Waldröschen IV. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 2. Karl May

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Waldröschen IV. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 2 - Karl May

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du, wem du dein Leben zu verdanken hast?« fragte er ihn. – »Ich weiß es. Ich hätte es unschuldigerweise verloren.« – »Schweig! Señor Verdoja hat sich auch weiter für dich verbürgt. Du willst nach Mexiko?« – »Ja.« – »Man soll dort nicht wissen, daß ich hier in El Oro war, aber man wird es durch dich erfahren. Ich darf dich also nicht von mir lassen.« – »Señor, ich werde schweigen!«

      Der spätere Präsident machte eine verächtliche Handbewegung und sagte geringschätzig:

      »Ein Weißer schweigt nie, nur ein Indianer weiß Herr seiner Zunge zu sein. Ein Weißer hält höchstens dann sein Wort, wenn er es beschworen hat.« – »So will ich schwören, Señor.« – »Gut, schwöre!«

      Cortejo mußte die Hand erheben und beschwören, daß er von dem Zusammentreffen mit Juarez nichts verraten wolle. Erst jetzt schien der letztere ihm zu glauben.

      »Jetzt kannst du gehen«, sagte er. »Nimm deine Leute mit und merke dir, daß du für sie verantwortlich bist!«

      12. Kapitel

      Einige Minuten später saß Cortejo zu Pferd und verließ El Oro auf der entgegengesetzten Seite, wo er gestern eingeritten war. Die Freischärler begleiteten ihn, denn es sollte ja niemand wissen, daß sie mit dem Hauptmann in Beziehung standen. Erst nach einiger Zeit trennten sie sich von Cortejo und suchten auf einem Umweg die Richtung nach der Hacienda del Erina zu gewinnen.

      Sie waren bis jetzt unglücklich gewesen in ihren Absichten auf die Hazienda, jetzt aber brannten sie vor Begierde, sich für das Erlebte reichlich zu entschädigen.

      Kurz nach Cortejos Abreise verkündigte der Ton einer Trompete den Aufbruch. Die Lanzenreiter bestiegen ihre Pferde. Juarez setzte sich mit den Offizieren an die Spitze, und dann flogen sie auf ihren halbwilden Tieren über die Ebene dahin wie die Windsbraut, der niemand widerstehen kann.

      Es waren damals gar schlimme Zeiten für Mexiko. Es hatte sich längst vom Mutterland Spanien losgesagt und sich einen eigenen Herrscher gegeben, aber es hatte nicht die Kraft, ein selbständiger Staat zu sein. Ein Präsident verdrängte den anderen, die Finanzen befanden sich im schlechtesten Zustand, das Beamtentum war korrumpiert, es herrschte weder Treu und Glauben, noch Gehorsam im Land. Kein Militär wollte gehorchen, jeder Offizier wollte regieren, und jeder General wollte Präsident sein.

      Wer an das Ruder kam, der suchte das Land schleunigst auszusaugen, denn er wußte, daß ihm nicht viel Zeit dazu übrigbleibe. Der Nachfolger tat ganz dasselbe, ebenso der Statthalter jeder einzelnen Provinz. Zuletzt wußte kein Untertan mehr, wem er zu gehorchen habe, und am wohlsten befanden sich die Hazienderos, die die entlegensten Gegenden bewohnten.

      Mitten in diesem Wirrwarr war Juarez aufgetaucht und erlangte bald einen solchen Einfluß, daß er, obgleich er nichts weniger als Präsident war, sogar mit der Regierung der Vereinigten Staaten Traktate abschloß. Er war bald hier, bald dort, um für sich zu werben, um zu belohnen oder zu bestrafen, und ein solcher Zweck führte ihn auch heute nach der Hacienda Vandaqua.

      Als die Lanzenreiter dort ankamen, erregte ihr Anblick allgemeinen Schreck. Juarez stieg vom Pferd und trat, gefolgt von einigen Offizieren, in das Haus. Der Besitzer desselben befand sich mit seiner Familie beim zweiten Frühstück, als der Fürchterliche bei ihm eintrat

      »Kennst du mich?« fragte der Indianer streng. – »Nein«, antwortete der Haziendero. – »Ich bin Juarez.«

      Bei diesen Worten erbleichte der Mann.

      »O heilige Madonna!« rief er. – »Rufe die Madonna nicht, es ist vergebens; sie wird dir nicht helfen!« sagte Juarez finster. »Du bist ein Anhänger des Präsidenten?«

      Der Mann erbleichte.

