Kriminologie. Tobias Singelnstein

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Kriminologie - Tobias Singelnstein

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die sich auf die wiederholte Begehung schwerer Gewalt- und Sexualstraftaten konzentrieren und teils „antisoziales“ Verhalten mit einer „psychopathischen“ Persönlichkeit in Zusammenhang bringen oder, im Sinne des Mehrfaktorenansatzes (→ § 4 Rn 24 ff.; § 10 Rn 24 ff.), ein Zusammenspiel biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren annehmen.

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       In der Mitte des 20. Jahrhunderts interessiert sich die nordamerikanische Kriminologie in einem vorwiegend theoretischen Diskurs für die Prozesse, welche die gesellschaftliche Konstruktion von Kriminalität bestimmen (→ § 2 Rn 4). Der Labeling Approach rückt den Kriminalisierungsprozess und seine Akteur:innen ins Blickfeld (→ § 13 Rn 7 ff.). Seit den 1980er Jahren gewinnen, unter dem gesellschaftspolitischen Vorzeichen des Neoliberalismus, spätmoderne Theorien an Einfluss, die eine soziale Geprägtheit von Kriminalität bestreiten und sich wieder unverblümt den individuellen Ursachen kriminellen Verhaltens zuwenden (→ § 12).

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       Neben Forschungen über das Zustandekommen „klassischer“ Kriminalität werden Konzepte zur Erfassung der Kriminalität in Wirtschaft und Oberschicht (white collar crime, → § 18 Rn 12 ff.) entwickelt und dabei die Strategien [66] analysiert, mit denen es den Träger:innen weißer Kragen gelingt, nicht nur dem strafrechtlichen Kontrollnetz zu entschlüpfen, sondern sogar zu verhindern, dass strafrechtliche Verbote gegen ihr sozialschädliches Verhalten zustande kommen. Landesweit periodisch wiederholte Opferbefragungen haben die Entwicklung einer systematischen Opferforschung (Viktimologie) ermöglicht (→ § 18 Rn 22 ff.). Die Frage, welche Maßnahmen der Kriminalprävention gleichermaßen realisierbar, kostengünstig und erfolgversprechend sind, ist ein nachhaltiges Thema der nordamerikanischen Kriminologie. Die überaus harte Sanktionierungsstrategie in den USA (→ § 20 Rn 53 ff.) ist Gegenstand kritischer Studien. In der jüngeren Vergangenheit steht die verbreitete gesellschaftliche Verunsicherung über kriminelle Ereignisse (→ § 23 Rn 21 ff.; § 24 Rn 18 ff.) sowie die Prävention besonders „brennender“ Kriminalitätsprobleme in den Bereichen der Straßengewalt, des Drogenhandels, der organisierten Kriminalität und des Terrorismus im Blickfeld.

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       Angesichts all dieser Entwicklungen bildet sich der Eindruck eines komplexen Forschungsrepertoires, das in seiner Reichhaltigkeit, aber auch Disparität weltweit einzigartig ist, ein Sammelbecken sämtlicher aktueller Perspektiven der Kriminologie bildet und als Steinbruch für jegliche kriminalpolitische Argumentation dienen kann. Die Kriminologie in den USA ist weltweit prägend und richtungsweisend.

      § 5 Kriminologische Forschungsmethoden

      1

      I. Grundlagen

      3

      4

      II. Einzelne Methoden der Datenerhebung

      5

       Wichtige Quellen im Bereich der Kriminologie sind zum einen die amtlichen Statistiken (Polizeiliche Kriminalstatistik, Staatsanwaltschafts-, Strafverfolgungs- und Strafvollzugsstatistik) sowie die durch Strafverfolgungsbehörden angelegten Akten. Insbesondere amtliche Quellen, wie aktenmäßige Erfassungen und Statistiken, betreffen nur das amtlich bekannt gewordene Hellfeld der Kriminalität; zudem dürfen sie nicht als Abbild der Wirklichkeit missverstanden werden (→ § 15 Rn 6).

      6

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