Waldröschen IV. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 2. Karl May

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Waldröschen IV. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 2 - Karl May

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werde doch vielleicht vorziehen, weiterzureiten«, entgegnete Cortejo schnell, denn er fand augenscheinlich kein Wohlgefallen an seiner gegenwärtigen Lage, die ihm mutmaßlicherweise von keinem Vorteil sein konnte. – »Das geht nicht«, antwortete der Mann. »Ihr seid bis an unsere Vorposten gekommen und dürft nun nicht mehr zurück. Vorwärts.«

      Jetzt folgte Cortejo. Es war kein großes Wagestück, auf dem Pferd in der Finsternis der Nacht zu entkommen, aber Cortejo war kein Held, er zog es vor, zu gehorchen.

      Der Patrouillenführer geleitete sie in das Städtchen, das nur aus wenigen Häusern bestand, heute aber sehr belebt war. Überall erblickte man angehängte Pferde, deren Reiter sich bei den Einwohnern des Ortes gütlich taten.

      Juarez ist derselbe, der in dem traurigen Schicksal des Kaisers Maximilian von Mexiko später eine so hervorragende Rolle spielte. Er war jetzt noch nicht Präsident, sondern nur Parteiführer, doch besaß er bereits genug Berühmtheit, um gefürchtet zu werden. Er war kein Weißer, sondern ein Indianer. Man wußte, daß er verwegen, listig und grausam sei, aber er besaß einen unerschütterlichen Charakter und einen Willen, der fest genug war, in den politischen Wirrwarr des Landes Klarheit und Festigkeit zu bringen.

      Er hatte sein Quartier im besten Haus des Städtchens aufgeschlagen. Dorthin wurde Cortejo mit den Seinen geführt. Vor dem Eingang hielten vier bewaffnete Fahnenreiter mit gezogenen Degen Wache. Cortejo stieg mit den Seinen vom Pferd und gelangte mit seinem Führer in das Innere des Hauses. Dort wurde er sofort in ein großes Gemach geleitet, in dem man beim Abendbrot saß.

      Am oberen Ende der Tafel präsidierte Juarez, der Indianer. Er trug sein Haar damals ganz kurz geschoren, so daß man den eckigen Bau seines mächtigen Schädels deutlich bemerken konnte, und war sehr einfach gekleidet, einfacher, als alle die Herren seiner Umgebung. Aber selbst ein Fremder hätte ihm angesehen, daß er ihrer aller Herr sei. »Was ist‘s?« fragte er kurz, als er die Eintretenden bemerkte. – »Diese Leute sind vom Posten angehalten worden«, antwortete der Gefragte.

      Das Auge des Indianers richtete sich mit stechender Schärfe auf Cortejo.

      »Wer seid Ihr?« fragte er. – »Ich heiße Cortejo, bin der Verwalter des Grafen de Rodriganda und wohne in Mexiko«, antwortete Cortejo.

      Juarez sann einen Augenblick nach und fragte dann weiter:

      »Des reichen Spaniers Rodriganda, dem die Hacienda del Erina gehörte?« – »Ja.« – »Wo wollt Ihr hin?« – »Heim nach Mexiko.« – »Und wo kommt Ihr her?« – »Von der Hacienda Vandaqua.« – »Was habt Ihr dort getan?« – »Den Haziendero besucht.« – »In welcher Angelegenheit?« – »Aus Freundschaft.«

      Die Augenbrauen Juarez‘ zogen sich finster zusammen, und er stieß die Frage hervor.

      »Ach, Ihr seid sein Freund?« – »Ja«, antwortete Cortejo unbefangen. – »So seid Ihr der meinige nicht. Dieser Mensch ist ein Anhänger von Miramon.«

      Cortejo erschrak. Miramon war der Präsident von Mexiko. Er zog im Land umher, um sich Anhänger zu sammeln und vernichtete dabei rücksichtslos diejenigen, die sich ihm nicht ergeben zeigten.

      »Ich habe ihn nach seiner politischen Ansicht niemals gefragt.«

      Damit wollte Cortejo sich verteidigen, schien aber seine Lage nicht verbessert zu haben, denn es traf ihn ein Blitz aus den dunklen Augen, und die Lippen Juarez‘ zogen sich auseinander, so daß man, etwa wie bei einem zähnefletschenden Kettenhund, die weiß glänzenden Zähne erblickte.

