geworden war.
Aber Torbas war tot und die Schwerter waren seitdem in seinem alleinigen Besitz.
Zögernd streckte Gorian die Hände aus.
Er berührte beide Klingen.
Sternenklinge und Schattenklinge.
Ein Schauder überkam ihn, als er das Sternenmetall berührte, aus dem sie geschmiedet worden waren. Er fühlte im Moment vor allem Erleichterung. Erleichterung darüber, dass die Klingen noch hier, an ihrem Ort waren - und sich nicht im Schlund irgendeines Drachen in einer anderen Welt befanden.
>Vielleicht war der Traum tatsächlich nur ein Traum<, dachte er. >Die Schwerter sind an ihrem Ort und ich bin nicht in den Schlund der Erde gefallen, wo unzählige Drachenmäuler darauf warteten, mich zu verschlingen...<
Aber dann nahm Gorian plötzlich etwas wahr.
Etwas, ihm bekannt vorkam.
Eine Präsenz.
Anders konnte er es nicht beschreiben.
>Ist da nicht ein leichter Schwefelgeruch in der Luft oder bilde ich mir das ein?<
Gorian lief hinaus ins Freie, bis zu den Turmzinnen, von wo aus man über die an der Mündung des Flusses Bar gelegene Stadt Nelbar blicken konnte. Im Süden rauschte das Laramontische Meer, im Norden befanden sich die bewaldeten Hügel Oquitoniens. Bis hierher war das Eis, das Morygor und der Schattenbringer über Ost-Erdenrund gebracht hatten, niemals vorgedrungen.
Salzgeruch lag in der Luft.
Das Salz des Meeres.
>Und der Schwefel eines Drachen!<, ging es Gorian durch den Kopf. Er ging die Zinnen entlang, ließ suchend den Blick schweifen.
Und sah er ihn.
Einen gewaltigen Drachen.
Er schwebte über dem Laramontischen Meer - ein Geschöpf, so gewaltig, wie eine ganze Stadt. Der Flügelschlag war ruhig. Das Mondlicht strahlte ihn an. Das Wasser des Meeres glitzerte im Mondlicht, aber dort, wo der Drache in der Luft flog, war ein gewaltiger, dunkler Schatten.
>Kein Zweifel, es ist ein Drache von der Art, wie ich sie in jener anderen Traumwelt gesehen habe, wo uralte Götter gegen sie kämpften...<
Eine schwefelhaltige Brise wehte herüber.
Ein fauliger Geruch des Todes.
“Gorian, was machst du hier?”, hörte er Sheeras Stimme.
Er drehte sich zu ihr um und deutete dabei in Richtung des Drachen.
“Siehst du nicht, was da ist, Sheera?”, fragte er.
“Eine dunkle Wolke, die den Mond verdeckt”, sagte Sheera. “Oder was meinst du?”
Gorian sah wieder in Richtung des Drachen.
Doch der war nicht mehr so eindeutig zu sehen. Nur ein Schatten. Wolken vielleicht. Irgendetwas, was alles mögliche sein konnte.
“Da war ein Drache”, sagte Gorian.
“Ich kann ihn nicht sehen”, beharrte Sheera.
“Es war einer jener Drachen, die mir in meinen Träumen begegnet sind.”
“Da ist du dir sicher?”
“Ja.”
“Aber da ist nichts...”
“Nichts mehr!”
“Gorian...”
“Riechst du den Schwefel nicht?”
“Die Waschfrauen hier in Nelbar benutzen sehr unappetitliche Dinge, um Kleider zu reinigen, Gorian!”
Gorian schluckte. Hatte er sich das nur eingebildet? War er dabei, dem Wahnsinn zu verfallen?
Oder verfolgten ihn Wesen aus einer anderen Welt? Wesen, die durch vielleicht durch das, was er getan hatte, angelockt worden waren. Denn der Schattenbringer hatte nur durch die Entfaltung gewaltiger Kräfte vertrieben werden können. Es war gut möglich, dass diese Vorgänge nicht unbemerkt geblieben waren...
“Komm wieder rein und versuch zu schlafen”, sagte Sheera.
“Ich glaube nicht, dass ich in dieser Nacht noch Schlaf finden werde”, gab Gorian zurück.
ENDE