Waldröschen IV. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 2. Karl May

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Waldröschen IV. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 2 - Karl May

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seine Feinde besiegt.«

      Mit diesen Worten erhob er sich, so daß er von unten vollständig gesehen werden konnte, und stieß einen lauten Schrei aus, wie die Präriejäger es tun, wenn sie sich im Wald verirrt haben. Sofort richteten sich aller Augen zu ihm empor.

      »Hier steht Sternau, den ihr haben wollt!« rief er hinab.

      Seine Stimme schallte im Echo wider, und zugleich krachte sein Stutzen zum ersten Mal. Die Briganten waren aufgesprungen und griffen nach ihren Gewehren, die in der Schlucht zerstreut umherlagen. Aber sobald einer Miene machte, durch den Eingang zu entfliehen, streckte ihn die nächste Kugel nieder.

      Die Schüsse fielen so schnell hintereinander, als ob zehn Schützen aus Doppelgewehren feuerten. Auch der Indianer hatte mit seiner Büchse zwei niedergestreckt, und als Sternau endlich den Stutzen wegwarf und nach der Büchse griff, waren nur noch zwei übrig. Den einen schoß er nieder, den letzten aber wollte er schonen.

      »Leg dich nieder und beweg dich nicht!« rief er ihm zu. Der Mann gehorchte auf der Stelle.

      »Geh hinab zu ihm, während ich ihn von oben bewache«, gebot er dem Häuptling der Mixtekas.

      Dieser eilte in weiten Sprüngen am Rand der Schlucht dahin, bis er am Ausgang die Sohle erreichte und den Mann, der noch immer bewegungslos am Boden lag. Nun konnte dieser nicht entkommen. Sternau war dem Indianer gefolgt.

      Jetzt gebot er dem am Boden Liegenden: »Steh auf!«

      Der Mann erhob sich. Er zitterte an allen Gliedern. Ein solches Massaker war ihm noch gar nicht vorgekommen.

      »Wie viele Männer wart ihr?« fragte ihn Sternau. – »Sechsunddreißig.« – »Wo sind die Fehlenden?«

      Der Mann zögerte mit der Antwort.

      »Rede, sonst kostet es dich dein Leben!« – »Sie sind nach der Hacienda Vandaqua.« – »Was tun sie dort?« – »Sie besuchen den Señor.« – »Wer ist der Señor?« – »Der uns befahl, die Hacienda del Erina zu überfallen.« – »Hat er euch seinen Namen nicht genannt?« – »Nein.« – »Ich kenne ihn dennoch. Habt ihr Pferde bei euch?« – »Ja.« – »Wo sind sie?« – »Sie weiden nicht weit von hier auf einer Lichtung.« – »Wie weit ist es von hier bis zur Hacienda Vandaqua?« – »Drei Stunden.« – »Wann ritten die Leute fort?« – »Vor einer Stunde.« – »Wann wollen sie wiederkommen?« – »Kurz vor Abend.« – »Gut! Führe uns nach der Weide, wo sich die Pferde befinden.«

      Sternau lud zunächst seine Gewehre wieder, dann ließ er sich nach der Weide bringen. Hier wurden die drei besten Pferde ausgewählt und nach der Schlucht gebracht. Alle vorhandenen Waffen wurden in Decken gebunden und den Pferden aufgeladen. Darauf wurde auch der Gefangene auf ein Pferd geschnallt. Endlich stiegen die beiden Sieger auf, und fort ging es im Schritt durch den Wald, im Trab über die Berge und im Galopp über die Ebene.

      Wie erstaunten die Bewohner der Hazienda, als die kleine Truppe dort anlangte. Sternau hatte seinen Patienten verlassen müssen, daher war sein erster Weg zu diesem. Unterdessen erzählte der Mixteka seinen staunenden Zuhörern, was geschehen war.

      »Dieser Arzt ist der größte Held der Prärie«, sagte er. »Er ist Matavase, der Fürst des Felsens. Er hat fast zweimal fünfzehn Feinde getötet in zwei Minuten, und dennoch ist seine Büchse nicht warm geworden.«

      Büffelstirn war soeben mit seinem Bericht fertig geworden, als Sternau wieder erschien. Er hatte seinen Patienten schlafend gefunden und Emma seine Maßregeln eingeschärft. Alle anderen Bewohner der Hazienda standen im Hof versammelt. Pedro Arbellez trat ihm entgegen und reichte ihm die Hand.