      »Das macht mir nicht weis!« rief Juarez. »Wo zwei beieinander sind, da wird von Politik gesprochen, das bringt der gegenwärtige Stand der Verhältnisse mit sich. Übrigens weiß ich, daß auch Ihr ein Anhänger von Miramon seid.«

      Das klang noch bedrohlicher als vorher. Cortejo beeilte sich daher, sich zu verteidigen und entgegnete:

      »Das muß ein Irrtum sein, Señor. Ich habe den Parteien stets ferngestanden.« – »So seid Ihr weder warm noch kalt, und das ist noch schlimmer. Übrigens habe ich gehört, daß Graf Rodriganda auf bloßem Wunsch hin ein ganzes Detachement Lanzenreiter erhalten hat, um sich die Hacienda del Erina zu unterwerfen. Muß er da nicht Freund des Präsidenten sein?« – »Er vielleicht, aber doch nicht ich.« – »Pah! Wie der Herr, so der Diener. Ich werde mit Euch vorsichtig sein und Euch, so lange ich nicht vom Gegenteil überzeugt bin, als Spion betrachten.« – »Señor, der bin ich nicht«, stieß Cortejo ängstlich hervor. – »Das wird sich finden. Ihr kommt mir verdächtig vor. Von Mexiko bis nach der Hacienda Vandaqua macht man keinen bloßen Freundschaftsbesuch!« – »Aber Señor, ich habe ja gar nicht gewußt, daß Sie in El Oro sind!« – »So haben Sie es erfahren wollen. Oder liegt El Oro etwa auf dem Weg von der Hazienda nach Mexiko? Weshalb dieser Umweg?«

      Cortejo konnte eine Verlegenheit nicht verbergen.

      »Ihr schweigt?« fuhr der Indianer fort. »Gut, ich lasse Euch einsperren, und morgen wird sich die Wahrheit finden.« – »Ich bin unschuldig!« beteuerte Cortejo. – »Das wird gut für Euch sein! Jetzt aber fort mit Euch!«

      Da erhob sich unter den an der Tafel Sitzenden eine Stimme:

      »Señor Juarez, erlaubt! Haltet Ihr mich für einen aufrichtigen Freund?«

      Der Sprecher war ein großer, ungewöhnlich stark gebauter Mexikaner. Seine Gestalt fiel um so mehr auf, als die Bewohner Mexikos gewöhnlich von kleiner Statur sind.

      »Welche Frage, Señor Verdoja!« antwortete Juarez. »Hätte ich Euch zum Kapitän meiner Leibwache gemacht, wenn ich Euch nicht traute? Was wollt Ihr mit dieser Frage?« – »Ich möchte Euch bitten, den Worten Cortejos zu glauben!« entgegnete der Große.

      Cortejo hatte in seiner Befangenheit die einzelnen noch gar nicht näher gemustert und also auch diesen Mann nicht beachtet, aber bei dem tiefen Klang seiner Stimme zog der Ausdruck einer freudigen Überraschung über sein Gesicht. Er fühlte sich gerettet, denn er kannte seinen Fürsprecher.

      Verdoja war zwar kein Millionär, aber doch ein ziemlich wohlhabender Grundbesitzer. Er besaß im Norden des Landes ein weitläufiges Weidegebiet und war dort der Nachbar Rodrigandas. Auch der Graf hatte dort eine Besitzung. Es befanden sich auf derselben alte Quecksilbergruben, und deshalb hätte Verdoja dieses Besitztum gern an sich gebracht, aber Graf Ferdinando hatte nicht verkaufen wollen.

      »Wieso? Kennt Ihr ihn?« fragte Juarez. – »Ja«, lautete die Antwort. – »Ihr haltet ihn nicht für gefährlich?« – »Nein, im Gegenteil, er ist Euer Freund. Ich garantiere für ihn!«

      Juarez musterte Cortejo nochmals aufmerksam und sagte dann:

      »Wenn Ihr garantiert, so mag er gehen. Aber Ihr seid verantwortlich für alles.« – »Gern, Señor.«

      Da wandte sich Juarez zu Cortejo:

      »Wer sind die Männer bei Euch?« – »Es sind meine Begleiter, brave Leute, die keinem etwas tun.« – »Sie können abtreten und sich ein Lager suchen. Ihr aber mögt mit uns essen. Ich übergebe Euch an Señor Verdoja. Ihr habt gehört, daß er verantwortlich für Euch ist, und ich hoffe, daß Ihr ihn nicht in Schaden bringt«

      Somit hatte sich die erst so gefährlich aussehende Angelegenheit zum Besten gewendet Man machte Cortejo Platz am Tisch, er kam neben Verdoja zu sitzen und teilte nun das Abendbrot des berühmten oder vielmehr berüchtigten Indianers Juarez, der berufen war, Präsident von Mexiko zu werden und einem österreichischen Erzherzog die Kaiserkrone vom Kopf zu stoßen.

      Das Mahl war nicht fein, aber desto kräftiger.

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