      »Nein«, sagte er. – »Lüge nicht!« donnerte ihn der Indianer an. »Stehst du mit seinen Anhängern in Briefwechsel?« – »Nein.« – »Ich werde mich überzeugen. – Sucht!«

      Das letzte Wort war an die Offiziere gerichtet. Diese winkten einige der Mannschaften herbei, und nun begann eine genaue Untersuchung des ganzen Hauses. Nach einiger Zeit kam einer der Offiziere mit einem Paket Briefe herbei, die er dem Indianer wortlos überreichte. Dieser nahm sie ebenso wortlos entgegen und las sie. Als der Haziendero die Briefe sah, war er totenbleich geworden. Jetzt hing sein Auge angstvoll am Gesicht Juarez‘. Die Seinen standen stumm in der Ecke und erwarteten klopfenden Herzens das Kommende. Endlich war Juarez fertig mit Lesen. Er erhob sich von seinem Sitz und fragte den Haziendero:

      »Du hast diese Briefe empfangen?« – »Ja.« – »Und gelesen? Und beantwortet?« – »Ja.« – »Du hast vorhin gelogen, du bist ein Anhänger des Präsidenten. Du bist Mitglied einer Verschwörung gegen die Freiheit des Volkes. Hier hast du deinen Lohn!«

      Damit zog er ein Pistol hervor, zielte und drückte ab. Der Haziendero stürzte, durch die Stirn getroffen, zu Boden. Ein lauter, vielstimmiger Schrei des Entsetzens erscholl. Er wurde ausgestoßen von den Verwandten des Gerichteten. Juarez aber wandte sich mit unerschütterlicher Ruhe und Kälte an diese:

      »Schweigt! Auch ihr seid schuldig, aber ihr sollt nicht sterben. Ihr verlaßt das Haus. Ich konfisziere diese Hazienda mit allem, was dazugehört, als Eigentum des Staates. In einer Stunde müßt ihr fort sein. Ich gewähre euch Pferde, auf die ihr euer Eigentum packen könnt. Auch euer Geld dürft ihr mitnehmen. Jetzt fort aus meinen Augen!« – »Dürfen wir den Toten mitnehmen?« fragte jammernd die Frau. – »Ja. Jetzt aber packt euch!«

      Die Leute nahmen ihren Toten auf, trugen ihn hinaus, und als die Stunde vergangen war, verließen sie tränenden Auges die Hazienda. Jetzt gab Juarez dieselbe seinen Soldaten frei, und es wurde geplündert, so lange etwas zu finden war. Dann schlachtete man einige Rinder und begann im Freien nach Herzenslust zu schmausen.

      Juarez war unterdessen in dem Zimmer geblieben, während Verdoja die Plünderung beaufsichtigt hatte. Als er nun bei dem Indianer eintrat, sagte dieser:

      »So müssen alle enden, die gegen das Wohl des Vaterlands sündigen. Verdoja, seid Ihr treu?«

      Er richtete dabei einen wahren Tigerblick auf den Gefragten. Dieser antwortete ruhig:

      »Ja, Señor; das wißt Ihr.« – »Gut. Ich werde Euch eine Aufgabe erteilen. Habt Ihr Mut?« – »Hm«, lächelte der Hauptmann. »Habt Ihr mich einmal erbleichen sehen?« – »Nein, und darum werdet Ihr es zu hohen Ehren bringen. Kennt Ihr die Provinz Chihuahua genau?« – »Ich bin dort geboren und habe an der Grenze meine Besitzungen.« – »Gut. Ihr werdet Euch nach der Hauptstadt gleichen Namens begeben und meine Interessen dort vertreten. Wir trennen uns heute. Zuerst aber begleitet Ihr mich nach der Hacienda del Erina.« – »Reise ich mit Militärbegleitung?« – »Ihr erhaltet eine Schwadron, mit der anderen kehre ich zurück. Vorwärts!«

      Eine Minute später saßen sie zu Pferde und ritten, nur von einigen Lanzenreitern begleitet, fort. Einer der anwesenden Vaqueros mußte den Führer machen.

      Als sie die Hazienda erreichten, waren sie bereits bemerkt worden. Da die Bewohner derselben gewitzigt waren, so hatten sie das Tor verschlossen. Juarez selbst klopfte an.

      »Wer ist draußen?« fragte Arbellez von innen. – »Soldaten! Öffnet!« – »Was wollt Ihr?« – »Alle Teufel, wollt Ihr öffnen oder nicht?«

      Sternau, Helmers und Mariano standen neben dem Haziendero.

      »Soll ich öffnen?« fragte dieser leise. – »Ja«, antwortete Sternau. »Es sind ja nur einige Reiter.«

      Als das Tor offen war und

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