      »Señor, Sie sind ein wahrer Teufel!« sagte er. »Aber es ist gut so, denn Sie haben mich vor einem fürchterlichen Feind errettet«

      Sternau nickte nur und erkundigte sich:

      »Wie weit liegt die Hacienda Vandaqua von hier?« – »Drei Reitstunden.« – »Wie stehen Sie mit dem Besitzer?« – »Er ist mein Feind.« – »Ich dachte es. Dort steckt jetzt Pablo Cortejo, der diese Mörderbande gegen Euch gedungen hatte. Wir müssen ihn haben. Ihr, Mariano und ich reiten mit zehn Mann hin. Büffelstirn kehrt mit zehn Mann nach der Schlucht des Tigers zurück, um die Pferde und Beute zu holen, und die übrigen bleiben unter Aufsicht meines Freundes Helmers hier zum Schutz der Hazienda, da man nicht wissen kann, was geschieht. Seid ihr einverstanden?«

      Alle die Genannten hatten nichts gegen die Rollen, die ihnen zugeteilt worden waren, und es dauerte nicht lange, so ritten die beiden Trupps von der Hazienda ab, ihrem Ziel entgegen.

      Die Abteilung unter Büffelstirn hatte glatte Arbeit. Die Leute erreichten die Schlucht, plünderten die Toten und luden die sämtliche Beute auf die Pferde, die sie nach Hause brachten.

      Anders war es mit der Abteilung, die nach der Hacienda Vandaqua bestimmt war. Diese mußte vorsichtig verfahren. Als man die Grenze überschritten hatte, begegnete ihnen ein Cibolero, der von der Hazienda kam. Sternau ritt an ihn heran und fragte:

      »Du kommst von der Hacienda Vandaqua?« – »Ja, Señor.« – »Ist der Besitzer zu Hause?« – »Er sitzt beim Monte und spielt um silberne Pesos.« – »Mit wem spielt er?« – »Mit einem fremden Señor aus der Hauptstadt.« – »Wie heißt dieser?« – »Ich habe den Namen wieder vergessen.« – »Cortejo?« – »Ja.« – »Sind noch andere Fremde bei euch?« – »Noch sechs Señores, die vorhin erst kamen. Sie liegen bei den Vaqueros und spielen auch, aber nicht um silberne Pesos.«

      Jetzt galt es vor allen Dingen, die richtige Art und Weise zu finden, um Cortejo in die Hand zu bekommen. Einen Hausfriedensbruch zu wagen, davon konnte gar keine Rede sein, dennoch aber stimmten sowohl Sternau als auch Mariano dafür, direkt dem Haziendero vor das Haus zu reiten und zu sehen, was weiter zu machen sei.

      Man hatte noch eine tüchtige Viertelstunde zu reiten, ehe man die Hazienda zu Gesicht bekam, aber vorher schon bemerkte man von weitem einige dunkle Punkte, die draußen über die Ebene jagten.

      Als die Truppe dort ankam, trat ihnen der Besitzer entgegen.

      »Ah, Señor Arbellez«, sagte er, indem ein unbeschreibliches Lächeln um seine Lippen spielte. »Was verschafft mir die so seltene Ehre, Herr Nachbar?«

      Da drängte Sternau sein Pferd vor und antwortete an Arbellez‘ Stelle:

      »Verzeiht, Señor! Ich bin hier fremd und suchte Señor Cortejo in der Hacienda del Erina. Ich erfuhr aber, daß ich zu Euch muß, um ihn zu finden. Ist er zu sprechen?«

      Das Äußere Sternaus machte einen solchen Eindruck auf den Haziendero, daß sein Lächeln verschwand. Er erhob den Arm, deutete hinaus in die Ferne und antwortete:

      »Tut mir leid, Señor. Cortejo ist vor kurzem aufgebrochen.« – »Wohin?« – »Ich weiß es nicht.«

      Sternau nickte lächelnd vor sich hin. Es war ja leicht erklärlich, daß dieser Mann Cortejo nicht verraten würde. Es galt nur zu prüfen, ob er die Wahrheit gesprochen habe, als er sagte, daß Cortejo aufgebrochen sei. Darum fragte Sternau:

      »Würde es uns erlaubt sein, für kurze Zeit auf dieser Hazienda zu rasten?« – »Gern«, antwortete der Mann. »Tretet näher, Señores!«

      Diese Einladung war Beweis genug, daß Cortejo nicht mehr anwesend sei.

      »Wer waren die Männer, die da nach Westen hinüber ritten?« fragte Sternau. – »Quien save – wer weiß es!« antwortete der Haziendero.

      Es

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